Informationen zum Forschungsprojekt

Niedriglöhne

Ziel und Aufgabenstellung

Angesichts der problematischen Arbeitsmarktsituation von gering Qualifizierten und den ungünstigen Prognosen für die Zukunft wird diskutiert, mittels welcher Maßnahmen für diese Personengruppe neue Beschäftigungsmöglichkeiten erschlossen werden können. Beherrscht wurde diese Diskussion zunächst von Vorschlägen, die an der Höhe der Löhne und Sozialleistungen ansetzten. Dabei wurde die These vertreten, dass eine stärkere Lohndifferenzierung nach dem Vorbild der USA notwendig sei, um insbesondere für gering Qualifizierte neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu erschließen. Teilweise wurden solche Forderungen verknüpft mit dem Vorschlag, Niedrigeinkommen durchstaatliche Transferzahlungen aufzustocken. Andere Vorschläge beinhalteten eine Subventionierung von Sozialversicherungsbeiträgen, um die Attraktivität gering entlohnter Tätigkeiten für Arbeitgeber und Beschäftigte zu steigern. Daneben gibt es sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern bereits Projekte und Programme zur Förderung der Schaffung von niedrigentlohnten Arbeitsplätzen.

Zielsetzung des Projektes war die Aufarbeitung, Analyse und Bewertung der unterschiedlichen Vorschläge zur Schaffung von Arbeitsplätzen für gering Qualifizierte bzw. zur Ausweitung der Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland hinsichtlich ihrer beschäftigungspolitischen Implikationen und möglichen (Neben-)Wirkungen sowie die Überprüfung von Alternativen. Dabei wurden auch die Erfahrungen mit bereits laufenden Projekten und Programmen im In- und Ausland einbezogen.

Vorgehen

Im Mittelpunkt dieses Eigenprojektes stand die inhaltliche Vertiefung und Flankierung von drittmittelfinanzierten Projekten zur Beschäftigungsförderung für gering Qualifizierte bzw. zur Förderung der Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, die in der Forschungsabteilung FLEX in den vergangenen Jahren durchgeführt worden sind insbesondere:

  • Wissenschaftliche Begleitung der Modellprojekte zur Beschäftigung von gering Qualifizierten im Rahmen des Bündnisses für Arbeit NRW
    (im Auftrag des Arbeitsministeriums NRW 2000-2004)
  • Evaluierung des arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramms CAST (im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums und in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung und dem Wirtschaftsforscher und Politikberater Dr. Bruno Kaltenborn 2001-2004)
  • Stellenbesetzungsprozesse im Bereich "einfacher" Dienstleistungen (STEP 2003-2005).

Darüber hinaus wurden im Projektverlauf mehrere Gutachten und Expertisen erstellt - u.a. im Auftrag der Staatskanzlei Schleswig-Holstein (1998) und der Friedrich Ebert Stiftung (2002 und 2006).

Ausgewählte Ergebnisse

Stand vor einigen Jahren noch die Frage, wie mehr Niedriglohnbeschäftigung geschaffen werden kann, im Mittelpunkt der Debatte, ist zwischenzeitlich deutlichgeworden, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland seit Mitte der Neunzigerjahre deutlich an Bedeutung gewonnen und im internationalen Vergleich bereitsein beachtliches Ausmaß erreicht hat. Dies hat dazu geführt, dass nunmehr über die Notwendigkeit der Einführung tariflicher oder gesetzlicher Mindestlöhne in Deutschland diskutiert wird.

Auch die Debatte über die Notwendigkeit bzw. die Ausgestaltung von Kombilohnmodellen hat sich ausdifferenziert. Mit der Grundsicherung für Arbeitsuchende ist bereits ein flächendeckender bedarfsgeprüfter Kombilohn eingeführt worden, mit dem niedrige Erwerbseinkommen aufgestockt werden. Dies betraf 2007rund ein Fünftel aller Bezieher/innen von Grundsicherungsleistungen. Aktuelle Reformvorschläge zielen überwiegend auf Veränderungen der Zuverdienstregelungen und beinhalten teilweise auch eine Abschaffung oder Modifikation der Minijobs.

Bezogen auf die Gruppe der gering Qualifizierten ist festzuhalten, dass die Gleichsetzung von Niedriglohnbeschäftigung mit Chancen für diese Gruppe zu kurz greift. Rund drei Viertel der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschlandhaben eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Abschluss. Die Erfahrungen mit zeitlich befristeten Kombilohnprojekten und -Programmen in den vergangenen Jahren verweisen darauf, dass formal gering Qualifizierteam ehesten erreicht werden, wenn die Förderung zielgruppenspezifisch zugeschnitten ist.

Die im Projekt bearbeiteten Fragestellungen sind nach wie vor hochaktuell. Daher werden sie im Rahmen des Projektes "Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland und im internationalen Vergleich" (NILO) bis Ende 2010 weitergeführt und vertieft.

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
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Forschungsabteilung

Leitung und Bearbeitung: