IN-EAST News
26.08.2008 - 00:00
Ausländische M&A in Japan erfolgreich
Ergebnisse einer Studie von Ingo Thomas
Mit der Liberalisierung der japanischen Wirtschaft seit den späten 90er Jahren ergeben sich zunehmend Chancen für ausländische Unternehmen, Unternehmensakquisitionen und Fusionen (M&A) in Japan vorzunehmen. Wie steht es um den Erfolg bisheriger Abschlüsse? Dieser Frage geht eine neue Studie von Ingo Thomas aus dem Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen (IN-EAST) und der Mercator School of Management nach (Lehrstuhl Prof. Dr. Werner Pascha).
Im Vergleich zu anderen hoch entwickelten Zielländern gibt es bisher kaum wissenschaftlichen Studien über den Erfolg ausländischer M&A–Transaktionen in Japan, obwohl angesichts der 2007 geschaffenen Möglichkeit sog. Dreiecksgeschäfte, d. h. von Transaktionen unter Beteiligung eines japanischen Tochterunternehmens des ausländischen Akquisiteurs, die Erwartungen hinsichtlich interessanter Geschäfte weiter gestiegen sind.
Die Studie belegt eine positive, wenn auch nicht überragend hohe Zusatzrendite akquirierender Unternehmen durch ihr Engagement in Japan (1994-2004). Die Erfolgsdeterminanten sind zum Teil die international üblichen, bieten aber auch Überraschungen. So ist eine zum Zeitpunkt der Akquise niedrige relative Wettbewerbsfähigkeit Japans mit einer höheren Rendite verbunden. Ausländische Unternehmen haben also gerade in den für Japan schwierigen Jahren der jüngsten Vergangenheit einen besonders hohen Erfolg realisiert, während häufig davon ausgegangen wird, dass während Japans Schwächephase auch für ausländische Unternehmen die Bedingungen zur Erfolgserzielung besonders schlecht waren. Interessanterweise ist die frühere Managementqualität des akquirierenden Unternehmens negativ mit der Zusatzrendite korreliert. Hier könnte es zu einer Selbstüberschätzung seitens des ausländischen Managements gekommen sein. Berichtenswert erscheint auch, dass sich keine Hinweise auf ein starkes Insiderverhalten – d. h. systematische Marktbewegungen vor der Ankündigung des M&A-Vorhabens – finden.
Unter methodischen Gesichtspunkten hat Ingo Thomas Wert darauf gelegt, den Erfolg ausländischer Unternehmensakquisitionen in Japan möglichst genau zu messen und in einem zweiten Schritt die zentralen Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Bei der quantitativen Bestimmung des Erfolgs verwendet Thomas einen kapitalmarktorientierten Ansatz: Er macht den Effekt der Akquise auf die Bewertung des akquirierenden Unternehmens am Aktienmarkt zum Maßstab des Erfolgs. Damit sind erhebliche Voraussetzungen hinsichtlich des Vorliegens von Kapitalmarkteffizienz zu akzeptieren - Annahmen, die im Zuge der Arbeit kritisch durchleuchtet werden. Innerhalb der kapitalmarktorientierten Verfahren schließt sich Thomas einem führenden Ansatz in der Literatur an und verwendet ein Marktmodell, mit dem der Erfolg der Akquise als abnormale Rendite verstanden wird, die über die normalerweise zu erwartende Trendentwicklung des Aktienwertes hinaus geht.
Die Arbeit ist im Juli 2008 in der Reihe „Schriften zur Wirtschaft Asiens“ des Marburger Metropolis-Verlages erschienen.