Modul 1


Basismodul 1: Reflexionsgrundlagen des Vergleichs

Lernziele des Moduls:
Die Studierenden sind vertraut mit den für komparative Analysen politischer Systeme erforderlichen Grundlagen der Politischen Theorie. Sie wissen um die selektive Erfassung der Realität im Forschungsprozess und die Bedeutung der Wahl spezifischer Begrifflichkeiten für die Konstruktion des Forschungsgegenstandes.


Seminar: Paradigmen politischen Denkens
Politische Realität erschließt sich uns nicht einfach durch Abbildung, sondern erst durch deutende Ordnungsbildung. Politische Theorie ist somit Kampf um Deutungsmacht und in elementarem Sinne wirkungsmächtig: denn in der Konkurrenz unterschiedlicher Deutungsangebote wird politische Realität erst hervorgebracht. In der Veranstaltung werden zentrale Theoriefamilien und ihre jeweiligen „Vorverständnisse“ der politischen Welt und die daraus resultierenden methodologischen Konsequenzen für politikwissenschaftliche (vergleichende) Analysen reflektiert.


Mögliche Inhalte

  • normative, empirisch-analytische und konstruktivistische Paradigmen Politischer Theorie
  • Funktionen politischer Theorien (Theorie als Instrument, Theorie als Mittel zur Kritik, Theorie als Praxis)
  • Gegenstandsdifferenzierung in Makro-, Meso- und Mikrotheorien
  • Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis und „Kulturen“-Debatte (Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften)
  • Verhältnis von Politischer Theorie und Empirie
  • Wahlverwandtschaft von Politischen Theorien und (vergleichenden) Methoden


Seminar: Umkämpfte Begriffe
Begriffe sind die „Netze, um die Welt einzufangen“ (Popper) – Bezug nehmend auf bestimmte Begriffskonzeptionen treffen wir Aussagen über Ausschnitte der politischen Realität. Wenn in der Vergleichenden Politikwissenschaft beispielsweise die Demokratiequalität von Politischen Systemen anhand bestimmter Indikatoren untersucht werden soll, so beruht eine solche Vorgehensweise auf einem bestimmten Verständnis von Demokratie, das zumeist implizit bleibt. Es gilt, die sinnstiftenden Annahmen zu rekonstruieren, die in die spezifische Konzeptualisierung von Begrifflichkeiten eingehen und sie mit Begriffsvarianten zu konfrontieren, die auf der Basis anderer weltanschaulicher Annahmen beruhen (z.B.: Demokratie als liberale, deliberative, partizipatorische). Auch der Begriff „Modernisierung“ transportiert einen grundsätzlich anderen Gehalt, je nachdem ob wir von einem konvergenten Modernisierungspfad ausgehen oder auf Theorieperspektiven zurückgreifen, die kulturelle Aspekte und multiple institutionelle „Lösungen“ gemeinsamer Modernisierungsprobleme betonen. Unterschiedliche begriffliche Konzeptualisierungen zentraler politikwissenschaftlicher Analysekategorien werden im Seminar miteinander verglichen.