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Evaluation des Bundesprogramms "Perspektive 50plus-Beschäftigungspakte in den Regionen" – Programmphase I

Ziel und Aufgabenstellung

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat in der ersten Phase des Bundesprogramms "Perspektive 50plus" bundesweit 62 innovative Modellprojekte (regionale Beschäftigungspakte) von insgesamt 93 beteiligten Arbeitsgemeinschaften und zugelassenen kommunalen Trägern zur Wiedereingliederung älterer Langzeitarbeitsloser in das Erwerbsleben gefördert. Zielgruppe des Bundesprogramms sind insbesondere arbeitslos gemeldete Bezieher von Arbeitslosengeld II ab Vollendung des 50. Lebensjahres, aber auch solche Personen, die ohne eine Förderung voraussichtlich in absehbarer Zeit ebenfalls zu der Zielgruppegehören werden.

Im Mittelpunkt der vom 1. Dezember 2005 bis 30. November 2007 durchgeführten Evaluation standen folgende Fragestellungen:

  1. Welchen "Mehrwert" fügen die regionalen Beschäftigungspakte als Netzwerke von Akteuren den bisherigen Eingliederungsbemühungen hinzu?
  2. Welche Innovationen entwickeln die Pakte auf der Maßnahme-Ebene?
  3. Welchen Einfluss haben regionale Integrationsansätze und Netzwerkstrukturen sowie die unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen der Teilnehmenden auf die Wahrscheinlichkeit der Erwerbsaufnahme?
  4. Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für neue Förderformendes Bundes ableiten und setzen diese eine "Paktstruktur" voraus?

Vorgehen

  • Aufarbeitung der Akten- und Datenlage zu den Pakten
  • Auswahl von 20 regionalen Beschäftigungspakten für vertiefte Analysen nach den Kriterien des vermuteten Innovationspotenzials im Einzelfall
  • Durchführung der Fallstudien bzw. der Leitfaden gestützten Interviews mit strategischen und operativen Akteuren in den ausgewählten20 Paktregionen
  • Durchführung von Gruppendiskussionen mit Teilnehmern/-innen in fünf der ausgewählten Fallstudien-Regionen
  • Durchführung von Expertengesprächen mit betrieblichen Personalverantwortlichen in fünf der Fallstudien-Regionen
  • Telefoninterviews mit 1.000 Teilnehmern/-innen
  • Auswertung der von den an der Programmumsetzung beteiligten Trägern der Grundsicherung erfassten Daten über individuelle arbeitsmarkt- und eingliederungsrelevante Merkmale von Teilnehmenden, über die konkreten Maßnahmen, an denen sie teil genommen haben, sowie über eine ggf. Aufgenommene Erwerbstätigkeit und deren Qualität
  • Vergleichende sekundärstatistische Problemanalysen für die Paktregionen mit besonderer Berücksichtigung des altersspezifischen Arbeitsmarktes
  • Vergleichende regionale Impact-Analyse auf der Basis der BA-Beschäftigtenstatistik (auch im Vergleich zu Nicht-Paktregionen)
  • Vergleichende Effizienzanalyse basierend auf den Teilnehmern bezogenen Kosten sowie den Gesamtkosten eines Paktes pro Eingliederungsfall

Ausgewählte Ergebnisse

Nach der Bewältigung der Umstellung des Leistungssystems durch die Zusammenführung von Arbeitslosen und Sozialhilfe sowie des organisatorischen Neuaufbaus von Arbeitsgemeinschaften und zugelassenen kommunalen Trägern war "Perspektive50plus" die erste bundesweite Initiative, um den Grundsatz des "Förderns und Forderns" im neuen Rechtskreis des SGB II umzusetzen. Zur Wiedereingliederung von älteren Arbeitslosen hat das Bundesprogramm einen im Vergleich zum SGB III umfassenderen und flexibleren Einsatz von Instrumenten ermöglicht und in den Paktregionen eine stärkere Vernetzung regionaler Akteure bewirkt.

Die mit 250 Millionen Euro geförderten 62 Beschäftigungspakte haben die günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen der Jahre 2006 und 2007genutzt, um 20.200 ältere Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Integrationen erfolgten mehrheitlich ohne finanzielle Förderung und überwiegend in Klein und Kleinstbetrieben, die einen zusätzlichen Arbeitsplatz geschaffen haben. 60 % der Integrationen erfolgten auf dem früheren Tätigkeitsniveau; bei den übrigen halten sich Auf und Abstiege die Waage. Zwar erfolgen 43 % der Integrationen befristet, aber zu 83 % in Vollzeit. Die Teilnehmenden von "Perspektive 50plus" wurden deutlich stärker aktiviert als andere erwerbsfähige Hilfebedürftige dieser Altersgruppe. Teilnahmeabbrüche aus anderen Gründen als dem der Arbeitsaufnahmewaren selten und dann überwiegend gesundheitlich bedingt; die Zielgruppe ist also motiviert und ausdauernd.

Während Personen mit Migrationshintergrund überproportional als Teilnehmende aktiviert wurden, war das gender mainstreaming bei der Programmumsetzung unterentwickelt: Die Aktivierung und Integration von Frauen entsprach bei weitem nicht ihrem Anteil an der Zielgruppe, was häufig auf eine strategische Ausrichtung auf Segmente des Arbeitsmarktes zurückzuführen war, die wenig Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen bieten. In der zweiten Programmphase sollen daher verstärkt Förderansätze für ältere Frauen entwickelt werden – insbesondere für solche Frauen, die über keine oder geringe Erwerbserfahrungen oder veraltete Berufskenntnisse verfügen.

Unter Kontrolle sozio-demographischer Merkmale und der regionalen Arbeitsmarktsituation erweisen sich verschiedene Module der Förderung als signifikant wirksam im Sinne einer Erhöhung der Integrationswahrscheinlichkeit. Bei den meisten dieser wirksamen Module ist die Integration mehr oder weniger definitionsimmanent, so dass wir eine starke Selektivität des Zugangs vermuten. Als ergebnisoffen und dennoch hoch wirksam erweist sich das Coaching, das wir in Verbindung mit der Wiederentdeckung einer intensiven, unterstützenden und die Perspektive von Person und Betrieb verbindenden Arbeitsvermittlung als die zentrale instrumentelle Innovation des Programms "Perspektive 50plus" ansehen.

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