Promotionsthema (Arbeitstitel): „Schülervorstellungen von Grundschulkindern zu Berufen im MINT- Bereich“

 

Aktuell vorliegende Daten aus Dezember 2018 machen (Bundesagentur für Arbeit, 2020)  deutlich, dass Jungen und Mädchen nach wie vor geschlechtsspezifisch entsprechend den vorherrschenden Klischees ihre Berufe wählen. Es stellt sich die Frage, warum nach Jahrzehnten der emanzipatorischen Maßnahmen keine Änderung in der Berufswahl eingetroffen ist.

Berufswahlentscheidungen besitzen eine besondere Wichtigkeit, da sie das alltägliche Leben strukturieren, Menschen eine Form von persönlicher Identität bieten und ihre Zufriedenheit und ihre Lebensqualität bestimmen (Bussey & Bandura, 1999: 692). Darüber hinaus besitzt das Thema der Berufswahl Relevanz für die Gesellschaft. Zum einen gehen mit geschlechterspezifischer Berufswahl soziale Ungleichheiten einher (z.B. geringe Verdienste in ‚Frauenberufen‘). Zum anderen entstehen Arbeitsmarktveränderungen durch Globalisierung und Digitalisierung, aufgrund derer vor allem der MINT-Sektor eine steigende Bedeutung erhält. Vor allem arbeiten im MINT Bereich nicht nur erheblich weniger Frauen (15% im Jahr 2018) als Männer (Anger, Koppel, Plünnecke, Röben, & Schüler, 2019), allerdings findet dieser für die Gesellschaft wichtige Arbeitsmarktsektor nicht genügend Arbeitskräfte.

Ein Problem dieser sehr eingeschränkten und stereotypischen Berufswahl scheint in den Vorstellungen von Berufen, also Berufsbildern zu liegen. Die Studie von Wößmann et al.(2018) verweist darauf, dass sich Stereotype bezüglich des Berufslebens bereits im jugendlichen Alter verankert haben (Wößmann, Lergetporer, Grewenig, Kersten, & Werner, 2018: 40). Traditionelle Geschlechterrollen schränken sowohl Mädchen als auch Jungen bereits in der Schule ein, indem bestimmte akademische Fächer und Berufe als potentielle Pfade nicht berücksichtigt werden, auf denen Jungen und Mädchen Erfolg und Erfüllung gefunden hätten (Leaper, 2011: 352). Dies gilt auch für den MINT-Bereich.

Ein Ansatz, Kindern klischeefreie Berufsbilder zu vermitteln, ist die Berufsbildung in der Schule. Gängige Unterrichtseinheiten zur Berufswahl finden fast flächendeckend zwischen der 7. und 10. Klasse statt (Diaz, Forge, Groß, & Stühmeier, 2020: online). In Grundschulen ist die Berufsbildung ebenfalls Bestandteil der Lehrpläne, scheint aber nur wenig umgesetzt zu werden. Dabei zeigen Studien, dass das Interesse von Jungen und Mädchen für MINT-Berufe bereits in der Grundschule geweckt werden kann (Chambers, Kashefpakdel, Jordan Rehill, & Percy, 2018: iv; Parramore Wilbourn & Kee, 2010: 671; van Tuijl & van der Molen, 2016: 163).

Vor dem Hintergrund dieser Problemlage will die Arbeit Erkenntnisse zu der Frage gewinnen, inwieweit sich Berufsbilder von Kindern im Grundschulalter durch eine Intervention verändern lassen. Im Rahmen einer pre-post-Erhebung mit Intervention werden zunächst die Schülervorstellungen zu Berufsbildern im MINT-Bereich von Grundschulkindern im Alter von durchschnittlich neun Jahren erfasst. Durch eine Intervention werden Kinder mit den Berufen des MINT- Bereiches vertraut gemacht. In einer Nacherhebung werden Änderungen in den Berufsbildern zu MINT-Berufen erfasst. Die Erhebung erfolgt sowohl quantitativ (Fragebogen) als auch qualitativ (Interviews).

 

 

Anger, C., Koppel, O., Plünnecke, A., Röben, E., & Schüler, R. M. (2019). MINT-Frühjahrsreport 2019- MINT und Innovationen – Erfolge und Handlungsbedarfe. Retrieved from Köln: https://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/res/mint-fr%C3%BChjahrsreport%202019.pdf/$file/mint-fr%C3%BChjahrsreport%202019.pdf

Bundesagentur für Arbeit, S. (2020). Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen (WZ 2018) (Monatszahlen). Deutschland, Länder- und Regionaldirektionen. Stichtag: 31.Januar 2020. Retrieved from https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=20898&topic_f=beschaeftigung-sozbe-monatsheft-wz

Bussey, K., & Bandura, A. (1999). Social Cognitive Theory of Gender Development and Differentiation. Psychological Review, 106(4), 676-713.

Chambers, N., Kashefpakdel, E., Jordan Rehill, J., & Percy, C. (2018). Exploring the career aspirations of primary school children from around the world. Drawing the future. Retrieved from London:

Diaz, M., Forge, S., Groß, J., & Stühmeier, R. (Producer). (2020, 25.02.2020). Methoden- Set. Retrieved from https://www.klischee-frei.de/de/klischeefrei_95053.php

Leaper, C. (2011). Research in developmental psychology on gender and relationships: Reflections on the past and looking into the future. British Journal of Developmental Psychology, 29(2), 347-357.

Parramore Wilbourn, M., & Kee, D. W. (2010). Henry the Nurse is a Doctor Too: Implicitly ExaminingChildren’s Gender Stereotypes for Male and FemaleOccupational Roles. Sex Roles, 62, 670-683.

van Tuijl, C., & van der Molen, J. H. W. (2016). Study choice and career development in STEM fields: an overview and integration of the research. International Journal of Technology and Design Education, 26(2), 159–183.

Wößmann, L., Lergetporer, P., Grewenig, E., Kersten, S., & Werner, K. (2018). Denken Jugendliche anders über Bildungspolitik als Erwachsene? ifo Schnelldienst, 17, 31-45.