Maren König, Studienreferendarin

You live and learn

Im September 2007 trudelte ein Brief der Universität Essen ein, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich durch das Losverfahren doch noch einen Studienplatz für das Lehramt an der Uni wahrnehmen durfte. Am nächsten Tag stand ich im Studierendensekretariat vor der Frage: „Haben Sie nicht gerne Freizeit oder warum möchten Sie Lehrerin für zwei Korrekturfächer (Englisch und Deutsch) am Gymnasium werden?“. Dass ich meine Freizeit liebe und lebe, stand außer Frage, also überzeugte mich der Lösungsvorschlag, meine Fächerwahl umzustellen und noch ein Drittfach zu studieren. Aber Evangelische Theologie?
Zuerst unvorstellbar, aber trotzdem gab ich dem Ganzen eine Chance… und wurde nach nur wenigen Vorlesungen von dem inzwischen emeritierten Prof. Dr. Klaus Ebert überzeugt. Sein „Frankfurt-68er-Esprit“ steckte mich an und weckte in mir die zuvor nicht gekannte Leidenschaft für systematische und historische Theologie.

Einfach mal woandershin…
Waren also in dem einen Studienfach meine Schwerpunkte schnell gesetzt, blieb da noch die Anglistik beziehungsweise meine damals noch nicht als „C1“ zu bezeichnenden Englischkompetenzen. Weil ich jedoch recht schnell feststellte, dass sich die Semesterferien hervorragend zum Reisen eignen, lag auch die Überlegung nicht fern, mal für einige Monate im englischsprachigen Ausland zu leben. Da jegliche Bemühungen um Stipendien und Studienplätze erfolglos blieben, musste eine andere Lösung her. Warum nicht einfach mal „one-way“ nach Neuseeland? Kurze Zeit später setzte ich diese Überlegung in die Tat um und nahm für eine Weile Abschied vom Unileben.
Schneller als gedacht holte mich aber die Realität wieder ein, und mich der finanzielle Engpass und auch das Pflichtbewusstsein, eigentlich ja studieren zu wollen, wieder zurück von diesen wunderschönen Inseln. Und so fand ich mich also mit deutlich aufpolierten Englischkompetenzen in meiner geliebten „Roten Cafete“ der Uni Essen wieder. Obwohl ich zugeben muss, dass der „Pott“ zumindest landschaftlich nicht mit Neuseeland mithalten kann, war ich doch überglücklich, wieder in unseren Stammtisch eingegliedert zu sein. Rückblickend waren es besonders diese Kommilitonen, nein Freunde, die mich durch die Qualen und Freuden des ausstehenden Graecums, zahlreicher Praktika und des Staatsexamens trugen und die mich heute sagen lassen, dass meine Studienzeit wirklich eine der schönsten Zeiten meines Lebens war.

…und wie ging’s dann weiter?
Am 06.06.2012 war es dann soweit: offiziell wurde ich zur Akademikerin erklärt. Parallel zu den Bewerbungsverfahren um einen Platz als Studienreferendarin oder einer Beschäftigung als wissenschaftliche Mitarbeiterin galt es dann noch weitere Examensprüfungen in der Zusatzqualifikation „Deutsch als Zweitsprache“ und meinem heimlichen Lieblingsfach Germanistik zu absolvieren. Die universitäre Welt ließ mich jedoch auch dann nicht los, als ich mich dazu entschied, erst einmal mein zweites Staatsexamen in NRW abzulegen. Der weiterhin enge Kontakt zur Universität schafft für mich heute einen angenehmen Ausgleich zur täglichen Praxis und nach wie vor treibt mich auch noch der Promotionsgedanke um. Wie es beruflich für mich weitergehen wird, wird sich bald entscheiden. Sicher ist jedoch, dass ich mich beruflich inzwischen klar im Feld der schulischen und/oder akademischen Lehre positioniere.