RSS-Beitrag

begleitendes Bild

21.05.2020 - 13:52:20

ZLV-Geschäftsführerin Ani Melkonyan-Gottschalk im Tagesspiegel Background

ZLV-Geschäftsführerin Ani Melkonyan-Gottschalk ist in der aktuellen (Mai 2020) Ausgabe des Tagesspiegel Background Mobilität und Transport im Porträtinterview zu lesen. Der Link zur vollständigen Ausgabe steht unter dem abgedruckten Interview.

Ani Melkonyan-Gottschalk gehört zu den 39 Prozent – so hoch ist der Anteil unter den rund 33 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland, die laut „Pendleratlas“ (Arbeitsagentur, Stand Juni 2019) täglich zur Arbeit pendeln. „Gehört die CO2-Bilanz der Pendler zum Land oder zur Stadt?“, ist eine der Fragen, denen sich Melkonyan-Gottschalk wissenschaftlich widmet.

Seit 2017 ist sie Geschäftsführerin des Zentrums für Logistik und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, wo sie sich mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten beschäftigt. Aktuell untersucht sie für das Projekt NEMO (Neue EmscherMobilität) systematische Lösungen für die Verkehrswende im Ruhrgebiet. Aufgrund steigender Preise in den Stadtzentren ziehe es die Menschen auch in rurale Gebiete. Deshalb müssen laut der gebürtigen Armenierin auch Pendler in die Verkehrsplanung einer Stadt einbezogen werden. Für eine Steuerung seien „die Kombination von Push-Maßnahmen, wie einer City-Maut oder teureren Parkplätzen, und Pull-Maßnahmen, wie Investitionen in den öffentlichen Verkehr wichtig“, erklärt Melkonyan-Gottschalk, die mit der S-Bahn von ihrem Wohnort Essen zum Institut nach Duisburg pendelt.

„Die Mobilität ist ein Ökosystem der Stadt“

2007 zog die studierte Ökonomin von der armenischen Hauptstadt Jerewan ins Ruhrgebiet, um an der Universität Duisburg-Essen zum Thema Luftverunreinigung in Nordrhein-Westfalen zu promovieren. Der Umzug von Armenien nach Deutschland habe Melkonyan-Gottschalk nicht nur kulturell und persönlich, sondern auch auf professioneller Ebene geprägt: „Von der Ökonomie den Shift zur Klimatologie zu schaffen, war eine große Umstellung.” Ein Schritt, der sie bis heute in ihrer Karriere beeinflusst. So untersuchte Melkonyan-Gottschalk in ihrer Habilitation die Auswirkungen des Klimawandels auf die Agrarökonomie. „Die Mobilität ist ein Ökosystem der Stadt. Deswegen können wir nicht über Verkehr sprechen, ohne uns gleichzeitig die Energiebranche anzuschauen”, betont sie.

Mittlerweile setzt Melkonyan-Gottschalk ihre Expertise für Logistik- und Verkehrskonzepte ein. Auch hier fließen Ökonomie und Nachhaltigkeit zusammen. Besonders die Logistik spielt dabei für die 36-Jährige eine große Rolle: „Wir sprechen über nachhaltige Produktion, die die Konsumenten interessiert, aber die dahintersteckende Logistik wird nicht nachhaltig gestaltet. So kann ein Produkt nicht komplett nachhaltig sein.”

Nicht die Lieferdauer, sondern die Zuverlässigkeit sei Kunden wichtig

Besonders die Kapazitätsplanungen sind laut Melkonyan-Gottschalk ein Problem: „Viele Kapazitäten bei Lkw werden nicht ausgeschöpft, indem sie nicht voll beladen werden oder die Waren liefern und dann fast leer zurückfahren.” Gerechtfertigt würde dies mit dem Kundenwunsch der schnellen Lieferung. Ein Irrglaube, wie Melkonyan-Gottschalk in dem Projekt „Innovative Logistik für nachhaltige Lebensstile” (ILoNa) herausfand: „Nicht die Lieferdauer ist wichtig, sondern die Zuverlässigkeit. Die Kunden wären bereit, sechs Tage zu warten, wenn sie wissen, dass die Ware dann in guter Qualität ankommt.” Durch die aktuelle Coronakrise steige zudem der Online-Handel mit Lebensmitteln. Deswegen sei es wichtig, auch hier Waren regional zu bündeln und eine direkte Lieferung an Kunden zu organisieren.

Köln habe beispielsweise Probleme auf der letzten Meile

Auch sonst wirke sich das Verhalten der Konsumenten auf Logistik und Verkehrsplanung aus. „Junge Leute ziehen in Ballungsräume und steigern den Online-Commerce. Deswegen hat nun beispielsweise Köln Probleme auf der letzten Meile”, erläutert Melkonyan-Gottschalk. Dass die Domstadt und andere Metropolen Probleme mit der Einhaltung der Luftverschmutzungsgrenzen hätten, liege also nicht nur am Städtebau, sondern auch an sozialen Strukturen.

Übrigens nicht nur beruflich, sondern auch privat verknüpft Melkonyan-Gottschalk gerne verschiedene Perspektiven: In ihrer Freizeit widmet sie sich der Kunst und malt mit Ölfarben Motive, die Natur und Menschen verbinden. Linda Bachmann

Vier Fragen an Ani Melkonyan-Gottschalk:


1. Welches Auto kaufen Sie sich als nächstes?

Ich habe kein Auto und habe auch nicht vor, eins zu kaufen.

2. Wie halten Sie es mit dem Fliegen?

Das sehe ich kritisch, aber ich komme leider nicht darum herum. Ich hoffe, dass bald andere Alternativen entwickelt werden.

3. Wer gibt für Sie in der Mobilitätsbranche das Tempo vor?

Von Stakeholdern her private Unternehmen.

4. Wo würden Sie das Rad gerne neu erfinden?

Ich würde das Rad im Zusammenspiel verschiedener Stakeholder gerne neu erfinden. Das ist noch nicht innovativ genug.


Die ganze Ausgabe finden Sie hier:

https://utf.rdir.de/form.do?agnCI=1024&agnFN=fullview&agnUID=D.B.CXKE.PDS.BtqT7.A.7lsLWgt7H_Qdc0UFYB2ex1QvgmtvFoVTAaI1G9_WRaMCj-vjUxoxnQsfZmOvhig9cbB8chkp1OMcAGp_Bi7NjQ