Pressespiegel

Lexikon berühmter Tiere
Das Lexikon berühmter Tiere hat in der Presse wenig Beachtung erhalten. Das in den neunziger Jahren erschienene Lexikon hält Informationen zu Tieren aus Film, Fernsehen, Literatur und Mythologie bereit. Hans Joachim Neubauer (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.1997) meint, es falle schwer, „das Personal dieses Lexikons zu sortieren“, da Tiere aus unterschiedlichsten Bereichen thematisiert würden, was sich auf Duves weiten Tierbegriff zurückführen lasse. Neubauer kritisiert, dass die modernen Tiere vielen älteren Menschen unbekannt seien und zeige den „unbekümmerte[n] Umgang der Autoren mit den Wurzeln des Historischen", wodurch die „klassischen und mythischen Urbilder" verblassen würden. Neubauer beschreibt das Lexikon berühmter Tiere als „freundlich und lakonisch". Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk, 17.03.1998) hebt den „Umfang des Lexikons, die akribischen Quellennachweise" und die „ungebremste Sammelleidenschaft beider Autoren“ positiv hervor. Die umfangreiche Lektüre sei „durchaus erschöpfend“, trotzdem passe das Lexikon neben die 'Lustigen Taschenbücher'. So kommt Weyh zu dem kritischen Schluss, dass höchstens „zwanzig Prozent der Informationen“ wirklich gehaltvoll seien und der Rest „eher für Kindergeburtstage" tauge.

Keine Ahnung
Obwohl Keine Ahnung zu den ersten Veröffentlichungen Karen Duves zählt, findet die Erzählsammlung in den über 150 Rezensionen, die sich auf Duve beziehen, kaum Erwähnung. Meist wird das Werk im Zusammenhang mit den Romanen Im tiefen Schnee ein stilles Heim, Dies ist kein Liebeslied und Taxi erwähnt. So werden die Protagonistinnen der Erzählungen aus dem Band mit denen aus den genannten Romanen verglichen oder darauf aufmerksam gemacht, dass die Themen einzelner Geschichten mit denen ihrer Romane übereinstimmen. So stellt beispielsweise Marie Büsch (Focus on German Studies, 16/2009) in ihrer Rezension die Welt der Protagonistin des Romans Taxi mit der Welt der Protagonistin aus Keine Ahnung gegenüber. Lediglich in zwei Rezensionen wird konkret über die im Jahr 1999 veröffentlichte Erzählsammlung geschrieben. Beide Rezensenten loben Duves klare und beachtenswerte Erzählweise, wodurch der/die Leser/in das Geschehen intensiv miterleben könne. So betont Doris Dangschat (Der Tagesspiegel, 25.02.2000): „Karen Duve braucht nur wenige Sätze, um eine Atmosphäre von beklemmender Nähe zu erzeugen“, wodurch ein „Wechselbad aus Erleben und Beobachten“ entstehe. Auch in Der Falter (08.12.1999) hebt der Rezensent die „klare, geradlinige Sprache“ Duves hervor und fasst diese Darstellungsweise mit den Worten: „Die betrübliche Seinslage wird protestantisch-nüchtern hingenommen: Ist eben so und aus“ zusammen.

Lexikon berühmter Pflanzen
Ulrich Greiner (Die Zeit, 21.10.1999) lobt in Der Zeit das Lexikon als „ein unentbehrliches Nachschlagewerk“.

Weihnachten mit Thomas Müller/Thomas Müller und der Zirkusbär
Die meisten der acht Rezensionen, die sich mit den KInderbüchern beschäftigen, behandeln sowohl das erste Buch Weihnachten mit Thomas Müller als auch dessen Fortsetzung Thomas Müller und der Zirkusbär. Immer wieder positiv bewertet wird, dass es sich bei diesen Texten keinesfalls um reine Kinderbücher handele, „denn wie ein Märchen, dessen tiefere Bedeutung sich erst dem erwachsenen Leser oder Zuhörer erschließt, erzählt auch dieses Buch eine Geschichte, die von Eltern bestimmt noch einmal anders gelesen wird als von ihrem Nachwuchs“. Sylvia Schwab stuft die Geschichten als Werk ein, welches „nicht nur zum Lesen und Vorlesen ein[lädt], sondern auch zum Nachdenken und Darüberreden“ (Deutschlandradio, 13.12.2006). In ihrer Rezension wird die Komik der Geschichte zudem mit der aus Pu der Bär verglichen, beruhend auf einer „herrlich naiven Sprache und [dem] erstaunten Bären-Blick auf die Welt“. Zusammengefasst werden Karen Duves Kindertexte als „sensibel und resolut, ernsthaft und zugleich voller Spaß am Erzählen“ beschrieben. Auch Maik Söhler (Die Tageszeitung, 25.11.2006) macht darauf aufmerksam, dass Erwachsene ebenso Freude an diesen Kinderbüchern haben können, da es „zugleich hochkomisch, respektlos und hellsichtig [ist] und auf eine sehr intelligente Art mit allen nur denkbaren Klischees [spielt]“. In einer Rezension von Cornelia Geissler (Die Berliner Zeitung, 29.06.2010) wird die Geschichte des kleinen Stoffbären Thomas Müller mit der des gleichnamigen Fußballspielers verglichen und festgehalten, dass „so wie Fußball nicht einfach nur ein Spiel ist, sondern eine Begegnung der Charaktere und Philosophen, so wärmen diese Bücher auch Erwachsenen das Herz“. Durchweg positiv fällt die Bewertung beider Bücher von Roswitha Budeus-Budde (Die Süddeutsche Zeitung, 10.12.2004) aus. Sie beurteilt die Erzählungen als „besonders vergnügliche Variationen der Weihnachtsgeschichten, weil [sie] mit […] Ironie Weihnachten zwar jede Rührseligkeit aber nicht seine emotionale Bedeutung [nehmen]“.
Neben diesen zustimmenden Rezensionen findet sich aber auch Kritik, so fällt die Besprechung von Elena Geus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.12.2003) ablehnend aus. Sie bemängelt, dass Duves Weihnachtsgeschichte „trotz aller klugen Gespräche […] seltsam inhaltsleer“ ausfalle und besonders das Vorgehen, „[a]llem einen Namen zu geben […] ermüdend aufdringlich [wirkt]“. Nur die den Illustrationen von Petra Kollitsch können die Kritikerin überzeugen, denn sie würden der Geschichte eine wirkliche Nähe verleihen.

Die entführte Prinzessin
Die entführte Prinzessin hat ein starkes Presseecho erfahren. Die meisten Kritiker*innen zeigen sich begeistert von Duves erster märchenhafter Erzählung; negative Pressestimmen finden sich selten.
Kritik erfährt Die entführte Prinzessin von Petra Kohse (Frankfurter Rundschau, 16.03.2005), die sich über zu wirre Erzählstrukturen beklagt, „größere Erzählbögen" oder eine „komplexe Komposition" gebe es nicht. Figuren und entsprechende Motive fallen, „wenn sie gerade gebraucht werden, wie Sternschnuppen vom Himmel", deshalb lassen sich in Die entführte Prinzessin „ganze Bataillone nicht zuende erzählter Stränge" finden. Ebenso führt Martin Halter (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.2005) einige Kritikpunkte an, indem er den fehlenden Anspruch thematisiert, denn wer den „kritischen Verstand nicht schon beim 'Es war einmal'-Eingangstor" abgelegt habe, der wundere sich über Duves „märchen- und mädchenhafte[r] Harmlosigkeit". Es sei schade, wenn Duve „ihr großes Erzähltalent künftig mit Zwergenwitzen und Märchenprinzen" verschwenden wolle. Auch Nina May (24.03.2005) äußert sich ähnlich kritisch, wenn sie den „Verlust der narrative[n] Originalität" anspricht. Statt „eindrücklichen Psychogrammen" gebe es eine „platte Erzählung um eine Prinzessin", deshalb bestimmten „willkürliche Märchenmotive und penetrante Entzauberung" die Handlung.
Als positives Element wird die psychische Komplexität der Figuren benannt und der damit einhergehende Wegfall des gut-böse Klischees, welches Märchen sonst kennzeichne. So äußert sich Gisa Funk begeistert (Deutschlandfunk, 20.02.2005) über Duves „psychologischen Blick", welcher die „menschlich-allzumenschlichen Seiten" enttarne, dieser lasse die Helden des Romans zwar „weniger heldenhaft erscheinen als ihre traditionellen Vorbilder", allerdings biete sich hierdurch eine andere Perspektive und die Chance, „eine Persönlichkeitsentwicklung der Figuren nachzuzeichnen", welche sich in Märchen sonst nicht finden lasse. Auch Uta Beiküfner (Berliner Zeitung, 25.02.2005) bezeichnet Duve als Autorin, die „den alten Märchenfiguren eine neue Psyche einhaucht", sodass nicht immer gleich zu erkennen sei, „wer hier gut ist und wer böse". Thomas Kastura (Kastura, 17.03.2005) betont ebenfalls diesen Aspekt, die Figuren würden im Verlauf Einiges hinzulernen und „zu modernen Persönlichkeiten" reifen, da Duve sie ernst nehme und mit „realistischen Motiven und Verhaltensweisen" ausstatte. Marit Hofmann (Die Weltwoche, 19.05.2005) lobt, dass Duves Figuren „nicht eindimensional" seien, sondern eine Entwicklung durchliefen. Darüber hinaus sehen viele Rezensent*innen die Mixtur aus verschiedenen Sagen und Legenden, „eine[r] Unmenge von Motiven, Themen und Stoffen in verwandelter Form“, so Beiküfner, die Duve in ihrem Text zusammenschmilzt, als gelungen an. Die Leserin habe in die entführte Prinzessin die Möglichkeit, diese Motive, Themen und Stoffe kritisch zu beleuchten. Es treffe beispielsweise „tiefes Mittelalter" auf „frühe Moderne", wodurch sich für Funck „starke Kontraste" ergeben würden, aus denen sich die „anspielungsreiche Komik dieses modernen Märchens" speise. So lobt Funck die Intertextualität, die sich bei Duve finde, denn das Werk strotze vor „amüsanten wie intelligenten Verweisen" auf die „aktuelle Gegenwart", die „historische Vergangenheit" oder auch „Sprüche aus heutiger Werbung". Auch die auktoriale Erzählhaltung schildere „alle Ereignisse in einer betont lapidaren Alltagssprache." Die Handlung sei unvorhersehbar, da Duve in ihrem Werk „genussvoll die Leser-Erwartung" unterlaufe. Die entführte Prinzessin sei insgesamt ein „moderner, psychologischer Beziehungsroman", der „unter dem Gewand des Märchens" stecke. Die Botschaften seien zwar nicht neu, allerdings „selten so spannend und originell in einem Märchen" verpackt worden. Insbesondere die Probleme der Märchenhelden erinnern an Protagonist*innen aus Duves früheren Werken, allerdings gewinne Duve dieser „Psycho-Dynamik diesmal ungeahnt humorvolle Aspekte ab". Allerdings gehe es Duve nicht darum, die Form des Märchens „lächerlich zu machen", vielmehr ironisiere sie die „konservative Vorstellung von Anstand und Ehre", die in Märchen sonst ein zentrales Element sei. Auch Kastura findet, dass Duve mit „gängigen Genreelementen heiter-ironisch, doch niemals respektlos" jongliere.

Taxi
Karen Duves Roman Taxi wird vielfach in der Presse erörtert, wobei der Großteil der 22 Rezensionen positiv gewichtet ist. Lediglich zwei Rezensenten sprechen neben Anerkennungen auch Beanstandungen aus. So geht Gisa Funck (Deutschlandradio, 25.05.2008) zunächst auf einen Kritikpunkt ein, welcher besonders von männlichen Literaturkritikern vertreten werde. So werfe man Duve häufig vor, „sie [habe] in ihren Romanen einen allzu männerfeindlichen Blick“. Funck weist diesen Punkt jedoch mit dem Argument zurück, die Männerfiguren würden niemals als „Grund für die Selbstentwertung, sondern nur als Unterstützung“ dargestellt werden. Nach dieser Entlastung kritisiert die Rezensentin jedoch die geringe Entwicklung in Duves Taxiroman, welche besonders durch den erst auf Seite 90 einsetzenden Aufwärtstrend deutlich werde. Zudem stelle der geringe Abstand zum Thema, welcher sich aus dem autobiografischen Charakter der Erzählung ergebe, ein Problem dar, da die Geschichten ermüdend wirkten. Lediglich durch die Tatsache, diese mit privaten Dramen zu verknüpfen, könne dieser Vorwurf entkräftet werden. In der Rezension von Dirk Knipphals (Die Tageszeitung, 13.05.2008) heißt es: „Mangelnde Welthaftigkeit kann man ihr nicht nachsagen. Aber mangelnden Durcharbeitungswillen.“ So wird zunächst Duves Können geschätzt, „in wenigen Absätzen menschliches Begegnen zu schildern.“ Des Weiteren sei eine konstante Spannung durch die schnellen Szenenwechsel und Einzelbeschreibungen gegeben. Negativ bewertet wird von Knipphals jedoch die „mangelnde Verwertung des Materials.“ So würde Duve ihren Erzählstoff nicht ausreichend verarbeiten und „so wie ihre Erzählerin, so könne sich auch die Autorin Karen Duve nicht recht entscheiden.“ In den letzten Zeilen der Rezension schließt Knipphals aus seinen kritischen Einschätzungen folgenden Schluss: „Und das macht im Ganzen diesmal doch nervige schlechte Laune. In gewisser Weise ist ‚Taxi‘ das literarische Dokument einer Arbeitsverweigerung“.
Neben diesen negativ gewichteten Pressestimmen, äußert sich der Großteil der Rezensenten zustimmend. So beschreibt Volker Hage (Der Spiegel, 18/2008) beispielsweise die Autorin als eine, die das Leben kennt und es „vermag meisterlich mit dem zu spielen, was sie erlebt hat“. So weist Hage auch den Kritikpunkt zurück, Duves Geschichten könnten die Leser*innen auf Dauer ermüden, da sie durch ihren knappen und zugespitzten Erzählstil die Taxierlebnisse in Form eines Running Gags in den Roman einbinde. Indem sie selber davon berichte, wie ihre Mitmenschen von den Erzählungen der Protagonistin gelangweilt werden, demonstriere sie „wie reizvoll sich diese Geschichten erzählen lassen“. Liliane Zuuring (Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 23.05.2008) spricht insbesondere der „drastischen, harten, kraftvollen und direkten Sprache“ ein Lob aus und fasst den Roman als „wunderbar“ zusammen, da Duve den Kampf der Gleichberechtigung „zynisch erfrischend“ schildere, ohne vom Leser als zu aufdringlich empfunden zu werden. Auch die Rezension von Rainer Moritz (Die Welt, 24.05.2008) fällt durchweg positiv aus. So zeige der Roman, „dass diese Autorin es meisterhaft versteht, komische und traurige Elemente miteinander zu verbinden, unterschiedliche Sprachregister präzise wiederzugeben und gleichzeitig Charaktere aus zwei voneinander entfernten sozialen Biotopen zu erfinden.“ Moritz bewertet Duves Werk als „souveränes Buch von leichter Hand“ und „elegante[n], kluge[n] und witzige[n] Roman“. Den Punkt, dass es sich bei Karen Duve um eine Autorin handele, die durchaus Menschenkenntnis besitze, wird auch von Juliane Rusche (Umagazine) anerkannt. Zudem seien die im Roman geschilderten Probleme auch in Zukunft noch nachvollziehbar und interessant. Dass Duve den Leser „mit ihrer Geschichte, deren Vieldeutigkeit und Identifikationsangebot allein [lasse]“, beurteilt Rusche als Gelegenheit, „sich selbst nach der Lektüre eines vielschichtigen Romans ein paar wichtige Fragen zu stellen“. Auch Marie Büsch hebt in ihrer Rezension (Focus on German Studies, 16/2009) hervor, dass Duves Roman zum „Nachdenken über festgefahrene Verhaltensmuster [anrege]“ und nicht „durch elaborierte Sprache oder Handlung, sondern durch die Ironie und den Humor in ihren Werken [fasziniere]“. Abschließend heißt es: „Taxi ist dabei hoffnungsvoller als seine Vorgänger. Fans von Regenroman werden Taxi dementsprechend genießen, aber die Komplexität des Erstlings wird in Taxi dennoch nicht erreicht.“ Dahingegen vertritt Regula Freuler (Neue Züricher Zeitung, 11.05.2008) die Ansicht, der Roman habe alle Voraussetzungen dafür, mindestens genauso ein Erfolg zu werden, wie die vorausgegangenen Veröffentlichungen: „Auch ‚Taxi‘ hat das Zeug dazu, alles ist da – vielleicht besser denn je: der Witz, die entwaffnende Ehrlichkeit, der sogartige Sound, die verzweifelten und doch kämpferischen Seelen“. Andrea Benda (Die Brigitte) hebt hervor: „Karen Duve schreibt gern über Dinge, von denen sie eine Ahnung hat“. Zudem wird anerkannt, dass sie nur wenige Worte benötige, um die verschiedensten Situationen zu schildern. „Ihre Erfahrungen im Chauffeursgeschäft, ihre wunderbare Beobachtungsgabe und den nüchtern-lakonischen Stil“ werden auch im Kölner Stadt-Anzeiger positiv bewertet. (14.05.2008) Roland Siegloff (Der Tagesspiegel, 05.05.2008) fasst den Taxiroman als Werk zusammen, welches alles biete, was man von einem Roman verlangen könne. „Was will der Leser mehr? Sex? Ist vorhanden. Humor? Bleibt trocken. ‚Geistige Erfrischung‘ verlangt der frauenfeindliche Hobby-Philosoph Rüdiger von einer Lektüre. Auch die hat Karen Duves ‚Taxi‘ im Kofferraum immer mit dabei.“

Anständig essen. Ein Selbstversuch
Karen Duves Großessay Anständig essen. Ein Selbstversuch wird in der Presse sehr kontrovers diskutiert, so äußern sich viele Rezensent*innen positiv über den moralischen Selbstversuch der Autorin. Andere sehen Anständig essen jedoch deutlich hinter früheren Werken. Vor allem Duves humorvollen und ironischen Stil werten die Kritiker als angemessenes Stilelement, so schreibt Karen Krüger in ihrer Rezension (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2011), dass Anständig essen eine mit „Selbstironie gespickte und deshalb auch amüsant zu lesende Langzeitreportage" sei. Auch Heidi Ossenberg lobt (Badische Zeitung, 21.01.2011) den Stil Karen Duves, dieser sei „persönlich und oft selbstironisch, dabei auch sehr informativ". Ossenberg betont zudem die gelungene Komposition aus Sachbuch und Belletristik. Weiterhin ermögliche die inhaltliche Gestaltung des Themas als Selbstversuch eine Identifizierung mit der Protagonistin und eine stärkere Reflexion mit dem moralisch brisanten Thema. Sebastian Fasthuber (Falter, 05.01.2011) sieht die Stärke des Textes darin, „dass Duve dem Leser auf Augenhöhe begegnet, anstatt diesem als besserer Mensch entgegenzutreten". Auch Iris Radisch (Die Zeit, 07.01.2011) findet, es sei besser, gesellschaftliche Missstände „nicht mehr vom Hochsitz der Theorie, sondern aus der Froschperspektive des eigenen, unbezweifelbaren Erlebens zu begutachten". Hierdurch erhielten Selbstversuche eine „unverbrauchte Lebendigkeit", was sie letztlich zu „anregenden Lektüren" mache. In ähnlicher Weise äußert sich Bettina Weber (Der Tagesanzeiger, 14.01.2011), indem sie den Text als „Kunststück" bezeichnet, da es schwierig sei, über ein moralisch aufgeladenes Thema zu schreiben, ohne dabei vorwurfsvoll zu klingen. Katrin Hartmann (Frankfurter Rundschau, 14.01.2011) sieht die inhaltlichen Stärken darin, dass Duve „all die blöden Ausreden, die Irrationalität, die Gewohnheit, das Dilemmata, den Egoismus, die ganze banale Grausamkeit, die das Verhältnis vom Mensch zum Tier kennzeichnet", entlarve. Dem gegenüber wird Anständig essen auch scharf kritisiert. So sehen viele in den Bemühungen Duves eine platte Philosophie, die den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werde. Annette Brüggemann (Deutschlandfunk, 17.02.2011) sieht in Duves Versuch zu erklären, warum Menschen Tiere essen, nur eine „vereinfachte Küchenphilosophie". Brüggemann erscheint der Selbstversuch im Tagebuchstil ideenlos und abgenutzt. So urteilt sie, dass Duve auf die „Authentizität ihres Selbstversuchs" setze, indem sie stets mit Details über die Protagonistin aufwarte. Dies sei aber auf lange Sicht eher anstrengend, deshalb fordert Brüggemann letztlich „Schluss mit literarischen Selbstversuchen". Ebenso kritisch äußert sich Maike Hank (Der Freitag, 06.01.2011), wenn sie anmerkt, dass Duves eigene Moral unklar sei, denn sie wechsele „ohne Unterlass die Perspektive" und mache sich „mal lustig über die gerade gelebte Ernährungsform, mal über die Menschen, die gedankenlos alles essen". Ein weiterer Kritikpunkt wird von Hank angebracht, wenn sie Duves ironischen Stil zur Vermittlung von moralischen Botschaften als unpassend empfindet, es sei eben „heikel, gleichzeitig aufklären und witzig sein zu wollen". Duve hätte einen „klaren Standpunkt einnehmen sollen" und müsse „einen möglichen Weg zeigen." Duve sei es leider nicht gelungen „dafür ein inspirierendes Vorbild zu sein". Schließlich wirke die Protagonistin auch unglaubwürdig aufgrund des Umgangs mit sich selbst, denn sie „fordert ein anständiges Verhalten gegenüber Tieren und der Umwelt", lasse jedoch „den anständigen Umgang mit sich selbst außer Acht". Weiterhin bemängelt Hank die Strukturlosigkeit des Textes, dieser trage „eine Fülle von Informationen aus vielen Büchern zusammen", doch die Themeneinteilung nach Ernährungsphasen ermögliche keine Orientierung, sodass man letztlich auf eine „unüberschaubare Menge an Informationsfragmenten" blicke, ohne Etwas zu finden. Die fehlende Struktur kritisiert Marina Kormbaki (Hannoversche Allgemeine, 03.01.2011) nicht, im Gegenteil, sie bemängelt die Überstrukturiertheit. Durch die „Reihung von Haltungen" und „ihre terminierte Abfolge" erscheine Anständig essen unglaubwürdig. Schließlich könne es „beim Suchen der richtigen Lebenseinstellung [...] nicht zugehen wie beim Probeessen für ein Hochzeitsmenü".

Grrrimm
Karen Duves bislang jüngste Veröffentlichung Grrrimm, eine Adaption von fünf verschiedenen Märchen der Gebrüder Grimm, wird von der deutschen Literaturkritik überaus positiv bewertet.
Peggy Neidel (Der Standard, 03.12.2012) übt jedoch Kritik an Grrrimm. Die Adaption des Märchens Rotkäppchen setze Maßstäbe. Die anderen vier Geschichten könnten nicht mithalten, die Figuren seien „blasser", das Geschehen orientiere sich eher an den Originalen und „platte Kalauer" ließen sich finden. Auch Thomas Schaefer (Badische Zeitung, 30.10.2012) findet kritische Worte, Duve aktualisiere und verfremde die Geschichten, allerdings tue sie dies manchmal durch zu „simple Späße". Allerdings wertet Neidel die Vielschichtigkeit der Figuren ebenfalls als positiv, die Märchen seien von ihrem „schwarz-weißen Schleier" befreit, denn Duve habe sie grau gefärbt.
Die meisten anderen Kritiker*innen zeigen sich positiv überrascht von Duves Einfallsreichtum bei der Umgestaltung der bekannten Kinder- und Hausmärchen. So findet beispielsweise Desirée Löffler (Popkulturschock, 01.10.2012), dass Duve den Märchen „die Moral" und „Schwarz-Weiß-Zeichnung" nehme und diese durch „Grautöne" ersetze, was die Leser*innen „zum Schlucken“ bringe. Weiter führt Löffler an, dass Duves Adaptionen unvorhersehbar seien, denn es sei bis zum Ende immer unklar, ob ein Märchen „der Vorlage folgt oder nur in Nuancen abweicht, ob es die Handlung unterminiert oder eine andere Geschichte mit den gleichen Motiven" erzähle. So kommt Löffler zu dem Schluss, dass Duves Geschichten „hinterhältig, ambivalent, clever und alles andere als märchenhaft" seien und die „Neurosen unserer Gesellschaft" gekonnt aufzeigen. Wolfgang Schneider (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.11.2012) schließt sich diesem Urteil an; er zeigt sich ebenfalls begeistert über die „Hingabe“, mit der Duve erzähle, und sei dankbar für die „Überraschungsmomente und Variationen im sattsam Bekannten". Als gelungen sieht er auch die Parodie auf das klassische Märchen, da dort nichts erklärt werden müsse und Duve an dieser Stelle ansetze, denn sie appliziere „Motive, oft nach Maßgabe einer heutigen Küchenpsychologie", was „komische Kontraste" hervorrufe. Elke Eckert (Die Tageszeitung, 23.11.2012) betont die Komplexität der Figuren, diese seien nicht eindimensional, sondern ermöglichen Blicke in „die Abgründe der menschlichen Psyche". Duves fantasievoller Erzählstil ziehe „den Leser in Bann." Auch sie wertet die Unvorhersehbarkeit der Handlung als spannendes Element, es gebe „kein Happy End" und dies passe besser zu der „fiesen Welt der Märchen."

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