Mittwoch den 08.07.2009, 13 bis 20 Uhr
Ort: Campus Duisburg, Mercator Haus
Theorie-Workshop Gesellschaftswissenschaften

Referenten:
Prof. Dr. Christoph Lau
(Universität Augsburg)
Prof. Dr. André Kieserling
(Universität Bielefeld)
Thema: Die Moderne im Zeichen von Kontingenz

Moderation: Renate Martinsen, Ingo Schulz-Schaeffer

Podiumsdiskussion:
Christopher Lau, André Kieserling, Dieter Grunow, Anja Weiss / Diskusssionsleitung: Thomas Heberer

anschließend: Workshop-Ausklang mit Buffet

 

Vorstellung der Referenten

Prof. Dr. Christoph Lau

Professor für Soziologie an der Universität Augsburg

Curriculum Vitae (kurz):

  • Studium der Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Sozialpsychologie in München
  • Promotion in Münster
  • Habilitation in Bamberg
  • 1991 - 1996 Professur für Wissenschaftsforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg
  • seit 1997 Professor für Soziologie an der Universität Augsburg.

Ausgewählte Publikationen:

Bücher

  • (2004) (Hrsg.): Entgrenzung und Entscheidung, Frankfurt/Main: Suhrkamp (mit U. Beck)
  • (1989): Definitionsmacht und Grenzen angewandter Sozialwissenschaft. Eine Untersuchung am Beispiel der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik, Opladen: Westdeutscher Verlag (mit U. Beck)

Beiträge in Fachzeitschriften

  • (2007): Zwischen Biologisierung des Sozialen und neuer Biosozialität: Dynamiken der biopolitischen Grenzüberschreitung, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 17/4, S. 547-567 (mit P.Wehling, W. Viehöver, R. Keller)
  • (2005): Theorie und Empirie reflexiver Modernisierung: Von der Notwendigkeit und den Schwierigkeiten, einen historischen Gesellschaftswandel innerhalb der Moderne zu beobachten und zu begreifen, in: Soziale Welt Jg. 56, H. 2/3, S. 107-135 (mit U. Beck)

Beiträge in Sammelbänden

  • (2008): Bruno Latour und die Grenzen der Gesellschaft, in: Kneer, G., Schroer, M., Schüttpelz, E. (Hrsg.): Bruno Latours Kollektive, Frankfurt/Main: Suhrkamp, S. 306-338 (mit R. Keller)
  • (2004): Die Erwartung des Unerwarteten. Science Assessment und der Wandel der Risikoerkenntnis, in: Beck, U. und Chr. Lau (Hrsg.): Entgrenzung und Entscheidung: Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung?, Frankfurt/Main: Suhrkamp, S. 123-148 (mit S. Böschen, A. Obermeier und P. Wehling)

Zitat:

Beck, Ulrich; Lau, Christoph: „Theorie und Empirie reflexiver Modernisierung"; in SozW, Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Bonn, 2/3 2005
„Der Ausgangspunkt der gemeinsamen Forschung des Sonderforschungsbereiches „Reflexive Modernisierung" bildet die Erfahrung eines gesellschaftlichen Strukturwandels, der in den Sozial- und Geisteswissenschaften zwar weithin erkannt, aber ganz unterschiedlich interpretiert wird. Die einen beschreiben ihn als Übergang von industriellen zur postindustriellen „Netzwerkgesellschaft", andere als Wechsel von der Moderne zur Postmoderne, wir wiederum charakterisieren ihn als Entwicklung von der einfachen Ersten zu einer Zweiten, reflexiven Moderne." (S.107)

„Von Zweiter oder reflexiver Modernisierung sprechen wir [...demgegenüber...] dann, wenn Modernisierung immer mehr mit der Bewältigung selbstgeschaffener Probleme beschäftigt ist. Dabei stößt sie an Grenzen etablierter Unterscheidungen und Problemlösungen, und damit an Grenzen, den Modernisierungsprozess auf seine eigenen Nebenfolgen anzuwenden." (S.108)

Der obige Text ist für Interessierte als Kopiervorlage im Sekretariat LF 152 erhältlich.

Thema des Workshops: Die Moderne im Zeichen von Kontingenz

Abstract: Kontinuität und Diskontinuität der Moderne: Entgrenzungsprozesse und die Theorie reflexiver Modernisierung

Die moderne Gesellschaft sieht sich mit den Konsequenzen ihrer Erfolge konfrontiert. Die radikalisierte Modernisierung der letzten Jahrzehnte stellt institutionelle Grenzen und grundlegende Unterscheidungen - vom Nationalstaat über das Unternehmen bis zur Kleinfamilie - in Frage. Auch wenn die institutionelle Transformation erst in Ansätzen zu erkennen ist, scheint klar zu sein, dass eine Rückkehr zu den alten Sicherheiten und Eindeutigkeiten ausgeschlossen ist. Die unterschiedlichen Entgrenzungsprozesse und die durch sie erzeugten Turbulenzen machen vielmehr neue Formen der Entscheidungsfindung und neue Grenzregime notwendig.


Prof. Dr. André Kieserling


Professor für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie an der Universität Bielefeld
Zur Homepage von André Kieserling

 

Curriculum Vitae (kurz):

  • Studium der Philosophie und Soziologie in Frankfurt und Bielefeld
  • 2001 die Habilitation im Bereich Wissenssoziologie an der Universität München
  • 2002 bis 2006 Professur für Soziologie an der Universität Mainz.
  • Seit 2006 Professur für Allgemeine Soziologie an der Universität Bielefeld.

Ausgewählte Publikationen:

Das vollständige Publikationsverzeichnis finden Sie >>hier<<

Selbstständige Schriften

  • (2004) Selbstbeschreibung und Fremdbeschreibung: Beiträge zur Soziologie soziologischen Wissens; Suhrkamp; 2004
  • (1999) Kommunikation unter Anwesenden: Studien über Interaktionssysteme; Suhrkamp; 1999

Herausgeber und Ko-Autor:

  • (2008) (gemeinsam mit Bettina Heintz, Stefan Nacke, René Unckelbach), Hartmann Tyrell, Gesellschaftliche und soziale Differenzierung: Aufsätze zur soziologischen Theorie, Wiesbaden , 2008 Verlag Sozialwissenschaften.
  • (2008) Niklas Luhmann, Ideenevolution: Beiträge zur Wissenssoziologie, Suhrkamp; 2008;

Aufsätze

  • (2008) Systemtheorie. In: Stephan Gosepath/Wilfried Hinsch,/Beate Rössler (Hrsg.), Handbuch für Politische Philosophie und Sozialphilosophie, Berlin 2008 (im Erscheinen).
  • (2008) Religion und Vernunft - in einer säkularisierten Gesellschaft, in: Martin Laube/Georg Pfleiderer (Hrs.), Die Vernunft der Reigion: Protestantische Aspekte einer aktuelen Kontroverse (Loccumer Protokolle 62/07), Loccum 2008, S.151-163.

Zitat:

Kieserling, André: „Systemtheorie"; in Hrsg.: Gosepath, Stefan; Hinsch, Wilfried; Rössler, Beate: „Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie", Berlin, 2008

„[Im Unterschied dazu]... vertritt Luhmann die Auffassung, dass die moderne Gesellschaft durch einen Primat funktionaler Systemdifferenzierung charakterisiert ist. Die spezifisch moderne Delegitimation von Schichtung durch eine Semantik ungerechter Verteilung sowie die Privatisierung der Relevanz schichtspezifischer Interaktionssysteme gelten ihm als Folge davon, dass Schichtungsstrukturen nicht länger das Gesellschaftssystem selbst, sondern nur noch die Lebenschancen von Menschen differenzieren." (S.1316)

„An die Stelle von Stammesgesellschaften, die eine segmentäre Form ihrer Differenzierung in gleiche Teilsysteme praktiziert hatten, traten mit den vorneuzeitlichen Hochkulturen geschichtete Gesellschaftssysteme, die Ihre Teilsysteme anhand von Rangdifferenzen trennten. [...] Bekanntlich hatte man auch den Übergang zur Moderne in diesem Rahmen zu begreifen versucht, nämlich als Aufstieg einer neuen Oberschicht. Im Unterschied dazu vertritt Luhmann die Auffassung, dass die moderne Gesellschaft durch einen Primat funktionaler Systemdifferenzierung charakterisiert ist." (S.1316)

Der obige Text ist für Interessierte als Kopiervorlage im Sekretariat LF 152 erhältlich.

Thema des Workshops: Die Moderne im Zeichen von Kontingenz

Abstract: Was heißt funktionale Differenzierung?

Die Beiträge von Soziologen zur Beschreibung der modernen Gesellschaft sind recht inhomogen. Sieht man von Forschungen ab, die sich aus Methodengründen auf sehr eng gewählte Auschnitte dieser Gesellschaft beschränken müssen, dann bleiben mindestens drei verschiedenartige Typen von Beschreibung übrig: Klassikerexegesen, Zeitdiagnosen, soziologische Theoriebildung. Die Klassikerexegesen haben Schwierigkeiten, Texte aus dem 19. Jahrhundert auf die Realitäten des 21. Jahrhunderts zu beziehen. Die Zeitdiagnosen, die sich davon abwenden, nähern sich diesen Realitäten ohne eigene Theorie und darum auch ohne Distanz zur Beschreibung der Massenmedien und der Protestbewegungen. Vor diesem Hintergrund soll der geplante Vortrag die Möglichkeiten soziologischer Theoriebildung vorführen, und zwar anhand von Luhmanns Theorie funktionaler Systemdifferenzierung als der bis heute komplexesten Version davon.

 

Plakat zu "wandel des wandels | workshop gesellschaftswissenschaften"