Hintergrund der Studie

Bildungsangebote zur Shoah richten sich überwiegend an Menschen der dritten und vierten Generation nach dem Nationalsozialismus. Diese historische Konstellation führt dazu, dass die Möglichkeit schwindet, in die pädagogische Arbeit Zeitzeug*innen einzubinden oder an biographisch-familiäre Bezüge direkt anzuschließen. Zugleich ist diese Bildungsarbeit als Angebot in gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten von globalen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Narrativen durchzogen: Aktuelle kriegerische Konflikte, Migrationsbewegungen, neue nationalistische Bewegungen, verschiedene Formen von Antisemitismus und Rassismus stellen solche wirkmächtigen Bezugspunkte dar. Beide Entwicklungen begründen die Notwendigkeit einer fortlaufenden Aktualisierung der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit zur Shoah.

Forschungsinteresse und Anlage der Studie

Vor diesem Hintergrund fragt das Forschungsprojekt nach den Praktiken und Sichtweisen von Lernenden unterschiedlicher Generationen im spezifischen Bildungssetting der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem in Jerusalem. Yad Vashem (hebräisch für „Denkmal und Name“) ist seit 1953 Israels zentrale Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Holocausts. Am dortigen German Desk wird mit deutschsprachigen Lernenden unterschiedlicher Generationen gearbeitet. Mittlerweile bieten alle 16 deutschen Bundesländer ihren Beschäftigen (v.a. Lehrer*innen) in Yad Vashem ein Weiterbildungsangebot an, in dessen Rahmen sie über die Shoah aus jüdischer Perspektive lernen.

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden vier Gruppen von Lehrer*innen aus Deutschland begleitet, die eine Bildungsreise nach Yad Vashem durchführen. Dabei werden folgende Fragen durch Gruppendiskussionen und ethnographische Beobachtungen bearbeitet:

  1. Wie lernen Lehrer*innen aus Deutschland über die Shoah aus einer jüdischen Perspektive in einem Holocaust-Education-Setting in Israel?
  2. Welche Rolle spielen dabei generationale Orientierungen und wie verknüpfen die Teilnehmer*innen die historischen Ereignisse mit ihrer Wahrnehmung der Gegenwart?
  3. Welche Erwartungen haben die Teilnehmer*innen an die Seminare und wie ordnen sie Ihre Bildungsreise rückblickend ein, nachdem sie in den schulischen Alltag in Deutschland zurückgekehrt sind?

Forschungspartner BUW

Bergische Uni Wuppertal Logo

Forschungspartner HUJI

Hebrew University of Jerusalem

Förderung

German-Israeli Foundation

Kontakt zu den Forscher*innen

Prof. Dr. Helmut Bremer, Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Fabian Kessl, Bergische Universität Wuppertal

Lance Levenson, Hebräische Universität Jerusalem

Dr. Friederike Lorenz, Freie Universität Berlin und Bergische Universität Wuppertal

Prof. Dr. Julia Resnik, Hebräische Universität Jerusalem

Tim Zosel, Universität Duisburg-Essen