Forschungsprojekt
Lebensweg und Wiedereingliederungsprozess forensischer Patienten (§ 63 StGB)
PD Dr. med. Dieter Seifert
Zusammenfassung:
Die Maßregeln der Besserung und Sicherung lassen sich nicht allein auf die Frage der Deliktrückfälligkeit reduzieren. Über den weiteren Lebensweg dieser Patienten (fachliche Nachsorge, Wohn- und Arbeitssituation, Partnerschaften, kritische Lebenssituationen etc.) existiert nur wenig empirisches Wissen. Bei den im Rahmen der Essener prospektiven Prognosestudie rekrutierten 333 Patienten soll der Wiedereingliederungsprozess katamnestisch verfolgt werden. Hierzu werden die während der Führungsaufsicht erstellten Berichte der Bewährungshelfer analysiert. Als Katamneseinstrument erscheinen diese Berichte weitaus besser geeignet als eine alleinige Auswertung der Bundeszentralregister-Eintragungen, da Informationen über die Lebensbedingungen und evtl. Veränderungen für die Frage der individuellen Legalprognose genutzt werden können. Jedoch hatte sich in einer Pilotstudie gezeigt, dass sowohl Quantität als auch Qualität dieser Berichte erheblichen Schwankungen unterworfen sind. Angestrebt wird daher die Formulierung von Mindeststandards bei der Erstellung solcher Berichte, um sie für den Adressaten (Richter der Strafvollstreckungskammer) aussagekräftiger im Hinblick auf die Einschätzung der Gefährlichkeitsprognose zu gestalten. Darüber hinaus wird versucht, protektive Faktoren für eine gelungen (deliktfreie) Wiedereingliederung zu extrahieren.