Personen im Historischen Institut: Ato Quirin Schweizer, M.A.

GeiWi/Hist. Inst.

Anschrift
Universitätsstr. 2
45141 Essen
Raum
R12 R05 B08
Sprechzeiten
https://www.uni-due.de/geschichte/sprechstunden.php

Funktionen

  • Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in, Geschichte

Forschungsschwerpunkte

Geschichte der Frühen Neuzeit
Neue Diplomatiegeschichte
Globalgeschichte
Sinnes- und Klanggeschichte

Wissenschaftlicher Werdegang

seit 2018
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen, Abteilung Geschichte der Frühen Neuzeit (Prof. Dr. Stefan Brakensiek)

2017
Master in Geschichte der Frühen Neuzeit (Freie Universität Berlin); Abschlussarbeit: Trommeln, Musketenschüsse und Geschrei – Akustische Wahrnehmung deutscher Reisender an der Goldküste im 17. Jahrhundert

2015 – 2017
Studentische Hilfskraft am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. Daniela Hacke)

2014 – 2015
Studienaufenthalt als Erasmus-Mundus-Stipendiat an der Universität Alexandria in Ägypten

2013
Bachelor in Geschichte, Geschichte und Kultur des Vorderen Orients (Islamwissenschaft) und Religionswissenschaft (Freie Universität Berlin); Abschlussarbeit: Ein Geschenk des Himmels – Die Taufe des Anthon Julius Türck 1695

2012 – 2014
Studentische Hilfskraft am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (Prof. Dr. Pietro Daniel Omodeo)

Forschungsprojekt

Ato Quirin Schweizer, M.A.

Der Reiz der Ferne. Die Funktionalisierung und Vermittlung von Reiseerfahrung im Fürstendienst in der Frühen Neuzeit

Leiter: Prof. Dr. Stefan Brakensiek
Laufzeit: ab 2018

Lehrstuhlprojekt

1582 präsentierte der brandenburgische Kammergerichtsrat Adam von Schlieben seinem Dienstherrn, dem brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg, ein kalligraphisch gestaltetes und mit Goldstaub bestreutes Schreiben in arabischer Schrift. Nach Schliebens Angaben handelte es sich hierbei um ein „Empfehlungsschreiben“ des marokkanischen Sultans Ahmed Al-Mansur für den Kammergerichtsrat an den Kurfürsten. Dieses Schreiben hatte Schlieben von seinen Reisen durch Europa, ins Osmanische Reich und nach Marokko mitgebracht. Aus dem arabischen Text des „Empfehlungsschreibens“ selbst geht jedoch hervor, dass dieses nicht an Johann Georg, sondern an Philipp II. von Spanien adressiert war. Da scheinbar niemand den arabischen Originaltext zu verstehen schien, konnte Schlieben den Inhalt des Schreibens nach seinen eigenen Bedürfnissen auslegen und der jeweiligen Situation anpassen.

Adam von Schlieben verdankte seiner ausgedehnten Reiseerfahrung und deren Vermittlung über die nächsten 15 Jahre mehrere Gesandtschaften für die Mark Brandenburg und die Berufung zum kurfürstlichen Rat sowie später zum Geheimrat. Eine Vielzahl unter den frühneuzeitlichen Reisenden aus dem Heiligen Römischen Reich ins Osmanische Reich wurden später Amts- und Würdenträger, auch diese nutzten ihre Reiseerfahrungen, um in diese Positionen zu gelangen. In meinem Dissertationsprojekt möchte ich untersuchen, wie Schlieben und Andere seiner weitgereisten Zeitgenossen ihre Reiseerfahrungen vermittelten und inszenierten. Hierzu sollen insbesondere Empfehlungsschreiben, aber auch Geleitbriefe, Stammbücher, Reiseaufzeichnung (Handschriften und gedruckte Reiseberichte), materielle Reisezeugnisse aller Art und deren Gebrauch in der jeweiligen Herkunftsgesellschaft untersucht werden.

Dabei gehe ich zunächst von zwei Arbeitshypothesen aus: Erstens konnten Reiseerfahrungen von Amts- und Würdenträger für einen sozialen Aufstieg strategisch und effektiv genutzt werden. Zweitens können Reiseerfahrungen als kulturelles Kapital verstanden werden, dessen Wert sich durch den Seltenheitswert derselben in Bezug auf Exklusivität und Ferne des Reiseziels bemaß. Dieser Seltenheitswert - wie das Beispiel Adam von Schliebens zeigt - konnte auch durch eine Materialität des ‚Exotischen‘ in Form eines fremdaussehenden Schreibens vermittelt werden.