Prof. Dr. René Dirven – ein Nachruf

Studierende, Kolleginnen und Kollegen wie auch WissenschaftlerInnen weltweit trauern um den belgischen Sprachwissenschaftler René Dirven, der von 1985 bis 1997 dem Fachbereich 3 Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität-GH Duisburg angehörte. Er verstarb am 18. August 2016 im Alter von 83 Jahren in seiner Heimatstadt Mechelen (Belgien), nur wenige Tage nach dem Tod seiner Ehefrau.
René Dirven studierte Anglistik und Germanistik an der Universität Leuven und promovierte dort 1971 mit einer Arbeit zur generativen Transformationsgrammatik. Ein Jahr darauf erfolgte die Berufung auf eine Hochschulprofessur für Anglistik/Linguistik an die Universität Trier, die sich zu jener Zeit gerade in ihrer Gründungs- und Aufbauphase befand. Seine Lehr- und Forschungstätigkeit beschränkte sich zunächst vornehmlich auf den Bereich des Fremdsprachenerwerbs und der Sprachdidaktik, wie auch auf die Anwendung linguistischer Theorien und Methoden, um daraus neue Erkenntnisse für die linguistische Grundlagenforschung nutzbar zu machen. Die multilingualen Verhältnisse in seinem Heimatland Belgien führten ihn schon sehr bald zu der wichtigen Einsicht, dass Sprache sehr viel mehr ist als linguistische Struktur – und zwar ein einflussreiches Instrument, wenn es um gesellschaftliche Belange von Kultur und Identität geht, um sprach- und bildungspolitische Prozesse, kurzum um das diffuse Sprach- und Konfliktpotential in mehrsprachigen Gemeinschaften.
Die Notwendigkeit einer sozialen und kulturellen Kontextualisierung von Sprache führte René Dirven 1973 zur Gründung der linguistischen Agentur LAUT (Linguistic Agency University of Trier) und in der Nachfolgezeit LAUD (Linguistic Agency University of Duisburg), die es sich zur Aufgabe machte, linguistisch vielversprechende Texte vorzuveröffentlichen (mittlerweile weit über 1200) und einer internationalen Leserschaft zunächst in Papierform, später auch online zugänglich zu machen. LAUT/LAUD ist nunmehr eine international renommierte Institution, und ihr Name ist eng verknüpft mit ihrem Begründer und Organisator René Dirven. Seine zahlreichen internationalen Kontakte weltweit führten auch zur Institutionalisierung der LAUT/LAUD Symposia: linguistische Konferenzen, die in regelmäßigen Abständen stattfanden und international renommierte Redner nach Trier und Duisburg brachten. Themen wie Semantik, Pragmatik, Soziolinguistik, Kreolistik, Erst- und Zweitspracherwerb, Computerlinguistik, Sprachpsychologie und insbesondere das Aufkommen der Kognitiven Linguistik zu Beginn der 1980-er Jahre prägten die LAUT-Jahre an der Universität Trier.
René Dirven wurde schließlich 1985 an die Universität-GH Duisburg als Universitätsprofessor für Anglistik/Linguistik berufen. Schon früh zeigte sich ein wissenschaftliches Interesse an der sprachlichen und sozio-kulturellen Welt des südlichen Afrika, das er mehrfach auch in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten bereiste. In diesem Kontext begründete er das soziolinguistische Forschungsprojekt LiCCA (Languages in Contact and Conflict in Africa), das es sich zur Aufgabe machte, Sprachkontakt und Sprachkonflikt im sub-saharanischen Afrika zu beschreiben und eine gesellschaftlich angemessene Sprachenpolitik und Sprachenplanung in Kooperation mit afrikanischen Regierungsangehörigen zu vertreten und in Gang zu setzen. Es ist seinem wissenschaftlichen Ehrgeiz und seiner persönlichen Verbundenheit mit den Sprechern und den Sprachgemeinschaften Afrikas geschuldet, dass dieses Projekt sich in Afrika, Europa und den USA fest etablieren konnte, so dass in der Folgezeit sehr erfolgreiche Forschungskooperationen begründet und intensiviert werden konnten.
Während Afrika sich somit als geografische und soziale Herausforderung darstellte, so bedeutete das Paradigma der in den USA begründeten Kognitiven Linguistik ein neues Forschungsfeld, mit dem sich René Dirven ein akademisches Leben lang beschäftigen sollte. So organisierte er in Duisburg die 1. Internationale Konferenz zur Kognitiven Linguistik (1989), die in späteren Publikationen weltweit als ein Meilenstein dieses Forschungsansatzes anerkannt und bewertet wurde. Außerdem begründete er die International Cognitive Linguistics Association (ICLA), die Zeitschrift Cognitive Linguistics und nicht zuletzt eine neue Buchreihe mit dem Titel Cognitive Linguistics Research. Zweifelsohne hat René Dirven diese relativ junge wissenschaftliche Disziplin in Europa maßgeblich bekannt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Er hatte das außergewöhnliche Talent, international renommierte Kolleginnen und Kollegen wie auch vielversprechende Nachwuchswissenschaftler zusammenzuführen und somit neue Perspektiven und Wege für die Kognitive Linguistik zu eröffnen.
Mit seiner Pensionierung im Jahre 1997 verließ René Dirven die Universität-GH Duisburg. Doch unverdrossen und mit großer Beharrlichkeit führte er seine zahlreichen Projekte noch viele Jahre weiter, auch als er aufgrund eines stark beeinträchtigten Sehvermögens seine Reisen und Konferenzbesuche einstellen musste. Sein bibliografisches Werk ist umfassend und wissenschaftlich anspruchsvoll: ca. 220 Publikationen (davon 30 Monografien und Sammelbände) befassen sich mit den drei Wissenschaftsbereichen Fremdsprachendidaktik, Sprachpolitik/-planung in Afrika und Kognitive Linguistik. Um sein wissenschaftliches Werk entsprechend zu würdigen, wurden ihm zu Ehren gleich drei Festschriften von seinen Doktoranden und Habilitanden herausgegeben.
Mit René Dirven verliert die Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen einen weltweit bekannten, anerkannten und beliebten Sprachwissenschaftler. Bis zuletzt war er außergewöhnlich engagiert, aktiv, rege, erfolgreich, kommunikativ und international vernetzt. Auf seine Mitmenschen ging er ebenso zugewandt wie fordernd zu, warmherzig wie fürsorglich. Die Fakultät für Geisteswissenschaften wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Martin Pütz & Ulrich Schmitz

(c) Foto: Kerstin Kokoska

Verabschiedung von
Prof. Dr. Ursula Renner-Henke

Am 6. Juli 2016 ist an unserer Fakultät der Germanist und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Helmut Lethen (Wien) aus einem besonderen Anlass zu Gast: Mit seinem Vortrag Amsterdam 1964 oder magisches Denken der Kulturwissenschaft verabschiedet das literaturwissenschaftliche Kolloquium Prof. Dr. Ursula Renner-Henke, Inhaberin des Lehrstuhls für Germanistische Literaturwissenschaft/Deutsche Literatur seit dem 18. Jahrhundert und Kulturwissenschaften.

Während in Essen die Abschiedsvorbereitungen laufen, befindet sie sich, wie in den vergangenen zehn Jahren stets im Frühsommer, bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, auf ihrer legendären Exkursion mit Studierenden der UDE.
2002 wurde Ursula Renner-Henke aus Freiburg an die UDE berufen. Ihr umfangreiches wissenschaftliches Werk macht klar: Sie lässt sich nicht beschränken, erforscht Fragestellungen der Beziehungen von bildender Kunst und Literatur, erweitert den literaturwissenschaftlichen auf den kulturwissenschaftlichen Blick und darüber hinaus.
Von diesem Blick über den Tellerrand sowohl der (Literatur-)Wissenschaft als auch der Universität selbst sind auch die Veranstaltungen geprägt, die mit ihrem Namen verbunden sind und die das Leben an unserer Fakultät, der Universität und der Stadt bereichert haben: Neben dem literaturwissenschaftlichen Kolloquium sind dies vor allem die interdisziplinäre Vortragsreihe Die Kleine Form und das Gespräch über Bücher. Dieser für alle Interessierten offene Literaturtreff  in der Essener Stadtbibliothek, in dem sie sich mit einem Kollegen und einem Gast über zeitgenössische Literatur unterhält, ist eines ihrer liebsten Formate.
Das direkte Gespräch, sagen die, die sie gut kennen, ist für sie das Zentrum der Wissenschaft – auch in Zeiten aufgehobener Präsenzpflicht. Sie selbst ist präsent, begegnet ihrem Gegenüber mit Verve und Temperament, ist Kollegen, Mitarbeitern, Studierenden anregende und inspirierende Gesprächspartnerin. Auch deshalb und wegen ihrer Fähigkeit zur herzlichen und großzügigen Gastfreundschaft gelang es ihr immer wieder, hochkarätige Gäste ins literaturwissenschaftliche Kolloquium zu holen.
Erfolgreiche Wissenschaft, das belegen Studien, wird nicht nur von kühler Ratio gespeist, sondern ebenso von Leidenschaft und Begeisterung für Fach und Gegenstand: bei Ursula Renner-Henke von der Liebe zur Kunst und zur Literatur, mit der sie Menschen inner- und außerhalb der Universität angesteckt hat. Und so sind auch zum Vortrag zu ihrem Abschied und zu ihren Ehren alle Interessierten herzlichst eingeladen!

Gastvortrag von Prof. Dr. Helmut Lethen (Wien): Amsterdam 1964 oder magisches Denken der Kulturwissenschaft (Abschiedskolloquium für Prof. Dr. Ursula Renner Henke) | 6. Juli 2016  | 18 Uhr | Die Brücke, Campus Essen | Eintritt frei

mca/02.07.2016

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Werner Enninger – ein Nachruf

Wer das Privileg hatte, Werner Enninger kennenzulernen, bekam es mit einer Person zu tun, die alles andere als leicht einzuschätzen, berechenbar oder in irgendeiner Weise auch nur annähernd durchschnittlich war. Er hatte sowohl wissenschaftlich als auch privat eine Vorliebe für die Ränder des Lebens und der Sprache, für das Abseitige und Außergewöhnliche. Bei aller Betonung fachlicher Standards und einer soliden linguistischen Grundausbildung – und die zu erlernen musste man bei ihm unbedingt ernst nehmen – ging es doch im Kern immer um die Erforschung des Zusammenhangs von Sprache und Leben der Sprecher und Schreiber dieser Sprachen. In der für ihn zum 65-ten Geburtstag erschienenen Festschrift „Languages and Lives“ wird das betont und ausführlich beschrieben.

Nach einer für Hochschullehrer eher ungewöhnlichen Karriere – zunächst vom Sportlehrer, danach dann zum Studium der Anglistik, anschließender Promotion und zur Berufung zum Professor an der PH-Essen und schließlich kurz nach der Gründung der Universität-Gesamthochschule-Essen als ordentlicher Professor in der Anglistik – wählte Werner Enninger Forschungsthemen aus den Bereichen Semiotik, Ethnographie und Sprache und schließlich die Variante des Pennsylvaniadeutschen, die er auch vor Ort und im unmittelbaren Kontakt mit den Sprechern untersucht hat. Selbst Exotismen wie dem Phänomen der Glossolalie hat er sich als Linguist genähert, und im wissenschaftlichen Dialog zeigte er sich oft bemerkenswert bescheiden im Auftreten und brillant in der Kenntnis der Materie. Als Gründungsmitglied der Essener Anglistik und in vieler Hinsicht auch am Aufbau der seinerzeit jungen Universität - Gesamthochschule - Essen beteiligt, war er bis zum Eintritt in den Ruhestand und auch danach mit Leib und Seele in seinem Beruf und bei den Menschen, die ihm begegnet sind.

Sein ungewöhnlicher persönlicher Weg hat sicher auch das Verhältnis von Werner Enninger zu allen, die mit ihm beruflich zu tun hatten, geprägt: Unterschiede mit Blick auf so etwas wie Ansehen, Bedeutung und Rang waren für ihn nicht wichtig. Er sprach, arbeitete und feierte mit Fachkolleginnen und -kollegen genau so gern wie mit Hausmeistern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung und Studierenden und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Er hat im Gespräch und auch in der Beratung seiner Mitmenschen nicht selten entscheidenden Einfluss genommen. Die beiden Verfasser dieses Nachrufs gehören zu dieser Gruppe und können sagen, dass es in jeder Hinsicht ein Gewinn war, ihn kennengelernt und erlebt zu haben. „Alles hat seine Zeit. Meine war um“, hat Werner Enninger als Botschaft für seine Traueranzeige gewählt: undramatisch, bescheiden und bis zum Schluss verblüffend. So kannten wir ihn, und so werden wir ihn in Erinnerung behalten.

Hermann Cölfen & Bernd Rüschoff

Die Fakultät trauert um
Prof. Dr. Dieter Krallmann

Die Fakultät für Geisteswissenschaften trauert um Prof. em. Dr. Dieter Krallmann: Der Sprach- und Kommunikationswissenschaftler starb am 19.04.2016 im Alter von 78 Jahren.
Dieter Krallmann hat die Geschicke des ehemaligen Fachbereichs 3 „Literatur- und Sprachwissenschaften“, dessen Dekan er mehrfach war, von der Frühphase an begleitet und geprägt. 1973, ein Jahr nach ihrer Gründung, kam er an die UGH Essen, wo mit seiner Berufung explizit die Aufgabe verbunden war, das Fach Kommunikationswissenschaft zu begründen und auszubauen.
Bereits während seines Studiums der Musik, Mathematik und Elektrotechnik in Düsseldorf (Abschluss 1960 als Toningenieur) hatte Dieter Krallmann begonnen, parallel Phonetik und Kommunikationsforschung, Allgemeine Sprachwissenschaft, Musikwissenschaft und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zu studieren (1958 bis 1965). 1965 promovierte er im Hauptfach Kommunikationsforschung mit den Nebenfächern Musikwissenschaft und Philosophie über das Thema Statistische Methoden in der stilistischen Textanalyse. Von 1960 bis 1967 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bonner Institut für Phonetik und Kommunikationsforschung, 1970 war er dort als Wissenschaftlicher Assistent und im Anschluss als Oberassistent  tätig. Im Sommersemester 1970 habilitierte sich Dieter Krallmann an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn mit der Schrift Informationssysteme und Linguistische Datenverarbeitung, 1971 ernannte ihn die Universität zum Wissenschaftlichen Rat und Professor am Institut für Kommunikationsforschung und Phonetik. In der Nachfolge des Bonner Kommunikationsforschers Gerold Ungeheuer leitete er von 1976 bis 1980 die Abteilung „Linguistische Datenverarbeitung“ des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache. Dass Dieter Krallmann sich 1973 trotz eines Rufes nach Hamburg für Essen entschied, war ein Glücksfall für die Einrichtung und den Ausbau des kommunikationswissenschaftlichen Instituts: Es ist maßgeblich seinem Einsatz zu verdanken, dass die Essener Kommunikationswissenschaft ihre spezifische wissenschaftliche Ausrichtung und Eigenständigkeit als Disziplin erhielt, die Dieter Krallmann im Schnittpunkt der Trias Sprachwissenschaft – Gesellschaftswissenschaft – Nachrichtentechnik verortete. 
Der Essener KoWi blieb Dieter Krallmann bis zu seiner Emeritierung im September 2002 treu. Wissenschaftliche Schwerpunkte waren unter anderem die KI-Forschung, die Computerlinguistik, die Interaktionsforschung, die systemtheoretische Kommunikationsforschung und die Entwicklung kommunikationswissenschaftlicher Fragestellungen für den Deutschunterricht.
In der Lehre profitierten die Studierenden von seinem umfassenden Wissen und seinem Anspruch. Seine MitarbeiterInnen erinnern sich nicht nur an den Wissenschaftler Dieter Krallmann, sondern an einen Lehrstuhlinhaber, der sich seiner Verantwortung als Chef und als Mentor bewusst war und ihr gerecht wurde – mit Engagement weit über seine Abteilung hinaus, hintergründig-norddeutschem Humor und dem, was er selbst in einem Interview einmal als „westfälische Dickköpfigkeit“ bezeichnete. Wir erinnern uns an Dieter Krallmann als eine der großen Persönlichkeiten unserer Fakultät. //20.04.2016 

Verabschiedung von
Prof. Dr. Peter Ulrich Hein

Das Misstrauen der Soziologie gegenüber der Kunst ist sprichwörtlich, die Unhintergehbarkeit ästhetischer Erfahrung anzunehmen und bürgerliche Kontemplation im hehren Kunsttempel zu imaginieren, lag und liegt auch Peter Ulrich Hein so ganz und gar nicht. Seit 1999 an der UDE Professor für Kunstpädagogik hatte er sich die Forschungsschwerpunkte Kunstwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Kunstsoziologie vorgenommen, um dann in einen stetigen Widerspruch mit dem Künstlerischen zu treten, es zu dekonstruieren, mit den Augen des Soziologen dessen kollektive Praktiken aufzuspüren, vor allem aber das zu sezieren, was Avantgarde und Faschismus, Kunsterziehung, postmoderne Lifestylekultur und gegenwärtige Partizipationskünste seit jeher als gut verkäufliche "Heilsbotschaft" der Kunst verkündeten: Ihre Lebensrettung, Lebenshilfe, Therapeutik und Kompensation. Das Misstrauen rührt aus dem stetigen Gleichgewicht zwischen poesis und aisthesis, zwischen den praktischen Feldern künstlerischer Techniken, die er selbst erlernte und leidenschaftlich ausübt, sei es gleich zu Beginn die Techniken der Schriftsetzerei, dann die Fotografie, Video, Film und Theater, und dem ausgreifenden Feld des Studiums "ästhetischer Erfahrung" im Rahmen von Geschichte und Politikwissenschaft, Kunstpädagogik, Kunstgeschichte, Publizistik und Soziologie. Mit seiner Habilitationsschrift von 1990 an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln lieferte er eine bis dahin undenkbar scharfe Abrechnung mit der deutschen Kultur- und Kunsterziehungsbewegung, ihren völkischen, psychologischen und pseudoreligiösen Hintergründen, kurze Zeit später erschien mit der "Brücke ins Geisterreich"1 eine im Kontext von Historikerstreit und Postmoderne verankerte Auseinandersetzung mit Avantgarde und Kulturkritik im Deutschland zwischen Weimarer Republik und Faschismus. Auch in späteren Publikationen hielt er kaum zurück mit seiner gründlichen Analyse deutscher Geistes- und Künstlerhelden, die auch vor Joseph Beuys' niederrheinischer "Verwurzelung" nicht haltmachte. Doch seine eigentliche Passion liegt nach wie vor in Frankreich, den in der französischen Aufklärung und Romantik geprägten Zugängen zu Sinnlichkeit und aisthesis, der "modernité" Charles Baudelaire's, dem Paris des 19. Jahrhunderts bei Walter Benjamin und Georg Simmel und in der französischen Soziologie bis heute. So fanden sich auch in seinen Lektüreseminaren Studierende um sperrige Texte von Gilles Deleuze und Jacques Rancière versammelt, im kleinen Kreis in das gelehrte Gespräch verwickelt, das – neben Heins' Vorlesungen und Seminaren zu Soaps, Vorabend-Serien und einem reichhaltigen Repertoire an alltagskulturellen Werbe- und Unterhaltungspraktiken – Sorgen um CPs und Modulstrukturen doch beharrlich aushebeln konnte. Die von ihm betreute Videowerkstatt wiederum eröffnete filmische Explorationen zwischen Body Art und Performance. Hier holte auch Peter Ulrich Hein das Künstlerische wieder ein, in seiner französischen Prägung des Gegenwartsdenkens, der Technik und Praxis der Bilder, einer Ästhetik des Subversiven, nicht im Sinne negativer Dialektik, vielmehr in den ästhetischen Regimen der Parodie, Maskerade und Ironie. Jene Strategien gehörten auch stets zu seiner eigenen wissenschaftlichen Praxis, die gerade an der UDE vom Vertrauen in kollektive Selbstorganisation geprägt war. Für das "I.K.U.D.", das Binneninstitut "Kunst und Designwissenschaft" gründete er die dazugehörige Zeitschrift, die so kennzeichnend die ästhetische Praxis von Kunst und Design mit dem theoretischen Diskurs verbindet. Umso härter ging es ihn an, dass er als Dekan des inzwischen aufgelösten Fachbereichs für Kunst und Design die durchaus beschwerliche Migration des Faches in die Fakultät für Geisteswissenschaft organisieren musste, die letztlich aber auch jene Verankerung im pluralen Diskurs der Disziplinen verstärkte, die er selbst in seiner Arbeit stets befördert hat. Dass der Kunstsoziologe und Fotograf Peter Ulrich Hein in Zukunft für seine aktuellen Forschungsinteressen weitaus mehr Zeit aufwenden kann, macht uns heute schon neugierig und auch ein bisschen neidisch.


1 Peter Ulrich Hein: Die Brücke ins Geisterreich. Künstlerische Avantgarde zwischen Kulturkritik und Faschismus. (Rowohlt) Reinbek 1992

Prof. Dr. Gabriele Genge/04.04.2016

Verabschiedung von
Prof. Dr. Rüdiger Brandt

Ein Studierzimmer. An den Wänden Regale, bis unter die Decke gefüllt mit Büchern, Bänden, Folianten, Kisten, Kästen und Kartons, zum Bersten voll mit Informationen zu allen möglichen Themen. Auf dem zu klein wirkenden Schreibtisch Ausdrucke und ein Computer. Dahinter, fast verborgen: Rüdiger Brandt. Wissenssammler. Die ihn kennen sagen, dass die Bibliothek in seinem Kopf viel größer ist, als sich ein Normalsterblicher vorstellen kann – und so wohlgeordnet, dass er jede Information, die er braucht, nach Belieben herauszieht.
Rüdiger Brandt. Professor für Ältere deutsche Literaturwissenschaft an der UDE. Habilitation 1990: Enklaven – Exklaven. Zur literarischen Darstellung von Öffentlichkeit und Nichtöffentlichkeit im Mittelalter. 1992 Ruf aus Bielefeld an die UGH Essen. Monographien u.a. zu Konrad von Würzburg, Gottfried von Straßburg. 1999 Publikation des Grundkurs germanistische Mediävistik/Literaturwissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Medienwissenschaft, -theorie, -geschichte, Historische Kulturwissenschaft, Literatursoziologie, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Genderforschung, Rhetorik, Poetik, Ästhetik, Bildungsgeschichte. – Diese Stichworte findet, wer Informationen über den Wissenschaftler Rüdiger Brandt sucht. Die ihn kennen, berichten von seinem Humor. Von seinem Sinn für Skurriles, Schräges und Obskures. Von seiner Freundlichkeit. Von seiner Haltung und seinem Engagement.
Manche, die das Studium der Germanistik aufnehmen, halten die Mediävistik für „irgendwas mit Medien.“ Und sind zunächst verdutzt, dass sie sich mit der Literatur des Mittelalters beschäftigen sollen („Mittelhochdeutsch? Echt jetzt?“). Viele auch von ihnen hat Rüdiger Brandt im Grundkurs mit dem Funken der Begeisterung angesteckt. Ein Grund vielleicht: Seine eigene Freude an Geschichten, ob Heldenepik oder Harry Potter (oder sogar Barry Trotter!) – um nur einen exemplarischen Bogen zu schlagen. Handschriften, Drucke, Comics, Filme, Werbung: Kaum jemand kann Bezüge quer durch die Kulturgeschichte so herstellen, dabei so aus dem Vollen des eigenen Wissens schöpfen, wie er. Oder, wie es seine Studierenden ausdrücken: „Der Brandt weiß alles und ist der Coolste überhaupt.“1 Klar, dass er die Möglichkeiten von Computer und Internet erkannte und sofort nutzte: Während heute alle von Digital Humanities reden, etablierte er bereits 1998 (!) das Internetperiodicum Perspicuitas für mediävistische Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft.
Sich Rüdiger Brandt nun aber vorzustellen, wie er sich nach getaner Lehre hinter den Schreibtisch oder in die Bibliothek, die ‚stillen Zauberinseln‘ der Wissenschaft, zurückzieht, wäre verfehlt. Für ihn sind Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit, akademische Selbstverwaltung und die Vielfalt der Disziplinen mehr als (hochschul-)politische Worthülsen. Es sind Ideale, die er durch Handeln umsetzt: Vorsitzender und Mitglied diverser Kommissionen, leitete er von 2010 bis 2015 den Promotionsausschuss. Von 1999 bis 2005 war er Dekan, steuerte unsere Fakultät durch die nicht einfache Zeit der Fusion. Das Exerzieren von Status und Hierarchie, jede Form von Prätention und Unbescheidenheit sind ihm zuwider. Stattdessen setzt er sich ganz praktisch (und ohne Rücksicht auf die eigene Belastungsgrenze) für seine Studierenden, MitarbeiterInnen, KollegInnen ein.
In unserer mündlichen Tradition wird auch noch von anderen Dingen die Rede sein: vom singenden Fisch und tanzenden Weihnachtsbaum. Vom schwarzen Rollkoffer. Von selbstentworfenen Druckerzeugnissen für jeden Anlass und den Gaben zum Geburtstag, die darin eingewickelt waren. Von einem hölzernen Karteischrank, in dem sich Erbauung und Werkzeug für alle Notlagen des Lebens befanden. Wir wünschten, es hätte sich darin auch ein Remedium gefunden gegen die Zeit, die viel zu schnell vergeht ... 

1 Björn Bulizek/Gaby Herchert/Simone Loleit (Hgg.) Die dunklen Seiten der Mediävistik. Rüdiger Brandt zum 65. Geburtstag. Duisburg 2014.

mca/24.02.2016, (c) Foto: Prof. Dr. Gaby Herchert

Verabschiedung von
Prof. Dr. Jo Reichertz

Ruhestand – diesen Begriff mit Prof. Dr. Jo Reichertz zu assoziieren, fällt schwer. Und doch ist es soweit: Jo Reichertz geht in den Ruhestand, und die Fakultät verabschiedet einen Professor, dessen Biographie mit unserer Hochschule besonders lang verbunden ist.
Zunächst führte sein beruflicher Weg ihn als Lehrer für Deutsch und Mathematik von der Universität Bonn an eine Gesamtschule in Berlin. Ob dieser erste Beruf dafür verantwortlich ist, oder ob es so etwas gibt wie „didaktische Begabung“: Jo Reichertz ist auch als Professor immer ein guter Lehrer geblieben. Einer, der Studierende zu interessieren und zu begeistern vermag, der sie lenkt und fordert, oft, ohne dass sie es selbst bemerken. Der sie ernst nimmt, ihnen eine Leistung zutraut, indem er sie ihnen abverlangt.
Die Fächer, die später „seine“ Fächer werden sollten, studierte er hier in Essen, wohin ihn Hans-Georg Soeffner und Dieter Krallmann Mitte der 1970er Jahre aus dem Schuldienst „abwarben“: Kommunikationswissenschaft und Soziologie, dazu AVL. Im Gründungsjahr der Essener Kommunikationswissenschaft 1976 immatrikulierte er sich an der UGH Essen, wurde Hilfskraft, nach dem Magister wissenschaftlicher Angestellter. Promotion (1986) und Habilitation (1991, Venia: Soziologie) erfolgten an der Hagener Fernuniversität. Nach akademischen Stationen in Hagen und Dortmund kehrte Jo Reichertz 1993 als Professor für Kommunikationswissenschaft nach Essen zurück.
Die Liste seiner Arbeitsschwerpunkte, Publikationen und Projekte ist zu lang, um sie hier auch nur im Überblick wiederzugeben, ebenso die der Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Gesellschaften und Kommissionen, wissenschaftlichen Beiräten und Herausgeberschaften. Sein Interesse an soziologischen Fragestellungen aber blieb auch in der kommunikationswissenschaftlichen Perspektive stets zentral. Regelmäßig lehrte er an anderen Universitäten, so in den Soziologien von St. Gallen und Wien, wo er zudem am renommierten IHS eine Gastprofessur innehatte. In Witten/Herdecke unterrichtete er angehende Pflegewissenschaftler, in Bochum zukünftige Kriminologen. Auch in dieser thematischen Breite, in der Arbeit über Disziplin- und Universitätsgrenzen, ja die Grenzen der institutionalisierten Wissenschaft hinweg, spiegelt sich sein Fachverständnis, das Kommunikation nicht in erster Linie theoretisch-abstrakt, sondern in konkreten lebensweltlichen Zusammenhängen empirisch untersucht: auf Polizeirevieren, in Spielhallen und Flugzeugen, in Unternehmen und Organisationen, in religiösen und quasi-religiösen Kontexten – auch diese Aufzählung ließe sich fortsetzen. Ebenfalls immer wieder im Zentrum seines Interesses: (die Macht der) Medien, Marken und Bilder.
Viele seiner Projekte führte er mit Mitarbeiter-Teams zum erfolgreichen Abschluss, Teams, die er freiheitlich, zugleich vermittelnd und zielorientiert zusammenhielt. Konsequent, streng im Bereich der angewandten Methoden, so beschreiben ihn die, die mit ihm zusammenarbeiten, dabei auf der persönlichen Ebene, als Chef und Teamleiter, immer ansprechbar, offen, direkt, interessiert.
Wie gehen Menschen aus der Mittelschicht mit Überschuldung und der damit einhergehenden Bedrohung ihrer Identität um? Wie kann die Ruhr ein sicheres Badegewässer werden? Mit welchen  Kommunikationsstrategien kann nachhaltiges Handeln vermittelt und in der Gesellschaft verankert werden? Diese Fragen untersucht er in seinen derzeit laufenden Projekten – einen „Ruhe-Stand“ im Sinne von Stillstehen, von Nichtinbewegungsein, können wir uns für Prof. Dr. Jo Reichertz einfach nicht vorstellen.

Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Jo Reichertz | 5. Februar 2015 | 11–15 Uhr | Glaspavillon Campus Essen | Programm

mca/28.01.2015

Verabschiedung von Prof. Dr.
Dr. h.c. Wilfried Loth

Die Welt seit 1989: Ein Zeitalter der Globalisierung? Zu diesem Thema hält Professor Wilfried Loth (Neuere und Neueste Geschichte) am 31. Januar seine Abschiedsvorlesung.
Wilfried Loth studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Erziehungswissenschaften an der Universität des Saarlandes. Er promovierte 1974 und vertrat bereits vor seiner Habilitation 1983 den Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der FU Berlin. Es folgten Professuren für Politikwissenschaft 1984 an der FU, 1985 bis 1986 an der WWU Münster. Im selben Jahr erhielt er den Ruf nach Essen, wo er den Lehrstuhl für Neuere Geschichte übernahm.
Sein wissenschaftliches Oevre an dieser Stelle auch nur zu umreißen, scheint unmöglich. Zu umfangreich ist sein Werk zu Themen wie Sozialismus, Katholizismus und Deutschem Kaiserreich, das ihn zu einem der bedeutendsten Neuzeithistoriker der Bundesrepublik macht. Zentral seine Forschungen zum Kalten Krieg und zur europäischen Integration, die er als Gegenstand der Geschichtswissenschaft etablierte. Das Verständnis für die internationalen Dimensionen von historischen Entwicklungen zu wecken, ist dem überzeugten Europäer wichtig; ein Ansatz, der sich auch in seinen neueren Forschungen zur Globalisierung zeigt. Ein besonderes Augenmerk gilt der Geschichte Frankreichs, den deutsch-französischen Beziehungen und der Freundschaft zwischen den beiden Ländern. Frankreich, so weiß man, hat nicht nur für den Wissenschaftler, sondern auch für den Privatmann Wilfried Loth eine ganz besondere Bedeutung.
Eine ganz besondere Bedeutung: Die hat er für das gesamte Historische Institut. Die Arbeit mit seinen Studierenden und MitarbeiterInnen dort ist geprägt von seinem tiefen Interesse nicht nur an ihrem wissenschaftlichen und beruflichen Fortkommen, sondern an den Menschen selbst, von Anspruch im besten Sinne, von Wertschätzung, Verständnis und Vertrauen. Wilfried Loth hat die Fähigkeit, in den manchmal schwierigen Prozessen des Hochschulalltags moderierend und integrierend zu wirken und das große Ganze im Blick zu behalten. Diese Fähigkeit hat er nicht nur als Lehrstuhlinhaber, sondern auch in zahlreichen Ämtern und Funktionen in den Dienst der Universität und der Fakultät gestellt, hat sich die Zeit genommen, sich neben seiner ertragreichen wissenschaftlichen Karriere auch in der Hochschulselbstverwaltung und für andere akademische Institutionen zu engagieren. Er war Prodekan und Dekan des ehemaligen Fachbereichs 1 der UGH Essen, Mitglied des Gründungssenats der UDE, über lange Jahre im Senat und im Hochschulrat unserer Universität und Mitglied verschiedener Kommissionen der Fakultät. Er sitzt im wissenschaftlichen  Direktorium des  Instituts für Europäische Politik  (seit 1986; seit 2002 als Vizepräsident); seit 1987 ist er Mitglied des Deutsch-Französischen Historikerkommitees, dessen Präsident er seit 2012 ist. Von 1993 bis 1997 war er Präsident des renommierten Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI), in dessen Vorstand er noch heute ist. Seit 2000 ist er Präsident der Historiker-Verbindungsgruppe bei der Europäischen Kommission. Die Liste ließe sich fortsetzen. Er ist zudem international  als Gutachter tätig, u.a. für die Universitäten Oxford, Paris I – Panthéon Sorbonne, Innsbruck und die London School of Economics. 2013 verlieh ihm die Babeș-Bolyai-Universität im rumänischen Cluj-Napoca die Ehrendoktorwürde.
Mit Professor Dr. Dr. h.c. Wilfried Loth geht ein großer Hochschullehrer in den Ruhestand, der Fach, Fakultät und Universität seit den 80er Jahren über die Fusion bis heute mit Engagement und Weitsicht begleitet und gestaltet hat.

Die Welt seit 1989: Ein Zeitalter der Globalisierung?
Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Loth
Freitag, 31.01.2014 | 16:00 Uhr | Glaspavillon, Campus Essen


mca/27.01.2014,
Foto: BR Alpha, Jahr der Ausstrahlung 2013

Prof. Dr. H. Walter Schmitz

Verabschiedung von
Prof. Dr. H. Walter Schmitz

Fragt man AbsolventInnen des Fachs Kommunikationswissenschaft der UDE, bei wem sie studiert haben, so lautet die Antwort oft kurz und knapp: Schmitz!

1992 wird H. Walter Schmitz, der drei Jahre zuvor bereits als Gastprofessor und 1990 im Rahmen einer Professurvertretung an unsere Hochschule gekommen war, auf den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der UGH Essen berufen. Schon seine Antrittsvorlesung lässt einen Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Forschung erkennen: die Fundierung der Kommunikationstheorie aus der Hörerperspektive. „Über Hörer, Hören und Sich-sagen-hören. Anmerkungen zur vernachlässigten anderen Seite des Kommunikationsprozesses“ spricht er damals. Er, der in Bonn studierte und bei Gerold Ungeheuer seine Dissertation schrieb, steht für ein Fachverständnis, das die „Essener Kowi“ heraushebt aus einer Vielzahl kommunikationswissenschaftlicher Studiengänge. Sie ist nicht angebunden an ein anderes Fach wie Medienwissenschaft oder Publizistik. Als eigenständige sozialwissenschaftliche Disziplin mit fachspezifischer Problemstellung und Theoriebildung untersucht sie die Phänomene zwischenmenschlicher Verständigung. Studierende aus ganz Deutschland kommen deshalb nach Essen. Viele finden in H. W. Schmitz „ihren“ Professor, anspruchsvoll und zutiefst fair, einen, dem nichts zu viel wird, der weit über den regulären akademischen Betrieb hinaus für Studierende und Mitarbeiter da ist, sie fordert, fördert, weiterbringt. 2003 erhält er den Preis für in der Lehre besonders engagierte Wissen­schaftle­rinnen und Wissenschaftler.
Auch für seinen Fachbereich, den „FB 3: Literatur- und Sprachwissenschaften“ (seit 2003: Fakultät für Geisteswissenschaften) setzt er sich ein, ist von 1994 bis 1998 Dekan, von 1999 bis 2006 Vorsitzender des Promotionsausschusses.
Von seinen zahlreichen Mitgliedschaften in akademischen Verbänden seien hier nur zwei erwähnt. Seit 1991 ist er ausländisches Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften. Und er ist Ehrenmitglied von NEK. Das „Netzwerk Essener Kommunikationswissenschaft“, das auf seine Initiative hin als einer der ersten Alumniverbände unserer Hochschule im Jahr 2000 gegründet wurde und heute über 300 Mitglieder zählt, zeigt die starke Identität der „Kowis“ mit ihrem Fach. Eine Identität über die Studienzeit hinaus, die nur durch einen Hochschullehrer wie H.W. Schmitz entstehen kann. Einen, dem der Beruf Berufung ist.

Schmitz! In der Antwort seiner AbsolventInnen klingen der Stolz und die Freude, bei ihm studiert zu haben.

„Das akademische Leben ist also ein wilder Hazard.“
Kommunikationswissenschaft als Beruf.
Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. H. Walter Schmitz
Donnerstag, 18. Juli 2013 | 14:00 Uhr | Die Brücke, Campus Essen

08.07.2013/mca

Prof. Ulrich Schmitz.jpg

Verabschiedung von
Prof. Dr. Ulrich Schmitz

Studiert hat er in Tübingen, Marburg und Exeter. Gelehrt aber hat er dort, wo er aufwuchs: im Ruhrgebiet. 1995 wurde der gebürtige Dortmunder Ulrich Schmitz von der Mercator-Universität Duisburg auf den Lehrstuhl „Germanistik/Linguistik und Sprachdidaktik“ der damaligen UGH Essen berufen. „Sprache hat mit Lebendigkeit zu tun. Das will ich rüberbringen“, sagte er damals der WAZ. Und es ist ihm gelungen!
Generationen von Studierenden folgten seiner „Einladung zur Sprachwissenschaft“. Ulrich Schmitz, der nach Germanistik, Anglistik und Politikwissenschaft auch Erziehungswissenschaften studierte, ist eine jener großen Lehrerpersönlichkeiten, die Studierende für ihr Fach begeistern können. Betrachtet man seine wissenschaftliche Arbeit und die Breite seiner Perspektive, darf man wohl von einem Linguisten aus Leidenschaft sprechen.
Schon früh begann Ulrich Schmitz, die „neuen Medien“ sprachwissenschaftlich zu untersuchen – und sie für die Sprachwissenschaft zu nutzen. Unter seiner Ägide entstand LINSE, die meistgenutzte deutsche Linguistikwebsite und weltweit einzigartige kommentierte Linksammlung zur Sprachwissenschaft. Auch jetzt geht er neue Wege: Die durch ihn an der UDE beheimateten, international renommierten Publikationen der Linguistic Agency (LAUD) werden demnächst als E-Paper erscheinen.
„Grenzen der Sprachwissenschaft“ hat er in den Blick genommen, und fast wirkt der Begriff selbst ein wenig zu eng für ihn, der sich mit Sprachphilosophie befasst, mit Sprache, Multimedia und Design, mit dem „Schweigen“ und der „sprachlichen Fülle der Leere“, mit „Sprache und Geld“ und immer wieder mit dem Verhältnis von Text und Bild.
Wer seine Website besucht, begegnet dort dem Künstler Ulrich Schmitz. „Sprachlos“, so überschreibt er seine Fotografien – und doch sprechen auch sie, so will es dem Betrachter scheinen, eine eigene Sprache und erzählen ohne Worte viel.

„Warum sprechen?“
Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Ulrich Schmitz
25. Juni 2013, 18:00 Uhr
Mercatorsaal Campus Duisburg

18.06.2013/mca

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