Pflanze des Monats Juni 2010

Pflanze des Monats Juni Gewöhnliche Wegwarte

Abb.: Gewöhnliche Wegwarte.

Zu sehen auf den Freiflächen des Botanischen Gartens der Universität Duisburg-Essen

Wegwarte, Cichorium intybus L.

Gewöhnliche Wegwarte/Wilde Zichorie

Ordnung: Asterales, Familie: Asteraceae (Korbblütler), Unterfamilie: Cichorioideae

Herkunft,  Verwendung in der Küche

Die Gewöhnliche Wegwarte ist eine sparrig verzweigte, hohe, Milchsaft führende Staude. Die endständigen und in den oberen Blattachseln befindlichen himmelblauen Blütenköpfchen bestehen nur aus Zungenblüten (siehe Abb.). Wie der Name sagt, kommt sie besonders an sonnigen Wegrändern und anderen lückigen Ruderalstandorten vor.

Die fleischige Wurzelrübe der Wegwarte diente schon den alten Griechen und Römern als Heilpflanze und Gemüse. Eine größere Bedeutung erlangte die Pflanze aber erst, als sie zu Beginn des 18. Jh. zur Gewinnung von Kaffee-Ersatz aus der gerösteten Rübe genutzt wurde. Durch Friedrich den Großen, der die Devisen für den teuren Bohnenkaffe sparen wollte, wurde der Anbau in Preußen stark gefördert und breitete sich rasch in ganz Deutschland aus (Lieberei et al. 2007). Besonders in Frankreich wird dem Kaffee auch heute noch oft Zichorie als Bitterstoff zugesetzt. Gekocht ist die Wurzel als Gemüse genießbar, die jungen Blätter als Salat (Schönfelder 2004). Die Pflanze schmeckt chicoréeartig feinbitter und saftig. Das in der Wurzel enthaltene Inulin verleiht ihr einen geschmeidig weichen Geschmack (Fleischhauer et al. 2009). Die abgezupften blauen Blüten kann man von Juli-September als Farbakzent auf verschiedenen Salaten und Fruchtsalaten, als Zutat für Brotaufstriche und auch als kandierte Leckerei verwenden (Fleischhauer et al. 2009).    

Als zweijährige Kulturvarietäten werden die Wurzel- oder Kaffeezichorie (Cichorium intybus var. sativum) und die Salatzichorie="Chicorée (Cichorium intybus var. foliosum) angebaut (Düll & Kutzelnigg 2005).

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Als Wirkstoffe enthalten sind u.a. bitter schmeckende Sesquiterpenlactone wie Lactucin und Lactucoprikrin, Zimsäurederivate, Flavonoide, Hydroxycumarine, Kalium und bis zu 58% Inulin (in der Wurzel)(Schönfelder 2004, Fleischhauer et al. 2009). Wegen des Inulingehaltes ist die Pflanze für Diabetiker geeignet und dient zugleich als Grundlage für die industrielle Herstellung von Inulin, das als süßlich schmeckender Ballaststoff für Diätzwecke Verwendung findet (Düll & Kutzelnigg 2005). Inulin kann in der Therapie der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) als Stärke-Ersatz eingesetzt werden, da es nicht auf den Blutzucker-Spiegel einwirkt. Inulin wird im Dünndarm nicht resorbiert, da dem Menschen das abbauende Enzym (Inulinase) fehlt. Stattdessen wird es im Enddarm von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren umgebaut.

In der Volksheilkunde nutzt man die Wurzel oder das Kraut der Wildform als kräftigendes, verdauungsförderndes, die Magensaftsekretion und den Gallenfluss förderndes Mittel, dessen Wirkung über den Bitterstoffgehalt erklärt werden kann (Schönfelder 2004).

Literatur:

Düll, Kutzelnigg (2005): Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Quelle & Meyer.

Fleischhauer G., Guthmann J., Spiegelberger R. (2009): Essbare Wildpflanzen. AT Verlag.

Lieberei R., Reisdorff Ch., Franke, W. (2007): Nutzpflanzenkunde. Stuttgart: Thieme Verlag.

Schönfelder (2004): Das neue Handbuch der Heilpflanzen - Botanik, Arzneidrogen, Wirkstoffe, Anwendungen. Kosmos-Verlag.

UNI-DUE, 06.10, CWi