Wohlergehen von Tieren

Der Begriff "Wohlergehen" beschreibt einen Zustand, in dem es jemandem gut geht (Quelle). Das schließt körperliches, emotionales und geistiges Wohlergehen ein.

Die EU-Gesetzgebung versteht unter Wohlbefinden für Tiere:

  • Die Abwesenheit von Hunger und Durst
  • Die Abwesenheit von Missempfindung / Unbehagen
  • Die Abwesenheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit
  • Die Freiheit, normales tiergerechtes Verhalten ausleben zu können
  • Die Abwesenheit von Angst und negativen Stress

Wie lässt sich das Wohlergehen von Tieren messen bzw. einschätzen? Mit diesem Thema beschäftigt sich ein Interview auf der Seite Tierversuche-verstehen.de.

  • durch die Untersuchung ihres Gesundheitszustandes
    • Abwesenheit von Krankheiten
    • Selbstständige Futter- und Wasseraufnahme
  • durch die Beobachtung ihres Verhaltens
    • Regelmäßiger, arttypischer Tag-Nacht-Rhythmus
    • Betreiben von (sozialer) Körperpflege
    • Arttypische Interaktion mit Artgenossen
    • Spielverhalten bei Säugetierkindern
  • durch Präferenzversuche
    • In Verhaltensversuchen werden Tieren Optionen zur Wahl gestellt und beobachtet, wofür sie sich am häufigsten entscheiden
    • Der Aufwand, den sie zum Erreichen eines bestimmten Ziels betreiben, kann gemessen werden
  • durch Messung von Stresshormonen, z.B. in Blut, Speichel oder Kot

Verhaltensstörungen, z.B. Bewegungsstereotypen können auf unzureichende Haltungsbedingungen hindeuten. Tiergerechte Umweltbedingungen sollen Verhaltensstörungen entgegenwirken:

  • ausreichend Platz anbieten, damit das tiergerechte Verhalten ausgeübt werden kann
  • „Environmental Enrichment“ anbieten: Das bedeutet übersetzt „angereicherte Umgebung“ und bezeichnet Maßnahmen, welche die Lebensumgebung der Versuchstiere spannender machen bzw. ihnen „sinnvolle“ Beschäftigungsmöglichkeiten bieten
    • z.B. Nistmaterial und Häuser oder Röhren für Mäuse, Nagehölzer, Spielzeug, Bürsten und Stroh zum Wühlen für Schweine
  • passender Sozialpartner: viele Tierarten benötigen einen artgleichen passenden Sozialpartner, um sich wohlzufühlen, andere Tierarten sollten dringend einzeln gehalten werden
    • z.B. sollten Meerschweinchen oder Schafe niemals allein gehalten werden, Mäuse oder Schweine sollten in stabilen sozialen Gruppen gehalten werden
    • Hamster sollten einzeln gehalten werden. Sie sind auch wildlebend Einzelgänger und eine Vergesellschaftung hätte negative Folgen für ihr Wohlbefinden

Maßnahmen, die das Wohlergehen unserer Versuchstiere verbessern

Alle Tiere werden täglich in Augenschein genommen und auf Anzeichen von Krankheit oder Unwohlsein kontrolliert

Unterschlupf, Nistmaterial, Gruppenhaltung

Unseren Mäusen bieten wir als Enrichment im Käfig ein rotes Haus mit 2 Eingängen und Zellstoff als wärmendes Nistmaterial und Beschäftigungsmöglichkeit. Im Einstreu können die Tiere graben und am Gitter der Futterraufe klettern. Der Käfig ist hoch genug, sodass sich die Mäuse vollständig aufrichten können. Die Haltung in stabilen sozialen Gruppen ist wichtig und einzeln zurückbleibende Tiere werden nach Möglichkeit neu vergesellschaftet.  

Environmental Enrichment in der Schweinehaltung

Jede Box ist mit Stroh zum Liegen und Wühlen und einer Wärmelampe zur Temperaturregulation ausgestattet. Eine am Gitter befestigte Bürste kann von den Schweinen zur Hautpflege genutzt werden. Die Heuraufe und ein Ball stellen weitere Beschäftigungsmöglichkeiten dar. Interaktion und versuchsvorbereitendes Training mit den Tierpfleger:innen und Experimentator:innen spielt ebenso eine wichtige Rolle für die Beschäftigung und Versuchsdurchführung bei den intelligenten und neugierigen Tieren. 

Regelmäßiges Handling

Alle Tiere sind das Anfassen und Handling durch die Mitarbeiter:innen gewöhnt. Dadurch wird der Stress für die Versuchstiere z.B. beim Umsetzen oder bei Behandlungen im Versuch reduziert. Die Tierpfleger:innen betreuen festgelegte Räume, sodass die Tiere sich an die betreuenden Personen gewöhnen können.