Die Welt des Mittelalters - Untersuchungen zur Geometrie und Genese alter Karten

Ausstellung in der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen, Campus Essen, vom 18. Mai bis 15. Juli 2005

Eröffnung der Ausstellung: Mittwoch, 18. Mai 2005 um 18:15 Uhr im Bibliothekssaal der Universitätsbibliothek

Begrüßung: Leitender Bibliotheksdirektor Albert Bilo

Einführung: Prof. Dr. Peter Mesenburg


Ein Interview mit Herrn Professor Dr. Mesenburg über die Ausstellung wird von Radio Essen (Frequenz 102,2 MHz oder 105 MHz) ausgestrahlt am 3. Juni 2005 zwischen 21 und 22 Uhr in der Sendung "Campus Rhein Ruhr".

Die Darstellungen der Erdoberfläche in alten Karten enthalten neben den Beschreibungen der realen Umwelt auch Informationen über den Stand der Erkenntnisse in Naturwissenschaft und Technik zur Zeit der Kartenentstehung. Durch die Analyse der geometrischen Struktur der Karten und die Untersuchung der Genauigkeit der Darstellung können u. a. auch Informationen über Umfang, Methoden und Präzision der den Karten zugrunde liegenden vermessungstechnischen Aufnahmen gemacht werden. Am Beispiel ausgewählter Portolankarten des 14. – 16. Jahrhunderts werden Ansätze und Ergebnisse kartometrischer Untersuchungen aus dem Labor des Fachbereichs Bauwissenschaften der Universität Duisburg-Essen präsentiert.

Portolankarten sind von Hand gezeichnete, mehrfarbig angelegte Unikate auf Pergament (ungegerbte Ziegen- bzw. Schafshäute). Sie unterscheiden sich von modernen Karten im Wesentlichen dadurch, dass sie keine Darstellung des geographischen Bezugsystems (Meridian- und Breitenkreisbilder in kartographischer Abbildung) enthalten. Im Gegensatz zu anderen Karten des Mittelalters beschreiben die Portolane mit offensichtlicher und erstaunlicher Genauigkeit zunächst den Mittelmeerraum und die angrenzenden Gebiete und ab Beginn des 16. Jahrhunderts auch die Küstenlinien der neu entdeckten Kontinente.

Ein besonderes Markenzeichen der Portolane sind Liniennetze, die auch als Rumben bzw. Rumbensysteme bezeichnet werden. Sie entstehen durch die regelmäßige Teilung (meist 16 Teile) eines meist in der Mitte der Darstellungsfläche zentrierten Kreises. Kreismittelpunkt und die 16 Punkte auf der Kreisperipherie sind i.d.R. die einzigen Punkte der Karte, die durch Nadelstiche festgelegt wurden. Aufgrund derKreiskonstruktion des Rumbensystems lässt sich der Verzug des Zeichenträgers (Pergament) auch quantitativ ermitteln.

Portolankarten werden seit dem Ende des 13. Jahrhunderts für einen Zeitraum von rund 400 Jahren überliefert. Auch die ältesten Portolankarten sind nach Norden ausgerichtet. Dem geübten Betrachter fällt auf, dass die Ost-West-Achse des Mittelmeeres um einen geringen Betrag gegen den Uhrzeigersinn gedreht erscheint. Die textliche Erläuterung der Darstellung erfolgt in Portolanen durch eine Vielzahl von Hafennamen, die – ebenfalls kartentypisch – immer senkrecht zur Küstenlinie landeinwärts geschrieben werden. Dem Umstand, dass die i.d.R. zur Navigation auf See (winkeltreue Abbildung!) entwickelten Karten offensichtlich alle jeweils bekannten Häfen (porto) enthalten, verdankt dieser Kartentyp wohl auch seinen Namen.