Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Uniklinikum erhält 800.000 Euro für drei Jahre

DFG-Förderung für die Herzinfarktforschung

[21.10.2009] Wenn durch den plötzlichen Verschluss eines Herzkranzgefässes der Blutfluss abgeschnürt und unterbrochen wird, kommt es zu einem Herzinfarkt. Doch nicht nur durch die fehlende Blutversorgung trägt das Herz Schäden davon: Auch wenn das Blut nach der Öffnung der Gefäße plötzlich wieder einschießt, können dadurch die Folgen des Infarktes deutlich verschlimmert werden.

Was genau im Herzen bei der Reperfusion, also der raschen Wiederherstellung der Durchblutung, geschieht, erforscht Prof. Dr. Dr. Gerd Heusch, Direktor des Instituts für Pathophysiologie am Universitätsklinikum Essen. Seine Studien werden ab sofort drei Jahre lang von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit mehr als 800.000 Euro gefördert. „Die Reperfusion ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist eine möglichst rasche Wiederherstellung der Durchblutung des Herzmuskels nach einem Infarkt unerlässlich, auf der anderen Seite verursacht aber gerade dieser wieder einschießende Blutfluss Probleme und kann die Größe des Herzinfarktes auch negativ beeinflussen“, erklärt Pathophysiologe Heusch.

Inzwischen ist bekannt, dass eine ischämische Präkonditionierung, bei der das Herz vor einem akuten Infarkt durch gezielte kurzzeitige Unterbrechung und anschließende Wiederherstellung der Durchblutung auf das Ereignis vorbereitet wird, die Auswirkungen des Infarktes verringern kann – und zwar um bis zu 70 Prozent. „Diese Präkonditionierung des Herzens kann allerdings nur bei geplanten Eingriffen am Herzen, bei denen eine Schädigung zu erwarten ist, eingesetzt werden, denn bei allen anderen Infarkten weiß man ja vorher nicht, wann sie auftreten werden“, erklärt Professor Heusch. Seine Forschungen konzentrieren sich deshalb auch auf eine zweite Methode, die so genannte Postkonditionierung: Dabei wird nach einem akuten Herzinfarkt die Durchblutung des Herzmuskels so gesteuert, dass das Lebenselixier nicht plötzlich und geballt wieder einschießt, sondern in moderaten Dosen wieder in das Herz gelangt. So kann sich der Herzmuskel ganz langsam wieder an den Blutstrom gewöhnen.

„Eine gezielt eingesetzte Postkonditionierung kann die Größe des Herzinfarktes immerhin um 40 Prozent verringern“, so Prof. Heusch. Sein jetzt DFG-gefördertes Forschungsprojekt setzt genau an diesem Punkt an. „Wir möchten herausfinden, was genau im Herzen bei der Postkonditionierung passiert, welche biochemischen und molekularen Vorgänge dabei zum Zuge kommen“, betont der Essener Forscher. Ziel ist dabei, den einzelnen Faktoren, die Signalkaskaden in Gang setzen, auf die Spur zu kommen. „Gelingt es, diese biochemischen Vorgänge zu entschlüsseln, dann können ganz gezielt Medikamente entwickelt werden, die diese Kettenreaktionen so steuern, dass die Infarktschäden verringert werden – und zwar ganz ohne Operation oder den Einsatz von Kathetern“, sagt Prof. Gerd Heusch und erklärt, dass das Zeitfenster für die Wiederherstellung der Durchblutung nach einem akuten Infarkt nur wenige Stunden beträgt und dass eine gezielte Postkonditionierung unmittelbar mit der Wiederherstellung der Durchblutung erfolgen muss. Bei einem besseren Verständnis der ursächlichen Mechanismen kann eventuell auch dieses enge Zeitfenster erweitert werden.

Weitere Informationen: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Gerd Heusch, Direktor des Instituts für Pathophysiologie, Universitätsklinikum Essen, Tel. 0201-723-4480, gerd.heusch@uk-essen.de

Redaktion: Anne Bolsmann, Tel. 0201/723-1491

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