Leseempfehlungen von Lehrenden

Raabe, Wilhelm: Zum wilden Mann

E11 CPII1035

Empfohlen von: Prof. Dr. Rolf Parr
(Geisteswissenschaften)

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Guenassia, Jean-Michel: Der Club der unverbesserlichen Optimisten
(Original: Le Club des Incorrigibles Optimistes)

E11 FCTG3038(7)

Empfohlen von: PD Dr. Eva-Maria Stolberg
(Geisteswissenschaften)

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Doerr, Anthony: Der Muschelsammler

 

Empfohlen von: Gabriele Spengler
(Bildungswissenschaften)

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Buñuel, Luis: Mein letzter Seufzer

E11 KNLB2096(4)

Empfohlen von: Uwe Dippel
(Ingenieurwissenschaften)

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Moreau, Manon: Le vestibule des causes perdues

 E11 FCTM3169

Empfohlen von: Dr. Isabell Vacher
(Geisteswissenschaften)

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Magnusson, Kristof: Das war ich nicht

 E11 CSNM2959

Empfohlen von: Herman Cölfen
(Geisteswissenschaften)

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Melle, Thomas: 3000 Euro

E11 CSNM2608

Empfohlen von: Prof. Dr. Fabian Kessl
(Bildungswissenschaften)

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Sorokin, Vladimir: Der Schneesturm

E11 GXQS1398

Empfohlen von: Jörg Wesche
(Geisteswissenschaften)

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Frankfurter Anthologie : Gedichte und Interpretationen

E10 CJT1128-38

Empfohlen von: Clemens Kammler
(Geisteswissenschaften)

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Gabaldon, Diana: Outlander

E11 ELQG2116(21)-1

Empfohlen von: Ulrike Behrens
(Geisteswissenschaften)

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Franck, Julia: Die Mittagsfrau

E11 CSNF1306(11)

Empfohlen von: Corinna Schlicht
(Geisteswissenschaften)

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Hesse, Hermann: Peter Camenzind

D01 CQKA1036-2_d

Empfohlen von: Laura Anderle
(Mathematik)

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Storm, Theodor: Hans und Heinz Kirch

E12 DDZR1026

Empfohlen von: Dirk Haferkamp
(Geisteswissenschaften)

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Werfel, Franz: Eine blassblaue Frauenschrift

E11 CQTT1003(18)

Empfohlen von: Prof. Dr. med. Dr. h.c. H. Rübben
(Medizin)

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Kempowski, Walter: Heile Welt

E11 CSCK5157(4)

Empfohlen von: Ulrike Preußer
(Geisteswissenschaften)

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Raabe, Wilhelm Zum wilden Mann

empfohlen von Prof. Dr. Rolf Parr

Der Apotheker Philipp Kristeller feiert das 30jährige Jubiläum seiner Apotheke und erzählt den Dorfhonoratioren, wie ihm ein Bekannter vor genau dieser Zeit sein Vermögengeschenkt hat, mit dem die Apotheke gegründet wurde. Da taucht der Arzt des Dorfes auf und bringt diesen Jugendfreund mit, der inzwischen nicht mehr August sondern Dom Agostin Agonista heißt und Oberst in brasilianischen Diensten ist. Nun erzählt er in Konkurrenz zum ersten Teil seine Geschichte der letzten 30 Jahre, von der Ausübung des ererbten Scharfrichteramtes, den Belastungen, die daraus resultieren, der Auswanderung in die USA und dann weiter nach Südamerika. Zurückgekommen ist er, um sein Geschenk nun mit Zins und Zinseszins zurück zu fordern. – Die 1873/74 geschriebene Erzählung erzählt auf der Höhe ihrer Zeit vom harten Kapitalismus der Gründer- und Kolonialzeit, nicht ohne Seitenhieb auf die zeitgenössischen Leser.

Guenassia, Jean-Michel Der Club der unverbesserlichen Optimisten (Original: Le Club des Incorrigibles Optimistes)

empfohlen von PD Dr. Eva-Maria Stolberg

Der Pariser Jugendliche Michel erlebt die weltpolitischen Turbulenzen der 60er Jahre. Als Pubertierender selbst mit Problemen wie Familie, Liebe und Schule beschäftigt, reflektiert er die amüsanten und tragischen Unwägbarkeiten des erwachsenen Lebens.
Es ist das Paris der 68er-Generation, der Bohemiens, die in Cafés und Bistros über Satre und den Existentialismus debattieren. Wohin steuert die Linke? Mittendrin befindet sich der Club der unverbesserlichen Optimisten. Hier treffen sich Emigranten aus den Ländern des real existierenden Sozialismus, Tschechen, Ungarn, vor allem Russen. Als politische Vertriebene, desillusioniert vom Sozialismus osteuropäischer Prägung ringen sie um Orientierung und Identität in der neuen Heimat. Ökonomisch finden sie keinen Fuß, verdienen sich ihren Lebensunterhalt als Taxifahrer. Bei den Gesprächen im Club dreht es sich um die Bewältung der Alltagsprobleme, wie Arbeit- und Wohnungssuche. Es geht um das Überleben in einer unüberschaubaren Welt, indem das Improvisationstalent plus einer gewaltigen Prise Humor Grundlage für den unverbesserlichen, aber so liebenswürdigen Optimismus bietet.
Dem Autor Jean-Michel Guenassia gelingt es hervorragend, die Mentalität von Franzosen und Exil-Russen auf den Nenner des savoir de vivre zu bringen. Guenassia schlägt dabei eine kulturelle Brücke zwischen West- und Osteuropa. Mehr noch, Guenassia erweist sich als profunder Kenner der modernen sowjetischen Geschichte, denn die Erinnerung der Exil-Russen an die repressive Herrschaft Stalins, an den Zweiten Weltkrieg, aber auch an die russische Kultur Leningrads, des russischen Paris des Nordens, die russische Kultur des Schachspiels prägen als Mosaiksteine des frühen Lebens den Neuanfang in der Fremde.
Die Thematik des Buches ist gerade auch heute aktuell. Globalisierung und Migration beschäftigen auch die Dozenten und Studierenden der Universität Duisburg-Essen. Kulturelle Diversität und Orientierungssuche prägen das Ruhrge biet als Brücke zwischen Ost und West. Das Buch schlägt einen Bogen zwischen den Generation, und nicht wenige Leser werden sich in dieser bunt-bizarren Lebenswelt wieder finden.

Doerr, Anthony Der Muschelsammler

empfohlen von Gabriele Spengler

Dieses Buch, das aus acht sehr unterschiedlichen Erzählungen über sehr unterschiedliche Menschen besteht, ist das erste Buch seit langer Zeit, dass ich nach der Lektüre gleich wieder von vorne lesen wollte. Der Gewinner des diesjährigen Pulitzerpreises für sein Werk "Alles Licht, was wir nicht sehen" nimmt seine Leser/-innen mit auf eine Reise von der afrikanischen Küste bis zu den Nadelwäldern Montanas und den Mooren von Lappland. Einige seiner Figuren haben mit den Härten des Lebens zu kämpfen, andere besitzen ungewöhnliche Fähigkeiten. So entdeckt ein blinder Muschelsammler an der Küste Kenias die wunderbaren Heilkräfte einer hochgiftigen Meeresschnecke. Die Frau eines Jägers kann die Traumbilder der Tiere nacherleben, wenn sie sie berührt. Doerrs Charaktere haben Pech im Leben oder sind glücklich, besitzen unglaublichen Fähigkeiten oder sind mit besonderen menschlichen Charakterzügen gesegnet. In einer wunderschönen Sprache beschreibt der amerikanische Autor die Natur als wunderbaren Überfluß ebenso wie als zerstörerische Macht.

Buñuel, Luis Mein letzter Seufzer

empfohlen von Uwe Dippel

Einer der ganz großen Regisseure des europäischen Kinos im zwanzigsten Jahrhundert - programmatisch geboren im Jahr 1900 - erzählt aus seinem Leben, der Kindheit im feudalen Spanien, seinem Umzug nach Paris, seinen vielen Freunden aus der Zeit des Surrealismus, von Dali über Man Ray bis zu Louis Aragon und Max Ernst. Geprägt durch ständigen Umgang mit Kultur und Religion - Buñuel trat mit sieben in eine damals berühmte Jesuitenschule ein, war er empfänglich für alles Religiöse und Kulturelle. Fritz Langs Film 'Der Müde Tod' hat ihn dann im Alter von 25 auf die Idee gebracht, das Medium Film für sich zu entdecken und zu entwickeln. Sein Erstlingswerk, zusammen mit Salvador Dali, machte unter dem Titel 'Ein Andalusischer Hund' Filmgeschichte und wurde gleichzeitig Stein des Anstoßes. Von da an war er mit Unterbrechungen hauptsächlich als Regisseur tätig, und hat in Spanien, Frankreich, Mexiko und Hollywood gearbeitet. Charly Chaplin war ihm zu seiner Zeit in Hollywood als 'Supervisor' zugeteilt.

Ich lese immer wieder gerne aus diesem Buch, weil es nur peripher über die Entstehungen und Geschichten seiner Filme berichtet, sondern primär narrativ über die erste Hälfte des umwälzenden zwanzigsten Jahrhunderts berichtet, die gesellschaftlichen und künstlerischen Wandlungen.

Bevorzugte Stellen aus diesem Buch sind seine Ausführungen über die Einflüsse der im Spanien des frühen zwanzigsten Jahrhunderts überwältigend vorhandenen Kultur, seine Ausführungen zu Tabak und Alkohol, inklusive seines persönlichen Rezeptes für Dry Martini - mittlerweile auch auf Youtube zu sehen und von seinem Bewunderer Alfred Hitchcock so ähnlich gehandhabt - und seine lustig-denkwürdige Anekdote über die Phantasielosigkeit der in Hollywood gedrehten Filme.

Moreau, Manon Le vestibule des causes perdues

empfohlen von Dr. Isabell Vacher

On sent le défi personnel, la fatigue, la lassitude, la remise en question...
On a mal, on ressent le soulagement à l'approche d'une fin d'étape...
On est nostalgique à l'arrivée à Compostelle et on freine la cadence pour faire durer ce qui a pu être parfois un supplice !
Et enfin, on ressent un manque après avoir quitté Mara, Clotilde et les autres...
Un livre qui donne envie de faire le chemin et de ressentir toutes ces choses, quitte à souffrir pour en revenir différent.
Un très bon premier essai, je vais surveiller l'auteur de près !

Magnusson, Kristof Das war ich nicht

empfohlen von Herman Cölfen

Ein wunderbar tragikomischer Roman, der zeigt, wie beliebig die Mechanismen neoliberaler Gesellschaften auf die Dinge des Lebens einwirken. Die Akteure sind allesamt mehr oder weniger in diese Mechanismen verstrickt und suchen (und finden) ihren Weg durch eine undurchschaubare Welt. Dabei zeigt sich ein grandioser Humor und eine seltene Form des Fatalismus, der gleichermaßen Kreativität und Gelassenheit hervorbringt. Hier kann man eine Menge für die eigene Krisenbewältigung lernen.

Melle, Thomas 3000 Euro

empfohlen von Prof. Dr. Fabian Kessel

Anton hat Jura studiert, nun hat er 3000 Euro Schulden; Denise arbeitet im Discounter an der Kasse, und wartet auf die 3000 Euro Honorar, die Ihr für ein Engagement als Pornodarstellerin versprochen wurden. Ihre Tochter erzieht Denise alleine. Aus diesem Alltag zwischen Niedriglohnjob und Elternverantwortung taucht sie manches Mal einfach ab, mit dem Speed, das ihr der Vater ihrer Tochter wie eine Beruhigungspille hinterlässt. Anton hat seine Wohnung verloren, schlägt sich auf der Straße durch. Manches Mal taucht er für einen Moment in sein altes Leben ab, besucht die letzten verbliebenen Freunde oder versinkt in eine alte Harald-Schmidt-Episode auf You Tube. Doch all das macht ihm nur noch deutlicher, wie weit er von dieser bürgerlichen Welt inzwischen entfernt ist. Denise und Anton begegnen sich, zwei Menschen aus eigentlich ganz unterschiedlichen Ecken unserer Gesellschaft. Ihr Leben in in Prekaritä und Armut führt sie nun zusammen. Zwischen Denise und Anton entsteht eine vorsichtige, aber von vornherein eher unwahrscheinliche Liebesbeziehung.

In "3000 Euro" gelingt Thomas Melle eine respektvolle kleine Zeichnung von Menschen, wie sie zu Zehntausenden in Mitteleuropa jeden Tag ihren Alltag bewältigen: Menschen in Armut, die so oft übersehen werden, auch häufig übersehen werden wollen, weil sie Diffamierungen erfahren als Arme und als Mitglieder einer so genannten Unterschicht, als die sie selbst verantwortlich gemacht werden für ihre Not.
Melle übersieht diese Menschen in "3000 Euro" nicht, und setzt damit einen Kontrapunkt zu all den Diffamierungen und Unterschichts-Ideologien. Stark ist Melles Erzählung gerade, weil sie dabei nicht ins Romantische verfällt, sondern uns die vorherrschenden Verhältnisse direkt vor Augen hält.

Sorokin, Vladimir Der Schneesturm

empfohlen von Jörg Wesche

Wer im Ruhrgebiet im Winter Schnee vermisst, kann reichlich davon bei Sorokin bekommen. Der Landarzt Garin und der Brotkutscher Kosma nehmen mich mit auf eine aberwitzige Fahrt durch die russische Schneehölle, die zu einem abgelegenen Dorf führen soll, um dort eine grauenerrregende Epidemie zu verhindern. Vierzig Minipferde bewegen das Schneemobil, mit dem die Mission erfüllt werden soll, dabei zwischen einem postapokalyptischen Roadmovie und einer Gogolschen Kutschfahrt, auf der man sich gemütlich schaudernd ins 19. Jahrhundert zurücklehnen kann. Auf den Stationen, an denen die Erzählung entlag führt, begegnet man Figuren, die den grotesken Wunderwesen, mit denen sich Odysseus verirrt, in nichts nachstehen. Eine kultivierte Geisterfahrt durch die erbarmungsloseste Kälte, bei der man existentiell zu schwitzen lernt!

Reich-Ranicki, Marcel (Hrsg.) Frankfurter Anthologie: Gedichte und Interpretationen

empfohlen von Clemens Kammler

Die "Frankfurter Anthologie", begründet von Marcel Reich-Ranicki, ist eine der wichtigsten, vielleicht die wichtigste deutschsprachige Lyrik-Anthologie. Sie sammelt Gedichte, die seit über vierzig Jahren Woche für Woche in der Samstagsausgabe in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erscheinen. Inzwischen bietet die Anthologie einen hervorragenden Einblick in die Geschichte der deutschsprachigen Lyrik. Jeder Band ist chronologisch aufgebaut - er beginnt z.B. mit einem mittelalterlichen Gedicht und endet mit einem aus dem 21. Jahrhundert. Dabei ist jedes Gedicht mit einer kurzen Interpretation versehen. Unter den Interpreten befinden sich bekannte Germanisten, Schriftsteller oder Journalisten. Die "Frankfurter Anthologie" ist zwar kein "Buch", sondern besteht inzwischen aus 38 Bänden und wächst weiterhin an. Gerade deswegen eignet sie sich aber wunderbar zum Schmökern. Man muss ja nicht alle 38 Bände hintereinander lesen, sondern kann blättern und sich anregen lassen. Wer sich nicht gleich alle 38 Bände zulegen will, für den gibt es Auswahl-Ausgaben. Oder man fängt, wie ich das in den späten 1970er Jahren gemacht habe, erst einmal mit einem Band an und lässt sich immer wieder neue dazuschenken. Ich möchte in der Lesenacht einige meiner Lieblingsgedichte aus der "Frankfurter Anthologie" vortragen.

Gabaldon, Diana Outlander

empfohlen von Ulrike Behrens

Ich bekenne: Ich lerne Historisches am liebsten aus Romanen. Fast mein gesamtes Wissen über die schottische und einen Teil der amerikanischen Geschichte, über Heilpflanzen, Zuckerrohranbau und Whiskeyherstellung, über das Leben der Pioniere und gängige Strafen für Piraten und Blockadebrecher beziehe ich aus der Bestseller-Serie „Outlander“ von Diana Gabaldon – gerade habe ich den achten Band „Written in my own heart’s blood“ zugeklappt, froh, dass ein neunter laut Homepage der Autorin bereits in Arbeit ist.

Zum Setting: Die junge Engländerin Claire besitzt die Fähigkeit, unter bestimmten Umständen durch die Zeit zu reisen. Davon erfährt sie selbst allerdings erst, als sie 1945 in einem Steinkreis in Schottland versehentlich um 200 Jahre in die Vergangenheit katapultiert wird. Dort wirkt eine unbegleitete junge Frau im Sommerkleidchen ziemlich suspekt. Da trifft es sich gut, dass Claire als Krankenschwester an der Front medizinische Erfahrung gesammelt hat, denn auch in den Highlands des 18. Jahrhunderts darf man nicht zimperlich sein. Mit ihrem Wissen über Krankheiten und Bakterien und ihrem Interesse für Kräuterkunde macht sie sich einen Namen als Heilerin, zieht aber auch das Misstrauen der zutiefst abergläubischen Schotten auf sich – eine der vielen faszinierenden Ebenen der Geschichte. Und natürlich gibt es eine überlebensgroße Liebesgeschichte und eine die Jahrhunderte überspannende Familiensaga, immer vor dem Hintergrund historischer Ereignisse.

Gabaldon schreibt wunderbar witzig und bewegend und intelligent. Ihre authentischen Figuren sind reichhaltige und komplexe Persönlichkeiten. Ich lasse mich lesend auf ihre Welt ein, niemals stören allzu durchschaubare Hinweise, schon gar nicht explizite Charakterisierungen, die mir sagen sollen, was ich sonst nicht bemerkt hätte. Stattdessen erkenne ich Gabaldons unverwechselbare Figuren an ihrer Sprache, an ihrem Humor und ihrer Haltung zur Welt. Die Bloggerin Beth Wesson bringt es auf den Punkt: Even the animals are well written!

Auf die Frage nach einer Verfilmung des Stoffes hat übrigens die Autorin nach eigenem Bekunden regelmäßig geantwortet: „Klar, gerne! Welche 40 Seiten wollen Sie gern sehen?“ Wer die prallen Geschichten gelesen hat, weiß, was sie meint. Nun hat sich die passende Lösung gefunden: Seit August 2014 läuft in den USA eine Fernsehserie; eine deutsche Fassung kann man seit Mai auf VOX sehen. Leider sprechen hier wirklich alle schönstes Hochdeutsch – wer kann, schaut das englisch-schottische Original!

Franck, Julia Die Mittagsfrau

empfohlen von Corinna Schlicht

Diese Frauenbiographie, die Weiblichkeit im 20. Jahrhundert angesichts patriarchaler Strukturen beleuchtet, entwirft einen weiblichen Lebenslauf, anhand dessen zugleich eine Art Bewusstseinsgeschichte Deutschlands ablesbar ist. "Die Mittagsfrau" zeigt, dass Mutterliebe keine biologische Zwangsläufigkeit ist. Eingerahmt ist die Biographie der Hauptfigur Helene Würsich von Prolog und Epilog, die beide Helenes Sohn Peter in den Mittelpunkt stellen. So wie Helene sich als Opfer der polit-historischen Ereignisse entpuppt, so kann ihr Sohn davon nicht unverschont bleiben. Mutterliebe erweist sich im Roman als ein zerbrechliches Gut.

Hesse, Hermann Peter Camenzind

empfohlen von Laura Anderle

In meinen Augen ist das eines der besten Bücher darüber, dass im Leben immer alles anders läuft als geplant - und über die Schönheit und den Witz, der gerade in diesen Widersinnigkeiten und in diesem Scheitern liegt.

Storm, Theodor Hans und Heinz Kirch

empfohlen von Dirk Haferkamp

"Hans und Heinz Kirch" ist eine schroffe, harte Novelle, die dem Leser einiges abverlangt. Die Stormsche Narration ist in diesem Fall erbarmungslos konsequent. Die großen Themen von Schicksal, Schuld und Sühne werden in einen formalen Rahmen eingebunden, der keine überflüssigen Nebenwege zulässt. Storms Diktum "Die Novelle ist die Schwester des Dramas" ist hier mit Händen zu greifen, man gerät beim Lesen unweigerlich in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt, ehe man die Lektüre der Novelle ganz beendet hat. Gerade die bisweilen herbe Sperrigkeit beim Lesezugang ist hierbei neben vielen anderen Momenten das Faszinierende, weil es quer zu einem entspannten oder entspannenden Lesen steht. Man wird als Leser dazu gezwungen, einen moralischen Standpunkt einzunehmen, sich klar zu bekennen. Darüberhinaus ist die Liebesgeschichte von Hans und Wieb aufgrund der Authentiizität der Emotion von geradezu lyrischer Eindringlichkeit.

Werfel, Franz Eine blassblaue Frauenschrift

empfohlen von Prof. Dr. med. Dr. h.c. H. Rübben

Versucht die Frage zu beantworten, was Verantwortung im Leben bedeutet

Kempowski, Walter Heile Welt

empfohlen von Ulrike Preußer

In einem kleinen Heidedorf in den 60er Jahren unternimmt der nicht mehr ganz junge Matthias Jänicke seinen dritten Versuch, eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Als frisch ausgebildeter Lehrer beginnt er die Beschulung der Dorfjugend und versucht gemäß den didaktischen Idealen seiner Zeit „freischaffenes Lernen in offener Behaustheit“ zu praktizieren. In der ländlichen Gemeinschaft, die an der Oberfläche ein vermeintliches Idyll widerspiegelt, unter der es jedoch vor Zank, Missgunst und bewusst unter den Teppich Gekehrtem nur so brodelt, bleibt Matthias ein Fremdkörper, dessen Interesse an seiner täglichen Aufgabe zwischen halbherzig-pflichtschuldiger Erfüllung und gemütlich anderweitig orientierter Umgehung oszilliert. In vermeintlich bester „Taugenichts“-Manier versucht Matthias nicht einem Broterwerb nachzugehen, sondern sein ‚Glück‘ zu finden. Doch wenn man erst mal die Metaebene erreicht hat, kann man die nicht mehr so einfach wieder verlassen…

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