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15.03.2016 - 10:23:47

Neu im Kader des ZLV

Jochen Gönsch im Interview

Das Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV) begrüßt Prof. Dr. Jochen Gönsch als jüngst ernanntes ZLV-Mitglied. Gönsch ist Leiter des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre der Mercator School of Management (MSM) der Universität Duisburg-Essen und insbesondere für die Themenbereiche Service und Operations zuständig. Als Experte in den Fachbereichen Remanufacturing, Erneuerbare Energien, Berücksichtigung von Risikoaversion, Pricing & Revenue Management und Mobilität & Logistik bietet Gönsch zahlreiche inhaltliche Schnittstellen zu den Schwerpunkten des ZLV. Wie sich Gönsch bisher mit den Themen Mobilität, Logistik, Urbane Systeme und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hat und was der demographische Wandel für die Forschung der Zukunft bedeutet, verriet er uns in einem Interview:

Herr Gönsch, Herzlich Willkommen im ZLV. Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden? Und wie kam es überhaupt zur ersten Kontaktaufnahme?

Gönsch: Besten Dank! Ich hatte schon länger vom Zentrum für Logistik und Verkehr gehört. Wenn man sich bewirbt, wie ich im letzten Jahr, da hält man in alle Richtungen Ausschau. Aber mein erster Kontakt zum ZLV beziehungsweise zu Klaus Krumme ist über einen Kollegen hier an der Mercator School of Management, Michael Manitz, entstanden.

Inwiefern sind Sie mit den Aspekten Logistik und Verkehr in Ihrer akademischen Karriere in Berührung gekommen?

Gönsch: Da gibt es zwei Stränge aus eher verschiedenen Themenfeldern. Zum einen über meine Promotion im Bereich Pricing & Revenue Management. In einem Fall hatte ich bei Lufthansa an der Flugnetzplanung gearbeitet. Dabei ging es um die Gestaltung eines Flugplans aus operativer Sicht: Ich habe x Flüge mit einer Kapazität c und dementsprechend cx Tickets, die ich möglichst clever verkaufen muss, damit die Flugzeuge ausreichend ausgelastet bleiben. Wenn das nicht mal Logistik bedeutet...

Und der zweite?

Gönsch: Das wäre dann zum Thema Remanufacturing. Dabei beschäftige ich mich mit Closed-Loop-Supply-Chains von technischen Produkten. Apple, zum Beispiel, kauft seine alten Geräte auf und baut diese auseinander, um einzelne Bausteine in seinen neuen Geräten wiederzuverwenden.

Das heißt, dass nachhaltige Supply-Chains durchaus lukrativ sein können? Wie steht es generell mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Lehre der Betriebswirtschaft?

Gönsch: Genau das. Nachhaltigkeit rückt aus wirtschaftlichen Vorteilen immer mehr in den Vordergrund. Die Wiederaufnahme von alten Bauteilen in der Technik kann zum Marktvorteil werden.

Momentan unterrichten Sie an der MSM Duisburg. Legen Sie in Ihren Vorlesungen auch ein Augenmerk auf Mobilität und Logistik in urbanen Systemen?

Gönsch: Allerdings, wir beschäftigen uns mit Dienstleistungsinnovationen und nutzen dazu Discrete-Choice-Modelle. Das heißt, wir untersuchen das Mobilitätsverhalten von Kunden und erstellen eine Nachfrageprognose. In Städten geht es dann um ganz konkrete Probleme: Wie schaffe ich es zum Beispiel, dass der Kunde das gemietete Rad an einer Bike-Sharing Station abstellt, an der zu wenig Mieträder stehen und verhindere somit, dass der Kunde das Rad an einer schon überlasteten Stelle abschließt?

Immer mehr Menschen Leben in Städten und so gibt es auch immer mehr koordiniertes oder unkoordiniertes Chaos. Verändert der demographische Wandel Innovation in der Betriebswirtschaftslehre?

Ich würde Städte nicht mit Chaos gleichsetzen. Natürlich gibt es in Städten jedoch ganz neue Planungsprobleme, denken Sie nur an die Steuerung von Verkehr und Parkraum. Gleichzeitig sind heute unglaublich viele Daten verfügbar, von denen wir bisher kaum wissen, wie diese sinnvoll ausgewertet werden können. Hiermit beschäftigen wir uns in der Arbeitsgruppe Analytics, die ich gemeinsam mit Kollegen gegründet habe.
Auch der demographische Wandel ist eine riesige Herausforderung. Während in der Vergangenheit Innovationen meist von neuen Technologien getrieben waren, werden in Zukunft die Bedürfnisse neuer Zielgruppen eine zentrale Rolle spielen. Ein Beispiel: Viele ältere Menschen besitzen ein Auto, das Sie jedoch nur selten nutzen. Gleichzeitig wird Carsharing jedoch hauptsächlich von jungen, technikaffinen Menschen genutzt. Hier ist noch viel Raum für Innovationen.

Herr Gönsch, Vielen Dank!

Foto: Jochen Gönsch
https://www.uni-due.de/imperia/md/images/zlv/jochen_gönsch_ude_hoersaal.jpg

Weitere Informationen:
http://udue.de/goensch
http://udue.de/LehrstuhlBWL
https://gor.upb.de/?id=334