Was
ist die IBA-Emscher-Park?
Ziele
Die Internationale Bauausstellung Emscher
Park, kurz IBA, verstand sich als "Werkstatt für die Zukunft
von Industrieregionen". Sie dauerte von 1989 - 1999 und wollte "Impulse
für eine ökologisch und kulturell anpruchsvolle Gestaltung des
Lebensraumes" (Johannes Rau) geben, der durch die rasche Industrialisierung
besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Das Gebiet der IBA umfaßt den nördlichen Teil
des Ruhrgebietes, durch den die Emscher fließt. Zu ihm gehören
17 Städte, bedeutende landschaftliche Regionen und zahllose Industrie-
und Gewerbeflächen, die Zeugen einer industriellen Tradition sind,
die in den letzten Jahrzehnten einen dramatischen Niedergang erfahren
hat.
Die IBA bündelte ihre Aufgaben in 5 Arbeitsschwerpunkten:
Vorgehen: "Innovation in nicht-innovativen Milieus"
Die besondere Herausforderung der IBA war, dass sie einen grundlegenden
Wandel in z.T. verkrusteten Strukturen anstoßen wollte. Fünf
Erfolgsbedingungen hebt sie selbst dafür hervor (Memorandum III):
Konkret hieß dies: Eine kleine schlagkräftige
Organisationseinheit mit rd. 30 Personen
fungierte als eine Art Katalysator und Clearingstelle, um vielfältige
Einzelprojekte in den 5 Arbeitsschwerpunkten auszuschreiben, anzustossen,
auszuwählen und hinsichtlich der Finanzierung und Durchführung
zu unterstützen. Dabei wurden Wege zu öffentlichen und privaten
Finanzquellen geebnet, die wiederum den Schwerpunktsetzungen der IBA entsprechend
eingesetzt werden konnten.
Projekte
Insgesamt entstanden
mehr als 120 Projekte, die auf ein finanzielles Fördervolumen von
5 Mrd. DM aus öffentlichen und privaten Quellen zugreifen konnten.
Dazu gehören neben Maßnahmen zur Renaturierung
der Emscher spektakuläre Vorhaben,
in denen es um eine neue Wertschätzung und Reaktivierung überkommener
Industriekultur (z.B. Route-Industriekultur,
Industriedenkmal.de und Deutscher
Verband für Industriekultur e.V.) und Industrienatur ging, allen
voran:
Zu nennen sind aber auch kleine Vorhaben wie dem Umbau einer Reithalle
in Mülheim a.d.Ruhr zu einem Jugendkulturzentrum.
Andere Projekte verfolgten als wichtigstes Anliegen,
neue Arbeitsplätze ins Revier zu bringen, so z.B. die Innenministerakademie
Herne, die mit einem weltweit beachteten architektonischen Konzept neue
Möglichkeiten der Klimatisierung durch Sonnenenergie erschloß,
oder das neue Dienstleistungszentrum in Dortmund-Eving auf dem Gelände
der ehemnaligen Zeche Minister Stein.
Nicht zuletzt leistete die IBA Pionierarbeit bei den
verschiedensten Wohnprojekten, sei es,
indem neue Wege gefunden wurden, wie man mit Altlasten umging (Prosper
III in Bottrop), sei es indem landschaftsarchitektonische Elemente
einbezogen wurden (Gelsenkirchen Schüngelberg)
oder indem neue Planungskulturen eingeladen wurden (Frauen
planen und bauen, Bergkamen).
Immaterielle Wirkungen:
Eine Region entdeckt ihren Selbstwert
Wie nachhaltig
die Wirkungen der IBA sind und ob es gelungen ist, strukturelle Defizite
bleibend abzubauen oder einzudämmen, wird kontrovers diskutiert und
erst die Zukunft zeigen. Doch eine Wirkung ist unübersehbar und bis
hinein in die Universität zu spüren, in der diese Internetpräsentation
entstand:
Es ist gelungen, dem Revier zu einem neuen Selbstbewußtsein und
Selbstwertgefühl zu verhelfen. Was im allgemeinen Verständnis
als häßlich angesehen und für den Abriß freigegeben
wurde, wird heute als Industriekultur und Industrienatur gewürdigt
und in seiner kulturellen Bedeutung geschätzt. Das Revier beginnt
seine eigene Geschichte zu entdecken, Menschen erleben vermehrt die bisherigen
Zeichen des Niedergangs als Chancen für den Neuanfang.
Wenn die Tochter des ehemaligen Abstechers am Hochofen
heute Ausstellungschefin am Gasometer Oberhausen ist, dann verkörpert
sich in ihr der Wandel im Revier: Firmenareale, die als "Verbotene
Städte" nicht betreten werden konnten, werden nun zu Zentren
von Kultur und Begegnung (vgl. Kulturkalender
des KVR). Hierhin kommen Menschen, um etwas über sich und ihre
Geschichte zu erfahren und zu erleben und hierhin zieht es auch auswärtige
Besucher, die etwas über das Gesicht dieser Region erfahren wollen.
Folgeaktivitäten
Die IBA
Emscher Park hat bis heute keine angemessene Nachfolgeorganisation
gefunden. Versuche der Landesregierung, eine Nachfolgeorganisation zu
gründen, die vom Organisationskonzept und Geist der IBA geprägt
ist, sind nicht zuletzt an konkurrierenden Einzelinteressen gescheitert
(vgl. Datenbanken:
www.nrw.de, Stichwort: Agentur Ruhr und Archiv
der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Stichwort: Blotevogel oder
Ruhrstadt).
Auch die (Über)Lebensfähigkeit vieler Einzelprojekte ist bislang
nicht oder nur unzureichend gesichert.
Diese offensichtlichen Unzulänglichkeiten könnten
jedoch längerfristig Raum lassen für ein breites Netz von Einzelinitiativen,
die die Ruhrregion insgesamt beleben. So existieren derzeit vielfältige,
zum Teil unkoordinierte Aktivitäten nebeneinander. Dabei handelt
es sich um alte und neue Institutionen, sowie um Neugründungen und
Einzelinitiativen, die nicht zuletzt die Möglichkeiten des Internets
nutzen, z.B:
So bleibt die Hoffnung, dass die Ruhrregion, trotz offensichtlicher
Probleme in der internen Abstimmung, innovativ und unorthodox über
die Grenzen ihrer Städte und Institutionen hinweg zu neuer Strahlkraft
gebracht wird.
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