Kurzbiographie

Der Autor, Dramatiker und Theaterregisseur René Pollesch wird am 29. Oktober 1962 in Friedberg (Hessen) geboren. Sein Vater ist Hausmeister und seine Mutter Hausfrau.
Pollesch studiert von 1983-1989 Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen, u.a. bei dem Begründer des Instituts Andrzej Wirth und bei dem bekannten Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann. Bereits in seiner Studienzeit ist Pollesch mit Theaterprojekten bei den Gastdozenten Heiner Müller, George Tabori und John Jesurun aktiv.
Nach dem Studium gründet Pollesch 1990 das Theater Montage Frankenthal und schon zwei Jahre später, 1992, beginnt er in Frankfurt/Main am Theater am Turm (TAT) unter der Leitung des damaligen Intendanten Tom Stromberg zu arbeiten. In dieser Zeit, bis Ende der 90er Jahre, werden die Stücke von Pollesch nicht nur in Frankfurt aufgeführt (wie u.a. Harakiri einer Bauchrednertagung und Splatterboulevard 1992 und Pool-Snuff Comedy 1994), sondern auch an anderen Bühnen Deutschlands (wie beispielsweise Metamorphosen 1990 in Heidelberg).
Im Jahre 1996 hält sich Pollesch im Rahmen eines Arbeitsstipendiums in London am Royal Court Theatre auf, wo er Seminare von Harold Pinter und Caryl Churchill besucht. Ein Jahr später erhält er erneut ein Stipendium in Stuttgart von der Akademie Schloss Solitude.
Das Jahr 1999 kann als Durchbruchsjahr für Pollesch betrachtet werden, da er sowohl vom Staatsschauspiel Stuttgart als auch vom Jungen Theater Göttingen mit Aufträgen bedacht wird und 1999/2000 Hausautor des Luzerner Theaters ist. 2000 wird Polleschs viel beachtetes Stück Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr im Haus Podewil in Berlin aufgeführt, in welchem es um die Verschränkung von Arbeit und Geschlecht geht, eine der wichtigsten Thematiken Polleschs, die auch weitere Arbeiten von ihm prägt. Für die Spielzeit 2000/01 wird Pollesch von Tom Stromberg zum Hausautor des Schauspielhauses Hamburg berufen. Dort schreibt und inszeniert er die zehnteilige Soap world wide web slums. Mit diesem Stück wird Pollesch 2001 zu den Mülheimer Theatertagen Stücke eingeladen und erhält dort den wichtigsten Dramatiker*innenpreis Deutschlands.
Im Herbst 2001 wird Pollesch künstlerischer Leiter des Praters, einer kleinen Spielstätte der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Dort zeigt er 2001 seine Prater-Trilogie: Stadt als Beute (2001), Insourcing des Zuhause – Menschen in Scheißhotels (2001) und Sex (2002), mit welcher er 2002 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wird.
Im Jahre 2002 wird Pollesch in der Kritiker*innenumfrage der Theaterzeitschrift Theater heute zum besten deutschen Dramatiker gewählt.
Neben den Stücken Polleschs, die am Prater aufgeführt werden, inszeniert Pollesch auch weiterhin an vielen anderen Bühnen. Das Stück Der Kandidat (1980). Sie leben! wird beispielsweise im Bundestagswahljahr 2002 beim Festival Theaterformen in Braunschweig uraufgeführt und Cappuccetto Rosso 2005 bei den Salzburger Festspielen. Mit diesem Stück wird Pollesch 2006 erneut zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen und gewinnt dort zum zweiten Mal den begehrten Dramatiker*innenpreis.
Im Jahre 2007 wird Pollesch mit dem österreichischen Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie Autor*innenpreis für sein Stück Das purpurne Muttermal ausgezeichnet, welches 2006 in Wien uraufgeführt worden ist.
Ab 2008 wird in Mülheim an der Ruhr, unter freiem Himmel, die Ruhrtrilogie Teil 1-3 (Tal der fliegenden Messer, Cinecittà Aperta und Der perfekte Tag) aufgeführt. Im selben Jahr wird Pollesch erneut mit seinem Stück Liebe ist kälter als das Kapital (2007, Schauspiel Stuttgart) für den Mülheimer Stückepreis nominiert, genauso wie ein Jahr später mit seinem Stück Fantasma (2008, Burgtheater Wien, Akademietheater), für welches er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wird.
Im Jahre 2012 wird Pollesch mit seiner Volksbühnenproduktion Kill your Darlings! Streets of Berladelphia zum Berliner Theatertreffen eingeladen und auch erneut mit diesem Stück für den Mülheimer Stückepreis nominiert. Die Vorstellung muss jedoch leider abgesagt werden und somit konnte das Stück nicht in den Wettbewerb mit einbezogen werden.
Im selben Jahr wird Pollesch für sein Gesamtwerk der Else Lasker-Schüler-Dramatiker*innenpreis des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.
Pollesch hat seine Theaterarbeit in den letzten Jahren weiter ausgebreitet und arbeitete u.a. mit Schauspiel-Ensembles in Santiago de Chile, Warschau und Tokio.

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