Patientem mit geringer Entlassungsperspektive im Maßregelvollzug gemäß § 63 StGB

Dr.rer.nat. Norbert Schalast, Dr. phil. Sabine Nowara, Dipl.Psych. Klaus-Hartmut Behr

Zusammenfassung

m Bereich des Maßregelvollzugs gemäß § 63 StGB sind in den letzten Jahren zunehmende Kapazitätsprobleme zu verzeichnen. Ursächlich spielt sowohl ein Anstieg der Zahl der Neuunterbringungen als auch ein Anwachsen der Unterbringungszeiten eine Rolle. In einer solchen Situation richtet sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf Patienten, bei denen nach Einschätzung der Kliniken der Unterbringungszweck der "Besserung", also der Minderung von Gefährlichkeit durch Therapie, nicht erreichbar erscheint. Es wird nicht selten beklagt, daß solche Patienten Kapazitäten blockierten und Alternativen zur Unterbringung in therapie- und personalintensiven Behandlungsabteilungen gefunden werden müßten.
Differenzierte Untersuchungen zum betroffenen Personenkreis gibt es bisher nicht. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, wie groß er ist und woraus die scheinbare oder tatsächliche "Nicht-Behandelbarkeit" resultiert. Anliegen der von uns geplanten Erhebung ist es, Informationen über diese Patientengruppe zu erheben. Auf diese Weise sollen Erkenntnisse über spezifische Merkmale dieser Patienten, über ihren Anteil an den Untergebrachten insgesamt und über Gründe von "Nicht-Behandelbarkeit" gewonnen werden.
Wir wollen versuchen, einen bundesweiten Überblick über die Gesamtproblematik zu erlangen. Dazu wurde im ersten Schritt eine schriftliche Befragung fast aller Maßregeleinrichtungen durchgeführt. Sie erfolgte über einen Erhebungsbogen, mit dem in anonymisierter Form Daten über die gemäß § 63 StGB Untergebrachten erhoben wurden. Deutlich wurde bereits, daß die Einrichtungen bzw. Regionen das quantitative Ausmaß des Problems, das heißt den Anteil "Nicht-Behandelbarer" unter ihren Patienten, höchst unterschiedlich einschätzen.
In einer zweiten Erhebungsphase soll spezifischeren Fragen, etwa nach diagnostischen, kriminologischen oder institutionellen Hintergründen des Problems, durch Erhebungen in den entsprechenden Einrichtungen nachgegangen werden.

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