Pflanze des Monats Mai 2010

Pflanze des Monats Mai Badewannenorchidee

Abb.: Blüte mit Drüsen (links); Öffnung des Blütentunnels (rechts)

Abb.: Blüte der Badewannenorchidee

Zu sehen im Orchideenhaus des Botanischen Gartens der Universität Duisburg-Essen

 

Eine Orchidee der Schwergewichtsklasse

Coryanthes bruchmuelleri Rchb. f.

Familie: Orchidaceae (Orchideen)

Helmblume, Badewannenorchidee

Diese Orchidee wächst in ihrer Heimat (Kolumbien, Venezuela) bevorzugt auf Ästen über kleinen Flüssen in der unteren Bergwaldregion und gehört zu den Schwergewichten unter den Orchideen. Die Ausmaße der Blätter, mit einer Länge von ca. 50 cm und einer Breite von 15 cm, und der Blüten, die einen Durchmesser von 25 cm erreichen können, sind enorm. Das Gewicht einer Blüte kann über 100 g betragen.

Arten der Gattung Coryanthes werden auch Badewannenorchideen oder Helmorchideen genannt (griech. kórys=Helm; ánthos=Blume (Schubert & Wagner 2000)), weil ihr Labellum an ein Gefäß bzw. eine Badewanne erinnert und zur Bestäubung geeignete Insekten aufnehmen kann. Am Rand des Gefäßes wächst ein pilzförmiges Objekt nach oben. Über der Gefäßmitte hängen zwei rundliche Verdickungen - Drüsen, die in den ersten paar Stunden nach Öffnung der Blüte ständig eine klare Flüssigkeit absondern (siehe Abb.). Diese tropft hinunter in die „Badewanne". Nach ein paar Stunden ist die Blüte mehrere Millimeter hoch mit Flüssigkeit gefüllt. Dann stellen die Drüsen ihre Tätigkeit ein (Meeuse & Morris 1984). In die Seite der „Badewanne" mündet - gerade über dem Flüssigkeitsspiegel - ein kurzer Tunnel, der dem Schnabel einer Gießkanne ähnelt. An der Decke des Tunnelausgangs sitzen Pollinien und Narbe der Blüte (siehe Abb.).

Die Blüten verströmen einen angenehm fruchtig-blumigen Duft, um Bestäuberinsekten anzulocken. Bestäuber sind wahrscheinlich Prachtbienen der Gattung Eulaema. Die Bienen werden vom Duft angelockt und kratzen von einem Polster eine ölige Substanz ab, bei der es sich um einen Lockstoff für die Paarungssuche handelt. Manchmal fällt dabei eine dieser Bienen in den gefüllten Behälter und ihre Flügel werden feucht und klebrig. Da das Insekt vorübergehend flugunfähig ist, und die Wände der „Badewanne" zu steil sind, kriecht es durch den „Tunnel" in der Badewanne, den einzigen Ausgang, in die Freiheit. Während das Insekt  sich durch diesen engen Gang hindurchzwängt, bleibt das Pollinarum an seinem Körper haften und wird auf die nächste Blüte übertragen, die das Insekt aufsucht (Arnold 1994).

Literatur:

Arnold P. (1994): Orchideen. Wilhelm Heyne Verlag, München.

Meeuse, B und S. Morris (1984): Blumen-Liebe. Sexualität und Entwicklung der Pflanzen. DuMont Buchverlag Köln.

Schubert, R. und G. Wagner (2000): Botanisches Wörterbuch. 12. Auflage. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart.

 

 

UNI-DUE, 05.10, CWi