Personen im Historischen Institut: Jan-Hendryk de-Boer

Geisteswissenschaften/Historisches Institut

Anschrift
Universitätsstr 2
45117 Essen
Raum
R13 V02 G06
Sprechzeiten
https://www.uni-due.de/geschichte/sprechstunden.php

Funktionen

  • Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in, Historisches Institut

Die folgenden Publikationen sind in der Online-Universitätsbibliographie der Universität Duisburg-Essen verzeichnet. Weitere Informationen finden Sie gegebenenfalls auch auf den persönlichen Webseiten der Person.

    Artikel in Zeitschriften

  • de Boer, Jan-Hendryk; Wallmeyer, Gion; Bubert, Marcel; Campopiano, Michele; Kopp, Vanina; Negri, Silvia; Neumann, Christian Alexander; Pachurka, Daniel; Schuh, Maximilian
    Epistemische Rivalitäten : Zum Umgang mit Sonderwissen an den Höfen des 14. Jahrhunderts
    In: Historische Zeitschrift: HZ Jg. 317 (2023) Nr. 3, S. 572 - 611
  • de Boer, Jan-Hendryk
    Verus pater ecclesiae : The Communicative Function of Metaphors of Rule in Papal Letters of the 13th and 14th Centuries
    In: Historisches Jahrbuch Jg. 140 (2020) S. 129 - 181
  • de Boer, Jan-Hendryk
    Wie aus Agon Antagonismus wird : Scholastisch-humanistische Grenzpolitik um 1500
    In: Historische Zeitschrift: HZ Jg. 303 (2016) Nr. 3, S. 643 - 670
  • Rezensionen

  • de Boer, Jan-Hendryk
    Roberto Poma / Nicolas Weill-Parot (Eds.), Les utopies scientifiques au Moyen Âge et à la Renaissance. (Micrologus Library, Vol. 105.) Firenze, SISMEL – Edizioni del Galluzzo 2021
    In: Historische Zeitschrift: HZ Jg. 316 (2023) Nr. 2, S. 394 - 396
  • de Boer, Jan-Hendryk
    Davide Liberatoscioli: Juden ohne Päpste. Inklusion und Judenfeindlichkeit zwischen Rom und Avignon. Berlin/Boston 2021
    In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Jg. 70 (2022) Nr. 6, S. 571 - 573
  • de Boer, Jan-Hendryk
    Politische Scholastik – Spätmittelalterliche Theorien der Politik. Probleme, Traditionen, Positionen – Gesammelte Studien , by Jürgen Miethke
    In: Church History and Religious Culture Jg. 102 (2022) Nr. 2, S. 277 - 279

Forschung

Forschungsschwerpunkte:

  • Ideen- und Gelehrtengeschichte des Hoch- und Spätmittelalters
  • Humanismus- und Renaissanceforschung
  • Universitätsgeschichte
  • Geschichte des Papsttums
  • Geschichtstheorie
     

Forschungsprojekt:

Das Avignoneser Papsttum ermöglichen. Implizites Legitimieren einer angefochtenen Institution (1309-1377)

Untersucht wird das Papsttum im 14. Jahrhundert als angefochtene Institution. Das Avignoneser Papsttum war Gegenstand zeitgenössischer Kontingenzbeobachtungen, die es in einen Möglichkeitshorizont stellten, der durch das faktische Handeln der Päpste, Kardinäle und Kurialen sowie vorhandene Handlungsalternativen aufgespannt wurde. Herrschaftliches Handeln konnte so als kontingent auf mögliche Alternativen hin beobachtet werden. Das Papsttum sah sich infolgedessen zwar nicht als Institution, wohl aber in seinem herrschaftlichen Handeln herausgefordert. Es legitimierte sein Tun, indem es als berechtigt erweisen wurde. Von Adressaten des Handelns wurde verlangt, diese Berechtigung anzuerkennen. Das herrschaftliche Handeln folgte dabei Handlungsprinzipien, die für das Papsttum selbst den Anspruch begründeten, zur Herrschaft berechtigt zu sein: Dass die Päpste wohl informiert und gut beraten waren, nach allgemeinen Grundsätzen und zugleich situationsadäquat handelten, von Konsens getragen und kompromissfähig waren, dass sie die erforderlichen Machtmittel besaßen und sie nutzbringend einzusetzen verstanden und dadurch vorausschauend agieren konnten, wurde in päpstlichen Briefen und Urkunden herausgestellt. Dies sicherte den päpstlichen Herrschaftsanspruch in seiner praktischen Realisierung. Die Kontingenz herrschaftlichen Handelns und Entscheidens wurde so nicht negiert, sondern anerkannt. Es war für das Papsttum des 14. Jahrhunderts gerade sein Vermögen, den zur Verfügung stehenden Möglichkeitsraum auszuschöpfen, dass seine Legitimität sicherte.

Wissenschaftlicher Werdegang

  • 2000-2005 Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Alten Geschichte und Deutschen Philologie an der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2005 Magister Artium, Abschlussarbeit „Der Streit der Theologie und Philosophie um 1300. Eine Diskursanalyse“
  • 2006-2009 Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • 2009-2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für die Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters (Lehrstuhl Prof. Dr. Frank Rexroth) an der Universität Göttingen
  • 20014 Promotion im Fach Mittlere Geschichte an der Universität Göttingen, Titel der Dissertation: „Reuchlin und die Geburt des hegemonialen Humanismus. Genealogie eines Gelehrenkonflikts“, Betreuer: Prof. Dr. Frank Rexroth
  • 2015 Postdoc-Stipendium am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz
  • 2015 - 2018 Postdoc am DFG-Graduiertenkolleg „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln“ an der Universität Duisburg-Essen
  • 2018-2022 Postdoc am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen (Lehrstuhl Prof. Dr. Benjamin Scheller), finanziert von der DFG in der Form einer eigenen Stelle
  • Seit 2022 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im interdisziplinären Forschungsprojekt "Kompromisskulturen"

Veröffentlichungen

Monographien

  • Die Gelehrtenwelt ordnen. Zur Genese des hegemonialen Humanismus. (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 101). Tübingen 2017.

  • Unerwartete Absichten – Genealogie des Reuchlinkonflikts. (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 94.) Tübingen 2016.

Editionen

  • Johannes Reuchlin: Ratschlag, ob man den Juden alle ihre Bücher nehmen, abtun und verbrennen soll. Frühneuhochdeutsch – Neuhochdeutsch. Hrsg., übers. u. erl. v. Jan-Hendryk de Boer. Stuttgart 2022.

Herausgeberschaften

  • Praxisformen. Zur kulturellen Logik von Zukunftshandeln. (Kontingenzgeschichten 6.) Frankfurt am Main/New York 2019.

  • Gemeinsam mit Marcel Bubert: Absichten, Pläne, Strategien. Erkundungen einer historischen Intentionalitätsforschung. (Kontingenzgeschichten 5.) Frankfurt am Main/New York 2018.

  • Gemeinsam mit Marian Füssel und Maximilian Schuh: Universitäre Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch. Stuttgart 2018.

  • Gemeinsam mit Marian Füssel und Jana Madlen Schütte: Zwischen Konflikt und Kooperation. Praktiken der europäischen Gelehrtenkultur (12.-17. Jahrhundert). (Historische Forschungen 114.) Berlin 2016.

Aufsätze

  • Auswege aus der verdoppelten Realität. Humanistische Dialoge im Italien des 15. Jahrhunderts, in: Frank, Günter, Franz Fuchs, Mathias Herweg (Hrsg.): Das 15. Jahrhundert. (Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten 15.) Stuttgart-Bad Cannstatt 2021, S. 81-130.

  • Imaginierte Angriffe auf den Humanismus. Zur Legitimierung invektiver Praktiken um 1500, in: Israel, Uwe, Marius Kraus, Ludovica Sasso (Hrsg.): Agonale Invektivität: Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung im italienischen und deutschen Humanismus. Heidelberg 2021, S. 209-242.

  • Welt in Bewegung. Zeit um Raum in den antirömischen Schriften Ulrich von Huttens, in: Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung 33 (2019/20), S. 69-97.

  • Verus pater ecclesiae. Zur kommunikativen Funktion von Herrschaftsmetaphern in päpstlichen Briefen des 13. und 14. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch 140 (2020), S. 129-181.

  • Being Entitled to Dispute: On Disputations in Duisburg in the Second Half of the 17th Century, in: Friedenthal, Meelis et al. (Hg.): Early Modern Disputations and Disserta-tions in an Interdisciplinary and European Context. Leiden 2020, S. 478-509.

  • Das Ende der Geschichte. Jean-Luc Godards Week-end, in: WerkstattGeschichte 81 (2020), S. 151-171.

  • Das Werden der christlichen Kabbala. Wanderungen und Wandlungen jüdischen Glaubenswissens, in: Henkel, Nikolaus et al. (Hrsg.): Reichweiten. Dynamiken und Grenzen kultureller Transferprozesse in Europa, 1400-1520, Bd. 1: Internationale Stile. Berlin/Boston 2020, S. 281-316.

  • Riskante Entscheidungen? Reuchlin und der hegemoniale Humanismus, in: Lange van Ravenswaay, J. Marius J., Herman J. Selderhuis, (Hrgs.): Renaissance und Bibelhumanismus. Göttingen 2020, S. 11-38.

  • Praktiken, Praxen und Praxisformen, oder: Von Serienkillern, verrückten Wänden und der ungewissen Zukunft, in: de Boer (Hrsg.): Praxisformen (2019), S. 21-42.

  • Das Vatikanische Archiv. Emergenz einer Institution, in: de Boer (Hrsg.): Praxisformen (2019), S. 93-106.

  • Bücher oder Menschen. Zur Vernichtung von Ideen, Dingen und Personen im Spätmittelalter, in: de Boer (Hrsg.): Praxisformen (2019), S. 240-252.

  • Grenzen wissenschaftlicher Polemik. Die Auseinandersetzung um Sylvain Gouguenheims Aristote au Mont-Saint-Michel, in: de Boer (Hrsg.): Praxisformen (2019), S. 329-344.

  • Zukunft jenseits des Textes. Die "Utopia" des Thomas Morus, in: de Boer (Hrsg.): Praxisformen (2019), S. 493-505.

  • Die Irrtümer des Ostens. Lateiner, Griechen und Armenier im päpstlichen Avignon des 14. Jahrhunderts, in: Speer, Andreas, Maxime Mauriège (Hrsg.): Irrtum – Error – Erreur. (Miscellanea Mediaevalia 40.) Berlin/Boston 2018, S. 349-376.

  • Die Differenz explizieren. Sprachformen gelehrter Judenfeindschaft im 16. Jahrhundert, in: Prinz, Michael, Jürgen Schiewe (Hrsg.): Vernakuläre Wissenschaftskommunikation. Beiträge zur Entstehung und Frühgeschichte der modernen deutschen Wissenschaftssprachen. Berlin/Boston 2018, S. 47-86.

  • Absichten, Pläne und Strategien erforschen. Einleitung, in: de Boer/Bubert (Hrsg.): Absichten, Pläne, Strategien (2018), S. 9-38 (gemeinsam mit Marcel Bubert).

  • Wir Mythopoeten, oder: Warum das Papsttum nach Avignon kam in: de Boer/Bubert (Hrsg.): Absichten, Pläne, Strategien (2018), S. 175-227.

  • Viermal Ich in Avignon. Francesco Petrarca, Wilhelm von Ockham und Richard FitzRalph als Zeugen einer Explosion, in: Bernhard, Markus et al. (Hrsg.): Möglichkeitshorizonte. Zur Pluralität von Zukunftserwartungen und Handlungsoptionen in der Geschichte. (Kontingenzgeschichten 4.) Frankfurt am Main/New York 2018, S. 127–166.

  • Lehren und Lernen, in: Universitäre Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch. Hrsg. v. Jan-Hendryk de Boer, Marian Füssel, Maximilian Schuh. Stuttgart 2018, S. 177-219 (gemeinsam mit Martin Kintzinger, Jana Madlen Schütte und Thomas Woelki).

  • Disputation, quaestio disputata, in: Universitäre Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch. Hrsg. v. Jan-Hendryk de Boer, Marian Füssel, Maximilian Schuh. Stuttgart 2018, S. 221-254.

  • Kommentar, in: Universitäre Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch. Hrsg. v. Jan-Hendryk de Boer, Marian Füssel, Maximilian Schuh. Stuttgart 2018, S. 265-318.

  • Studienführer, in: Universitäre Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch. Hrsg. v. Jan-Hendryk de Boer, Marian Füssel, Maximilian Schuh. Stuttgart 2018, S. 337-355 (gemeinsam mit Marcel Bubert).

  • Zensur und Lehrverurteilungen, in: Universitäre Gelehrtenkultur vom 13.-16. Jahrhundert. Ein interdisziplinäres Quellen- und Methodenhandbuch. Hrsg. v. Jan-Hendryk de Boer, Marian Füssel, Maximilian Schuh. Stuttgart 2018, S. 357-386.

  • Alles verbrennen? Johannes Reuchlin und der Konflikt um den Umgang mit jüdischen Büchern, in: Ein Vater neuer Zeit. Reuchlin, die Juden und die Reformation. Ausstellungskatalog. Hrsg. v. Jörg Robert et al. Tübingen 2017, S. 159-168.

  • Pfefferkorn’s Books or the Most Rational Man in the World, in: Revealing the Secrets of the Jews. Johannes Pfefferkorn and Christian Writings about Jewish Life and Literature in Early Modern Europe. Hrsg. v. Jonathan Adams, Cordelia Heß. Berlin/Boston 2017, S. 79-96.

  • Vom Totenkopf zum Gottesnamen. Humanistische Zeichenskepsis und kabbalistischer Holismus bei Johannes Reuchlin, in: Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 37 (2016), S. 5-24.

  • Wie aus Agon Antagonismus wird. Scholastisch-humanistische Grenzpolitik um 1500, in: Historische Zeitschrift 303 (2016), S. 643-670.

  • Form und Formlosigkeit des Judenhasses. Kommunikationsweisen judenfeindlicher Traktate um 1500, in: Zwischen Konflikt und Kooperation. Praktiken der europäischen Gelehrtenkultur (12.-17. Jahrhundert). Hrsg. v. Jan-Hendryk de Boer, Marian Füssel, Jana Madlen Schütte. (Historische Forschungen 114.) Berlin 2016, S. 141-174.

  • Aus Konflikten lernen. Der Verlauf gelehrter Kontroversen im Spätmittelalter und ihr Nutzen für die Reformation, in: Die Reformation und ihr Mittelalter. Hrsg. v. Günter Frank, Volker Leppin. (Melanchthon-Schriften Bretten 14.) Stuttgart 2016, S. 209-250.

  • Theologie jenseits der institutionellen Ordnung. Marguerite Porete, in: Theologie und Bildung im Mittelalter. Hrsg. v. Peter Gemeinhardt, Tobias Georges. (Archa Verbi Subsidia 13) Münster 2015, S. 439-454.

  • Faith and Knowledge in the Religion of the Renaissance: Nicholas of Cusa, Giovanni Pico della Mirandola, and Savonarola, in: American Catholic Philosophical Quarterly 83 (2009), S. 51-78.

  • Plädoyer für den Idioten. Bild und Gegenbild des Gelehrten in den Idiota-Dialogen des Nikolaus von Kues, in: Concilium Medii Aevi 6 (2003), S. 195-237, URL: https://cma.gbv.de/dr,cma,006,2003,a,08.pdf.

Rezensionen

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Historische Zeitschrift, Zeitschrift für Historische Forschung, hsozkult.de, sehepunkte.de, Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Theologie und Philosophie, Göttingische Gelehrte Anzeigen, Revue d’Histoire ecclésiastique, Church History and Religious Culture, Damals

Sonstiges

Gespräch in der Sendung „Büchermarkt“ des Deutschlandfunks über den sogenannten Judenbücherstreit (22.04.2022), URL: https://www.deutschlandfunk.de/jan-hendryk-de-boer-ueber-den-sogenannten-judenbuecherstreit-dlf-f666345b-100.html