Austellungstitel

 

"Durch Licht zur Nacht" - Ausstellungsbegleitende Internetseiten

Die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen

Die Bücherverbrennung in Essen

Gerlingplatz 2003

Bibliographie zum Thema mit Signaturen der UB Essen

Interessante Links zum Thema

 

 

Die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen 1933

Nur kurze Zeit nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler brannten Bücherhaufen in deutschen Städten. Hauptsächlich in Universitätsstädten, aber auch anderenorts. Am 10. Mai 1933 wurden reichsweit Bücherverbrennungen inszeniert, die den unrühmlichen Abschluß der „Aktion wider den undeutschen Geist“ bildeten. Dabei handelte es sich um eine studentische Kampagne, die nicht vom Propagandaministerium, sondern vom Dachverband der Deutschen Studentenschaft (DSt) geplant und durchgeführt wurde. Den Auftakt dieser Aktion bildeten die am 12. April 1933 veröffentlichten „12 Thesen wider den undeutschen Geist“, und schon wenige Tage später begann man mit der Sammlung von „zersetzendem Schrifttum“. Am 26. April erschien in der Berliner „Nachtausgabe“ eine DSt-Liste mit Titeln „verbrennungswürdiger“ Literatur. Diese Liste bildete den Auftakt für eine Reihe weiterer „schwarzer Listen“. Am 9. Mai 1933 wurden dann die sogenannten „Feuersprüche“ versendet, die eine einheitliche Grundlage für die symbolische Handlung gewährleisten sollten. Daran wird deutlich, dass die Bücherverbrennungen in erster Linie als Ritual zu verstehen waren. Quelle: Titelblatt der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung vom 10. Mai 1933, Collage von John Heartfield, in: John Heartfield, AIZ. Arbeiter-Illustrierte-Zeitung, Volksillustrierte 1930 - 38  / David Evans. Ed. by Anna Lundgren - New York 1992, im Bestand der UB Essen unter der Signatur: 10 KDLH1480

Unter lautem Ausrufen dieser „Feuersprüche“ wurden dann am 10. Mai Werke von Erich Kästner, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Kurt Tucholsky, Sigmund Freud, Lion Feuchtwanger, Karl Marx, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Stefan Zweig, Anna Seghers, Erich Maria Remarque und vielen anderen Autoren in die Flammen geworfen. Viele prominente Professoren wohnten diesem Spektakel bei und hielten Reden. In Berlin war es der Propagandaminister Joseph Goebbels, der die „Feuerrede“ hielt. Dort fand die größte Bücherverbrennung statt, der ca. 20.000 Bände - einige Quellen beziffern die Anzahl auf 25.000 und sogar 30.000 Bände -  zum Opfer fielen.

Die Bücherverbrennung in Essen

In Essen stellte sich die Situation anders dar, da die Stadt zu der Zeit noch keine Universitätsstadt war. Aus diesem Grund steht die Essener Bücherverbrennung nicht in direktem Zusammenhang mit der studentischen „Aktion wider den undeutschen Geist“, kann jedoch durchaus als Nachahmungstat verstanden werden. In Essen spielte insbesondere der damalige Leiter der Stadtbücherei, Richard Euringer, eine unrühmliche Rolle. Da der Oberbürgermeister Theodor Reismann-Grone für die Leitung der Stadtbücherei einen namhaften Literaten suchte, wurde ihm Richard Euringer empfohlen. Dieser „gehörte zweifelsohne zur ersten Garde der – nicht gerade zahlreichen – NS-Autoren, der 1929 nach vielen beruflichen und schriftstellerischen Fehlschlägen mit seinem Roman ‚Fliegerschule 4. Buch der Mannschaft’ Anerkennung in nationalen Kreisen fand“ (Wisotzky, Klaus: Im Dienste der NS-Ideologie – Die Stadtbücherei in den Jahren 1933 bis 1945. In: Der Schlüssel zur Welt : 100 Jahre Stadtbibliothek Essen / Hrsg. Reinhard Brenner ; Klaus Wisotzky. Essen, 2002 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Essen ; 5), S. 58-59). Im Frühjahr 1933 übernahm Euringer zunächst kommissarisch für ein Jahr die Leitung der Bücherei. Bibliothekarische Kenntnisse besaß er nicht, aber er war ein überzeugter Nationalsozialist, was sich in seiner Arbeit sehr zum Nachteil der Bücherei niederschlug, denn sein wichtigstes Ziel lautete: „Niederringung der verheerenden Literatur“ (ebd., S. 59-60).  Sofort begann er mit der Sichtung des Bestandes und nahm alle Werke aus dem Leihverkehr, „deren Inhalt mit der nationalsozialistischen Ideenwelt in Widerspruch stehen. Dazu gehörten zunächst vor allem politische, geschichtliche und volkswirtschaftliche Werke der marxistischen und kommunistischen Richtung, ferner Bücher, die infolge ihres undeutschen, gegen die Moral und die christliche Religion verstoßenden oder geistig zersetzenden Inhalts in einer nach den Grundsätzen der nationalsozialistischen Weltanschauung geführten öffentlichen Bücherei nicht mehr allgemein dem Publikum dargeboten werden konnten. Dazu kam eine Überfremdung mit ausländischen Autoren, die zu erheblichen Bedenken Anlaß gab“(ebd., S. 60). Über 18.000 Bände wurden bei dieser Aktion ausgesondert, wovon ein kleiner Teil am 21. Juni 1933 (Tag der Sommersonnenwende) auf dem Gerlingplatz (1933-1945: Platz des 21. März) verbrannt wurde.


Quelle: Stadtbildstelle Essen

Der Gerlingplatz wurde für die Bücherverbrennung gewählt, da an diesem Ort vor 1933 viele Kundgebungen und Aufmärsche der Arbeiterbewegung stattgefunden hatten (Der Gerlingplatz hieß zwischen 1918 und 1933 Republikplatz.). „NSBO-Kreisleiter Knaden erklärte, man habe den Platz des 21. März deshalb für die Bücherverbrennung ausgewählt, weil auf ihm früher ‚die Arbeiter von den internationalen Marxisten verhetzt worden’ seien. Die Schriften der ‚unseligen Volksverräter’ sollten auf diesem Platz ihr ‚Grab’ finden, und aus dem ‚roten Fanal’ solle sich ‚ein neuer deutscher Geist entwickeln’.“ (Schmidt, Ernst: Essen erinnert : Orte der Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert. Essen, 1991, S. 23-24)

Zur Bücherverbrennung waren SA, SS sowie sämtliche NSBO-Formationen aufmarschiert und nach einer Ansprache Euringers („Dieses Geschreibsel wird heute in Flammen aufgehen. Das ist schön, symbolisch, bildhaft.“ (ebd., S. 24)) setzte der Standartenführer Dahlem den Scheiterhaufen in Brand.


Quelle: Stadtbildstelle Essen

 

 


Gerlingplatz 2003

Auf dem Gerlingplatz steht heute eine Gedenktafel (rechtes Foto), die auf dem unteren Bild in der Bildmitte zu sehen ist.

„Am 21. Juni 1933 inszenierten die Essener National- sozialisten, angeführt von dem neu ernannten Leiter der Stadtbibliothek, auf dem Gerlingplatz eine Bücherver- brennung. Zahlreiche Bücher, die zuvor aus der Stadt- bibliothek entfernt worden waren, wurden als „undeutsch“ verbrannt.

Unter den in Essen und anderen Orten in Deutschland verbrannten Büchern befanden sich unter anderem Werke von Thomas Mann, Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Albert Einstein, Siegmund Freud, Stefan Zweig und Erich Kästner.“

 

Bibliographie zum Thema Bücherverbrennung


Haarmann, Hermann  [Bearb.]:
"Das war ein Vorspiel nur ..."  : Bücherverbrennung Deutschland 1933: Voraussetzungen und Folgen ; Ausstellung der Akademie der Künste vom 8. Mai bis 3. Juli 1983, Berlin 1983 (Akademie-Katalog / Akademie der Künste ; 137)
Signatur: 10  APP11
Signatur: 11  APP11+1

Krockow, Christian von:
Scheiterhaufen  : Größe und Elend des deutschen Geistes, Berlin 1983
Signatur: 11  LPGC1051

Leonhard, Joachim-Felix  [Hrsg.]:
Bücherverbrennung  : Zensur, Verbot, Vernichtung unter dem Nationalsozialismus in Heidelberg, Heidelberg 1983 (Heidelberger Bibliotheks-
schriften; 7)
Signatur: 11  AMB31

Lischeid, Thomas:
Symbolische Politik  : das Ereignis der NS-Bücherverbrennung 1933 im Kontext seiner Diskursgeschichte, Heidelberg 2001 (Diskursivitäten ; 4)
Signatur: 11  CHM2503

Rafetseder, Hermann:
Bücherverbrennungen  : die öffentliche Hinrichtung von Schriften im historischen Wandel, Wien [u.a.] 1988 (Kulturstudien ; 12 ). -Zugl.: Diss., 1983 u.d.T.: Rafetseder, Hermann: Öffentliche Bücherverbrennungen durch den Henker
Signatur: 11  LPP1072

Sauder, Gerhard  [Hrsg.]:
Die Bücherverbrennung  : 10. Mai 1933, München 1983
Signatur: 11  BSB1032

Schöffling, Klaus  [Hrsg.]:
Dort wo man Bücher verbrennt  : Stimmen der Betroffenen, Frankfurt am Main 1983 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 905 )
Signatur: 11  BSB1040

Schütz, Hans J.:
Verbotene Bücher  : eine Geschichte der Zensur von Homer bis Henry Miller. München 1990 (Beck'sche Reihe ; 415 )
Signatur: 11  BSB1090

Serke, Jürgen:
Die verbrannten Dichter  : Berichte, Texte, Bilder einer Zeit. Mit Fotos von Wilfried Bauer, Weinheim [u.a.] 1979
Signatur: 10  CHM1882

Treß, Werner:
Wider den undeutschen Geist – Bücherverbrennung 1933. Berlin, 2003

Verweyen, Theodor:
Bücherverbrennungen  : eine Vorlesung aus Anlaß des 65. Jahrestages der "Aktion wider den undeutschen Geist", Heidelberg 2000, (Beihefte zum Euphorion ; 37)
Signatur: 11  APP1150

Walberer, Ulrich  [Hrsg.]:
10. Mai 1933  : Bücherverbrennung in Deutschland und ihre Folgen, Frankfurt am Main 1983
([Fischer-Taschenbücher] ; 4245 : Informationen zur Zeit )
Signatur: 11  LPI126

Wissenschaft und Kunst im Exil : Vorgeschichte Durchführung und Folgen der Bücherverbrennung ; eine Dokumentation ; nach einer Gemeinschaftsausstellung der Universitäts- und Stadtbibliothek Osnabrück / Stadt- und Universitätsbibliothek Osnabrück (Hrsg.) Münster, 1984

Bibliographie zum Thema Stadt Essen

Brenner, Reinhard  [Hrsg.]:
Der Schlüssel zur Welt  : 100 Jahre Stadtbibliothek Essen, Essen 2002 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Essen ; 5 )
Signatur: 11  AYLE1048
Signatur: 11  AYLE1048+1

Burghard, Hermann:
Essen - Geschichte einer Stadt, Bottrop [u.a.] 2002
Signatur: 10  LUHE1424
Signatur: 11  LUHE1424+1
Signatur: 11  LUHE1424+2
Signatur: 11  LUHE1424+3

Schmidt, Ernst:
Essen erinnert  : Orte der Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert, Essen 1991
Signatur: 11  LUHE1270
Signatur: 11  LUHE1270+1

Rother, Thomas:
Essen  : eine Großstadt im Jahr des Unheils . Mit einer Dokumentation des Jahres 1933 von Theo Gaudig, Essen 1983
Signatur: 10  LUHE1466

Zimmermann, Michael  [Red.]:
Jüdisches Leben in Essen 1800 - 1933  / Alte Synagoge (Hg.), Essen 1993 (Studienreihe der Alten Synagoge ; 1 )
Signatur: 11  MJE2284

Linkliste zum Thema Bücherverbrennung


 Auf dem Gerlingplatz brannten die Bücher jüdischer Autoren

Artikel von fünf Essener Schülerinnen über die Bücherverbrennung in Essen. (Erschienen in der NRZ Essen am 16. Februar 2002.)

BrandSteller & SchriftStifter

Installation über verbotene Literatur und Neue Medien (PowerPoint-Präsentation). Erstellt von Kollegiaten des Hermann-Kesten-Kollegs in Nürnberg.

Bücher können brennen – Gedanken nicht

Hier kann man sich (unter "Bücherverbrennung") die PowerPoint-Präsentation "Bücher können brennen – Gedanken nicht: Die Bücherverbrennungen vom Mai 1933" von Prof. Dr. Hermann Rösch (FH Köln, Institut für Informationswissenschaft), der Referent bei der Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2003 war,  herunterladen.

Bücherverbrennung

Essays zum Thema, Feuersprüche, Liste der Autoren, deren Werke verbrannt wurden, die "12 Thesen wider den undeutschen Geist".
Zusammengestellt im Rahmen des Comicologischen Congresses 2001 in München.

Bücherverbrennung – lettern.de

Special des Literaturmagazins Lettern.de. Infos zu einigen Autoren, deren Werke verbrannt wurden, kurze Leseliste.

Bücherverbrennungen im Dritten Reich

Der Arbeitskreis Shoa.de widmet sich der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung und beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen und
pädagogischen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und ihren Folgen bis in die Gegenwart.

Die Bücherverbrennung

Allgemeine Informationen, biographische Daten einiger wichtiger Autoren.

Die Sammlungen des DHM – Bibliothek / 1933 verbrannte Buchtitel

Das Deutsche Historische Museum in Berlin präsentiert eine Auswahl verbrannter Buchtitel aus dem Bestand der Bibliothek.

Gedenktag zum 10. Mai 1933 – Gesamtprojekt – Max-Born-Realschule in Dortmund

Online-Präsentation der Ergebnisse des Schulprojektes "Schule ohne Rassismus" (Schuljahr 2000/2001).

Informationen über die Bücherverbrennung 1933

Von Dr. Birgit Ebbert zusammengestellte Informationen über die Bücherverbrennungen; Feuersprüche, Liste der Autoren, Liste der Städte,
Augenzeugenbericht von Erich Kästner, Literaturliste.

Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen

Informationen zur Bücherverbrennung und zum Mahnmal in Berlin.

 Leere Bibliothek

Artikel aus dem Tagesspiegel zur Bücherverbrennung in Berlin.

Literatur des Nationalsozialismus und des Exils

Von Kristina Habermann bearbeitete Informationen zur Bücherverbrennung, Exilliteratur und Literatur im Dritten Reich.

UB Dortmund: Ausgewählte Internetlinks zur Bücherverbrennung

Linkliste mit weiteren ausgewählten Links zu den Themen Bücherverbrennung und Zensur.

United States Holocaust Memorial Museum

Vom 30. April bis zum 13. Oktober 2003 präsentiert das Museum die Ausstellung "Fighting the Fires of Hate – America and the Nazi Book Burning".
Hierzu gibt es auch eine Online-Präsentation und weitere ausführliche Informationen in englischer Sprache.

Verbrannt, geraubt, gerettet! Bücherverbrennungen in Deutschland

Publikation (im pdf-Format) zur gleichnamigen Ausstellung der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung anläßlich des 70. Jahrestages der Bücherverbrennung. Mit Beiträgen von Detlev Brunner, Angela Graf, Erhard Stang, Rüdiger Zimmermann.
Besonders interessant ist der Aufsatz von Angela Graf: "April/Mai 1933 – Die ‚Aktion wider den undeutschen Geist’ und die Bücherverbrennungen".

When Books Burn: a University of Arizona Special Collections Exhibit

Online-Ausstellung der University of Arizona Library mit umfassenden Informationen in englischer Sprache. Im Jahr 2001 gab es eine Ausstellung
zum Thema in der Bibliothek.

Zur Diskussion: Bücherverbrennungen

Seite der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, besonderes Augenmerk auf die Bücherverbrennungen in Lasker-Schülers Geburtsstadt Wuppertal.

1933 – 1938 Bücherverbrennungen

Linkliste zum Thema von Herbert Huber.

Stand: 23.05.2003