Jörg G. Klinner, Leiter Spracharbeit/ stellv. Institutsleiter (Goethe-Institut)

Deutsch als Fremdsprache – für mich die Alternative


Fünfzehn Jahre sind vergangen, seitdem ich als Student im ersten Semester der Gestaltungstechnik und des Schulfachs Deutsch für die Sekundarstufe II im obligatorischen Seminar „Jahreszeiten“ jeden Montag im Botanischen Garten an der Gruga stand und für Prof. Knubel Bambusse mit Kohle, Rötel und Kreide nachzeichnete oder aber am Lehrstuhl von Prof. Dr. Brandt mittels seiner Studienbriefe mediävistische Texte entzifferte. Die Universität Duisburg-Essen bestand als solche zum damaligen Zeitpunkt nicht; ich hatte mich noch als Student an der UGS, der Universität-Gesamthochschule Essen eingeschrieben mit dem Ziel, Lehrer am Berufskolleg zu sein. Schon damals eher eine Unterart der Lehrämter, die auch bei einigen Dozenten zu Verwirrung führte, als man mit dem losen Zettel aus dem Fakultätssekretariat am Ende des Semesters ankam, um sich seine Leistung zu bescheinigen.

Am Ende meines dritten Semesters entdeckte ich an einem Pfeiler im ‚Nadelöhr‘ zwischen dem Gebäude R12 und der Bibliothek einen Aushang, der um Studierende warb, die bereit waren, das Fach Deutsch als Fremdsprache (DaF) in Amsterdam zu studieren. Aus Nordhorn in der Grenzregion zu den Niederlanden kommend, schien mir das verlockend und stimmig, und ich ahnte damals noch nicht, welche Bedeutung dieser Auslandsaufenthalt für mein zukünftiges Arbeitsleben haben würde. Im Februar 2000 schienen mir jedenfalls Kenntnisse im Bereich DaF für den Unterricht an Berufskollegschulen im Ruhrgebiet sehr nützlich.

Da wesentliche Leistungen meiner Hochschulzeit in Amsterdam auch in Essen anerkannt wurden, bestand nach dem Auslandsaufenthalt die Möglichkeit, durch den Besuch einiger Seminare des Funktionsbereichs Deutsch als Zweitsprache/ Deutsch als Fremdsprache von Prof. Dr. Baur eine Zusatzausbildung abzuschließen. Diese Seminare waren oft sehr klein, wodurch natürlich das inhaltliche Arbeiten intensiver war. Es ergab sich dadurch aber auch die Chance, von einer Dozentin auf eine Tutorentätigkeit für Erasmus-Studierende angesprochen zu werden, die ich gern annahm.
War zu Beginn meines Studiums mein Fokus noch stark auf die Gestaltungstechnik gelegt, verschob sich durch die Tutorien langsam das Interesse in Richtung der Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache bzw. versuchte ich die beiden Studienschwerpunkte bei meinen Hausarbeiten und letztendlich auch während meines Examens zu verbinden.

Nach Abschluss meiner Examensarbeit im Februar 2003 bot mir Prof. Baur an, als Tutor im Rahmen einer Hochschulkooperation an einer südafrikanischen Universität (Rhodes University, Grahamstown) Konversation zu unterrichten. Eine Gelegenheit, die ich unmöglich ausschlagen konnte – suchte ich doch auch nach Alternativen zum Berufskolleg. Den zwei Terms in Grahamstown folgte 2004 eine Stelle als Dozent für DaF an der Universität von Port Elizabeth, ebenfalls in Südafrika.

Man könnte meinen, dass damit die Beziehungen zur Universität Duisburg-Essen (UDE) beendet waren. Dies war jedoch nicht der Fall, da meine Zeit in Port Elizabeth zeitlich befristet war, und ich 2005 nach Essen zurückkehrte, um als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team von Prof. Baur mitzuarbeiten. Auf Basis der während dieser Tätigkeit gewonnenen Erfahrungen und Kenntnisse in Lehre, Forschung und akademischer Selbstverwaltung sowie vor dem Hintergrund meines Wunsches nach einem längeren Auslandsaufenthalt bewarb ich mich erfolgreich auf ein Lektorat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, DAAD, welches ich im Januar 2007 an der Universität Namibia in Windhoek antrat.

Auch während dieser Zeit brachen meine akademischen Wurzeln zur UDE nicht ab. Im Gegenteil: Zum einen verstärkte meine linguistische Forschung im Rahmen meiner Dissertation bei Prof. Ammon den Kontakt zum Campus Duisburg; zum anderen etablierten Prof. Baur und Christoph Chlosta auf dem Campus in Essen und ich eine germanistische Institutspartnerschaft mit den Kollegen der namibischen German Studies, die bis heute besteht und den Austausch zwischen Studierenden der Universität Namibia und der UDE befördert.
Die Zeit in Namibia war gleichermaßen prägend wie erfahrungsreich. Als DAAD-Lektor vermittelt man die deutsche Sprache an der gastgebenden Hochschule, erfährt aber zugleich etwas über die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Diese Arbeit war jedoch zeitlich auf fünf Jahre begrenzt, weswegen ich 2011 von den Kollegen Abschied nehmen musste.

Die Freude an der Vermittlung des Deutschen als Fremdsprache war, genau wie die Lust an Auslandserfahrungen, geblieben - wenn nicht gar gestiegen. Insofern erweckte die Ausschreibung des Goethe-Instituts „Leiter Spracharbeit“ mein großes Interesse, und ich bewarb mich. Nach einem intensiven Bewerbungsverfahren fing ich am 01.01.2012 als Referent in der Abteilung Sprache in der Münchener Zentrale an. Ich lernte die Organisationsstrukturen kennen und bereitete mich zudem auf meine weitere Auslandsverwendung vor, die dann mit der Entsendung als Leiter der Spracharbeit und stellvertretender Institutsleiter am Goethe-Institut Israel zum 01.01.2013 begann. Dort bin ich nun – und meine Aufgaben in Israel sind sehr umfassend und schließen sowohl die Leitung des Sprachkurs- und Prüfungsbetriebs mit ein als auch die Führung von Aktivitäten im Rahmen der Bildungskooperation Deutsch.

DaF ist somit zur bestimmenden Konstante in meinem Berufsleben geworden, begonnen aber hat alles an der Universität Duisburg-Essen.

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