Informationen zum Forschungsprojekt

Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des innovativen Modellprojektes "Aristoteles"



Ziel und Aufgabenstellung

In Deutschland gehen derzeit 1,3 Mio. Menschen, die Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (auch als SGB II oder ‚Hartz IV' bezeichnet) erhalten, einer Erwerbstätigkeit nach, d.h. sie erhalten zusätzlich zum Einkommen aus Erwerbstätigkeit aufstockend Grundsicherungsleistungen. Bei einem Teil der Fälle ist das erzielte Erwerbseinkommen zu gering, um den eigenen Bedarf zu decken, bei einem anderen Teil reicht das Erwerbseinkommen zwar für den eigenen Bedarf, nicht jedoch für den zusätzlich Bedarf weiterer Personen, die im Haushalt bzw. in der ‚Bedarfsgemeinschaft' der Erwerbstätigen leben. Ansatzpunkte für eine Beendigung des Hilfebezugs können also sowohl ein höheres Einkommen der bereits erwerbstätigen Person sein, oder ein zusätzliches Einkommen durch ein anderes Mitglied der Bedarfsgemeinschaft, das bisher nicht arbeitet.

Das Modellprojekt "Aristoteles", das in der Stadt Aachen und im Kreis Euskirchen durchgeführt wurde, richtete sich gezielt an die Gruppe der Aufstocker/innen und bot ihnen mithilfe externer Träger Beratung und Unterstützung an. Auf diese Weise sollte es den Leistungsbeziehenden ermöglicht werden, den Hilfebezug zu überwinden. Der innovative Charakter des Projektes lag in dem Ansatz der systemischen Beratung, der dabei zur Anwendung kommen sollte. Der systemische Ansatz setzte an der Erkenntnis an, dass die Wechselwirkungen zwischen Individuen, sozialen Systemen und deren Umwelt das Verhalten der Individuen beeinflussen. Auf die Aktivierung von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen übertragen bedeutete dies, dass die Aktivierung nicht nur bei der zu aktivierenden Person ansetzte, sondern die gesamte Bedarfsgemeinschaft und ihre Umwelt (Grundsicherungsstellen, Träger, Arbeitgeber, Bekannte, Nachbarschaft etc.) mit einbezog.
Durch eine intensive und umfängliche Beratung einschließlich der Analyse der Grundproblematik wurde die Stabilisierung der Einzelpersonen in den Bedarfsgemeinschaften ebenso verfolgt wie die Förderung Erwachsener bei der Erwerbsintegration und die Unterstützung junger Bedarfsgemeinschaftsmitglieder beim Übergang Schule/Beruf. Ziel des Projektes war es, alle Mitglieder der Bedarfsgemeinschaften auf eine Weise zu fördern, die eine Unabhängigkeit der gesamten Bedarfsgemeinschaft von staatlichen Leistungen ermöglichte.
Das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hatte im Auftrag der Trägergemeinschaft (Volkshochschule Aachen, Picco Bella GmbH Aachen und Berufsbildungszentrum Euskirchen) die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Modellprojektes "Aristoteles" übernommen.

Datenbasis und Vorgehensweise

Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation nahm sowohl Merkmale und Verlauf des Beratungsprozesses als auch die Wirkung der Teilnahme für beratene Bedarfsgemeinschaften in den Blick. Auf beiden Analyseebenen wurde zudem der Frage nachgegangen, ob und wie sich die Umsetzung der systemischen Beratung und ihre Ergebnisse in urbanen und ländlichen Räumen unterscheiden.
Diese Herangehensweise und die vielfältigen Fragestellungen der Evaluation erforderten den Einsatz und die Kombination von unterschiedlichen quantitativen und qualitativen Erhebungsmethoden. Neben der quantitativen Analyse aller Beratungsfälle wurden auch Interviews mit Bedarfsgemeinschaften durchgeführt, die an der Beratung teilnehmen. Um die Perspektive von Trägern und Grundsicherungsstellen einzubeziehen, wurden ergänzend Interviews mit Beraterinnen und Beratern der Projektträger sowie eine Gruppendiskussion mit Fallmanagerinnen und Fallmanagern der beteiligten Arbeitsgemeinschaften durchgeführt.

Publikationen zum Projekt

Vorträge zum Projekt

Dr. Georg Worthmann: Regionale Rahmenbedingungen bei der Umsetzung des Projektes Aristoteles. Fachveranstaltung "Systemisch beraten – individuell begleiten – Bedarfsgemeinschaften aus dem Hilfebezug herausbringen". Bochum, G.I.B. Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH, 27.05.2010

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
16.11.2009 - 31.03.2011

Forschungsabteilung

Leitung:
Dr. Georg Worthmann

Bearbeitung:
Dr. Karen Jaehrling, Leila Mesaros, Bettina Hieming

Finanzierung:
Volkshochschule Aachen