Exkursion in den Iran 3.-13. Oktober 2015

Die Katholische Hochschulgemeinde Essen / Bochum und das Institut für Katholische Theologie der Universität Duisburg-Essen reisten vom 3.-13. Oktober 2015 für eine Exkursion in den Iran. Die Leitung hatten Dr. Kathrin Gies (Altes Testament  / UDE) und Diözesanhochschulpastor Klaus Giepmann (KHG).

Der Gedanke der Wallfahrt der Völker zum Zion findet sich in den biblisch-prophetischen Texten. In der Perserzeit (6./5. Jahrhundert) erfindet das biblische Israel sich und den Glauben an den einen Gott neu. Der Kontakt mit der persischen Kultur wie in bildlichen Darstellungen aus Persepolis mag Inspiration für die Vorstellungen der Völkerwallfahrt gewesen sein. So gibt es in der Perserzeit ethische und kultische Weichenstellungen, die bis heute wirken. Um die biblischen Aussagen besser zu verstehen, sind wir in diesen altorientalischen Kontext eingetaucht und haben dabei auch das kulturell so reiche und faszinierende Land Iran durch die Jahrhunderte hindurch kennengelernt.

Bericht nach der Exkursion Iran – eine wundersame Reise in das Land der Perser (3. bis 13. Oktober 2015)

Angesicht der aktuellen Situation der Nachbarländer erstaunt der Wunsch, in den Iran zu reisen, so manchen. Aber was wissen wir eigentlich über das Land und die Menschen dort?

Das von den Medien präsentierte Bild wirft einen dunklen Schatten: Eine „Islamische Republik“, streng religiöse Werte und Normen, die das öffentliche und private Leben bestimmen, Kleiderordnung, Alkoholverbot, Sittenpolizei, die die Einhaltung der Regeln kontrolliert.

Im Rahmen der Vorbereitung auf diese Studienreise ist mir bewusst geworden, wie wenig ich über das Land und die Menschen wusste. Ich durfte erfahren: Die Iraner bezeichnen sich selbst voller Stolz als Perser. Damit beziehen sie sich auf ein altes Volk und Ereignisse, die 2500 Jahre in der Vergangenheit liegen. Der Stolz ist berechtigt: Die mächtige Nation der Perser schuf das erste Weltreich in der Geschichte (550v.Chr.-330 v. Chr.) von Griechenland und Ägypten bis nach Zentralasien. Anders als andere Großmächte zeigen die Perser relative Toleranz den unterworfenen Völkern gegenüber und gestehen diesen freie Religionsausübung zu. Die biblischen Schriften beschreiben die Perser als die Befreier aus dem babylonischen Exil und wohlwollende Unterstützer bei dem Wiederaufbau des Tempels.

Die Weltherrschaft der Perser zeigen die Reliefs auf der Treppenfassade zum Apadana Palast in Persepolis, der unter Darius I. (ab 515 v.Chr.) errichteten persischen Hauptstadt: 23 Delegationen der Völker überreichen dem König ihre Gaben. Die mit künstlerischen Geschick und der Liebe zum Detail dargestellten Figuren lassen sich durch ihre Trachten und Waffen den Völkern der verschiedenen Teilen des Persischen Reiches eindeutig zuordnen. Damals schritten durch das „Tor der Völker“ die Meder, Armenier, Syrer, Babylonier Ägypter, Inder, Araber, um nur paar der Nationen erwähnt zu haben, und heute gehen wir durch das Tor hindurch, das uns den Weg zu den Wundern des Landes eröffnet.

 

Der Apadana Palast in Persepolis

Die schiitische Pilgerstätte Schah Tscheragh in Schiraz

Die persische Grundeinstellung gegenüber Fremden überdauerte die Jahrhunderte, und so erfahren Touristen die unglaubliche Gastfreundlichkeit der Einheimischen. Die Iraner begegnen Fremden mit einem herzlichen Willkommensgruß. Das Land überzeugt durch die in den Bauwerken manifeste Geschichte des Landes. Seit 1979 wurden mehr als 25 Stätten im Iran von der UNESCO zum geschützten Weltkulturerbe ernannt. Die Liebhaber der ganz alten Steine staunen angesichts des aus Lehmsteinen erbauten, stufenförmigen Turmtempels (Choga Zanbil), der zur Zeit Königs Untasch-Napirischa (ca 1275-1240 v. Chr.) errichtet wurde und der der Verwitterung trotzend einen Einblick in die Götterwelt der Elamer bietet. Auch die nachfolgenden Herrschaftsdynastien verewigten und demonstrierten ihre Macht in wunderschönen Palastanlagen und Moscheen. Keine Moschee gleicht der anderen, und alle übertreffen sich in ihrer Pracht und Schönheit (Sheikh-Lotfollah-Moschee, Isfahan). Sie bleiben in Erinnerung als ein Meer aus blauen und türkisfarbenen Mosaikfliesen, die in kunstvoller und feinster Handarbeit zu wundervollen Mustern gestaltet sind. Diese vielfältigen, reichen Farben sind auch als Motive auf Steingutprodukten und den traditionell handgeknüpften Perserteppichen zu finden. Die historischen Bauwerke Irans zeichnen sich nicht nur durch bestechende Schönheit aus, sondern auch durch ihre technische Funktion, die das Leben der Menschen seit Jahrtausenden von Hitze und Trockenheit geschützt hat. Die historische Technologie zeigt sich in den aus Lehm errichteten Eishäusern, dem Bau von Qanaten für die Wassergewinnung und -förderung sowie dem Bau der Windtürme, die der Kühlung von Innenräumen dienen – tausend Jahre alte Technologie, die bis heute ihre Funktionsfähigkeit behalten hat.

 

Chogha Zanbil

Sheikh-Lotfollah-Moschee am Meidan-e Emam, Isfahan

Als das größte Wunder erscheint dem Besucher die Religionsvielfalt. Neben dem schiitischen Islam, der Religion der meisten Iraner, sind auch andere Religionen vertreten. Die älteste iranische Religion ist der Zoroastrismus. Für den höchsten Gott der Zoroastrier Ahura Mazda brennt seit über 2500 Jahren das heilige Feuer, das wir auch in Yazd sahen. Auch das Juden- und Christentum sind im Iran durch ihre lange Geschichte im Land fest verankert, wie uns ein Rabbiner in Hamadan erklärte und ein Armenier in Isfahan.

Anders als in der Darstellung der westlichen Medien präsentiert sich das Land vor Ort in seiner Pracht eines historischen und kulturellen Welterbes. Die Menschen überraschen mit ihrer Weltoffenheit und Freundlichkeit. In seiner Schönheit bleibt Iran als Reiseziel ein Geheimtipp, den ich nur ungern verrate.

(Magdalena Gadomski)