Informationen zum Forschungsprojekt

Zukunftsperspektiven im tertiären Bereich der beruflichen Bildung 2040

Ziel und Aufgabenstellung

Zentrale Herausforderungen der nächsten Jahre sind der demografische und wirtschaftliche Wandel sowie veränderte Qualifikationsanforderungen in der Arbeitswelt. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die Bedarfe von Unternehmen bei der Auswahl von Arbeitskräften für gehobene Fach- und mittlere Führungsaufgaben. Zudem sind Umbrüche im tertiären Bildungssegment zu verzeichnen, die zu einem Bedeutungswandel von Berufs- und Hochschulbildung führen. Vor diesem Hintergrund ist das zentrale Ziel der hier skizzierten Studie, strategische Perspektiven für die Bildungsakteure des tertiären Bereichs der beruflichen Bildung – insbesondere der geregelten Fortbildung – zu entwickeln, welche Gestaltungsmöglichkeiten für zukunftsfähige Bildungskonzepte beinhalten und zukunftsorientierte Verzahnungsmodelle hochschulischer und beruflicher Bildung aufzeigen. Der Untersuchung liegen folgende Leitfragen zugrunde:

  1. Welche Grundqualifikationen und Grundkompetenzen erwarten Personalverantwortliche zukünftig von Bewerberinnen und Bewerbern auf Stellen für gehobene Fach- und mittlere Führungsaufgaben?
  2. Wie schätzen Personalverantwortliche und Bildungsexpertinnen und –experten langfristig die Konkurrenz zwischen Absolventinnen und Absolventen der geregelten Fortbildung und denen dualer und BA-Studiengänge um Stellen für gehobene Fach- und mittlere Führungsaufgaben ein? Welches Nachfrageverhalten ist zu erwarten?
  3. Wie schätzen Personalverantwortliche aus unterschiedlichen Branchen und Betrieben unterschiedlicher Größe langfristig die Attraktivität von Abschlüssen der geregelten Fortbildung, von Bachelor-Studiengängen und anderer Bildungsgänge auf Stellen für gehobene Fach- und mittlere Führungsaufgaben ein?
  4. Wie schätzen Personalverantwortliche und Bildungsexpertinnen und –experten langfristig die Karrierechancen von Absolventinnen und Absolventen der geregelten Fortbildung im Vergleich zu denen von Bachelor-Studiengängen in Betrieben ein?
  5. Welche Entwicklungsnotwendigkeiten des tertiären Systems der beruflichen Bildung im Allgemeinen und der geregelten Fortbildung im Besonderen werden gesehen, damit auch in Zukunft die Positionen der gehobenen Fach- und mittleren Führungsebene den Absolventinnen und Absolventen der Berufsausbildung offenstehen?

Vorgehen

Der Ablauf der geplanten Studie ist in drei Arbeitspakete gegliedert. In Arbeitspaket 1wird ein umfassender Überblick über den derzeitigen Forschungs- und Diskussionsstand im Hinblick auf das Thema „Tertiäre Berufsbildung” geschaffen, der Erkenntnisse und Konzepte im Hinblick auf eine erfolgreiche Verzahnung von Theorie und Praxis zur Verbesserung der employability von qualifizierten Fach- und Führungskräften beinhaltet und eine Grundlage für Aussagen über Entwicklungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten des tertiären Bereichs der beruflichen Bildung sowie dessen Bildungsinstitutionen und –strukturen darstellt. Das Thema „Zukunft der Arbeit” wird so beleuchtet, dass die wichtigsten Trends, welche die Arbeitswelt bis 2040 maßgeblich verändern könnten, erfasst werden. Mit Hilfe des ausgearbeiteten Forschungs- und Diskussionsstandes werden erste Aussagen zu zukünftigen Bedarfen an Kompetenzen sowie zu Entwicklungspfaden des tertiären Berufsbildungssystems generiert und mögliche Einflussfaktoren abgeleitet, die für die Entwicklung zukünftiger Qualifikationsbedarfe für gehobene Fach- und mittlere Führungsaufgaben zentral sind. Die Einflussfaktoren werden in Telefoninterviews mit ausgewählten Expert/inn/en auf ihre Validität hin überprüft. Die Ergebnisse bieten die Grundlage für die Konsolidierung des Untersuchungsdesigns.

Arbeitspaket 2enthält die eigentliche Delphi-Untersuchung in drei Runden. In der ersten Runde werden die Einflussfaktoren anhand einer Befragung von ca. 1.000 Expert/inn/en aus Wissenschaft, Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Verbänden, Kammern und Gewerkschaften auf ihre Wirksamkeit überprüft und Zukunftseinschätzungen der Befragten über die Entwicklung der Einflussfaktoren bis 2040 abgefragt. Damit wird eine Bewertung der Einflussfaktoren erreicht und ein Bild über mögliche zentrale Entwicklungen von Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen sowie Veränderungen in den Segmenten des tertiären Berufsbildungssystems erarbeitet. Die zweite Runde der Befragung zielt auf die zentralen Schlüsselfaktoren ab. Die Schlüsselfaktor-Projektionen werden aus den Zukunftseinschätzungen der Experten aus der ersten Runde abgeleitet und auf ihre Eintrittswahrscheinlichkeit, den Zeitpunkt des Eintritts und die Plausibilität überprüft. Auch hier werden alle Teilnehmer/innen der ersten Runde befragt. Das Ergebnis dieser Runde ist eine umfassende Zusammenstellung von Schlüsselfaktoren und Zukunftsprojektionen in Form von Rohszenarien, welche Aussagen über die Entwicklung von Kompetenzbedarfen und Anforderungen an die Ausgestaltung des tertiären Bereichs der beruflichen Bildung liefern. Die dritte Runde ist so angelegt, dass alle Befragungsteilnehmer/innen die entwickelten Szenarien bewerten und durch offene Fragen zusätzlich inhaltlich anreichern können. Resultate des gesamten Delphi-Prozesses sind Szenarien zu zukünftigen Bedarfen nach fachlichen und überfachlichen Qualifikationen und Kompetenzen gehobener Fach- und mittlerer Führungskräfte, zu den Anforderungen an die Gestaltung von zukunftsfähigen Bildungsinstitutionen mit ihren Bildungsangeboten und -strukturen sowie zu den Entwicklungen im tertiären beruflichen Bildungssystem. Diese sind auf Basis eines breiten Expertenwissens abgestützt und stellen unterschiedliche Zukunftserwartungen dar.

Im Arbeitspaket 3werden auf Basis der ausgearbeiteten Szenarien strategische Perspektiven für das tertiäre Berufsbildungssystem – mit besonderem Augenmerk auf die geregelte Fortbildung – hergeleitet und konkretisiert. Dabei werden auch das Verhältnis zwischen beruflicher und akademischer Bildung sowie sinnvolle und bedarfsgerechte Verzahnungsmöglichkeiten beider Segmente – und der dazu gehörenden Bildungsinstitutionen – für einen zukunftsfähigen tertiären Bereich der beruflichen Bildung herausgearbeitet. Die Entwicklung szenariospezifischer Karrierepfade als weiteres zentrales Element des dritten Arbeitspakets soll der Veranschaulichung von Bildungsverläufen je nach Entwicklungsverlauf von Berufsbildung und Hochschulbildung dienen. Die szenariospezifischen Karrierepfade bieten in diesem Kontext eine Diskussionsgrundlage und zeigen Möglichkeiten und Konsequenzen einer zukunftsweisenden Modellierung der geregelten beruflichen Fortbildung auf. Ziel eines eintägigen Abschlussworkshops ist neben der Ergebnispräsentation die Diskussion der strategischen Perspektiven.

Publikationen zum Projekt

Ratermann-Busse, Monique, 2021: Kompetent und qualifiziert in die Zukunft – Einschätzungen zu einer bedarfsgerechten tertiären Berufsbildung 4.0. In: SRH Fernhochschule: Vernetzte Arbeitswelt – Der digitale Arbeitnehmer. Tagungsband zur Konferenz, S. 105–126 | DOI-Link

Krone, Sirikit / Patscha, Cornelius / Ratermann-Busse, Monique / Turber, Franziska, 2019: Zukunftsperspektiven im tertiären Bereich der beruflichen Bildung 2040. Abschlussbericht. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Forschung 2019-02 | DOI-Link| Info | Lesen

Vorträge zum Projekt

Dr. Monique Ratermann-Busse: Kompetent und qualifiziert in die Zukunft – Einschätzungen zu einer bedarfsgerechten tertiären Berufsbildung 4.0. Kongress "Vernetzte Arbeitswelt – der digitale Arbeitnehmer" 15. bis 16.11.2019, SRH Fernhochschule. Mannheim, 16.11.2019  Weitere Informationen

Dr. Monique Ratermann-Busse: Zukünftige Bedeutung akademischer und beruflicher Bildung für die Kompetenzbedarfe bis 2040. Abschlussworkshop zu dem Projekt „Zukunftsperspektiven im tertiären Bereich der beruflichen Bildung 2040“. In Kooperation mit: Z_Punkt The Foresight Company, Köln, Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg, 22.11.2017

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
15.04.2016 - 15.12.2017

Forschungsabteilung

Leitung:
Dr. Sirikit Krone

Bearbeitung:
Dr. Monique Ratermann-Busse, Dr. Eckhard Störmer, Cornelius Patscha Z_Punkt The Foresight Company, Köln

Finanzierung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)