Europa

Gleichstellungspolitik wurde in der Europäischen Union von 2010 bis 2015 im Rahmen der Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern betrieben. Im Dezember 2015 hat die Europäische Kommission ihr strategisches Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter (2016-2019) in Form eines Arbeitsdokuments der Kommissionsdienststellen vorgestellt. Auf eine Veröffentlichung als weitaus verbindlichere und nach außen hin viel besser sichtbare Kommissionsmitteilung wurde verzichtet. In seiner am 7. März 2016 verabschiedeten Schlussfolgerung "Reaktion auf das strategische Engagement der Kommission für die Gleichstellung der Geschlechter" kritisiert der Rat der Europäischen Union die Kommission dafür und fordert eine Aufwertung des Papiers hin zu einer Kommissionsmitteilung. Der Rat fordert weiterhin die unverzügliche Umsetzung der genannten Maßnahmen und die Entwicklung neuer
Initiativen. Anfang Februar hatte sich das Europäische Parlament ebenfalls für eine Aufwertung stark gemacht.
Inhaltlich setzt die Kommission fünf Aktionsschwerpunkte:

  • Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und gleiche wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen und Männern;
  • Verringerung des Einkommens- und Rentengefälles und dadurch Bekämpfung der Armut von Frauen;
  • Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Entscheidungsprozessen;
  • Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Gewalt sowie Schutz und Unterstützung für die Opfer;
  • Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Rechte der Frau weltweit.

Die Interessen von Frauen im Wissenschaftssystem werden nur am Rande im Rahmen des Schwerpunkts zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Entscheidungsprozessen berührt. Die Kommission bekräftigt hier ihr Ziel, institutionellen Wandel durch die Implementierung von Gleichstellungsplänen zu unterstützen. Diese Maßnahmen sind Teil des Arbeitsprogramms von "Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft 2016-17".
(Quelle: Newsletter Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF), März 2016: 3f.)

Allgemein: Frauen und Männer in der EU
Statistiken zu den Frauenanteilen in den Dimensionen: Armut, Gesundheit, Gewalt, bewaffnete Konflikte, Wirtschaft, Entscheidungspositionen u.v.m. Diese bilden die 12 Dimensionen der Aktionsplattform auf der Vierten UN-Weltfrauenkonferenz in Peking 1995: http://eige.europa.eu/content/women-and-men-in-the-eu-facts-and-figures

Arbeits- und Erwerbsleben in der EU: Immer noch verdienen Frauen - ob "normale" Berufsanfängerinnen oder Hochschulabsolventinnen etwa 15 % weniger als ihre männlichen Kollegen, sie müssen größere Hürden überwinden um in Führungspositionen zu gelangen. Zudem sind ihre Arbeitsplätze mit weniger Ressourcen, schlechteren Bedingungen und größeren Belastungen verbunden. Zum fünften Jahresbericht der Kommission über Beschäftigungsquote in Relation zur Qualität der Arbeitsplätze von Frauen und Männern gelangen Sie über folgenden Link.

European Youth Poll: Traditionelle Geschlechterrollen sind in Europa stark verbreitet, aber bei vielen jungen Europäern unbeliebt - dies zeigt eine Online-Befragung des Europäischen Jugendparlaments im Frühjahr 2013. Teilgenommen haben 4.112 Jugendliche im Alter von 16-27 Jahren. So sind gerade mal 26 %(Deutschland 33 %) der Meinung, dass Haushalt und Kinder in erster Linie Aufgabe der Frau sei. 88 % (Deutschland 97 %) sind hingegen dafür, dass beide Geschlechter für die Erziehung gleichermaßen eine Auszeit nehmen. Die Frage nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit beider Geschlechter brachte ein fast einstimmiges Ergebnis in ganz Europa hervor: 97 Prozent sprechen sich dafür aus. Zum Report: http://www.eyp.org/polls/2_2013/fr-en.pdf

EurWork annual review: Developments in working life in Europe
Der von Eurofound jährlich herausgegebene Rückblick über die jüngsten Entwicklungen industrieller Beziehungen und Arbeitsbedingungen in der EU und Norwegen filtert Informationen aus Berichten von Korrespondenten des Netzwerks Eurofounds und verknüpft diese mit entsprechenden Foschungsergebnissen. Zu den Reviews gelangen Sie mit folgendem Link.

7. Forschungsrahmenprogrammm
Das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm ist am 31.12.2013 ausgelaufen. Sein Ziel war, die wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen der Industrie der Gemeinschaft zu stärken und die Entwicklung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, so wie alle Forschungsmaßnahmen zu unterstützen, die für erforderlich gehalten werden. Im Vordergrund stand dabei die Schaffung eines Europäischen Forschungsraums durch eine verstärkte und effizientere Bündelung europäischer Forschungsanstrengungen und -kapazitäten. Im 7. FRP setzte die Kommission zur effektiven Umsetzung erstmals auf ein umfassendes Monitoringsystem. Im Zentrum stand der systematische Aufbau von Datengrundlagen und Indikatoren. Diese gingen in die Evaluationen ein, die durch externe Experten erstellt wurden und waren Basis der jährlichen Monitoringberichte. Zum siebten und letzte Bericht geht es hier.
Mit Horizont 2020 (s.u.) wurde ein neues EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation ins Leben gerufen.

Führungspositionen in der EU
Die EU will es sich zur Aufgabe machen in ganz Europa die Stellung von Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft zu verbessern.  Ein Bericht zum Status-Quo mit dem Titel "Frauen und Männer in Entscheidungsprozessen: Analyse der Lage und Entwicklungen" bewertet zum einen die gegenwärtige Lage von Frauen und Männern in Entscheidungsprozessen in Europa und zum anderen Entwicklungen in den letzten Jahren. Der Bericht steht hier in vollständiger Version sowie als Zusammenfassung zur Verfügung. Unterstützt werden soll das Ziel durch ein neu geschaffenes EU-Netzwerk von Frauen in Führungspositionen:
ec.europa.eu/employment_social/women_men_stats/index_de.htm
Ende 2015 blockierte der EU-Ministerat die Umsetzung einer europaweiten Quote für Frauen in Aufsichtsräten vom EU-Ministerat. Eine Kurzübersicht der EU-Länder, die bereits eine Quotenregelung haben, findet sich auf der Webseite des Deutschen Frauenrats: http://www.frauenrat.de/deutsch/infopool/nachrichten/informationdetail/article/nur-wenige-eu-staaten-haben-eine-frauenquote-fuer-fuehrungspositionen.html

Cover des Reports "Gender Equality Index"

Gender Equality Index
Bis zur Gleichstellung von Frauen und Männern ist, positiv gewendet, die Hälfte geschafft - oder es noch ein langer Weg. Zentrale Indikatoren der statistischen Erhebungen des European Institute for Gender Equality in Vilnius sind:
Arbeit, Macht, Geld, Zeit, Wissen, Gesundheit.
http://eige.europa.eu/content/gender-equality-index

Horizont 2020
Horizont 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Als Förderprogramm zielt es darauf ab, EU-weit eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Um gezielt in die Gesellschaft wirken zu können, setzt das Programm Schwerpunkte und enthält einen umfassenden Maßnahmenkatalog.
Weitere Informationen erhalten Sie hier: http://www.horizont2020.de/

Lebensverlauf 2008: Statistisches Porträt
Wie gestaltet sich das Leben von Frauen und Männern in sämtlichen Lebensabschnitten - von der Bildungsphase über das Erwerbsleben über das Alter? Eine Publikation von Eurostat bietet hierzu einen umfassenden Daten- und Faktenreport mit Ländervergleichen in 25 Staaten für den Zeitraum 1990 bis 2005. Zur Online-Version in englischer Sprache gelangen Sie über folgenden Link.

MASIS (Monitoring Activities of Science in Society) Report: Challenging Futures of Science in Society: Emerging trends and cutting-edge issues
Der Bericht gibt einen Überblick über das Themenfeld Wissenschaft und Gesellschaft in Europa. Hier werden auch Handlungsfelder der Zukunft aufgezeigt, zum Beispiel in der geschlechtlichen Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung (v.a. Kapitel 5, S. 43 f.). Auch die Themenfelder Nachwuchsförderung und Diversität werden aufgegriffen. Mehr dazu lesen Sie hier.

SheFigures 2015
Wie hoch ist der Anteil von Männern und Frauen in der europäischen Forschung und wie verändert sich dieses Verhältnis im Laufe der Zeit? Diesen und weiteren Fragen widmet sich die Broschüre „She Figures“ der EU Kommission. Hier werden Statistiken und Indikatoren für die "Humanressourcen im FTE-Sektor" und die Entwicklung der geschlechtlichen Gleichstellung der Geschlechter in der Forschung präsentiert. SheFigures erscheint seit 2003 im Dreijahres-Rhythmus.
Die SheFigures 2015 beleuchten zusätzlich zu geschlechtervergleichenden Statistiken in Bereichen wie Promotion, Beschäftigung in der Forschung und der Beteiligung an Entscheidungsprozessen Unterschiede in den Arbeitsbedingungen. Erstmals werden die Situation von Männern und Frauen bei wissenschaftlichen Publikationen und Patentanmeldungen sowie die Berücksichtigung von Genderaspekten in wissenschaftlichen Artikeln analysiert.

SheFigures 2015
SheFigures 2012 
SheFigures 2009
SheFigures 2006
SheFigures 2003

Schweiz: Karriereverläufe von Frauen in der Wissenschaft
Wie ist es bei Frauen mit dem Übergang von der Promotion in eine wissenschaftliche Karriere bestellt? In dem Aufsatz "Wie undicht ist die Pipeline?" von Frank Schubert und Sonja Engelage werden die Karriereverläufe Promovierter innerhalb von fünf bis zehn Jahre nach der Erlangung des Doktorgrades in der Schweiz analysiert. In einer multivariaten Analyse wird geklärt, ob und in welchem Ausmaß promovierte Frauen Benachteiligungen bei der Aufnahme einer wissenschaftlichen Karriere erfahren und welche Faktoren hierfür entscheidend sind. Der Aufsatz ist in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie erschienen und ist als Volltext hier abrufbar.

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Lesetipp zur EU-Kommission

In diesem Artikel werden die neun EU-Kommissarinnen, die 2011 im Amt sind, portätiert:

Prune Antoine (2011): Unter den Rockschößen der Europäischen Union, in: APuZ 37-38/2011

Global Gender Gap Report 2010
Der Gender Gap Report 2010 ist erschienen. Der Bericht des Weltwirtschaftsforums untersucht seit 2006 in 134 Ländern, die Gleichstellung von Frau und Mann. Unter die Lupe genommen werden die Bereiche Wirtschaft (Lohngleichheit, Aufstiegschancen), Bildung, politische Beteiligung und Gesundheit. Deutschland ist diesem Jahr auf Rang 13 platziert, hinter Südafrika, Spanien, Schweiz, Philippinen, Lesotho und den skandinavischen Ländern. 2006 befand sich Deutschland auf Rang 5.
Hier geht es zur kompletten Fassung.

Society at a Glance 2011
Der Datenreport der OECD Gesellschaft auf einen Blick (Society at a Glance) gibt einen Überblick über soziale Trends und politische Entwicklungen in den OECD-Ländern. Im Fokus der Ausgabe von 2011 stehen verschiedene Formen der unbezahlten Arbeit, welche in den meisten Ländern mehrheitlich von Frauen geleistet werden. Dazu zählen Tätigkeiten wie etwa Kochen, Putzen, die Pflege von Angehörigen, die Erziehung von Kindern oder Reparaturen. Ein Sonderkapitel versammelt dazu Daten aus 26 OECD-Ländern sowie aus China, Indien und Südafrika. Hier geht es zum Volltext.
Lesen Sie hierzu auch die WZB-Studie zum Zusammenhang zwischen Einkommen und Hausarbeit in 33 Ländern. Link zur Pressemitteilung: http://www.wzb.eu/de/press-release/haushalt-ist-frauensache-vor-allem-aermere-frauen-sind-belastet Die Studie von Jan Paul Heisig „Who Does More Housework: Rich or Poor? A Comparison of 33 Countries" ist in der Ausgabe der American Sociological Review (2011) erschienen.

Österreich: Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt 2010

Der Bericht gibt u.a. Auskunft über die Erwerbsquote von Frauen und Männern, ihren Bildungsabschlüssen, die durchschnittliche Beschäftigungsdauer, die Verteilung in unterschiedlichen Positionen aber auch die Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen u.v.m.: www.ams-forschungsnetzwerk.at/deutsch/publikationen/BibShow.asp?id=8242

Literaturempfehlung Gleichstellungspolitik öffentlicher ArbeitgeberAnalysen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Politische Maßnahmen zur Gleichstellung im Beruf gibt es viele – aber warum fehlt ihnen noch immer der durchschlagende Erfolg? Welche Dynamiken wirken bei der Implementierung und Durchsetzung dieser Maßnahmen, und wie können Gleichstellungspolitiken künftig besser konzipiert und abgestimmt werden? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersuchen die AutorInnen vergleichend die Strukturen und Maßnahmen betrieblicher Gleichstellungspolitik öffentlicher Arbeitgeber am Beispiel der Bundesverwaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. (Fuchs, Gesine; Bothfeld, Silke;  Leitner, Andrea; Rouault, Sophie (Hrsg) (2015), Gleichstellungspolitik öffentlicher ArbeitgeberAnalysen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, Leverkusen: Budrich.)