Informationen zum Forschungsprojekt

Evaluation des neuen Leistungssystems zur Förderung ganzjähriger Beschäftigung (Saison-Kurzarbeitergeld)



Ziel und Aufgabenstellung

Die Bauwirtschaft ist im Vergleich zu vielen anderen Branchen durch eine hoheArbeitsplatzunsicherheit geprägt, die Folge der starken Konjunkturabhängigkeitder Branche sowie der besonderen Unternehmensstruktur ist. Da in der Bauwirtschaftüberwiegend kleine und mittlere Unternehmen anzutreffen sind, die seltenmehrere große Aufträge gleichzeitig abarbeiten können und nurgeringe interne Puffer haben, kommt es bei Auftragsrückgang häufigzu Entlassungen. Hinzu kommen witterungsbedingte Arbeitsausfälle in denWintermonaten, die regelmäßig zur Entlassung von überdurchschnittlichvielen Arbeitskräften führt.

Deshalb gibt es schon seit 1959 verschiedene Maßnahmen der Beschäftigungsstabilisierung,die von der Bundesagentur für Arbeit finanziert werden. Im Jahre 1996 erfolgteein Systemwechsel, indem die über Jahrzehnte bestehende so genannte "Schlechtwettergeldregelung"vom "Winterausfallgeld" abgelöst wurde. Das Winterausfallgeldbeinhaltete - im Unterschied zum Schlechtwettergeld - eine stärkere finanzielleBeteiligung der Betriebe und Beschäftigte. Beide Seiten mussten in einemgewissen Umfang Arbeitsstunden einbringen, bevor sie Leistungen von der Bundesagenturfür Arbeit in Anspruch nehmen konnten. Dieses System hatte jedoch nichtdie gewünschten Wirkungen auf die Verstetigung der Beschäftigung.

Mit dem zum 1. April 2006 eingeführten "Gesetz zur Förderungganzjähriger Beschäftigung" wurde das System des Winterausfallgeldesvereinfacht und mit dem vorhandenen Kurzarbeitergeld kombiniert. Das Saison-Kurzarbeitergeldzeichnet sich dadurch aus, dass Beschäftigte und Betriebe keine Arbeitsstundenmehr einbringen und der Arbeitsausfall ab der ersten Ausfallstunde (witterungs-oder konjunkturbedingt) an das Bauunternehmen ausbezahlt wird. Darüberhinaus können ergänzende Leistungen gewährt werden, die übereine tariflich vereinbarte Umlage von Arbeitgebern und Beschäftigte gemeinsamfinanziert werden.

Im Rahmen des Projektes wurden im Auftrag des Bundesministeriums fürArbeit und Soziales die Auswirkungen dieses so genannten "Saison-Kurzarbeitergeldes"untersucht.

Vorgehen

Gesetzgeber und Tarifvertragsparteien erwarteten vom Saison-Kurzarbeitergeldin Kombination mit den ergänzenden Leistungen zahlreiche Vorteile gegenüberdem bisherigen Winterausfallgeld, wie z.B. eine stärkere Nutzung des Instruments,eine einfachere Umsetzung, einen vermehrten Einsatz von Zeitguthaben, eine geringereWinterarbeitslosigkeit sowie positive finanzielle Wirkungen u.a. auf die Ausgabender Bundesagentur für Arbeit.

Inwieweit diese Ziele bzw. Wirkungen erreicht wurden, stand im Mittelpunktdes Projektes. Die zentralen Fragestellungen waren dabei:

  • Welche Wirkungen ergeben sich aus der neuen Winterbauförderung aufden Bauarbeitsmarkt?
  • Bietet das neue Leistungssystem bessere Anreize zur Weiterbeschäftigungin der Schlechtwetterzeit?
  • Wie ist die Akzeptanz des neuen Systems bei den Beschäftigten undBauunternehmen?
  • Wie hoch ist der Arbeitsaufwand für die Arbeitsagenturen und Bauunternehmen?
  • Hat das neue Instrument positive Einflüsse auf die Abarbeitung vonBauaufträgen?
  • Wie sind die finanziellen Auswirkungen der neuen Regelung auf den Bundeshaushaltund den Haushalt der Bundesagentur für Arbeit?

Die Evaluation des Saison-Kurzarbeitergeldes musste beachten, dass die Inanspruchnahmeder Förderung ganzjähriger Beschäftigung nicht nur von der Regelungan sich beeinflusst wird, sondern auch eine Reihe anderer Einflussfaktoren,wie etwa die Baukonjunktur, die Witterungsbedingungen, die Art der Bauaufträgeusw. eine Rolle spielen können. Dieses Problem sowie die vielfältigenFragestellungen der Evaluation erforderten den Einsatz und die Kombination vonunterschiedlichen quantitativen und qualitativen Erhebungsmethoden. Neben Expertengesprächenwurden umfangreiche Auswertungen von statistischen Daten zum Bauarbeitsmarktund zur Entwicklung der Bauwirtschaft, eine Unternehmensbefragung sowie Fallstudienin Bauunternehmen durchgeführt.

 

Publikationen zum Projekt

Kümmerling, Angelika / Worthmann, Georg, 2011: Fortführung und Vertiefung der Evaluation des Saison-Kurzarbeitergeldes. Schlussbericht. [Forschungsauftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales]. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation | Lesen

Kümmerling, Angelika / Schietinger, Marc / Voss-Dahm, Dorothea / Worthmann, Georg, 2008: Evaluation des neuen Leistungssystems zur Förderung ganzjähriger Beschäftigung. Endbericht. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Qualifikation

Kümmerling, Angelika / Schietinger, Marc / Voss-Dahm, Dorothea / Worthmann, Georg, 2008: Evaluation des neuen Leistungssystems zur Förderung ganzjähriger Beschäftigung. Endbericht - Zusammenfassung. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Qualifikation

Bosch, Gerhard / Worthmann, Georg, 2006: "Entwurf eines Gesetzes zur Förderung ganzjähriger Beschäftigung" - Drucksache 16/429: Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales zum Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU und SPD am 13. Februar 2006. Berlin: Deutscher Bundestag, Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung. Drucksache Nr. 16/429

Bosch, Gerhard / Worthmann, Georg, 2006: Einfacher und gerechter: das Saison-Kurzarbeitergeld kann sich im kommenden Winter erstmals bewähren. In: Baugewerbe H. 18, S. 42-44

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
15.01.2007 - 15.06.2008

Forschungsabteilung

Leitung:
Prof. Dr. Gerhard Bosch,Dr. Claudia Weinkopf

Bearbeitung:
Dr. Marc Schietinger,Dr. Angelika Kümmerling,Dr. Georg Worthmann,Dr. Dorothea Voss-Dahm

Finanzierung:
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)