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14.01.2025 - 11:00:00
Die Universität Duisburg-Essen trauert um langjähriges ZLV-Mitglied und ehemaligen Sprecher der „Urbanen Systeme“
Nachruf auf Prof. Dr. J. Alexander Schmidt
Die Universität Duisburg-Essen trauert um Prof. Dr. J. Alexander Schmidt, der am 28.12.2024 viel zu früh verstorben ist. Die Nachricht von seinem Tod hat Kolleg:innen, langjährige Weggefährt:innen sowie ehemalige Doktorand:innen und Studierende tief bewegt.
Alexander Schmidt war charaktervoll, streitbar, intellektuell, großzügig, freigeistig, humorvoll und voller origineller Ideen. Er hinterlässt in vielerlei Hinsicht eine schmerzhafte Lücke, doch zugleich auch äußerst lebendige Erinnerungen an gemeinsame Projekte, Diskussionen und Ziele. Sein Wirken zeigte sich nicht nur im direkten Umfeld seiner Universität, sondern auch in zahlreichen internationalen Netzwerken und Forschungsverbünden, in denen er deutliche Spuren hinterließ.
Geboren 1949 und aufgewachsen in Stuttgart, studierte Alexander Schmidt Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart sowie an der University of California, Berkeley, wo er 1978 den Master of Architecture erwarb. 1989 wurde er an der Universität Stuttgart promoviert. Bereits früh beschäftigte er sich intensiv mit globalen Fragestellungen urbaner Entwicklung und vertiefte dieses Interesse im Rahmen vielfältiger internationaler Forschungsprojekte – unter anderem in Japan, Chile und China. Seine Erfahrungen, vielfach auch im globalen Süden, relativierten eine mögliche europäische Nabelschau und führten ihn immer wieder zu innovativen, transdisziplinären Ansätzen, die er nicht zuletzt im Ruhrgebiet praktisch erprobte.
Seit 1998 leitete Alexander Schmidt das Institut für Stadtplanung und Städtebau an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2008 und bis zu seiner Pensionierung war er einer der Sprecher des Profilschwerpunkts „Urbane Systeme“ an der Universität Duisburg-Essen und trug entscheidend zum Aufbau dieses inter- und transdisziplinären Forschungs- und Lehrbereichs bei. Ohne sein Engagement wären viele Erfolge – einschließlich Master- und Doktorandenprogramme – nicht denkbar gewesen. Zahlreiche jüngere Wissenschaftler:innen, die heute selbst verantwortungsvolle Positionen in Wissenschaft, Verwaltung oder Wirtschaft innehaben, wurden von ihm gefördert und inspiriert.
Beispielhaft für die von ihm vertretene, ebenso weitsichtige wie für Forschung und Praxis anspruchsvolle Auffassung der Stadt, die nur ganzheitlich, nicht aber sektoral und disziplinär – er nannte es gern „kleingeistig“ – zu verstehen ist, steht der von ihm mitherausgegebene Band „Understanding Complex Urban Systems: Multidisciplinary Approaches to Modeling“.
Das Schöne im Leben hatte für Alexander Schmidt stets zentrale Bedeutung. Sein Wirken war geprägt von einer integrierten Sichtweise, in der ästhetische, technische und soziale Aspekte der Stadtgestaltung zusammenkommen – stets unter dem Primat der Nachhaltigkeit. Als Architekt und Stadtplaner war er überzeugt, dass urbane Räume ihre volle transformative Kraft nur dann entfalten, wenn man auch die „schöne Stadt“ als Wert begreift. Seine Publikationen, darunter „StadtLicht – Lichtkonzepte für die Stadtgestaltung“ und „Die schöne Stadt“, verdeutlichen das Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Ästhetik auf eindrückliche Weise.
Alexander Schmidt verstand es, das Leben zu genießen, war Kunst- und Musikkenner und liebte den intellektuellen, humorvollen Austausch ebenso wie die kontroverse Debatte. Er kämpfte leidenschaftlich für seine Überzeugungen, war dabei aber stets offen für neue Perspektiven. Kolleg:innen schätzten ihn als kreativen Geist, der in gemeinsamen Projekten immer wieder überraschende Denkwege aufzeigte.
Nach seiner Pensionierung zog es ihn nach Nordfriesland, wo er neue Blicke auf das Leben gewann. Zusammen mit seiner Frau, der Malerin, Anglistin, Germanistin und Theaterpädagogin Elisabeth Hagopian, widmete er sich unter anderem dem Schreiben und Illustrieren von Kinderbüchern, die Kultur, Mythen und Natur Nordfrieslands auf kunstvolle Weise verbinden.
Mit dem Tod von Prof. Dr. J. Alexander Schmidt verliert die Universität Duisburg-Essen eine über viele Jahre hinweg prägende Persönlichkeit, die weit über institutionelle Grenzen hinausgewirkt hat. Sein Engagement für nachhaltige Stadtentwicklung und sein unverwechselbarer Blick auf die ästhetische Dimension des Urbanen bleiben eine dauerhafte Inspiration für nachfolgende Generationen von Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen in der Stadtentwicklung.
Wir werden ihn als zugewandten Menschen, originellen Wissenschaftler und warmherzigen Mentor vermissen und in dankbarer Erinnerung behalten. Seiner Familie, seinen Freund:innen und allen, die ihm nahestanden, gilt unser tief empfundenes Mitgefühl.
(Foto: Daniel Schumann)