Informationen zum Forschungsprojekt

Praktiken der Onsite-Werkvertragsvergabe in Deutschland - Auswirkungen auf Arbeit und Herausforderungen für das Netzwerk-Management



Ausgangslage und Untersuchungsgegenstand
Der Einsatz von Werkvertragsarbeitskräften in den Kernbereichen eines Betriebes gewinnt in vielen Branchen an Bedeutung. Den vorliegenden medialen Berichten und wissenschaftlichen Befunden zufolge gehen solche „Onsite-Werkverträge” mit Herausforderungen für das Management und die Beschäftigten einher. Gegenstand des Projektes ist daher eine genauere Analyse der Praktiken von Onsite-Werkverträgen. Betrachtet werden hierbei nur solche Werkverträge, bei denen Beschäftigte des Auftragnehmers (Werkvertrags-Unternehmen) in den Kernbereichen der Wertschöpfungsprozesse und auf dem Betriebsgelände des Auftraggebers (Werkbesteller) tätig sind – also nicht die Vergabe von Aufträgen in Randbereichen wie z.B. Reinigungsarbeiten, Wachdienstleistungen oder Malerarbeiten. Im Projekt sollen Folgen der Nutzung von Onsite-Werkverträgen für das Management, die Koordination im Betrieb und die Beschäftigten analysiert werden.

Projektziele und Fragestellungen
Das Ziel des Forschungsvorhabens ist die theoriegeleitete empirische Analyse von Praktiken und Folgen der Werkvertragsvergabe in Unternehmen der deutschen Privatwirtschaft. Folgende Fragen stehen im Zentrum der Untersuchung:

  • Welche Formen(Arten, Tätigkeitsbereiche, Nutzungsmuster) von Onsite-Werkverträgen lassen sich identifizieren und wie verbreitet sind sie?
  • Aus welchen Gründennutzen Unternehmen Onsite-Werkverträge?
  • Wie steuern und koordinieren Unternehmen ihre Aktivitäten über Unternehmensgrenzen hinweg?
  • Welche Erfahrungen haben Unternehmen mit Werkverträgen? Welche spezifischen Herausforderungen entstehen durch Onsite-Werkverträge und welche Lösungsansätze für eventuelle Dysfunktionalitäten beim Management zwischenbetrieblicher Beziehungen lassen sich aufzeigen?

Methodisches Vorgehen
Die Studie untersucht Praktiken der Onsite-Werkvertragsvergabe in ausgewählten Branchen: dem verarbeitenden Gewerbe und dem Einzelhandel. Die empirische Basis bilden Fallstudienuntersuchungen über die Praktiken des Managements der Onsite-Werkverträge und eine für ausgewählte Branchen repräsentative Breitenerhebung über den Grad der Verbreitung von Onsite-Werkverträgen.

  • Mit Hilfe von insgesamt zwölfFallstudienin Betrieben, die Onsite-Werkverträge vergeben, sollen unterschiedliche Nutzungsformen, Gründe sowie Herausforderungen bei der Steuerung der Werkvertragsnehmer ermittelt und analysiert werden. Dabei werden sechs Kurzfallstudien und sechs Tiefenfallstudien durchgeführt. In die Tiefenfallstudien sollen auch Interviewpartner/innen aus Werkvertragsunternehmen einbezogen werden.
  • Mit Hilfe einer repräsentativen Telefon-Befragung(CATI) sollen der Verbreitungsgrad verschiedener Formen von Werkvertragspraktiken sowie Herausforderungen beim Management der zwischenbetrieblichen Beziehungen in den ausgewählten Branchen untersucht werden. Interviewt werden Entscheider und Entscheiderinnen in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten, die mit der Vergabe und der praktischen Abwicklung von Werkverträgen Erfahrung haben. Die Feldphase findet zwischen Juli und August 2014 statt.

Publikationen zum Projekt

Vorträge zum Projekt

Johannes Kirsch: Immer mehr Betriebe im Betrieb? Verbreitung und Praxis von Werkverträgen im verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel. Wie Werkverträge die Belegschaft spalten - Die Drei-Klassen-Gesellschaft im Betrieb und was man dagegen tun kann. Bremen, Arbeitnehmerkammer, 06.06.2016

Johannes Kirsch: Onsite-Werkverträge: Motive der Vergabepraxis und Praktiken der Betriebsräte. Werkstattgespräch für Betriebsräte zum Thema Werkverträge. Düsseldorf, TBS - Technologieberatungsstelle NRW, 03.11.2015

Johannes Kirsch: Praktiken der Onsite-Werkvertragsvergabe in Deutschland - Motive und Risiken der Werkvertragsvergabe . Sitzung des Fachausschusses "Fremdfirmenmanagementsystem" der Engeren Mitarbeiter Stahl. Neuwied, Hans-Böckler-Stiftung, 17.06.2015

Dr. Markus Hertwig, Johannes Kirsch, Carsten Wirth: Onsite-­Werkverträge als Herausforderung für die industrielle Beziehungen? Neue Prekarisierungsmuster und Praktiken der Interessenvertretung. Frühjahrstagung der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie der DGS "Konflikt(e) um Arbeit". Göttingen, AIS, 10.06.2015

Dr. Markus Hertwig: Mythos Werkvertrag? Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde zur Werkvertragspraxis in der deutschen Privatwirtschaft. Klausurtagung der Arbeitsgemeinschaft Engere MitarbeiterInnen der ArbeitsdirektorInnen ver.di . Berlin, BVG / verdi / HBS, 24.09.2014

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.01.2014 - 31.07.2015

Forschungsabteilung

Leitung:
Johannes Kirsch, Prof. Dr. Carsten Wirth (Hochschule Darmstadt), Dr. Markus Hertwig (Technische Universität Chemnitz)

Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung