Zeche Zollern II/IV
Die ehemalige Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen - von
der Musterzeche zum Museum der Extraklasse
Die Geschichte
Am 1. August 1898 erfolgt der erste Spatenstich für den Bau der
Schachtanlage Zollern II. Ursprünglich ist nur die Errichtung eines
fehlenden Wetterschachtes für die benachbarte Zeche Zollern I geplant.
Dabei stößt man aber auf vielversprechende Fettkohleflöze
die lohnenden Abbau versprachen, so dass man sich für den Bau einer
völlig neuen Gesamtanlage entschied. Aus dem Wetterschacht für
Zollern I wird dann der Hauptförderschacht von Zollern II. Der Wetterschacht
für die neue Zeche wird von 1900 bis 1902 errichtet und bekommt die
Bezeichnung Schacht IV. Die Anlage wurde für eine Belegschaft von
2000 Bergarbeitern und für eine Förderung von 2000t pro Tag
ausgerichtet. Am 1. Oktober 1902 beginnt die Aufnahme der regulären
Förderung auf der Zeche Zollern II/IV. Dennoch erfolgt erst 1905
die vollständige Fertigstellung von Zollern II/IV. Im selben Jahr
stellt der erste Direktor der Zeche die Anlage in der Zeitschrift Glückauf
der Öffentlichkeit vor und betont die außergewöhnliche
Architektur und die moderne Technik der neuen Zeche. Die Besonderheit
der Zeche Zollern II/IV liegt darin, dass man nicht nur eine gute Wirtschaftlichkeit
bei der Erbauung im Sinn hatte, sondern auch hohen Wert auf die Schönheit
der Tagesanlagen legte: Auf der Zeche wurde nicht nur Kohle zu Tage befördert,
sondern die gesamte Anlage repräsentierte sowohl die Zeche als auch
deren Eigentümer, die Gelsenkirchener Bergwerks AG nach außen.
Die Tagesanlagen der Zeche Zollern markieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts
die Stilwende, den Übergang vom Historismus zum Jugendstil, in der
Architektur.
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Der Wandel
Nachdem 1969 die Zeche endgültig stillgelegt wird, werden 1969 der
Fördergerüst und Kühlturm abgerissen. Auch die Maschinenhalle
soll dem Erdboden gleichgemacht werden. Glücklicherweise setzen sich
Bürger und Denkmalpfleger, die den Wert der Halle erkannt hatten,
erfolgreich für ihren Erhalt ein. Noch im selben Jahr stellt der
Landeskonservator die Halle, als herausragendes Baudenkmal des Jugendstils
unter Denkmalschutz. Die Maschinenhalle der Zeche Zollern II/IV wird als
erstes industrielles Bauwerk in der Bundesrepublik unter Denkmalschutz
gestellt und symbolisiert deshalb ein gesellschaftliches Umdenken, wie
in dem Museumsführer der heutigen Zeche, Ein Schloß der Arbeit,
nachzulesen ist: " Endlich wurde auch Industriegebäuden ein
schützenswerte Status zuerkannt, wurden sie nach ihrer Stillegung
nicht länger als abrissreifer Schrott angesehen, sondern als gleichberechtigte
Repräsentanten im Kreis der Überreste und Zeugnisse menschlichen
Kulturschaffens." Zwischen 1973 und 1981 steht die Maschinenhalle
unter der Obhut des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum, das erste Erhaltungs-
und Restaurierungsmaßnahmen durchführt und die Halle als Veranstaltungs-
und Ausstellungsraum nutzt. Ein entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte
der Zeche gibt es 1981, als die Verantwortung für die Zeche in die
Hände des im Jahre 1979 gegründeten Westfälische Industriemuseum
des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) übergeben wird. Die
Außenanlagen werden renoviert und restauriert und es werden Exponate
und Fotos gesammelt, Zeugnisse der Geschichte der Zeche und deren Arbeiter.
Viele ehemalige Bergleute leben noch in der Nähe der Zeche und tragen
vor allen Dingen mit ihren Erzählungen zu der Rekonstruierung des
Leben und Arbeiten auf der Zeche bei.
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Die Nutzung heute
Das Denkmal Zeche Zollern II/IV wird 1999 vom Westfälischen Industriemuseum
offiziell eröffnet. Dieses hat sich zur Aufgabe gemacht, zahlreiche
Denkmäler, alles Zeitzeugen der industriellen Vergangenheit des Ruhrgebiets,
zu erschliessen. An Hand der Denkmäler soll beispielhaft die technische,
wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklung der damaligen
Zeit dargestellt werden. Im Mittelpunkt soll jedoch das Leben und Schaffen
des Menschen stehen. Die Zeche Zollern ist ein Museum welches die Grenzen
eines reinen Technik-Museums überschreitet und dem sozialen Aspekt
der Lebens- und Arbeitswelt auf der Zeche besondere Aufmerksamkeit widmet.
Dies wurde zunächst in der Eröffnungsaustellung (jetzt auch
Daueraustellung) 'Musterzeche Zollern II/IV' realisiert: Das Konzept der
Musterzeche wurde in die heutige Zeit übertragen und dokumentiert
die Geschichte der Zeche und seiner Arbeiter. Es folgen weitere Ausstellungen,
wie die grosse Medienausstellung 'vision-ruhr', bei der versucht wird,
eine interaktive Beziehung zwischen Zeche, Mensch und Kunst herzustellen.
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