Support for Unemployed with Psychosocial Problems Obtaining Reintegration Training under 25


Prof.Dr.med. Johannes Hebebrand, Dr.med. Volker Reissner, Dipl.Psych. Gudrun Ramlow, Dipl. Psych. Fabian Chmielewski, Dipl. Psych. Kornelia Nigbur, Dipl. Sportwiss. Johannes Helmig

Hintergrundinformationen

Die Arbeitslosenquote von Jugendlichen und Adoleszenten unter 25 Jahren liegt für Deutschland in den letzten Jahren bei ca. 14% (Eurostat).  Verschiedene Studien konnten zeigen, dass einerseits Jugendlichen und Erwachsenen die Aufnahme einer geregelten Tätigkeit durch eine psychische Störung erschwert oder verhindert wird. Andererseits treten gehäuft soziale, somatische und psychische Probleme als Folgen der Arbeitslosigkeit auf. Hierzu zählen z.B. soziale Exklusion, mangelndes Gesundheitsbewusstsein, einhergehend mit einem schlechteren Gesundheitsstatus oder psychiatrische Störungen, wie Depressionen, Ängste oder Abhängigkeitserkrankungen. In finaler Konsequenz kommt es zu einer gesteigerten Mortalitätsrate. Somit geht die Jugendarbeitslosigkeit mit hohen individuellen und volkswirtschaftlichen Kosten einher. Gesicherte Daten speziell zur psychiatrischen Morbidität unter deutschen arbeitslosen Jugendlichen sind kaum erhältlich.

Vorgehensweise

Im Rahmen des Kooperationsprojektes SUPPORT25 wird vom JobCenter Essen und der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitslosen Adoleszenten die Möglichkeit eröffnet, eine schnelle, direkte und komplikationslose Beratung für ihre seelischen Probleme zu erhalten. Der Fallmanger oder Arbeitsvermittler stellt bei seinem Kunden Beratungsbedarf fest und überweist Interessierte dem SUPPORT 25-Team. Nach einem Erstgespräch und einem ersten psychiatrischen Screening mittels verschiedener Instrumente wird mit dem Patienten im Fall der Stellung einer Verdachtsdiagnose über mögliche Therapieoptionen gesprochen und gemeinsam eine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen.
Im Rahmen eines auf SUPPORT25 basierenden, vom Land NRW und der Europäischen Union finanzierten Projektes (Med.inNRW), wird das Angebot für psychiatrie-ferne arbeitslose Jugendliche  weiter differenziert. Auf der Basis des vorgeschalteten Screenings werden derzeit für das Zusatz-Projekt Diagnostik- und Therapiebausteine (Verhaltenstherapie im Einzel- und Gruppensetting und ein Sportmodul) entwickelt und implementiert. Erste Erfahrungen legen nahe, dass die Effizienz der Kette aus psychologisch-psychiatrischer Diagnostik, Beratung und Therapie durch die Implementierung eines Psychiatrie-fernen und Sport-orientierten Motivationskurses gesteigert wird. Der Eintritt in ein Psychotherapieprogramm über eine vorgeschaltete Sportgruppe wirkt weniger stigmatisierend und die Eintrittsschwelle in das Hilfesystem wird reduziert. Die Suche eines geeigneten (teil-) stationären oder ambulanten Therapieplatzes wird durch die enge Vernetzung mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, der Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin sowie der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie erleichtert.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Schwerpunkte sind:

  • Deskription der Krankheitsentitäten und Komorbidität nach ICD-10
  • Erfassung des Schweregrades
  • Untersuchung zum Inanspruchnahmeverhalten des Gesundheitssystems durch die Patienten
  • Verlaufsuntersuchung der oben genannten Parameter
  • Evaluation des Therapieprogrammes

Relevante Ergebnisse

Ca. 55% der bisher untersuchten jungen Arbeitslosen sind weiblichen Geschlechts. Häufig beginnen die Probleme bereits im Schulalter mit einer hohen Rate an Schuleschwänzen: 80% der Teilnehmer geben an, wenigsten einmal eine ganze Woche kontinuierlich nicht die Schule besucht zu haben. Der überwiegenden Anzahl der Untersuchten fehlt ein Schul- oder Berufsabschluss. Etwa 95% der Patienten weisen den Verdacht auf mindestens eine psychiatrische Störung gemäß der  International Classification of Diseases-10 auf. Doppel- und Mehrfachverdachtsdiagnosen sind die Regel. Als häufigste Störungen, die auch die Arbeitsaufnahme erschweren finden sich Angsterkrankungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und Drogenmissbrauch. Mehr als 50% der Probanden weisen eine klinisch relevante Depression auf (gemessen mit dem Beck Depression Inventory). In der Fremdbeurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus (Global Assessment of Functioning (GAF)) erreichen die meisten Patienten zwischen 40 und 70 Punkte, wobei eine hohe Punktzahl eine gute, ein niedriger Wert eine schlechte psychosoziale Anpassung bedeutet. Trotz der ausgeprägten Symptomatik wies nur ein geringer Prozentsatz der Untersuchten vor Eintritt in das SUPPORT25-Projekt Kontakte zum medizinischen oder psychiatrischen Versorgungssystem auf. Über die Ergebnisse der Verlaufsuntersuchung wird in Zukunft berichtet.

Implikationen und Ausblick

Die referierten vorläufigen Resultate, insbesondere die hohe Zahl an Patienten mit Mehrfachdiagnosen, zeigen die enorme Krankheitsbelastung adoleszenter Arbeitsloser bei gleichzeitiger hoher psychosozialer Belastung z.B. durch Broken-home Situationen, geringer intrinsischer Struktur und Motivation sowie fehlender Schul- bzw. Berufsqualifizierung. Durch eine enge Vernetzung der Therapieangebote der oben genannten Kliniken und Schaffung spezifischer arbeitsbezogener Angebote durch soziale oder Bildungsträger wird versucht einer drohenden Chronifizierung von psychischen Krankheiten vorzubeugen. Außerdem besteht ein hoher Forschungsbedarf, um bestehende Wissenslücken zu dieser spezifischen Gruppe vulnerabler Personen aufzufüllen.

Förderung

Das Screening-Projekt wird durch das JobCenter Essen und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uni- und LVR-Klinikums Essen finanziert. Es erhält strukturelle Unterstützung durch die weiteren kooperierenden Abteilungen des LVR-Klinikum Essen und, mit besonderem Dank, der Kooperationspartner Grugapark Essen und dem Fitnessstudio FitX.
Im Jahr 2007 zeichnete das Land Nordrhein-Westfalen  SUPPORT 25 mit dem dritten Platz des Gesundheitspreises NRW aus www.infoportal-praevention.nrw.de.
Eine weitere Förderung erfolgt durch die RWE-Jugend-Stiftung.

LOGO LVR

LOGO Jobcenter

LOGO Support25

Sponsoren Med.inNRW

 

Landesregierung in NRW

EU

Kooperationspartner

 

Grugapark Essen

FitX 

 

Kontakt

Prof.Dr.med. Johannes Hebebrand

LVR-Klinikum Essen

Kliniken/Institut der Universität Duisburg-Essen
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Wickenburgstraße 21
45147 Essen
Tel:  +49 (0) 201 / 8707 - 465
Fax: +49 (0) 201 / 8707 - 302
johannes.hebebrand@uni-due.de