Exkursion nach Jordanien 24. September bis 3. Oktober 2013 "Einmal vom Nebo in das gelobte Land schauen dürfen..."

eine Fahrt mit der KHG Essen / Bochum und Pfr. Klaus Giepmann (Hochschulseelsorger)

Das "Ostjordanland" ist Spielplatz zahlreicher Erzählungen des Alten und Neuen Testaments. Außerbiblische Textquellen und archäologische Funde erhellen die (Religions-)Geschichte des Alten Israel, des Frühjudentums und frühen Christentums. Das moderne Jordanien bietet einen Einblick in muslimische Lebenswelten. Und darüber hinaus bietet Jordanien mit Grabenbruch und Wüste eine wunderschöne Landschaft, die wir mit kleineren Wanderungen erkunden werden. Vorgesehen für die Rundreise sind zentrale biblische und archäologischen Stätten Jordaniens von den Dekapolisstädten bis zum Wadi Rum.

An einem Studientag am 8. Juni 2013 tauchten alle Teilnehmer der Exkursion bereits ein wenig in die Geschichte und Landschaft Jordaniens ein. Gearbeitet wurde zur Geschichte Jordaniens in biblischer Zeit und biblischen Bezügen. Wir gewannen einen Überblick über die weitere Entwicklung in römisch-byzantinischer und islamischer Zeit und informierten uns über die aktuelle politische Lage nach der Wahl im Januar 2013 und mögliche Aufbrüche im Kontext eines „arabischen Frühlings“. Nachdem wir uns mit den Nabatäern und ihrer Hauptstadt befasst hatten, begaben wir uns gestärkt nach einem gemeinsamen abendlichen Büffet mit Indiana Jones direkt nach Petra…

Auf dem Nebo…

… und dem Jebel Haroun

Am 24. September begann unsere Reise nach Jordanien. Die Reise führte uns jedoch zunächst aufgrund eines herrenlosen Koffers, der eine Evakuierung des gesamten Flughafens auslöste, und damit verbundener Verspätungen nach Istanbul. Obwohl wir nur einen Tag in Istanbul verbrachten, konnten wir viele Eindrücke sammeln. Istanbul bildet als bevölkerungsreichste Stadt das Zentrum von Kultur und Handel der Türkei. Einblicke in die Kultur erlangten wir durch den Besuch der Hagia Sophia und der Blauen Moschee.
Endlich in Jordanien angekommen, begaben wir uns auf die Spuren der biblischen Tradition: Dabei besuchten wir die antike Dekapolisstadt Gadara / Umm Queis, die direkt an der Römerstraße liegt und durch ein römisches Nymphäum sowie eine achteckige christliche Basilika beeindruckt. Von dort hatten wir einen wunderschönen Ausblick über den See Genezareth, die Großlandhöhen in Syrien und das Jordantal. In Pella begegneten wir einem Ruinengelände, welches Besiedlungsspuren von der Jungsteinzeit bis zur frühislamischen Epoche aufweist. Wir begaben uns auch in die Zeit Saladins und der Kreuzritter mit dem Besuch der Festung Ajloun. Als besterhaltendes Beispiel einer spätantiken Provinz im Nahen Osten besuchten wir Jerash. Kennzeichnend für die Stadt sind ihr orthogonales Straßennetz, der Zeustempel, der Artemistempel, die Synagogenkirche und das Hadriantor.
Einen besonderen Einblick in Traditionen des Christentums erlangten wir in Bethanien durch den Besuch der Taufstelle Jesu und der Johannes-Paul-II-Kirche. In Bethanien, das als der Ort gilt, an dem Johannes der Täufer lebte, fand man Reste eines Taufbeckens. Noch heute pilgern viele Menschen zu dieser Stelle, um sich taufen zu lassen.
Neben den historischen und biblischen Stätten beeindruckte Jordanien ebenso durch die einmalige Landschaft. Im Wadi Mujib erlebten wir eine spannende Tour durch die Fels- und Flusslandschaft Jordaniens, die uns bis zu einem Wasserfall führte. Im Toten Meer durften wir die Natur Jordaniens dann hautnah erleben.
Da die Reise unter dem Motto „Einmal in das Gelobte Land schauen dürfen“ stand, besuchten wir auch den Berg Nebo. Von dort aus warfen wir wie Moses einen Blick auf das Gelobte Land und bestaunten das Gebiet von Heschbon, die Hügel Ammans, die Gebirge Samariens, Bethlehem, das Jordantal mit dem Umland von Jericho sowie das Tote Meer.
Ebenso besuchten wir die Stadt Madaba, die auch bekannt ist als die Stadt der Mosaike. Einen genaueren Blick auf die Mosaike, besonders auf die berühmte Karte des Heiligen Landes, erhielten wir in der Georgskirche. Die Festung des Herodes, die auf einem Hügel in Mukawir liegt, ermöglichte uns einen Panoramablick über Jordanien. In Dibon wurde uns deutlich, wie nah Historie und Moderne in Jordanien aneinander liegen.
Einen eindrucksvollen Ausblick bot uns auch das Wadi al-Hasa. Dieses mehr als 800 Meter tiefe Wadi bildete einst die Grenze zwischen Moab und Edom. Im Wadi Dana bestaunten wir die antiken Ruinen von Feinan und wanderten zur Kreuzfahrerburg Shobak.
Ein besonderes Highlight der Reise bildete die nabatäische Stadt Petra. Wie Indiana Jones gingen wir den 1,5 Kilometer langen Siq, den Eingang zur Felsenstadt, entlang, und staunten über das eindrucksvolle Schatzhaus des Pharao, das eigentlich ein Grabtempel gewesen ist. Die Gräber der Nabatäer, das Kloster ad-Deir sowie der Opferplatz, den wir über den nabatäischen Pilgerweg mit 380 Stufen erreichten, gaben uns einen Einblick in die nabatäische Religion mit ihren Göttern und Bräuchen. Vom Opferplatz aus konnten wir den Jebel Haroun mit dem Aaronsgrab bewundern, dessen beschwerlichen Aufstieg sogar ein Teil unserer Gruppe gewagt hat. Besonders beeindruckt waren wir von der Tatsache, dass Petra 500 Jahre lang als verloren galt, bis J. L. Burckhardt als Beduine verkleidet die Felsenstadt 1812 wiederentdeckte.
Das Leben der Beduinen durften wir im Wadi Rum erleben. Wir tranken mit ihnen Tee und ritten auf Dromedaren durch den roten Sand. Die roten Sandsteinfelsen bewunderten wir von Jeeps aus, dessen Fahrer die Frage in uns aufwarfen, ob man in Jordanien den Führerschein machen darf, sobald man groß genug ist, um an die Pedale zu kommen. Als Geschenk für die Geburtstagskinder der Reise haben wir noch einen Stopp in Aqaba gemacht, um im Roten Meer schwimmen zu gehen und dessen biologische Vielfalt hautnah zu bewundern.
Mit dem Besuch von Philadelphia, der Stadt der Römer, dem Museum in Amman und den Wüstenschlössern Azraq, in dem der berühmte Lawrence von Arabien im Winter 1917/18 gewohnt hat, Qasayr Amra, dem Schlösschen der Fresken, und Qasr Kharana, einer ehemaligen Karawanserei, endete unsere Reise.
Jordanien war eine Reise voller Erlebnisse, schöner Eindrücke, netter Menschen und tiefer Erfahrungen, die wir so schnell nicht vergessen werden.
(Annika Buitink, Carina Hunhoff)