Friedrich Theodor Vischer

 

 

[Rezension]

 

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Gedichte eines Lebendigen. Mit einer Dedication an den Verstorbenen. Sechste Auflage, 1843. Zürich, Literarisches Comptoir.

 

Zerrissenheit und Politik sind seit geraumer Zeit die Stoffe, worin die Poesie allein noch Einiges hervorgebracht hat, was Aufsehen machte. Wirklich muß man gestehen, daß für die Dichtkunst jetzt die Zufriedenheit nicht an der Zeit ist; Lenz, Lerchen, Liebe und Wein sind matt geworden; das Gemüth, das sich den großen Interessen des öffentlichen Lebens verschloß und in den Genuß seiner Subjektivität einspann, hat diese unschuldigen Gegenstände todtgehetzt und ist endlich gerade in seiner Naturschwelgerei, in seiner Unthätigkeit und Interesselosigkeit vergeilt, an seiner thatenlosen Ueberfruchtung erkrankt und in Zerrissenheit untergegangen. Diese ist Entartung, aber doch eine höhere Form des geistigen Lebens, worin das Gemüth zu fühlen bekommt, wohin diese Poesie des heimlichen Glücks, aus welcher alle großen Menschen und Thaten verschwunden sind, endlich führe: zu ihrem Gegentheil, zur Hypochondrie, welche die nothwendige Folge des Versitzens ist. Haben wir erst wieder Größe, so werden wir uns auch jener unschuldigen Dinge wieder poetisch erfreuen können, ohne matt und endlich krank zu werden. "Der Deutsche muß erst freier sein, dann sei er Troubadour," das wollen wir unserem Dichter vorläufig gerne glauben. Die Zerrissenheit taugt nichts, sie soll nicht bestehen, aber sie ist doch das Einzige, was die neuere Poesie nach dem Ableben der romantischen Schule hatte und haben konnte. Gib dem Menschen zu thun, gib ihm große Gegenstände, und er wird keine Zeit mehr haben, immer und ewig von dem großen Risse, der mitten durch das Weltall und bei dieser Gelegenheit auch durch sein Herz ging, zu leiern. Man hat dieß eingesehen und nun die Politik ergriffen: ein guter Fortschritt und wirklich zeitgemäßer Stoff. "Poesie ist im Halme, in der Palme, Poesie die Mück' im Sonnenschein und Poesie vor Allem auch im Wein; wie Gott ist sie zuletzt in allen Dingen, doch wenn einmal ein Löwe vor euch steht, sollt ihr nicht das Insekt auf ihm besingen", sagt Herwegh in seinem Sonett an die Naturdichter. Und doch taugt auch die Politik nichts in der Poesie, wenn man nämlich unter der Politik versteht die Unzufriedenheit mit der Gegenwart des Staats, den Wunsch, daß er anders werde, die Aufforderung an das Volk, daß es die Formen seines Staatslebens ändere: d.h. also paränetisch-politische Dichtung. Sie taugt nichts, weil sie eine Idee auspricht, welche noch keinen Körper hat, sondern ihn erst bekommen soll, welche also noch abstract ist. Nennt man politische Poesie diejenige, welche vergangene große Thaten und Schicksale der Völker besingt, wo die Idee, schon zur Wirklichkeit geworden, ihren Körper dem Dichter fertig mitbringt und nur die künstlerische Umgestaltung desselben von ihm erwartet, dann kann es keine größere Poesie geben, als politische, dann ist Homer, dann ist Shakespeare ein politischer Dichter. Ich habe diesen wichtigen Unterschied in einem Aufsatze über Shakespeare erörtert, welcher in dem literar-histor. Taschenbuch von Prutz demnächst erscheinen soll, und so die Antinomie zu lösen gesucht, welche zwischen den beiden gleich wahren Sätzen, daß, wie alle Tendenz, so insbesondere die politische Tendenz in der Poesie verwerflich ist, und daß es noch keinen würdigeren Stoff für den Dichter gibt, als das Staatsleben, zu bestehen scheint. Ich kann mich hier auf diese Untersuchung, welche gründliche Erörterungen verlangt, nicht einlassen und muß daher die Leser ersuchen, jenen Aufsatz zur Hand zu nehmen, wenn sie sich überzeugen mögen, daß mein obiges Wort über Poesie so absprechend nicht sei, als es vielleicht scheint.

Inzwischen ist allerdings zwischen den Gattungen der Poesie zu unterscheiden. Das Epos und Drama bedarf zu seinem Inhalte allerdings Ideen, welche schon in Handlung und Geschichte übergegangen sind, denn diese Formen der Poesie können eine gegebene objective Welt gar nicht entbehren. Dagegen die lyrische Poesie ist ihrem Wesen nach subjectiv; der Dichter spricht sein eigenes fühlendes Herz aus, gleichviel, ob die wirkliche Welt seiner innern Welt entspreche oder nicht; ja daß diese jener nicht entspricht, dieß kann gerade der Hebel seiner feurigsten Empfindungen sein. Der Körper zu dem geistigen Gehalte, den er seiner Poesie einhaucht, ist im Grunde seine eigene Persönlichkeit, er selbst ist die Erscheinung der Idee, die in der Welt noch nicht Raum gewonnen hat, sein Gedanke ist noch Subject. Wenn dieß im Allgemeinen wahr ist und dem lyrischen Dichter die Befugniß sichert, mancherlei Inhalt aufzunehmen, der für das Epos und Drama noch zu unwirklich wäre, so bedarf es doch wesentlicher näherer Bestimmungen. So viel vor Allem versteht sich von selbst, daß man dem Dichter in jeder Zeile anfühlen muß, daß es ihm mit seiner Begeisterung ein wahrer Ernst sei, daß nicht Eitelkeit, nichts Windiges mitunterspiele, daß er Gut und Blut für die Verwirklichung seiner Idee zu opfern bereit wäre, sonst fehlt ihr die einzige Objectivität, die sie haben kann, die Persönlichkeit. Besonders übel wird es daher dem politischen Dichter anstehen, wenn er die Zerrissenheit in der Politik aufnimmt, wenn er neben seiner großen Sache ein in eitlen Schmerzen sich bespiegelndes Ich in den Vordergund zu drängen sucht, kurz wenn er Heinisirt. Einen Charakter wollen wir sehen, einen Felsenmann; er braucht darum kein Turner, kein christlich deutscher Burschenschäftler zu sein, unsere Zeit begründet billig ihre Ideen von Staat und Freiheit auf eine andere, weitere, weltgebildetere Anschauung. Daß die Grund-Idee, welche eine solche Lyrik durchdringt, wiewohl noch unwirklich, doch nicht aus dem Blauen aufgefangen, sondern in sich substantiell und eine gegenwärtige Macht in den Geistern und Herzen Vieler sei, daß er ausspreche, was seine Zeit innerlich bewegt, das ist es, was wir ebenfalls an ihn zu fordern haben. Freilich kommt es dann immer noch darauf an, wie er eine solche Idee gefaßt hat und auslegt, ob er sie in leerer Allgemeinheit oder in concreter Fülle besitzt und darzustellen weiß, ob sie ihm aus der Betrachtung des [4] Einzelnen in der Wirklichkeit fließt, oder ob er vom Abstracten zum Concreten erst den Uebergang sucht. Er muß die einzelnen Gebiete des öffentlichen Lebens, wo die Unfreiheit oder umgekehrt der Keim eines neuen Lebens sich fühlbar macht, in's Auge gefaßt haben, das Leben, die Welt muß er kennen, dem Pulsschlag des Geistes in den einzelnen Gliedern nachspüren, die Wege muß er aufsuchen, welche die innere Macht der Zeit wandelt, um den Boden für große Zwecke der Zukunft aufzulockern. Dieß ist das Concrete, was seiner Idee nicht fehlen darf, wie wenig sie übrigens concret in dem Sinne einer Thatsache ist.

Genügt nun ein Dichter allen diesen Forderungen, ist er ein wahrhafter Charakter, spricht er aus, was die Besten seiner Zeit bewegt, spricht er es nicht abstract, sondern concret aus, so ist er – doch immer noch kein Dichter. Die Politik, das heißt also für unsern Zusammenhang: die Unzufriedenheit mit der Gegenwart des Staatslebens und der heftige Wunsch einer bessern Zukunft desselben, Begeisterung für große Handlungen, die sie herbeiführen sollen u.s.f., bleibt doch immer auch für die lyrische Gattung ein gegen ächt poetische Handlung völlig widerspenstiger Stoff. Wir fanden den Grund hievon zuerst ganz allgemein darin, daß solche Ideen, weil sie erst wirklich werden sollen, dem Dichter gar keine Erscheinung, Gestalt, kein poetisches Fleisch entgegenbringen. Nun mußten wir zwar einräumen, daß die lyrische Poesie andere Bedingungen als Epos und Drama hat, daß Soffe, welche für diese objectiven Gattungen zu körperlos sind, für das subjective Wesen der Lyrik immer noch geeignet seien. Aber wir müssen die Frage jetzt noch von einer andern Seite nehmen und von der Stimmung reden, in welcher die wahren Kinder der Muse empfangen sein wollen, ob sie nämlich mit solchem politischen Eifer bestehen könne. Nein, sie kann es nicht; die Unruhe des Interesses, die Hast, die Sorge, die Ungeduld verzehrt schlechtweg jene schöne Einheit aller geistigen und sinnlichen Kräfte, welche sich in dem stillen Weben, Träumen, Schaffen der Phantasie darstellt. Wahre Dichtung ist nur, wo Besitz ist, Besitz, der zwar, wie alles Menschliche, der Sehnsucht noch unendlichen Raum läßt, aber doch Besitz und Genüge der Seele. Die Völker müssen glücklich sein, wo Poesie blühen soll, wo sie mit ihrer Vergangenheit gebrochen haben und sorgenvoll, ob ihre tiefsten Wünsche sich verwirklichen lassen, in die Zukunft blicken, da kann keine Dichtung gedeihen, und diejenige Dichtung, welche eben diesen politischen Bruch zu ihrem Gegenstande macht, kann keine wahre Dichtung sein. Shakespeare fühlte sich mit seinem Volke höchst glücklich unter der Regierung der Elisabeth, von dieser glücklichen Gegenwart schaute er auf die blutigen Bürgerkriege zurück, die ihr vorangegangen und stellte nun diese ungeheuren Stürme mit dem steten Hinblick auf das gesicherte feste Land dar, auf welchem er stand: dieß ist wahre politische Poesie. Oder, um von einem Lyriker zu reden, Pindar preist den olympischen Sieger, die Stadt, deren Bürger er ist und erfreut sich nun an der Herrlichkeit seiner Vaterlandes. Wo nun aber alle Gedanken und Gefühle sich auf einen Zweck spannen, der erst erreicht werden soll, da wird aus der Poesie bloße Rhetorik. Der Redner hat einen Zweck im Auge, für den er, wie er selbst für ihn begeistert ist, seine Zuhörer zu stimmen, in Feuer zu setzen strebt; dieser Zweck wird unverhüllt als ein Gedanke, welcher That werden soll, aufgestellt, der Redner geht von ihm aus, kommt auf ihn zurück und setzt übrigens alle Mittel der Empfindung und Phantasie für ihn in Bewegung, aber auch nur als Mittel. In der ächten Poesie dagegen ist die Phantasie nicht das Mittel des Gedankens, sondern der Gedanke äußert sich gar nicht anders, als nur verhüllt in ihr und durch sie, und kommt getrennt von ihr weder dem Dichter selbst, noch dem Zuhörer (es ist hier nicht vom Kritiker die Rede, sondern von dem ästhetisch genießenden Zuhörer) zum Bewußtsein. Die Elemente der Darstellung und Mittheilung sind also in der Rhetorik ganz andere, als in der Poesie. Dem politischen Dichter, wie ihn unsere Zeit hervorbringt, wird aber eben dadurch, daß er einen noch unverwirklichten Zweck als Gedanken und in der Form des Gedankens sich und dem Leser vorhält, alle poetische Stimmung, alle Naivität, jenes unbewußte innere Singen und Klingen auseinandergezogen und verzehrt; er wird zum Rhetoriker. Ich tadle nicht sein Interesse, seine Ungeduld, Unruhe, ich sage nicht, unsere Zeit könne anders sein; ich sage nur, poetisch kann sie, so wie sie einmal ist, nicht sein. Und wie der Dichter stoffartig verfährt, ebenso das Publikum: es verwechselt das rhetorische Pathos um der gleichen Begeisterung für die Sache willen mit der Poesie. Es kann nicht lauter ächte Poesie geben, jede Kunst hat gewisse angrenzende Gebiete, worin sich Zwitter-Gattungen aufhalten, welche das strenge Forum der Aesthetik zwar von der Kunst ausweist, welche aber doch auch ihr gutes Recht der Existenz haben. Es wird sich dann nur fragen, ob der Rhetoriker wenigstens ein guter Rhetoriker ist und ob ihm eine wesentliche Form wirksamer Beredsamkeit, die Ironie, die Satyre, die insbesondere bei politischen Stoffen so sehr am Orte ist, zu Gebote steht. Ist sein Geist inhalts- und erfahrungsreich, seine Betrachtung concret, nicht abstract (– abstract ist sie immer, wenn von Poesie die Rede ist, aber für sich betrachtet kann sie in anderem Sinne entweder abstract oder concret sein –), wie wir dieß oben forderten, so wird die Ader der Satyre von selber fließen.

Da aber der Kern einer solchen Dichtungsart an den ästhetischen Maaßstab gehalten immer abstract bleibt, so wird der Poet, um uns für die Einförmigkeit seines überall in den Vordergrund gestellten Interesses Ersatz zu geben, sich als eine Persönlichkeit darstellen müssen, welche, obwohl sie auf die politische Sehnsucht Alles und Jedes zurückbezieht, doch noch so viel Unbefangenheit, Vielseitigkeit und reine Menschlichkeit übrig behält, daß der Grund-Accord in reichen Variationen wiederklingt, die Brust jedem schönen Gefühle offen bleibt und der oberste Gedanke nicht mit dem Fanatismus der fixen Idee alles Andere aufzehrt. Der Dichter soll ein gesunder, ein ganzer Mensch geblieben sein.

[7] Endlich bedarf eine solche Poesie, welcher es an innerer Form, d.h. an einem Stoffe, der für das innere Auge ein objectives Bild mit sich führte, gebricht, des Schmuckes der äußeren technischen Form in verdoppeltem Maaße. Das naive Lied, das Kind der ächten poetischen Stimmung, die objectiveren Gattungen der Ballade und Romanze, die schon eine epische Anschauung enthalten, könnten ein paar Härten, ein paar Lückenbüßer, einen unreinen Reim schon ertragen. Der Dichter aber, der uns für einen körperlosen Gedankengehalt bloß rhetorisch zu interessiren strebt, muß uns durch Reinheit der Form diesen innern Mangel so viel möglich zu verbergen suchen. Auch ist solche rhetorische Poesie wesentlich Poesie der Bildung, denn naive Zeiten wissen von abstracten politischen Gedanken nichts; daher verlangen wir mit um so mehr Recht eine gebildete Form, und diese wird dem Dichter in dem Grade leicht, in welchem die Bildung eine große Geläufigkeit geglätteter Versekunst schon mit sich bringt. Freilich entsteht aber in Zeiten reifer Bildung, da fast alle Formen, Bilder, Reime abgenutzt sind, auch ein Reiz der Verkünstelung, eine Neigung zu Seltsamkeiten und Kunststückchen, welche noch übler sind, als Roheiten, und doppelt übel, wo die Begeisterung für die reinsten und einfachsten Güter der Menschheit das Wort führt.

Halten wir nun die Gedichte eines Lebendigen an diesen Maaßstab, so läßt sich vor Allem nicht läugnen, daß ein für die Idee der Freiheit und des Vaterlandes mächtig bewegtes jugendliches Gemüth daraus athmet. Mit Grund hat gerade das Gedicht an den Verstorbenen, das der Verf. wie sein Losungswort voranstellt, großes Glück gemacht. Es ist zwar eigentlich ungerecht, da Herwegh ganz vergessen zu haben scheint, daß der Verstorbene in den Reihen des preußischen Heeres rühmlich gegen die Franzosen gefochten hat. Inzwischen hat sich dieser Fürst allerdings in der blasirten Gestalt eines "Vergnüglings", eines durch Genüsse ermüdeten, auf weiten Reisen eine letzte Zerstreuung suchenden Vornehmen dem Publikum vorgestellt und konnte so immerhin als ein Repräsentant nachlässig anspruchsvoller Abgelebtheit, weltmüder moderner Wandersucht das Ziel abgeben, woran die patriotische Wärme und Treue sich Rittersporen verdienen ging. Einige Wendungen dieses Gedichts, vor Allem die Anrede des Fürsten von Ithaka, der nicht in Saus und Braus die Zeit verdehnt, sondern stets nach Hause zu Weib und Volk sich gesehnt hat, sind vortrefflich und tief sittlich gefühlt. Auch dem poetischen Wandersmann und Beduinen-Genremaler Freiligrath sagt Herwegh in dem Sonett XXX. gut und einfach, wie sein Herz gern im Lande bleibt und sich redlich nährt. Es ist wirklich ganz ein Zeichen der Zeit, daß die Kunst, weil in der Heimath alle poetischen Formen verschwunden sind, genöthigt ist auszuwandern und die letzten Reste von Naturzuständen in der Fremde zu suchen. Die bildende Kunst hat wirklich keine andere Wahl, wenn sie nicht Stoffe aus der Vergangenheit behandelt, und da sie objectiver Art ist, so liegt ihr die Versuchung nicht eben nahe, in die dargestellten Formen den Reflex unserer modernen kranken Subjectivität zu legen; man weiß, wie viel Bedeutendes unter dem Vorgange eines Horace Vernet und Robert die Genre-Malerei in dieser Richtung geleistet hat. Die Lyrik aber legt ihrer Natur nach in das Gemälde poetischer Zustände fremder Völker zugleich das Ich des Dichters hinein, seine Sehnsucht nach frischem Naturleben, seinen Ueberdruß an der phantasielosen Cultur; mit dieser Sehnsucht, welche an sich sehr natürlich ist, will nun das Subject, dem es um den Gegenstand nicht mehr zu thun ist, sich interessant machen, und Freiligrath, durch und durch reflectirt und declamatorisch, Freiligrath, bei dessen Gedichten ich immer das Bild habe, wie der Dichter vom Schreibtisch aufsteht, sich den Schnurrbart streicht und spricht: das hab' ich einmal wieder kräftig gesagt, – dieser sieht am Ende gar in den zufälligen Umrissen einer Wetterwolke auf einem Landschaftsgemälde sein eigenes wichtiges Gesicht und sagt uns nun, er sei der schreckliche Wettermacher. Dagegen ist es nun offenbar ein Zeichen von Gesundheit, wenn der Dichter sich entschließt, hübsch ordentlich zu Hause zu bleiben und seine Brust mit den gegenwärtigen, wahren und objectiven Interessen seines Vaterlandes erfüllt. Herwegh ist mit Freiligrath über der Frage, ob der Dichter eine politische Tendenz haben solle, zusammengestoßen. Besingt der Dichter – und der Streit ging von einem solchen Falle aus – einen Stoff, in welchem seiner Natur nach politische Fragen zur Sprache kommen, so kann und darf er sich dieser Betrachtung nicht entziehen. Er steht freilich "auf einer höheren Warte, als auf der Zinne der Partei", allein die Sache der Freiheit ist nicht Parteisache, sondern absolute Sache. Politik ist nicht poetisch; geräth man aber einmal an einen politischen Gegenstand, so soll man nicht indolent gegen seine innere Bedeutung sein, noch weniger für das Verkehrte begeistert, wie Freiligrath für den Kölner Dombau und was daran hängt. Herwegh hat Unrecht, wenn er absichtliche politische Tendenz vom Dichter fordert, Freiligrath hat Unrecht, wenn er meint, daß darum die Brust des Dichters nicht stetig und unabsichtlich von großen und freien politischen Gefühlen erfüllt sein müsse. Uebrigens vergleiche ich beide so: Freiligrath hat – nur krankhaft gemischt und ohne einen wahren substantiellen Mittelpunkt – mehr specifisches, poetisches Talent, als Herwegh. Herwegh dagegen hat den tieferen, besseren Gehalt, aber dieser Gehalt ist prosaisch. Prosaisch ist hier, ich wiederhole es, an sich kein Tadel; Begeisterung für große politische Ideen ist im weiteren Sinne auch poetisch, aber wenn man vom specifisch Poetischen redet, so ist sie prosaisch, weil alle Darstellung, die ein bloßes Sollen ausspricht, prosaisch ist. Wir kommen immer wieder an unserem ersten Satze an: wir haben in der [8] Poesie jetzt nichts als Politik oder Zerrissenheit, spreche sie nun philosophisch oder wie bei Freiligrath malerisch, und beide taugen nichts.

Wir müssen aber nachsehen, ob unserem Dichter nicht doch auch etwas Zerrissenheit in der Politik eingeflossen ist. Seine Begeisterung trägt einen Charakter der Wahrheit und Energie, jedenfalls weiß er von der weinerlichen Zerrissenheit nichts; doch laufen einige Züge von einer, zwar mehr sthenischen, Selbstbespiegelung des Schmerzes und Grimmes mitunter, die ihm nicht besonders gut anstehen; denn so etwas weckt gleich Mißtrauen, ob der politische Dichter auch ein substantieller Charakter sei. So versichert uns Herwegh, er sei die schwarze, schwere Wolke, der Gott den Donner nur beschied (An Frau Karoline S. in Zürich); ihn schaudert vor seinen eignen wilden Musen, abscheulichen, versteinenden Medusen (Sonett I.); – so soll er sie entweder entlassen oder nicht mit ihnen vor den Spiegel treten. Uebrigens kann ich ihm zur Beruhigung sagen, daß mich vor diesen Musen im geringsten nicht schaudert –; er "wird nun einmal wilder mit den Jahren, die Leidenschaft ist sein Eliaswagen" (Sonett XIII.), und das Gedicht an den König von Preußen schließt er mit den bekannten Worten: "Und wer, wie ich, mit Gott gegrollt, darf auch mit einem König grollen." Dieß Letztere ist kein Antiklimax, wie er meint. Es ist viel leichter, mit Gott, als mit einem König grollen. Gott ist ein langmüthiger Mann und der einzige Monarch, der republikanisch ist; die Könige lassen nicht mit sich spaßen. Es kann einem ehrlichen Kerl schon einmal passiren, daß er seinem Groll auf den Weltlauf widersprechender Weise einen anthropomorphisch vorgestellten Gott als Gegenstand unterschiebt, aber wenn man Königen grollt, so ist es nicht am Orte, jetzt von diesen Weltschmerzen zu erzählen, da gibt es mit so bestimmten und reellen Hindernissen zu kämpfen, daß man jetzt keine Zeit hat, an solche metaphysische Leiden zu denken, und die Gegner nehmen auch keine Rücksicht darauf, ob ihr Feind durch einen solchen philosophischen Groll interessant sei oder nicht. Inzwischen wollen wir solche Eitelkeiten, da sie nicht zu häufig unterlaufen, unserem Dichter gerne nachsehen und nicht nur einräumen, daß es ihm mit seiner Begeisterung Ernst sei, sondern auch, daß er, wie wir es oben als Forderung aufstellten, mit derselben nicht vereinzelt stehe. Wenige werden seinen Enthusiasmus in der Form eines abstracten Idealismus theilen; aber seine Gedichte hätten, so schwach das ästhetische Urtheil eines großen Theils des Publikums sein mag, doch den Anklang nicht finden können, den sie gefunden haben, wenn nicht ihr Inhalt in den Gemüthern so stark angeklungen hätte, daß man darüber die Schwächen der Form vergaß.

Wenn es aber an sich ausgemacht ist, daß die politische Begeisterung als eine Begeisterung für ein Sollen prosaisch ist, so kann sie sich einer concreten poetischen Darstellungsfähigkeit dennoch dadurch nähern, daß ein durch Beobachtung reicher, durch Erfahrung erfüllter Geist die Erscheinungen einer der Umgestaltung bedürftigen Wirklichkeit im Einzelnen ergreift, immer eine bestimmte Gestalt, ein Gegebenes in's Auge faßt und so sein abstractes Ideal nicht unmittelbar sehen läßt, sondern auf dem indirecten Wege der Ironie satyrisch zur Anschauung bringt. Satyre ist auch nicht ächte Poesie, aber doch poetischer als rhetorisches Pathos, weil sie concreter ist und immer bestimmte Gegenstände hat. An Aristophanes will ich hier gar nicht erinnern, der ein Satyriker im Großen ist und doch ganz Dichter bleibt; sein Stoff, der erkrankte atheniensische Staat, war auch im Untergange noch poetisch genug, um einem großen Genius Stoff zu Satyren zu geben, welche zugleich über den Boden der Satyre zu einem großartigen, wahrhaft tragischen Humor sich erheben. Es kann hier nur von neueren Dichtern die Rede sein und, da die politische Satyre im Drama bei uns polizeilich verboten und dem Lustspiel aller höhere Lebenskeim dadurch abgeschnitten ist, nur von Lyrikern. Hofmann's von Fallersleben unpolitische Gedichte haben die Kraft der Satyre; er geht immer von einzelnen bestimmten Gegenständen und Fällen aus und erreicht, indem er sie ironisch in ihrer Verkehrtheit aufweist, alle Vortheile einer beißenden Komik. Herwegh dagegen erscheint durchaus als ein erfahrungslos enthusiastischer Jüngling, der nicht klar weiß, was er will, in überstürzendem Zorne über alles Bestimmte hinausfährt und sein Ideal weder positiv aufbauen, noch negativ durch Auflösung der faulen Flecken in der Wirklichkeit entfalten kann. Er wird uns darum, weil wir ihm hier den abstracten Idealismus der Jugend zum Vorwurf machen, nicht unter die Hüter des Vergangenen zählen, denen er in dem Gedicht: "Die Jungen und die Alten" das Recht der Jugend entgegenhält; es gibt doch wohl auch einen männlichen Geist, der jugendlich bleibt. Dieser jugendliche Enthusiasmus hat auch sein Schönes, nur muß man ihn nicht, wie geschehen ist, als Wahrheit und als ächte Poesie ausrufen. Herwegh thut kaum ein paar Schritte, seine Grund-Idee in ihre bestimmteren Momente auseinanderzulegen; er will Deutschlands Einheit und Würde wiederhergestellt, die Presse befreit sehen u.s.w., aber auch dieß sind noch lauter unbestimmte Allgemeinheiten, wo von Poesie die Rede ist. Es finden sich so viele sehr bestimmte und greifliche Uebel im jetzigen Staate, welche ihm den reichsten Stoff für die Satyre oder meinetwegen auch für das Pathos dargeboten hätten, z.B. die ungeheuren Summen, welche die stehenden Heere verschlingen, die Reactionen des Adels u.s.w.; da gab es lauter concrete, anschauliche Figuren aufzustellen, aber Herwegh fliegt immer bodenlos über die Wirklichkeit weg. Man denke sich ihn nur einen Moment lang in dem Versuche begriffen, eine politische Komödie zu dichten und man wird sogleich einsehen, wie ihm alle Objectivität und Plastik dazu fehlt: Kräfte, die zwar die Lyrik nicht in dem Maaße wie das Drama, aber angedeutet als Keime dennoch voraussetzt.

[11] Bleiben wir aber bei dem allgemeinen Ideal stehen, über welches H. nicht hinauskommt, so käme in die unbestimmte Vorstellung desselben dadurch wenigstens mehr Bestimmtheit, daß er, so weit solche in rhetorisch-poetische Form gefaßt werden können, die Bedingungen ausspräche, durch welche er glaubt, daß  es verwirklicht werden könnte. H. Gedichte sind voll von der Einen Bedingung, die er aufstellt, von den Bildern eines blutigen Kampfes. Nun weiß man aber noch nicht einmal, was eigentlich durch einen solchen Kampf erreicht werden soll. Zwar er preist an mehreren Orten die Republik und demnach sollte man meinen, dieser Kampf werde vorzüglich den Herrschern gelten müssen; allein ein andermal setzt er wieder seine Hoffnung auf diese selbst und hieher gehört nun vorzüglich das Gedicht an den König von Preußen. Er nennt ihn freilich den letzten Fürsten, auf den man baut, allein es ist doch gar zu sanguinisch, die Erfüllung dessen, wonach Deutschland schmachtet, von einem Fürsten zu erwarten, der bei der Thronbesteigung seinem Volke zugeschworen hat, daß ihm das subjective Dafürhalten eines Einzelnen, der immer irren kann und dessen unsicheres Urtheil daher das Volk durch das collective Urtheil seiner Vertreter berichtigt sehen will, Garantie sein und die Stelle einer Verfassung vertreten solle. Warum lobt er, wenn er Fürsten loben will, nicht solche, welche treu den Verfassungsrechten regieren? Wer übrigens ein Republikaner sein will, – und nicht wenige Zeitgenossen werden gerne einräumen, daß die Republik (wenn sich nämlich eine zuverlässigere und verständiger durchgeführte Form derselben denken läßt, als die vergänglichen, an Sitteneinfalt wesentlich gebundenen Natur-Republiken des Alterthums und des Mittelalters, zugleich aber doch eine volksmäßigere, als die des amerikanischen Krämervolks) die vollkommenste Staatsform sei – wer ein Republikaner sein will, muß nicht mit Monarchen liebäugeln, nicht genial mit ihnen thun. Es führt mich dieß auf die bekannten Auftritte in Berlin. Ich wünsche sehr, nicht unter diejenigen gezählt zu werden, welche H. vor dieser Geschichte als Dichter überschätzten und hätschelten, um, nachdem er in die königliche Ungnade gefallen, die Achsel über ihn zu zucken. Ich habe vorher nicht für ihn geschwärmt, um ihn nachher im Stich zu lassen. Es war eine sehr verzeihliche und nach dem Vorgange des genannten Gedichts sehr begreifliche Eitelkeit, zu meinen, es warte eine geistreiche Scene auf ihn, als ihn der Monarch zu sich beschied. Der unerfahrene junge Mann erwog nicht, daß er bloß antworten dürfe, wenn er gefragt werde, daß der andere Theil sich mit Bequemlichkeit vorbereiten und eine Scene durchführen könne, die, nachher in den Zeitungen verkündigt, ganz zu seinem Vortheil ausfallen mußte. Verwöhnt und überreizt war er ohnedieß durch die Schmeicheleien, mit denen man ihm auf seiner Reise durch das nördliche Deutschland entgegengekommen war, durch dieses Hervorziehen, Beschmausen und Betoastiren in Berlin, – in Berlin, wo man bald dem Kinde im Mutterleibe einen Spiegel zustecken wird, damit es ja nichts Naives, keine unbewußte Kraft mehr gebe und wo es mir immer war, als sei selbst die Schwalbe in der Luft eigentlich ein Kunstproduct und von Pappendeckel. Gleich darauf mußte nun H. erfahren, daß die wirklichen Handlungen des Regenten mit jenem geistreichen Auftritt in keinem absonderlichen Verhältnisse standen; noch wollte er sich nicht zugestehen, daß er enttäuscht sei, er versuchte noch eine Geistreichigkeit in dem bekannten Briefe und mußte nun – was ihm nur heilsam sein konnte – erfahren, daß es mit großen Herren nicht gut ist Kirschen essen.

Wovon nun also H. Tag und Nacht träumt, ist ein Freiheitskrieg; er sieht nur wilde Rosse sich bäumen (solche verlangen einen guten Reiter), wiegt sich in eines Streithengsts Bügeln zur Schlacht, ruft aus, daß von nun an der Haß heiliger sei als die Liebe, betet zu Gott um ein Trauerspiel der Freiheit, möchte sich eine Ader öffnen für die Freiheit und verspricht uns, daß unsere Ketten "im letzten heiligen Kriege" brechen werden. Gegen wen soll nun dieser blutige Kampf geführt werden? Das eine Mal, scheint es, gegen äußere Feinde, Franken und Russen; der König von Preußen soll die Deutschen gegen sie führen.

Führ' aus den Städten und in's Lager!
Und frage nicht, wo Feinde sind;
Die Feinde kommen mit dem Wind:
Behüt' uns vor dem Frankenkind
Und vor dem Czaaren, deinem Schwager!

Man kann aber doch keinen Krieg vom Zaune reißen; es muß doch ein Anlaß da sein. Ein andermal geht der Krieg gegen Tyrannen und Philister, wie z.B. in dem Gedichte: Aufruf. Wie soll nun das zusammengehen? Sollen die Deutschen etwa gegen den äußeren Feind ziehen und wenn sie ihn besiegt haben, die Waffen in der Hand behalten und die vermeintliche innere Freiheit von ihren Regenten fordern? Nehmen wir, wie es auch eigentlich gemeint sein mag – H. weiß es ohne Zweifel selbst nicht recht – immerhin an, er spreche von einer Revolution. Da sitzt nun eben der Grundirrthum eines abstracten Enthusiasmus. Es ist der Unsinn aller Demagogie, daß sie handelt, ehe sie sich gefragt hat, ob der Volkswille für ihre Zwecke reif ist. So lange die Deutschen, wie Börne sie definirt, noch Menschen sind, welche Hofräthe entweder schon sind oder werden wollen, so wird es, gesetzt den Fall, daß eine Revolution gelänge, den Tag nachher sein, wie den Tag vorher. Die Völker werden regiert, wie sie es verdienen; erziehe man sie von unten herauf zu Menschen, so werden sie endlich persönlich werden. Volksbildung thut uns noth; ein guter Schulmeister wirkt mehr für die Freiheit, als Bände H.'scher Ge[12]dichte. Man muß nicht chirurgisch helfen wollen, ehe medicinisch geholfen ist. Ist erst medicinisch geholfen und kommt der Tag der Chirurgie, so ist H.' Schlachtenmuth am Platze. Die Vergleichung hinkt, denn bei Geschwüren und Wunden müssen beide Zweige der Heilkunst zusammenwirken, aber im Staatsleben ist es anders. Völker, die innerlich nicht rein sind, bekommen nach allen Amputationen nur Rückfälle. Dieser Thatendrang, diese Lust, drein zu schlagen, dieser Saus und Braus ist nichts, als stofflose Jugendbegeisterung, ein vom Leben noch nicht gebildetes Kraftgefühl.

H. scheint der Ansicht zu sein, daß die Durchbildung eines wahrhaft organischen Staatslebens, worin es nicht zwei, sondern nur Einen Willen und Eine Vernunft geben kann, mit einer Auflösung der Kirche in den Staat, daß erhöhte politische Gesinnungen mit der Befreiung von dem Principe der heteronomischen Autorität des Glaubens in engem Zusammenhange stehen; er erklärt sich stark gegen Pietisten, pietistische Künstler und Pfaffen, er fordert sogar, daß man die Kreuze aus der Erde reißen und Schwerter daraus machen solle. Das Letztere ist so gefährlich wohl nicht gemeint, als es aussieht; denn H. beschränkt sich auf solche hastige Ausbrüche und äußert sonst seine Empfindungen gern in der Form des Gebets, ja er zeigt einige Vorliebe für den zornigen alttestamentlichen Gott und versteht unter den unausstehlich pfiffigen Sophisten, welche das Gemüth abdanken wollen (Sonett VI.), ohne Zweifel die Philosophen. Nur gegen die hierarchischen Anmaßungen der aus dem Mittelalter noch fortbestehenden Form der christlichen Kirche tritt er mit großer Heftigkeit auf in dem Gedichte "Gegen Rom". Hier war nun eine Welt von Stoffen für die Satyre aufgeschlossen, hier boten sich die bestimmtesten Gestalten und anschaulichsten Verhältnisse dem beißenden Witze dar, aber rhetorisch wie immer schleppt er einen Fluch herbei und flucht so in's Unbestimmte hinein, stets dasselbe wiederholend, durch das ganze Gedicht; es gehört unter die schlechtesten der Sammlung. Hutten ist sein Held (s. das Gedicht: Ufnau und S. Helena und die Nachahmung von Huttens Losungswort: Jacta alea est), aber Hutten war ein ganz anderer Mann, er wußte nichts von einer allgemeinen abstracten Begeisterung, sondern er kämpfte in sehr bestimmten Verhältnissen mit sehr bestimmten Waffen und vor Allem mit dem scharfen, stets ein bestimmtes Object treffenden Schwerte der Satyre.

Der Leser fragt sich vielleicht schon lange mit Verwunderung, ob denn das Kritik sein soll, wo immer bloß vom Stoffe und gar nicht von der poetischen Form die Rede ist. Allein dieß ist eben die Art dieser Poesie, daß sie ganz stoffartig ist und nur nach dem Stoffe beurtheilt werden kann; darin ist aber freilich das ästhetische Urtheil von selbst miteingeschlossen und ausgesprochen. Dieser abstracte Gehalt trägt in sich selbst keinen Ansatz zum Uebergang in die Mannigfaltigkeit der Form, man dreht sich stets im Kreise. H.'s Gedichte sind durchaus tautologisch und daher nicht wenig ermüdend. Wären sie besser, so wären sie verboten.

Zur Satyre, welche, wie dieß wiederholt gesagt werden mußte, die einzige Form ist, durch die mehr Anschein wahrer Poesie in diese tautologische Rhetorik eintreten könnte, zeigen sich nur wenige und dürftige Ansprünge; H. hat keinen Humor und kann ihn als Pathetiker nicht haben. Der Abfall des Anastasius Grün z.B. mußte nothwendig die Komik herausfordern; H. perorirt aber in bitterem Ernste und nur am Schlusse folgt dann eine, in diesem Zusammenhange dann höchst störende komische Wendung. Umgekehrt ist das Gedicht "Schlechter Trost" ironisch, hebt aber im letzten Verse durch directe Rede die Ironie völlig auf, und es ist unbegreiflich, daß der Dichter nicht fühlen sollte, wie mit seinem uneinsletzten Verse das Gedicht schließen mußte. Der Gesang der Jungen bei der Amnestirung der Alten hat ebenfalls ironische Stellen, die zu dem übrigen Ernste des Gedichts nicht recht klingen oder umgekehrt. Die einzige gute Satyre ist Sonett XXXIV. "Pferdeausfuhrverbot."

Der wahre Lyriker muß sich als Dichter immer dadurch bewähren, daß er neben den idealeren Formen der Kunstpoesie auch ächte, volksmäßig empfundene, naive, schlechtweg singbare Lieder hervorbringt; sie sind nicht sein Höchstes, aber gewiß nicht die letzte Probe seines Dichterberufs. Schiller hat kein einziges Lied gedichtet, sein Reiterlied, das am meisten liederartig und gewiß sein bestes lyrisches Product ist, bleibt immer noch zu pathetisch, rhetorisch; Schiller war aber zur Lyrik auch nicht berufen, sondern zum Drama; Goethe bewährte seinen lyrischen Beruf gleich vom Anfang an durch die herrlichsten Lieder; Rückert kann gar kein Lied machen, weil er ganz Reflexionsdichter ist; Freiligrath keines, weil er als Declamateur mit der Stange neben dem Aushängebild seiner Menagerie steht; Mörike hat die lieblichsten Lieder und eben deßwegen liest man ihn nicht, denn in jetziger Zeit gilt einmal Pathos für Poesie. H. nimmt einige wenige Ansätze zur Stimmung des Lieds, und da fühlt man sich aus seiner sonstigen Weise sogleich ganz wohlthätig herausversetzt. Ich rede hier zuerst noch von den Gedichten rein politischen Inhalts, die freilich den wahren unbefangenen Liederton nicht zulassen; dennoch gehört das Gedicht "Protest" unstreitig darum unter das Beste der Sammlung, weil es liederartig ist, weil hier die innere Erhebung wirklich zur musikalischen Stimmung, zum Singen wird, und man sich gern einen munteren Burschen denkt, der das beim Weinglase singt und dabei tüchtig mit der Faust auf den Tisch schlägt; kurz es hat Sinnlichkeit und übertrifft daher das meiste Andere. Eben darum ist auch H.'s Rheinweinlied besser als jenes Rheinlied, von dessen Triumphen man, ohne für die Deutschen zu erröthen, nicht sprechen kann; besser, nicht nur weil es sich nicht mit der armseligen Begeisterung einer nothfälligen Vertheidigung begnügt, sondern weil es als Weinlied concreten Anhalt und Stimmung hat.

[15] Noch näher tritt das eigentlich Poetische, wenn diese Stimmung zum Liede sich nicht unmittelbar als Stimmung des Dichters ausspricht, sondern einer bestimmten Gestalt, einer zweiten Person in den Mund gelegt ist; denn hier beginnt Objectivität. In ein solches Element begibt sich H. mit ein paar Schritten hinein, so die Gedichte: Der sterbende Trompeter, Reiterlied. Es lag hier zugleich der Volkston ganz nahe, das zweite hat wirklich einen Refrain in der Weise des Volkslieds, doch ist hier viel zu wenig Eigenthümliches und Bedeutendes, auch wirklich zu Weniges, um dabei zu verweilen. Die objectivsten Gattungen der Lyrik, Ballade und Romanze, darf man bei H., wie sich von selbst versteht, nicht suchen; aus sich herauszugehen, eine poetische zweite Person, eine große Begebenheit selbst sprechen zu lassen, liegt dieser ganzen Art von Poesie ferne, sie ist völlig direct, geht immer absichtlich zu Werke, fällt immer mit der Thür in's Haus und weiß davon gar nicht, daß der Dichter sich eigentlich hinter seine Masken steckt. Mehr Verkehr hat sie mit der Natur, als mit einer menschlichen Gestaltenwelt, die sich selbst poetisch erst zu schaffen hätte; denn die Natur liegt für den Sentimentalen (Pathos und Sentimentalität gehören zusammen) fertig da; doch auch die Natur hat für eine Poesie, die in der rhetorischen Gattung noch rhetorischer als rhetorisch ist, nur soviel Bedeutung, als sie Symbolik für die stets wiederkehrenden Ideen des Dichters darbietet. H. gesteht daher (Strophen aus der Fremde) offen, daß die Naturstimmung, die er in den Alpen erwartete, ausgeblieben ist, daß er sich in dieser einsamen Welt nach dem Staub der Straßen und der tiefsten Qual der Menschheit zurücksehnt und gerade dieß ist liebenswürdiger und poetischer, als wenn ihm die Natur bloß Anlaß geben muß, um seinen poetischen Zorn auszulassen, wie in dem Frühlingslied, das nichts als ein Fluchlied auf Tyrannen ist, oder in dem Gedichte Vive la République, wo ihm die glühenden Alpen zuerst ein in Flammen versinkendes Königshaus vorstellen, dann aber umgekehrt als Symbole der politischen Reinheit, Freiheit, Selbstständigkeit dienen: zugleich eine vorläufige Aufforderung, zu fragen, ob H. in seinen Vergleichungen immer glücklich sei. Diese symbolische Art, Gedanke und Bild zu verknüpfen, ist aber eben so wenig poetisch, als alle bloße Symbolik.

Ich sagte oben, daß ein pathetischer Dichter, da seine eigene Persönlichkeit die einzige Objectivität ist, welche für seinen abstracten Ideengehalt den Körper abgibt, für diese Eintönigkeit uns wenigstens dadurch entschädigen müsse, daß diese Persönlichkeit doch nicht ganz in dem Einen Pathos aufgehe, sondern als menschlich offen und empfänglich für jedes schöne Gefühl sich erweise. Schillers erste und letzte Leidenschaft war die Freiheit, in seinen Dramen wird sie zu Handlung und Schicksal, in seinen lyrischen Gedichten bleibt er allerdings pathetischer Dichter, aber wie reich, wie offen für jedes Zarte und Schöne in der Menschheit, wie vielseitig und menschlich liebenswürdig ist dieses Gemüth! In dieser kleinen Sammlung jugendlicher Ausrufungen, mit der wir uns hier beschäftigen, finden sich nun allerdings einige wenige Gedichte, worin der Dichter einmal frei aufathmet und unbefangen menschlich fühlt; sie gehören wirklich auch zum Besten in derselben. Man verstehe mich nicht so, als meine ich, die Schönheit fange eben nur da an, wo ein großes Interesse an den Schicksalen des Volkes aufhört; ich habe ja zwischen objectiv, geschichtlich und zwischen paränetisch politischer Poesie unterschieden und nur von der letzteren behauptet, daß sie nicht in das Gebiet unvermischter ästhetischer Hervorbringung gehöre. Man ist nun wirklich angenehm überrascht, wenn man H. einmal den liebenswürdigen Leichtsinn eines Béranger (dieser ist neben Hutten sein Mann, s. das Gedicht Béranger) nachahmen und in dem Liede "Leicht Gepäck", in dem Sonett "Die Geschäftigen" XXII. den Ton einer lustigen Haut anstimmen hört, deren einziges Gold die Morgensonne und Silber all' der Mondenschein ist. Ganz gemüthlich ist das Sonett XXXVII. "Deutsche und französische Dichter", wo neben dem französischen Poeten auf kostbarem Divan, in prachtvollem Kaftan u.s.f. der deutsche in seinem Mansardenstübchen erscheint, umduftet von des Gartens blühendem Flieder und, indeß die jungen Spatzen vor'm Fenster als Ehrengarde schildern, an sein deutsches Mädchen Lieder schreibt. Auch die Frauen sind ihm in seinem Pathos nicht ganz gleichgültig geworden; nur wenn er die Freiheit darum verkaufen müßte, läßt er die Liebe laufen (p. 15), sein Mädchen muß ihn mit der Freiheit theilen (p. 77). Gelegentlich erscheint er sogar als ein arger Ketzer und Sultan Scheriar in der Liebe (Sonett XLI.), doch sammelt er sich ebenso auch zu schöner und tiefer Innigkeit (Sonett XL.) und edler Frauenverehrung ("An Frau Karoline S. in Zürich"). Mit ebenso ernstem Sinne beklagt er das Verschwinden der Freundschaft in unsern Tagen (Sonett XXVII.). Unter den Sonetten besonders sind einige, wo sich unbefangen und nicht verbrannt von dem Einen politischen Pathos eine edle, rein menschliche Gefühlswelt aufschließt und wo wir den Dichter so weich, so im besseren Sinne sentimental finden, daß wir den Mann des Grimmes und Fluches kaum wieder in ihm erkennen. Die Sentimentalität hat auch ihre Zeit und ist schön, wo sie nicht die ganze Poesie seyn will; daher liest man Sonette wie XVIII., wo der Tod als ein Freund gespriesen wird, der die Menschen wie Kinder liebend an das All zurückgibt, wie XIX., wo der fromme stille Friedhof den hohen Alpen vorgezogen wird, nicht ungern, und Sonett XV. gibt uns einen erhabenen Blick in den unbewegten, hinter allen einzelnen Wellenschlägen verborgenen, heiligen Grund der Dichterseele. Auch Sonett XVI. ist schön und tief empfunden: der Strom, der, so weit er schweift, nie vergißt: "ich muß zum Oceane", soll der Menschenseele eine hohe Lehre [16] geben. Hier muß ich noch das schöne Gedicht "Strophen aus der Fremde" II. hervorheben, worin der Dichter sich sehnt, hinzugehen wie das Abendroth und wie der Tag in seinen letzten Gluthen sich sanft in den Schooß des Ewigen zu verbluten, hinzugehen wie der heitre Stern, so stille und so schmerzlos in des Himmels blaue Tiefen zu sinken, hinzugehen wie der Blume Duft, der freudig sich dem schönen Kelch entringt und als Weihrauch auf des Herren Altar schwingt, hinzugehen wie der Thau im Thal – "o wollte Gott, wie ihn der Sonnenstrahl, auch meine lebensmüde Seele trinken" – hinzugehen, wie der bange Ton aus den Saiten einer Harfe, der, kaum dem irdischen Metall entfloh'n, ein Wohllaut in des Schöpfers Brust erklinget; dann folgt der Schluß:

Du wirst nicht hingehn wie das Abendroth,
Du wirst nicht stille wie der Stern versinken;
Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod,
Kein Morgenstrahl wird deine Seele trinken.

Wohl wirst du hingehn, hingehn ohne Spur,
Doch wird das Elend deine Kraft erst schwächen,
Sanft stirbt es einzig sich in der Natur,
Das arme Menschenherz muß stückweis brechen.

Ich schließe gerne die materielle Betrachtung dieser Gedichte mit dem Lobe eines so reinen, zarten Klangs. Hier ist nicht gemachte Empfindsamkeit, nicht eitle Selbstbespieglung in künstlichen Schmerzen, hier ist wahres Menschengefühl, Gefühl des Schicksals.

Leider ist aus dem ewigen Ringe, worin das Pathos H.'s sich dreht, nur selten ein Seitenschritt auf eine solche grüne Stelle vergönnt. Ist nun diese politische Leidenschaft aus Gründen, die ich mehr als einmal hervorgehoben und gegen Mißverständniß geschützt habe, an sich unpoetisch und läßt sie dasjenige gar nicht zu, was im tieferen Sinne Form heißt, objective Verkörperung nämlich, mannigfaltige Gestaltenwelt und Naivität der Grundstimmung, jenes ahnende Helldunkel, worin alle Poesie geboren wird, so muß dieser Mangel durch um so größeren Glanz des äußerlich beigegebenen Schmucks verdeckt werden. Eine Poesie wie diese bewegt sich eigentlich nur in den beiden äußersten Enden der dichterischen Darstellung: stoffartiger Gehalt und äußere Form. Die eigentliche Mitte, das poetische Fleisch, fehlt; so muß die Haut um so schöner sein. Solche äußerliche Mittel, den abstracten Stoff zu schmücken, sind, um das zuerst zu nennen, was noch mehr zum Inhalte gehört, treffende epigrammatische Wendungen und sogenannte schöne Gedanken, sodann, schon mehr gegen das blos Formelle hin, Reichthum an Vergleichungen, und endlich flüssige, correcte, kunstreiche Technik.

Auf den Effect einzelner guter Gedanken, epigrammatischer Schlußwendungen, pikanter Refrains arbeitet H. überall mit großer Vorliebe hin und druckt sie gerne groß, wie z.B. "Priester nur wird's fürder geben und kein Laie mehr auf Erden sein" (in dem Gedichte Zuruf) oder – "heiliger wird unser Haß als unsre Liebe werden" u. dergl. H. ist glücklich in solchen Wendungen und hat damit bei der großen Zahl derjenigen, welche nicht zu wissen scheinen, daß die Zeit vorbei ist, wo man um einzelner Stellen und gut gesagter Sätze willen, jemand für einen Dichter hielt, großes Geräusch erregt. Das Hinstreben nach solchen Einzelwirkungen ist aber gerade das Geständniß, daß der Kern einer solchen Poesie nicht poetisch ist. Es sind Acte der Reflexion, nicht der Phantasie. Soll aber einmal der Ideen-Vorrath und die Summe glänzender Gedanken den Werth eines Dichters bestimmen, so dürfte man billig fordern, daß H. reicher daran sei und hält man ihn neben die Gedankenfülle Schillers, so verschwindet er in nichts.

Aeußerst freigebig ist H. mit Bildern und Vergleichungen; er häuft sie wie der Orientale, der im Gefühle, daß seiner Poesie die innere Plastik fehlt, sie um so glänzender mit solchen einzelnen Edelsteinen umhängt. H. sagt immer dasselbe, nur mit andern Wendungen, neuen Bildern, man rückt nicht vom Flecke, es dreht sich nur eine Scheibe von Vergleichungen um den auf einen Punkt gebannten Zuschauer. Manche Gedichte sind wirklich nichts als Bilderreihen ohne allen Fortgang des Gedankens. So das "Frühlingslied", wo an allen Erscheinungen des Frühlings herumgegangen wird, um sie dem Tyrannen zum Fluch zu deuten. Als näheres Beispiel will ich nur zwei Verse aus dem Gedichte an Frau Karoline S.in Zürich hersetzen.

Gleichwie am stillen Abend schmettert
   Durch heitre Luft Trompetenklang,
Gleichwie's um Rosenbüsche wettert
   Ein blühendes Gestad entlang,
Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke,
   Indeß noch Beter am Altar,
Wie neben eines Kindes Locke
   Ein graues, ernstes Greisenhaar, – –

So tönt zu meinem stillen Volke
   Mein zürnend, freiheitheischend Lied;
Ich bin die schwere, schwarze Wolke,
   Der Gott den Donner nur beschied;
Ich bin kein froher freud'ger Buhle,
   Deß Wappen Rose und Pokal,
Ich sitz' als Geist auf Banko's Stuhle
   Bei jedem frechen Königsmahl.

Das letzte Bild ist glücklich, wie die Mehrzahl von H.'s Bildern, aber hat man bei dieser lang aufgefaßten Schnur von Vergleichungen nicht den Eindruck, daß der Dichter die Perlen erst zusammensuchen, daß er sich besinnen mußte: was kann ich da noch sagen, welches Bild noch aufbieten? Sehr störend wird dieß Haschen nach Vergleichungen, wenn geradezu mitten im Pathos ein Bild eintritt, das, offenbar künstlich aufgefunden, allen Eindruck unmittelbaren Ergusses aufhebt.

[18] So lautet der Anfang des Gedichtes "Gebet":

Brause Gott mit Sturmesodem
   Durch die fürchterliche Stille,
Gib ein Trauerspiel der Freiheit
   Für der Sklaverei Idylle u.s.w.

Mitten in diesem Aufschwung sind die Bilder: Trauerspiel, Idylle viel zu gelehrt. Manchmal sind diese Vergleichungen höchst gesucht, bis zum Unverständlichen. So wird z.B. jeder folgendes ein paarmal lesen müssen, bis er es faßt (An die deutschen Dichter):

Es hat dem Vogel in dem Nest
Der Himmel nie gewankt,
Er dünkt den Mächtigen nur fest,
So lang der Thron nicht schwankt.

Gesucht und doch matt sind die bildlichen Gegensätze (in dem Gedichte: Gebet):

Nur vernichten kann der Krieg uns
Solch ein Frieden wird uns würgen!
In dem wilden Kampfgewühl
Mag es wohl ihr werden heiß,
Aber straucheln muß die Freiheit
   Auf des Russen starrem Eis.

Gezwungen offenbar ist auch das Bild am Schlusse von "Schlechter Trost":

Was hilft dem Vogel die Sonnennähe
Den todt ein Adler trägt hinan?

Abgeschmackt wird die Vergleichung in folgender Stelle des Gedichts an Béranger:

Es wurde zur erschütternden Lawine
Des holden Hauptes leichter Flockenschnee.

Oft scheint der Zwang des Verses unpassende Vergleichungen mit sich geführt zu haben, wie in dem Gedichte: Aufruf.

Eure Tannen, eure Eichen –
Habt die grünen Fragezeichen
   Deutscher Freiheit ihr gewahrt?

Ulrich von Hutten würde wohl schwerlich Deutschlands Heiland heißen, denn das ist doch offenbar den Mund zu voll genommen, wenn nicht ein Reim auf Eiland vonnöthen gewesen wäre (Ufnau und St. Helena II.). An andern Orten greift H. ein hinkendes Bild auf und hetzt es zu Tode. So erinnert ihn in dem Gedichte "Neujahr" der gleichgültige Ausdruck: Kette der Ewigkeit an die Ketten der Tyranney, er betet, daß, wie am Neujahr immer ein Ring zur Kette der Ewigkeit hinzukomme, so der Herr von dieser Kette jedes Jahr einen Ring nehmen und den letzten zum Braut[19]ring der Freiheit werden lassen möge. So spielt die wahre Begeisterung nicht mit Bildern. Auch dahin verläuft sich H. auf seiner Bilderjagd, daß ihm dasselbe Ding zu Vergleichungen im entgegengesetzten Sinne dienen muß; ein Beispiel davon ist: Vive la République, wo, wie ich schon oben hervorhob, die glühenden Alpen jetzt ein rauchendes Königshaus, jetzt ein goldenes Freiheitskissen u.s.w. sind. Nicht immer am passenden Orte rekrutirt sich H. aus der alten Mythologie, so z.B. gerade in dem ebengenannten Gedichte, wo zu dem Volksliederton: "Daß aus deinem Jungfernkranz man kein Röschen knicke, Schweizerin hüt' ihn wohl beim Tanz" das unmitelbar daneben stehende "frisch wie Venus aus dem Meer" durchaus nicht stimmt. Auch wohl bloß des Reims wegen verzehrt sich in dem Gedicht an den König von Preußen die deutsche Jugend in Gluthen eines Meleager, was sich auf Lager und Schwager reimt. Das Bild paßt auch gar nicht; denn Meleager litt weiter nicht durch Gluthen, als daß sein Leben erlosch, da das Holzscheit, an das er gebannt war, verbrannt wurde.

Auch das Wortspiel liebt H., ohne eben besonderes Glück darin zu haben. Er braucht Witz für seine Gedanken-Armuth, aber der Witz ist nur schön, wo er zwischen tieferen und volleren Quellen des Humors reichlich fließt. So will es nicht klappen, wenn er über A. Grüns Abfall sagt:

Kein Stern so schön, daß er nicht bald zerstiebe,
Wenn er am Ordenssternenhimmel geht!

Besser in dem Gedichte an den Verstorbenen:

  .   .   .   Und noch vor Gottes Sternen
              Auf seine Sternchen weist.

Hinkend ist das Wortspiel auf Gutenberg – guter Berg; man kann eine Statue nicht wohl mit einem Berge vergleichen, auch die Kunst, die Gutenberg erfunden, läßt durch ihre volubile Natur diese Vergleichung nicht wohl zu. Gar zu nahe an den sogenannten schlechten Witz streift das Wortspiel (Gegen Rom): Und seit loyal dort nur Loyola.

Wir kommen allmählig zur äußersten Schaale heraus und werfen jetzt einen Blick auf die technische Form dieser Gedichte. H. liebt künstliche Versmaaße; einfache kurzzeilige sagen der naiven Liederpoesie zu und gelingen ihm selten so gut, wie in dem Gedichte an den Verstorbenen; er bedarf des Schmucks verschlungener Formen zu sehr, um ihn nicht aufzusuchen. Er entwickelt auch nicht wenig Kunst darin und scheut nicht, in einer Strophe dreimal drei Reime miteinander zu kreuzen, wie in dem Gedicht an den König von Preußen, er liebt die künstliche Form des Sonetts – das kleine Bändchen enthält deren 52 – er greift öfters in die Ghaselen-Form über, indem er die Assonanz-Reime derselben zwischen andere aufnimmt. Aber die Kunst geht in Künstelei über und H. zahlt dem modernen Rococo durch gelehrten Reimschnörkel einen Tribut, der dem Manne schlecht ansteht, welcher eine allem Raffinement, aller Ueberwürzung feindliche Sache verficht und daher solche Freiligrazien und Freiligrazereien verachten sollte. Man kann diese gerollten Papierschnitzel etwa gelten lassen, wo sie als Parodie des Gegenstandes angesehen werden können. Mandschuh und Handschuh, Carrara und Niagara mögen als eine Parodie auf die Bildungsformen der in dem Gedichte an den Verstorbenen angegriffenen Menschenklasse noch hingehen, ebenso Basso, Tasso, Semilasso in Sonett XIV. Für die <Reimbasteleien> in dem Gedichte gegen Rom: Tropen – Ysopen, Cola – Loyola, Sahara – Tiara, Zeter – Peter (das Letztere kann übrigens schlechterdings nicht gereimt werden) läßt sich ebenfalls entschuldigend sagen, daß in diesen Kröpfen der Berninische Geschmack und Zopfstyl des restaurirten Katholicismus sich abspiegeln solle. Aber H. fällt in diese Manier auch wo er ernst und ganz im eigenen Namen spricht, und dieß kann nicht genug getadelt werden. Beispiele: Erkür' ich – Zürich. Hieroglife – Thräne – Wundertiefe – Hippokrene. Standarte – Bonaparte. Kora – Medusen – mora – Busen – Pandora. Man möchte ihm in seiner Manier zurufen:

O Tyrannen-Erschütterer Herwegh,
Deine Reime vom Zaune nicht zerr weg!

H.'s Reime sind keineswegs von durchgängiger Reinheit. Zeter und Peter habe ich eben angeführt; Philister und Priester darf nicht gereimt werden, auch fändet und geschändet nicht; denn eher dürfen bloß verwandte Vokale mit verwandten, als entschiedene Längen mit entschiedenen Kürzen einen Reim bilden. Dunkelheiten des Ausdrucks, der Satzverbindung, Härten, grammatische Incorrectheiten haben sich unter dem Zwang der künstlichen Maaße und Reime häufig eingeschlichen. Von letzteren nenne ich:

Deß Lied man sich erfreut (p.18).
Den Despot (p.51).
Den Tyrann (p.52).

Die theilweise altdeutsche Orthographie in diesen Gedichten soll uns nicht verführen, uns hier in den Streit einzulassen, ob es möglich oder räthlich sei, die ganz fehlerhafte neuhochdeutsche Schreibart auf die alten Gesetze zu reduciren. Fängt man es aber an, so muß man auch consequent sein, was H. keineswegs ist.

Somit meine ich, Herwegh an seinen Platz gestellt zu haben. Einigen mag es zu strenge dünken, wenn ich an diesen jugendlichen Enthusiasmus den Maaßstab der Kritik gelegt habe, da es doch neben der eigentlichen Poesie, welche vor dem Forum der reinen Aesthetik besteht, solche verwandte untergeordnete Gattungen, welche durch zeitgemäßes Interesse geschützt sind, auch muß geben dürfen. Andere dagegen, welche zwischen Poesie und rhetorischer Darstellung scharf unterscheiden und zudem erwägen, daß es auch in der letzteren ungleich höhere und reichere Erscheinungen gibt, als die vorliegende, mögen mir vorwerfen, daß ich viel zu weitläuftig gewesen sei, den Gegenstand viel zu wichtig genommen habe. Ich muß den Ersteren ihren Satz zugeben und noch Herweghs eigenes wiederholtes Geständniß bekräftigend beifügen, daß er jeden Augenblick bereit wäre, die Leyer mit dem Schwert zu vertauschen, daß er seine Poesie im Grunde nur als ein politisches Mittel betrachtet wissen will; den Anderen räume ich ein, daß er poetisch genommen im Grunde unbedeutend ist. [20] Allein der Gegenstand dieser Kritik war eigentlich nicht sowohl H., als vielmehr das Beifallsgeschrei, womit man ihn aufgenommen hat, und die darin zu Tag gekommene Verwechslung des stoffartigen und ästhetischen Interesses, die Unkenntniß oder Vergessenheit dessen, was ächte Poesie ist und was nicht. Wohin ist das poetische Gefühl gekommen? Nach Eduard Mörike, dessen poetische Kraft zwar unter den Hemmungen der Zeit sich nicht glücklich bis zu ihrem Gipfel entwickelt und kein großes zusammenhängendes Ganze hervorgebracht hat, der aber in so vielen herrlichen Liedern ganz und durchaus Dichter ist, hat kein Hahn gekräht; schicken wir aber einmal einen Pathetiker in die Welt, so posaunt es an allen Ecken und Enden.

Gestehen wir aber überhaupt: mit unserem Dichten ist es nichts, es ist jetzt die Zeit zum Trachten.

 

 

 

 

Erstdruck und Druckvorlage

Jahrbücher der Gegenwart.
1843, Juli:
Nr. 1, S. 3-4
Nr. 2, S. 7-8
Nr. 3, S. 11-12
Nr. 4, S. 15-16
Nr. 5, S. 18-20.

Gezeichnet: Fr. Vischer.

Die Textwiedergabe erfolgt nach dem ersten Druck (Editionsrichtlinien).


Jahrbücher der Gegenwart  online
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Zeitschriften-Repertorien

 

Mit geringfügigen Änderungen aufgenommen in

 

 

 

Werkverzeichnis


Verzeichnisse

Reck, Alexander: Art. Vischer.
In: Internationales Germanistenlexikon, 1800 – 1950.
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Jacob, Herbert (Bearb.): Deutsches Schriftstellerlexikon 1830 – 1880.
Bd. St-V. Berlin: Akademie Verlag 2007.
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Vischer, Friedrich Theodor: [Rezension zu:]
Maler Nolten. Novelle in zwei Theilen von Eduard Mörike.
In: Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst.
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Nr. 145, 18. Juni, Sp. 1153-1157
Nr. 146, 19. Juni, Sp. 1161-1168
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Nr. 15, Sp. 113-120
Nr. 16, Sp. 121-127
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URL: https://archive.org/details/jahrbcherfrwiss09berlgoog
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Friederich Theod. Vischer: Kritische Gänge.
Bd. 2. Tübingen: Fues 1844; hier: S. 243-281.
URL: https://archive.org/details/kritischegnge06viscgoog
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Vischer, Friedrich Theodor: Der Triumph der Religion in den Künsten, von Friedrich Overbeck.
In: Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst.
Jg. 4, 1841:
Nr. 28, 3. August, S. 109-111
Nr. 29, 4. August, S. 113-114
Nr. 30, 5. August, S. 117-120
Nr. 31, 6. August, S. 121-124
Nr. 32, 7. August, S. 125-128.
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URL: https://catalog.hathitrust.org/Record/000542560
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URL: http://catalog.hathitrust.org/Record/006095189
URL: https://books.google.fr/books?id=9m4HAAAAQAAJ

Vischer, Friedrich Theodor: [Rezension zu:]
Gedichte eines Lebendigen. Mit einer Dedication an den Verstorbenen.

Sechste Auflage, 1843. Zürich, Literarisches Comptoir.
In: Jahrbücher der Gegenwart.
1843, Juli:
Nr. 1, S. 3-4
Nr. 2, S. 7-8
Nr. 3, S. 11-12
Nr. 4, S. 15-16
Nr. 5, S. 18-20.
URL: http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/532250-9
Aufgenommen in
Friederich Theod. Vischer: Kritische Gänge.
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Vischer, Friedrich Theodor: [Rezension zu:]
Gedichte eines Lebendigen. Zweiter Band.

Zürich u. Winterthur: Verlag des litterarischen Comptoirs 1844.
In: Friederich Theod. Vischer: Kritische Gänge.
Bd. 2. Tübingen: Fues. 1844, S. 316-340.
URL: https://archive.org/details/kritischegnge06viscgoog
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Vischer, Friedrich Theodor: Shakspeare,
in seinem Verhältniß zur deutschen Posie, insbesondere zur politischen.
In: Literarhistorisches Taschenbuch. Hrsg. von R. E. Prutz.
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Vischer, Friedrich Theodor: Noch ein Wort darüber, warum ich von der jetzigen Poesie nichts halte.
Zur Entgegnung auf eine Aeußerung von Hrn. A. Stahr.
In: Jahrbücher der Gegenwart.
1844, Februarheft, S. 165-177.
URL: http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/532250-9

Vischer, Friedrich Theodor: Politische Poesie.
In: Jahrbücher der Gegenwart.
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URL: http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/532250-9

Vischer, Friederich Theodor: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen.
Zum Gebrauche für Vorlesungen.
3 Teile. Reutlingen u.a.: Mäcken 1846-1857.
vollständig in/über: Deutsches Textarchiv, HathiTrust, ZVDD.


Vischer, Robert (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Eduard Mörike und Friedrich Theodor Vischer.
München: Beck 1926.

Vischer, Friedrich Theodor: Über das Erhabene und Komische und andere Texte zur Ästhetik.
Hrsg. von Willi Oelmüller.
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Vischer, Friedrich Theodor: Kritische Skizzen.
Hrsg. von Hermann Bausinger.
Tübingen: Klöpfer & Meyer 2009 (= Eine kleine Landesbibliothek, 6).

Hundt, Martin (Hrsg.): Der Redaktionsbriefwechsel der Hallischen, Deutschen und Deutsch-Französischen Jahrbücher (1837 – 1844).
3 Bde. Berlin: Akademie-Verlag 2010.

 

 

 

Literatur

Ajouri, Philip: Vischer als Literaturhistoriker und Literaturkritiker. In: Friedrich Theodor Vischer. Leben – Werk – Wirkung. Hrsg. von Barbara Potthast u.a. Heidelberg 2011 (= Beihefte zum Euphorion, 61), S. 99-118.

Albrecht, Wolfgang: Wegweiser zu neuer Poesie? Ästhetische Kriterien politisierter deutscher Literaturkritik um 1850 (Wienbarg, Vischer, J. Schmidt). In: Literaturkonzepte im Vormärz. Hrsg. von Michael Vogt u.a. Bielefeld 2001 (Forum Vormärz Forschung, Jb. 2000), S. 23-47.

Ammon, Frieder von: Politische Lyrik. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hrsg. von Dieter Lamping. 2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 152-159.

Ansel, Michael: G. G. Gervinus' Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen. Nationbildung auf literaturgeschichtlicher Grundlage. Frankfurt a.M. 1990 (= Münchener Studien zur literarischen Kultur in Deutschland, 10).
Vgl. bes. S. 205-221.

Anz, Thomas: Art. Rezension. In: Handbuch der literarischen Gattungen. Hrsg. von Dieter Lamping. Stuttgart 2009, S. 606-612.

Begemann, Christian / Bunke, Simon (Hrsg.): Lyrik des Realismus. Freiburg i.Br. u.a. 2019.

Brandmeyer, Rudolf: Poetiken der Lyrik: Von der Normpoetik zur Autorenpoetik. In: Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Hrsg. von Dieter Lamping. 2. Aufl. Stuttgart 2016, S. 2-15.

Burkhardt, Ursula: Germanistik in Südwestdeutschland. Die Geschichte einer Wissenschaft des 19. Jahrhunderts an den Universitäten Tübingen, Heidelberg und Freiburg. Tübingen 1976 (= Contubernium, 14).

Denkler, Horst: Zwischen Julirevolution (1830) und Märzrevolution (1848/49). In: Geschichte der politischen Lyrik in Deutschland. Hrsg. von Walter Hinderer. Würzburg 2007, S. 191-223.

Gethmann-Siefert, Annemarie: Friedrich Theodor Vischer – "Der große Repetent deutscher Nation für alles Schöne und Gute, Rechte und Wahre". In: "O Fürstin der Heimath! Glükliches Stutgard". Politik, Kultur und Gesellschaft im deutschen Südwesten um 1800. Hrsg. von Christoph Jamme u.a. Stuttgart 1988 (= Deutscher Idealismus. Philosophie und Wirkungsgsgeschichte in Quellen und Studien, 15), S. 329-349.

Neumeyer, Harald: Über die (Un-)Versöhnbarkeit von Poesie und Politik. Robert Eduard Prutz' Die politische Poesie der Deutschen (1843). In: Politische Literatur. Begriffe, Debatten, Aktualität. Hrsg. von Christine Lubkoll u.a. Stuttgart 2018, S. 37-54.

Peitsch, Helmut: Art. Engagement / Tendenz / Parteilichkeit. In: Ästhetische Grundbegriffe. Bd. 2. Stuttgart u.a. 2001, S. 178-222.

Pott, Sandra: Poetiken. Poetologische Lyrik, Poetik und Ästhetik von Novalis bis Rilke. Berlin u. New York. 2004.

Pott, Sandra: Poetologische Reflexion. Lyrik als Gattung in poetologischer Lyrik, Poetik und Ästhetik des 19. Jahrhunderts. In: Lyrik im 19. Jahrhundert. Gattungspoetik als Reflexionsmedium der Kultur. Hrsg. von Steffen Martus u.a. Bern u.a. 2005 (= Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik; N.F., 11), S. 31-59.

Riha, Karl: Georg Herwegh – in rezeptionsgeschichtlicher Sicht. Ein Kapitel politischer Ästhetik. In: Antipodische Aufklärungen / Antipodean Enlightenments. Festschrift für Leslie Bodi. Hrsg. von Walter Veit. Frankfurt a.M. 1987, S. 389-401.

Richter, Sandra: "Die Gunst des Zufalls". Friedrich Theodor Vischers ästhetische Schriften als transitorische Dokumente. In: Friedrich Theodor Vischer. Leben – Werk – Wirkung. Hrsg. von Barbara Potthast u.a. Heidelberg 2011 (= Beihefte zum Euphorion, 61), S. 261-275.

Ruprecht, Dorothea: Untersuchungen zum Lyrikverständnis in Kunsttheorie, Literarhistorie und Literaturkritik zwischen 1830 und 1860. Göttingen 1987 (= Palaestra, 281).

Saint-René Taillandier [d.i. René Gaspard Ernest Taillandier]: De la littérature politique en Allemagne. La poésie et les poètes démocratiques. In: Revue des Deux Mondes. 1844, 1. Juni, S. 841-878.
URL: https://archive.org/details/p2revuedesdeuxmo1844pariuoft

Wilke, Jürgen: Das Zeitgedicht. Seine Herkunft und frühe Ausbildung. Meisenheim am Glan 1974 (= Deutsche Studien, 21).
S. 76-84: Zu Vischers Rezension von: Herwegh, "Gedichte eines Lebendigen".

 

 

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Lyriktheorie » R. Brandmeyer