Informationen zum Forschungsprojekt

Fachkräfte halten, Arbeit gestalten. Verbleibsstudie SOKA DACH

Hintergrund

Neben dem Hoch- und Tiefbau ist das Dachdeckerhandwerk eine der bedeutendsten Branchen des Bauhauptgewerbes. Verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen im Produzierenden Gewerbe weisen die Branchen des Bauhauptgewerbes eine Vielzahl an Spezifika auf, die eine kontinuierliche Beschäftigung in den jeweiligen Branchen erschweren. Zu nennen sind in diesem Kontext vor allem die hohe Witterungsabhängigkeit der Bauarbeit sowie die hohe Konjunkturempfindlichkeit von Bauinvestitionen und die damit einhergehenden starken Schwankungen in der Auftragslage. Im Dachdeckerhandwerk kommt erschwerend hinzu, dass es sich bei den hier tätigen Betrieben vornehmlich um Kleinbetriebe handelt, die nur begrenzte Möglichkeiten haben, eine abnehmende oder gar fehlende Nachfrage unternehmensintern durch Umsetzungen oder Arbeitszeitveränderungen auszugleichen. Sie müssen stattdessen bei Bedarf kündigen und einstellen. Dies bedeutet, dass Bauarbeiter im Allgemeinen und Dachdecker im Speziellen häufiger als andere Erwerbstätige arbeitslos sind und, auch im Falle von Kurzarbeit oder einer zeitweisen Reduzierung der Arbeitszeit, immer wieder mit Einkommensverlusten rechnen müssen. Dies führt in der Konsequenz dazu, dass vor allem jüngere Fachkräfte, die über gute Arbeitsmarktaussichten in anderen Branchen des Baugewerbes oder des Produzierenden Gewerbes verfügen, abwandern. Ein weiterer Grund für die hohe Abwanderung in andere Branchen ist auch darin zu sehen, dass die Arbeit als Dachdecker physisch sehr anstrengend und belastend ist und es entsprechend für die Beschäftigten durchaus ungewiss ist, ob sie gesund das Rentenalter erreichen oder nicht. Diese Unsicherheit ist in den letzten 15 Jahren auch von der Politik befördert worden, indem der Dachdecker als der Prototyp des Arbeitnehmers charakterisiert wurde, der es aufgrund der körperlich belastenden Arbeitsbedingungen nicht schafft, bis zum Erreichen des 67. Lebensjahres im Erwerbsleben zu verbleiben.

Vorgehen

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Forschungsvorhabens, Analysen zu Erwerbsverläufen und Beschäftigungsdauern unter gewerblich Beschäftigten des Dachdeckergewerbes durchzuführen. Dabei stehen die folgenden Fragen im Vordergrund der Analyse:

  • Welche Dauern haben die Beschäftigungsepisoden der abhängig Beschäftigten im Dachdeckergewerbe in Abhängigkeit vom Alter?
  • Wie hoch sind die geleisteten Arbeitsstunden in Abhängigkeit vom Alter?
  • Wie stark ist der Abstrom aus und der Zustrom in das Dachdeckergewerbe in Abhängigkeit vom Alter?
  • Welche Erwerbszustände weisen die gewerblich Beschäftigten im Dachdeckergewerbe nach vorübergehendem und endgültigem Ende (=letzter registrierter Austritt) einer Beschäftigungsepisode im Dachdecker-Gewerbe auf?
  • Welche Häufigkeit und Dauer weisen Krankheitsepisoden in Abhängigkeit vom Alter der Beschäftigten auf?
  • Wie stellen sich Verdienststrukturen in Abhängigkeit vom Alter dar?

Die aufgeworfenen Forschungsfragen werden auf Basis von zwei verschiedenen Datensätzen bearbeitet und zu beantworten versucht. Zum einen arbeiten wir mit Daten der Lohnausgleichskasse der Sozialkassen des Dachdeckerhandwerks (LAK-Daten). Der Vorteil dieser Daten ist, dass sich Erwerbszeiten im Dachdeckerhandwerk in Hinblick auf die Dauer, die Entlohnung und die Arbeitszeit mit hoher Genauigkeit nachzeichnen lassen. Zudem lassen sich die Daten gut regional differenzieren, so dass auch Ausweitungen für verschiedene Regionen in Deutschland möglich sind. Auf Basis der LAK-Daten lässt sich allerdings nicht die Frage beantworten, was mit den Fachkräften geschieht, wenn sie das Dachdeckerhandwerk verlassen. Von Bedeutung ist hier, ob die Beschäftigten in andere Branchen abwandern, oder arbeitslos werden. Um diese Fragen zu beantworten arbeiten wir ergänzend mit der Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB).

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.02.2018 - 31.12.2018

Forschungsabteilung
Arbeitsmarkt – Integration – Mobilität

Leitung:
Dr. Andreas Jansen,Prof. Dr. Martin Brussig

Bearbeitung:
Iris Nieding

Finanzierung:
Lohnausgleichskasse für das Dachdeckerhandwerk