Pflanze des Monats November 2011

Pflanze des Monats November Artischocke

  

Abb. 1: Blütenstand der Artischocke mit blauen Röhrenblüten.

 

Abb. 2: (links): Blütenstandsknospe der Artischocke; (rechts) Habitus. 

Zu sehen im Bauerngarten des Botanischen Gartens der Universität Duisburg-Essen

 

Artischocke, Cynara cardunculus L. (syn. Cynara scolymus)

Engl. globe artishoke, franz. artichaut commun, ital. carciofo, span. alcachofa

Familie: Asteraceae (Korbblütler)

Verwendete Pflanzenteile: Blütenstände, Grundblätter

 

Die Artischocke – leckeres und heilsames Blütenstandsgemüse

Verbreitung und Beschreibung:

Die Artischocke ist eine frostempfindliche, ausdauernde Staude, die im Mittelmeergebiet von Nordafrika bis Südeuropa beheimatet ist (Lieberei et al. 2007). Der Name der Pflanze leitet sich von der iberisch-arabischen Bezeichnung al-haršuf ab, so das spanische Wort alcachofa wie auch das italienische carciofo. Die deutsche Bezeichnung Artischocke, wie auch englisch artishoke, geht über die im norditalienischen verbreitete Nebenform articiocco ebenfalls auf dieses arabische Wort zurück (Kluge 2002).

Die Pflanze bildet eine grundständige Rosette mit großen, tief fiederschnittigen Blättern (siehe Abb.). Aus diesen werden 0,5 bis zu zwei Meter hohe Stängel mit Blütenständen gebildet. Die zwei- bis dreifach fiederschnittigen, stacheligen Laubblätter sind bis zu 80 cm lang und 40 cm breit; die Unterseite ist graufilzig behaart. Die Blütenköpfe sind groß, 8-15 cm breit, mit blauen Röhrenblüten (siehe Abb.). Der fleischig zarte Blütenstandboden ist von vielen breit-eiförmigen Hüllblättern umgeben, die gleichfalls an der Basis fleischig sind (Liebere et al. 2007, Schönfelder & Schönfelder 2004).  

Inhaltsstoffe und Verwendung:

Die fleischigen Blattbasen der inneren Hüllblätter zusammen mit den fleischigen Teilen des Blütenstandbodens (kurz vor dem Aufblühen stehender Blütenköpfe, siehe Abb.) dienen als Gemüse (Lieberei et al. 2007).

Artischocken werden z.B. in Salzwasser mit Zitronensaft gekocht. Durch Bitterstoffe wie Cynaropicrin (ein Sesquiterpen) und Cynarin (eine phenolische Substanz) schmecken sie leicht bitterlich (Lieberei et al. 2007).

In Padua (Italien) wird aus Artischocken zusammen mit Kräutern ein dunkelbrauner Likör (Amaro) mit dem Namen Cynar hergestellt (Prinz 2009). Cynar leggermente amaro (ital. "leicht bitterer Cynar")  gilt wegen seines Gehalts an Artischockeninhaltsstoffen (Cynarin) als verdauungsfördernd und eignet sich deswegen gut als Digestif.

Die Artischocke ist darüber hinaus auch eine Färberpflanze. Zum Färben werden die Hochblätter der Artischockenblüte (vor der eigentlichen Blüte) verwendet. Auf mit Alaun und Weinstein vorgebeizter Wolle ergeben diese ein brillantes Gelb (Prinz 2009).

Zu medizinischen Zwecken und zur industriellen Herstellung von Artischockenextrakt werden v.a. die Artischocken(grund-)blätter genutzt. Artischockenextrakte fördern die Gallenproduktion sowie den Gallenfluss und haben eine cholesterinsenkende Wirkung (Bundy et al. 2008). Die antioxidative Wirkung von Artischockenextrakt soll die Leber vor Schädigung durch freie Radikale schützen (Prinz  2009, Schilcher et al. 2007, Schönfelder & Schönfeler 2004, Wichtl 2002). Cynarin und die enthaltenen Flavonoide gelten als wirksamkeitsbestimmend. Auch homöopatische Zubereitungen aus Cynara cardunculus sind im Handel.

 

Literatur:

Bundy, R. et al. (2008) Phytomedicine. Artichoke leaf extract (Cynara scolymus) reduces plasma cholesterol in otherwise healthy hypercholesterolemic adults: a randomized, double blind placebo controlled trial. 15(9):668-75.

Kluge (2002): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24. erw. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin / New York.

Prinz E. (2009): Färberpflanzen. Anleitung zum Färben. Verwendung in Medizin und Kultur. Schweizerbart Verlag.

Schönfelder I., Schönfelder P. (2004): Das neue Handbuch der Heilpflanzen – Botanik, Arzneidrogen, Wirkstoffe, Anwendungen. Kosmos-Verlag.

Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T. (2007) Leitfaden Phytotherapie, 3. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena.

Wichtl M. (2002) Teedrogen und Phytopharmaka; Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart.

 

UNI-DUE, 11.11, CWi