FöBesS: Förderndes Beurteilen schriftlicher Studienleistungen
Schreiben lernt man durch Schreiben – studentische Hausarbeiten sollen dazu dienen, das Schreiben im Fach zu trainieren und dabei fachspezifische Erkenntnisinteressen und Methoden zu berücksichtigen. Insbesondere können Studierende hier in einem vergleichsweise geschützten Erprobungsraum üben, sich auf wissenschaftliche Texte anderer zu beziehen und selbst ansatzweise zum Diskurs beizutragen sowie in formaler wie struktureller Hinsicht die wissenschaftlichen Gepflogenheiten des jeweiligen Studienfaches wahrzunehmen und im eigenen Text umzusetzen.
So verstanden umfasst die Entwicklung wissenschaftlicher Textkompetenz sowohl die inhaltliche Erschließung und Entwicklung von Ideen als auch deren fachgerechte Strukturierung und Darstellung. Zu den spezifischen sprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten gehören unter anderem
- die Konzeption von Fachtexten, die aus sich selbst heraus verständlich sind,
- der angemessene Gebrauch von Fachvokabular,
- ein sachlich-präziser Schreibstil,
- die genaue Darstellung von ggf. komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen,
- eine nachvollziehbare Argumentation mit klarer Markierung eigener und fremder Positionen, von Arbeitsergebnissen und Schlussfolgerungen,
- die formal und sprachlich (auch: grammatikalisch) korrekte Einbindung übernommener Gedanken und Textteile,
- die Beachtung von Normen sprachlicher Richtigkeit (Orthografie/Zeichensetzung, Grammatik).
Dass die Entwicklung dieser und weiterer sprachlicher Fähigkeiten zu Beginn eines Studiums nicht als abgeschlossen gelten kann, belegen sowohl einschlägige empirische Studien als auch die praktischen Erfahrungen von Lehrenden aller Fächer. Die Situation gewinnt zusätzliche Dringlichkeit dadurch, dass in der Konzeption der aktuellen Bachelor- und Master-Studiengänge keine studentische Hausarbeit als reine Lern- und Übungssituation gelten kann, sondern jede zugleich auch einen (benoteten) Leistungsnachweis darstellt.
Hinzu kommt: Angehende Lehrpersonen müssen die oben beschriebenen Text- und Schreibroutinen nicht nur selbst beherrschen, um die Anforderungen des Studiums an der Hochschule erfolgreich zu bewältigen, sondern auch Textqualitäten einschätzen können. Denn es gehört zu ihrem Berufsprofil, dass sie ihrerseits Texte von Schüler*innen kriterienorientiert beurteilen, aus den Ergebnissen Fördermaßnahmen ableiten und beides in konstruktiver Weise an die Lernenden zurückmelden.
Wenn sich das Teilprojekt FöBesS (Förderndes Beurteilen schriftsprachlicher Studienleistungen) also der sprachlichen Qualifizierung der Studierenden widmet, so werden damit drei Ziele verfolgt:
1. | die Verbesserung der schriftsprachlichen Leistungen durch Feedback und daraus resultierende gezielte Überarbeitung, |
2. | die Schärfung der Aufmerksamkeit für schriftsprachliche Phänomene und Textqualitäten, |
3. | die praktische Erfahrung mit der Rückmeldung zu Schreibprodukten und die Kenntnis von Kriterien für Textqualität. |
Um eine solche Förderung der Textkompetenz aktiv zu unterstützen, bietet sich eine möglichst systematische und transparente Rückmeldepraxis bei schriftlichen Studien- bzw. Prüfungsleistungen an. Hier setzt das Projekt an:
Projektziel ist die Entwicklung, praktische Evaluation und Implementierung eines fächerübergreifenden Beurteilungsrasters für schriftliche Arbeiten Studierender.
In diesem Beurteilungsraster sollen verallgemeinerbare sprachliche Qualitätsanforderungen formuliert werden, ohne dabei die Spezifika der verschiedenen Studienfächer zu vernachlässigen. Der notwendige fächerübergreifende Austausch von Dozent*innen zu fachtypischen Prüfungsformen, Aufgabenstellungen und Leistungsanforderungen wird dafür in einem ersten Projektabschnitt initiiert, begleitet und ausgewertet.
Eine auch empirisch evaluierte Version des Rasters wird in ein Online-Tool überführt, mit dessen Hilfe es für Lehrende möglich ist,
- den Studierenden die eigenen Anforderungen an Textqualität und deren Gewichtung transparent darzustellen,
- mit wenig Zeitaufwand zu fairen und nachvollziehbaren Bewertungen sprachlicher Qualitäten zu kommen,
- notwendige Überarbeitungen gezielt zu benennen und ggf. anzuleiten,
- künftige Lernschritte zu identifizieren.
Die Kategorien zur Beschreibung der Textqualität sollen sukzessive mit Textbeispielen, Übungen und vorhandenen Lernangeboten hinterlegt werden, sodass auch die Studierenden selbst aktiv und gezielt Verbesserungen ihrer Leistungen vorantreiben können.
Workshop zur Förderung schriftsprachlicher Studienleistungen am „Tag der Lehrerbildung und Bildungsforschung 2016“ (Foto: Sylvia Schemmann)
Projektleitung
Dr. Ulrike Pospiech
Telefon: (0201) 183-3363
Raum: WST-C.02.07
Dr. Ulrike Behrens
Telefon: (0201) 183-4120
Raum: WST-C.03.16
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Marlen Fies
Telefon: (0201) 183-6255
Raum: WST-C.02.04
Claudia Spanier
Telefon: (0201) 183-6405
Raum: WST-B.02.04
Wissenschaftliche Hilfskraft
Matthias Bau
Telefon: (0201) 183-5438
Raum: WST‐C.03.16