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12.10.2022 - 14:58:21

Georg Barthel war auf dem XIII European Regional Congress der International Labour and Employment Relations Association (ILERA): "Industrial relations and the green transition. Towards inclusive and sustainable growth"

Vom 08. bis 10. September 2022 fand an der Universitat Autònoma de Barcelona (UAB) der 13. europäische Kongress der "International Labour and Employment Relations Association" (ILERA) statt. Diese ist ein internationaler und interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen, die sich der Erforschung der Arbeit, der Sozialpolitik und der industriellen Beziehungen widmet. Das übergeordnete Thema der Tagung war dieses Mal "Industrial relations and the Green Transition. Towards inclusive and sustainable growth". Knapp 200 Forscher*innen und Praktiker*innen wie etwa Gewerkschafter*innen beteiligten sich in Plenarveranstaltungen, Studiengruppen und parallelen Sessions an der Diskussion über die ökologische Transformation, aber auch die Digitalisierung der Arbeit und die Regulierung von Arbeitsmärkten. Zwischen und nach den inhaltlichen Veranstaltungen gab es zudem reichlich Zeit, um sich informell auszutauschen, zu diskutieren und neue Leute kennenzulernen.



Inhaltlich fand ich die zentralen Plenarveranstaltungen am spannendsten. Bei der Eröffnungsveranstaltung wurde die höchst aktuelle Frage diskutiert, ob grünes Wachstum überhaupt möglich ist. Das Panel war sich dabei uneins, ob ein Green New Deal oder Degrowth die Lösung für die Klimakrise darstellen. Auf einem anderen Panel wurde die Herausforderung für die Gesellschaft diskutiert, die aus der Möglichkeit der Überwachung jedes Arbeitsschrittes durch die Digitalisierung entsteht. Betont wurde, dass man sich des Problems noch nicht ausreichend bewusst sei und die Konzepte für eine hinreichende Regulierung noch fehlen. Im abschließenden Panel wurde schließlich über Mindestlöhne im europäischen Vergleich diskutiert. Dabei wurde insbesondere unterstrichen, dass sie in den meisten Ländern zu niedrig sind und noch längst keine "living wages" darstellen, die eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen würden.



Für mich persönlich war es seit zwei Jahren die erste Tagung in Präsenz, nachdem ich meine Teilnahme an einer Tagung im April 2022 gesundheitsbedingt absagen musste. Meine Präsentation trug ich im Rahmen einer Session mit dem Titel "Digitization, resistance, and conflict" vor. Sie war die optimale Gelegenheit, meine vorläufigen Ergebnisse nach fast vier Jahren Promotion zu industriellen Konflikten im digitalen Kapitalismus in fünfzehn Minuten zusammenzufassen und vorzustellen. Das half mir nachhaltig meine Gedanken zu strukturieren und meine Begriffe zu schärfen. In meinem Vortrag mit dem Titel "Control and Conflict at Amazon" analysierte ich die Formen der Kontrolle der Arbeit in den Logistikzentren von Amazon und die Reaktion der Beschäftigten. Dabei war es mir wichtig zu betonen, dass trotz der digitalen Überwachung nicht von einer lückenlosen Kontrolle gesprochen werden kann und die Arbeiter*innen sich die Arbeit und den Betrieb immer ein Stück zu eigen machen.