Dr. Corinna Schlicht, Germanistik

Dr. Corinna Schlicht - Abstract zum Vortrag am 17. Januar 2013, 16.00-18.00 Uhr – Raum V13 S00 D50 Frauen dilettieren, während Männer Kunst schaffen? Frauen im Literaturbetrieb

„Ich muss mich doch wirklich darüber wundern, wie unsere Weiber jetzt, auf bloß dilettantischem Wege, eine gewisse Schreibgeschicklichkeit sich zu verschaffen wissen, die der Kunst nahkommt“ so despektierlich äußerte sich Friedrich Schiller in einem Brief an Goethe anlässlich der Veröffentlichung von Sophie Mereaus Roman Amanda und Eduard im Jahr 1803. Frauen dilettierten, während Männer Kunst schaffen – so die gängige Meinung im mittlerweile aufgeklärten Deutschland. Die Kunst (und damit ein eigener Wirtschaftszweig) gehören den Männern. So leidet Karoline von Günderrode, die unter einem männlichen Pseudonym veröffentliche und sich mit nur 26 Jahren das Leben nahm, unter dem Rollenzwang ihrer Zeit. Sie schreibt 1805: „Schon oft hatte ich den unweiblichen Wunsch, mich in ein wildes Schlachtgetümmel zu werfen, zu sterben – warum ward ich kein Mann! Ich haben keinen Sinn für weibliche Tugenden, für Weiberglückseligkeiten.“ Statt der (künstlerisch) tätigen Frau etabliert sich im 19. Jahrhundert das Bild von der Frau als Muse des Künstlers, das noch bis in die heutige Zeit wirkt. Wenn sie sich aber dennoch in die literarische Öffentlichkeit wagen, finden sich schreibende Frauen etwa unter dem diskursiv wirkmächtigen Etikett des Fräuleinwunders (Volker Hage 1999) kategorisiert.

In meinem Vortrag möchte ich mich in historischer Perspektive der Frage widmen, wie sich Frauen ihre Position im Literaturbetrieb erarbeitet haben. Dabei soll es neben dem zentralen Aspekt weiblicher Autorschaft, also der Produktion von Literatur, auch um die verschiedenen Bereiche der Literaturdistribution und ihrer professionellen Rezeption gehen, also das Verlagswesen, literarische Salons und das Feuilleton.

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