Informationen zum Forschungsprojekt

Einbettung in ethno-spezifische Netzwerke und Arbeitsmarktintegration von Migranten



Ziel und Aufgabenstellung

Bislang ist weitgehend offen, wie es zu den empirisch zu beobachtenden nationalitätenspezifisch unterschiedlichen Erfolgen bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt kommt. Hier setzt das geplante Projekt an, indem davon ausgegangen wird, dass der unterschiedliche Grad der Arbeitsmarktintegration zu einem gewissen Teil auf die ethno-spezifische Einbettung in soziale Netzwerke (wie z.B. ethnische Kolonien oder aber unterschiedliche Bedeutungen des familiären Kontextes) zurückzuführen ist. Die Bedeutung der Einbettung in ethno-spezifische Netzwerke ist bislang in der sozialwissenschaftlichen, migrationsbezogenen Arbeitsmarktforschung weder aus theoretischer noch aus empirischer Sicht ausreichend thematisiert worden. Durch eine Verbindung soziologischer und ökonomischer Theorieansätze und die empirische Analyse geeigneter Individualdaten mit Hilfe fortgeschrittener quantitativer Verfahren (insb. Mehrebenenanalyse) liefert das geplante Projekt einen interdisziplinären Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke.

Vorgehen

Das Projekt verfolgt einen interdisziplinären sozialwissenschaftlichen Ansatz. Theoretisch bestehen enge Anbindungen an die ökonomische ebenso wie die soziologische Arbeitsmarkt- und Migrationstheorie. Migration und Integration werden dabei aus Lebensverlaufsperspektive betrachtet und als Mehrebenen-Prozesse verstanden, die mit Hilfe fortgeschrittener quantitativer Methoden empirisch untersucht werden sollen. Das Projekt wird von einem Mitarbeiter (0,5-Stelle) von Januar 2010 bis Dezember 2012 bearbeitet werden.

Als Datenbasis dient in erster Linie das Sozio-ökonomische Panel (SOEP). Das SOEP ist eine Wiederholungsbefragung, die seit 1984 jährlich unter Federführung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) durchgeführt wird und repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ist. Ein Vorteil der SOEP-Daten zur Erforschung migrationsbezogener Themen ist der Längsschnittcharakter der Daten. Die im Datensatz enthaltenen Informationen zum Lebensverlauf sowie zum familiären Hintergrund der Befragten erleichtert die Identifikation von Menschen mit Migrationshintergrund, selbst wenn diese in Deutschland geboren sind und/oder die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Das SOEP stellt außerdem nicht nur viele sozio-ökonomisch relevante Individualmerkmale (wie z.B. Bildung, Erwerbsstatus, Lebensverlauf) bereit, sondern enthält auch differenzierte Informationen zur Verfügbarkeit und Nutzung sozialer Netzwerke. Auch ist eine regionale Zuordnung der Befragungspersonen möglich, wodurch sich das Analysepotential der SOEP-Daten (bspw. durch die Zuspielung relevanter sozialgeographischer Daten aus der amtlichen Statistik) weiter vergrößert. Schließlich ist der Panelcharakter der Daten von herausragender Wichtigkeit bei der angestrebten Analyse von Integrationsprozessen.

Zusammenfassung

Die zentrale Fragestellung des Projektes ergab sich aus der Beobachtung, dass in einer Vielzahl empirischer Untersuchungen zur Arbeitsmarktintegration von Migranten in Deutschland herkunftsspezifische Differenzen nicht vollständig aufgeklärt werden konnten. Aus diesem Grund wurde diskutiert, inwiefern ethnospezifische Netzwerkstrukturen einen Beitrag zur Erklärung dieser Differenzen leisten können.

Zur konkreten Beantwortung dieser Frage wurde mit Hilfe der Daten des Sozio-oekonomischen Panels untersucht, welche Rolle die ethnische Zusammensetzung individueller Kontaktnetzwerke sowie die regionale (Herkunfts-)Gruppengröße für Unterschiede im Arbeitsmarkterfolg zwischen Migranten mit türkischer, griechischer oder italienischer Herkunft spielen. Die Ergebnisse zeigen für verschiedene Indikatoren der Arbeitsmarktintegration, dass vor allem Kontakte zu Einheimischen mit Vorteilen auf dem Arbeitsmarkt einhergehen. Ein Effekt des regionalen Gruppenanteils konnte dagegen nur sehr eingeschränkt beobachtet werden. Hier bestehen am ehesten Hinweise darauf, dass der berufliche Status von Erwerbstätigen mit einem steigenden regionalen Anteil der eigenen Herkunftsgruppe an der Bevölkerung tendenziell abnimmt.

Die Ergebnisse verweisen somit auf eine zentrale Bedeutung individueller Kontaktnetzwerke für den Arbeitsmarkterfolg, während regionale Besonderheiten und gruppenspezifische Gelegenheitsstrukturen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die beobachteten gruppenspezifischen Differenzen konnten dabei nur zu einem geringen Teil aufgelöst werden, so dass weiterhin weitgehend offen ist, welche Zusammenhänge hierfür verantwortlich sind.

Vorträge zum Projekt

Friedrich Scheller: The Ethnic Composition of Individual Contacts, Relative Group Size and Differences in the Labour Market Integration of Immigrants. XXXIII Sunbelt Social Networks Conference. Hamburg, International Network for Social Network Analysis (INSNA), 23.05.2013

Friedrich Scheller: Relative group size and interethnic differences in the labor market integration of immigrants and their Offspring in Germany. 9th International Young Scholar German Socio-Economic Panel Symposium. Delmenhorst, Hanse-Wissenschaftskolleg, 22.03.2013

Friedrich Scheller: Regionale Gruppengröße, Gelegenheitsstrukturen und die Arbeitsmarktintegration von Migranten in Deutschland. Erstes Rhein-Ruhr Promovendensymposium „Arbeit und Soziale Sicherheit“. Duisburg, Universität Duisburg-Essen / WSI der Hans-Böckler-Stiftung / Institut für Soziologie (IfS) der Universität Duisburg‐Essen , 14.03.2013

Friedrich Scheller: Gelegenheitsstrukturen, Kontakte und Arbeitsmarktintegration. Eine Analyse von Zusammenhängen des sozialen und räumlichen Kontextes mit ethnospezifischen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt. Institutskolloquium. Duisburg, Institut für Soziologie / Universität Duisburg-Essen, 16.01.2013

Friedrich Scheller: Regionale Gruppengröße und die Arbeitsmarktintegration von Migranten in Deutschland . Young Scholars' Workshop der SAMF-Jahrestagung: "Migration, Migrant/innen und Arbeitsmarkt - zwischen Entgrenzung, Ausgrenzung und Segmentierung". "Die Wolfsburg", Mülheim an der Ruhr, SAMF e.V., 22.02.2012

Friedrich Scheller: Ethnicity and Labour Market Integration in Germany. 10th Conference of the European Sociological Association. Genf, ESA, 08.09.2011

Friedrich Scheller: Ethnicity and Labour Market Integration in Germany . BSA Annual Conference 2011. GB, London School of Economics, The British Sociological Association , 06.04.2011

Friedrich Scheller: Posterpräsentation: Bestimmung der Herkunftsnationen von Teilnehmern des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) mit Migrationshintergrund. Auf Erfolg aufbauend: 5. Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten. Kurhaus Wiesbaden, Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten, 13.01.2011

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.10.2009 - 30.06.2013

Forschungsabteilung

Leitung:
Prof. Dr. Marcel Erlinghagen

Bearbeitung:
Friedrich Scheller

Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)