Pflanze des Monats September 2010

Pflanze des Monats September Mispel

Abb.: Mispelzweig mit Früchten.

Zu sehen im Bauerngarten des Botanischen Gartens der Universität Duisburg-Essen

Echte Mispel, Mespilus germanica L.

Familie: Rosaceae (Rosengewächse)

 

Die Mispel - eine fast vergessenes Obstgehölz

Die Mispel ist ein 2-5 m hoher, Laub abwerfender Kleinbaum oder Strauch mit lanzettlichen, etwas runzeligen Blättern (Lieberei et al. 2007). Die etwa 4 cm großen, charakteristischen Früchte haben Apfel- oder Birnenförmiges Aussehen, an deren Ende die fünf vertrockneten Kelchzipfel kronenartig zusammenstehen (siehe Abb.) (Schantl 2006).

Obwohl die Mispel botanisch Mespilus germanica (lat. germanica = deutsch) genannt wird, stammt sie nicht aus Mitteleuropa, sondern aus dem Kaukasus, Kleinasien, Transkaukasien und dem nördlichen Iran. Erst später kam sie auch nach Süd-, Südost- und Mitteleuropa  (Friedrich & Schuricht 1985).  Die Mispel wird nachweislich schon seit beinahe 3000 Jahren im Orient als Obstart angebaut (Albrecht 1996).  Erst die Römer brachten diese Art vor etwa 2000 Jahren nach West- und Mitteleuropa (Mischke 1997).

Im Mittelalter war die Mispel hierzulande eine geschätzte Obstart (Mischke 1997) und bereits Karl der Große soll im 8 Jahrhundert Empfehlungen für den Mispelanbau gegeben haben (Friedrich & Schuricht 1985). Noch bis vor 100 Jahren war die Mispel oft in Bauerngärten anzutreffen (Albrecht 1996) und selbstverständlicher Bestandteil jedes Klostergartens. In der folgenden Zeit geriet die Mispel jedoch fast in Vergessenheit.

Inhaltsstoffe und Verwendung:

Die Früchte weisen einen hohen Zucker- (6-9 %) und Gerbstoffanteil auf und auch der Stärke- und der Pektinanteil sind recht hoch (1-4%). Der Vitamin C Gehalt der Mispelfrüchte ist mit 22-30 mg/100g ebenfalls nicht zu verachten (Bundessortenamt 1999, Albrecht 1996, Friedrich & Schuricht 1985).

Im rohen Zustand sind die Früchte erst nach Frosteinwirkung oder Lagerung zum Frischverzehr geeignet. Sie lassen sich dann auch zu Marmelade, Konfitüre, Mus, Gelee, Säften, Kompott, Likör und Wein verarbeiten (Albrecht 1996). Bei der Herstellung von Kompott und Marmelade werden die Früchte oft mit Birnen, Äpfeln und anderen Wildfrüchten gemischt. Vor allem in gezuckertem Essig eingelegte Mispelfrüchte gelten als wahre Delikatesse (Mischke 1997). In wärmeren Gebieten lassen sie sich durch ihren hohen Stärkeanteil auch leicht trocknen, woraus ein aromatisches Mehl gewonnen wird. Dieses wird vielfach in der Konditorei verwendet (Friedrich & Schuricht 1985). Außerdem wurden die Früchte zum Klären von Wein eingesetzt, da die enthaltenen Gerbstoffe das Ausflocken von Proteinen bewirken (Prinz 2009).

Die Blätter der Mispel finden traditionell in der Türkei und Spanien zum braun Färben von Wolle Verwendung. Für 100g Wolle werden 100g getrocknete Blätter benötigt (Prinz 2009). Die pektin- und gerbstoffreichen Früchte besitzen adstringierende und schwach diuretische Wirkungen (Schantl 2006). Medizinische Verwendung findet ein Brei aus den Früchten gegen Durchfall. Zubereitungen aus Früchten und Blättern wurden bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum angewendet (Prinz 2009).

Literatur:

Albrecht  H-J. (1996): Wildobst - auch für Gärten interessant. Deutsche Baumschule 48, 725 - 731.

Bundessortenamt (1999): Beschreibende Sortenliste 1999 - Wildobstarten. Landbuch-Verlagsgesellschaft mbH, Hannover, 2. Auflage.

Friedrich G. & Schuricht W. (1985): Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst. Neumann Verlag Leipzig - Radebeul.

Lieberei, Reisdorff, Franke, W. (2007) Nutzpflanzenkunde. Stuttgart: Thieme Verlag.

Mischke W. (1997): Echte Mispel - Anspruchslose Obstart. Obst und Garten 116, 442 - 443.

Prinz E. (2009): Färberpflanzen. Anleitung zum Färben. Verwendung in Medizin und Kultur. Schweizerbart Verlag.

Schantl D. (2006): Heilende Kräfte von Obstbäumen und Sträuchern (Teil 4). Hildegard Zeitung Nr. 34, 22-23.

UNI-DUE, 09.10, CWi