CAMPUS:AKTUELL - Newsletter der Universität

4/2014

Wissenschaftsfreiheit und religiöse Vielfalt

[01.04.2014] „Universitäten und Medien verbindet eins miteinander: beide mussten sich ihre Unabhängigkeit vom Staat erst erkämpfen.“ Mit der aufklärerischen Tradition der Wissenschaft und der aufklärerischen Funktion der (sozialen) Medien befasste sich der Kommunikationswissenschaftler Prof. Jo Reichertz zum Auftakt des UDE-Kolloquiums „Die Universität im Spannungsfeld zwischen Wissenschaftsfreiheit, religiöser Vielfalt und medialer Darstellung“ am 24./25. März.

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Text: Beate Kostka (Ressort Presse)
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Ausgelöst durch die Ereignisse um eine vorzeitig beendete Posterausstellung in der Uni-Bibliothek hatte die UDE acht Referent/innen und fünf Podiumsgesprächsteilnehmer/innen eingeladen, um das Themenfeld aus historischer, soziologischer, kommunikationswissenschaftlicher oder auch philosophischer Sicht zu beleuchten. Zwischen 50 und hundert Studierende, Wissenschaftler/innen und interessierte Gäste verfolgten die Vorträge und anschließenden Diskussionen im Essener Glaspavillon, die von den Radiojournalisten Melahat Simsek und Armin Himmelrath moderiert wurden.

Dass die Wissenschaftsfreiheit ein Wert ist, der Vorrang vor allen anderen Individualrechten hat, betonte der Philosoph Prof. Andreas Niederberger. Er schilderte, wie er sich seit dem Mittelalter an den europäischen Universitäten herausbildete und die Freiheit der Wissenschaftler/innen einschließt, sich um der Wahrheitsergründung willen, die Gegenstände ihrer Forschung selbst suchen zu können. Zugleich sei die Universität ein Raum der Begründung, Überprüfung und kritischer Diskussion gesellschaftlicher Konflikte.

Prof. Reichertz beschrieb in seinem Referat den wachsenden Ökonomisierungs- und Mediatisierungsdruck der Universität mit teilweise problematischen Folgen. Zwar werde transparenter kommuniziert, doch in Zeiten der sozialen Medien gebe es auch immer weniger Kontrolle über die Veröffentlichung. Es sei auszuhalten, wenn aktuelle Tagesmedien Uni-Ereignisse skandalisieren und zuspitzen („rituelle Empörungskaskaden“). Patentrezepte, wie auf einen medialen Entrüstungssturm zu reagieren ist, gebe es nicht. Allerdings sollte eine verlässliche Kommunikationskultur etabliert werden, um die öffentliche Gestaltungskraft zurück zu gewinnen.

Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung verwies in seinem Vortrag auf die Bedeutung der religiösen Werte in der Emigration. Sie gebe emotionale Stabilität in einer fremden Umgebung. Prof. Anja Weiß beleuchtete die soziologische Perspektive: weshalb eskalieren Konflikte um Anerkennung so schnell und wie muss die Konfliktbearbeitung weiter entwickelt werden. Dr. Kazumo Matoba berichtete über die Theorie und Praxis des Umgangs mit unterschiedlichen Kulturen an US-amerikanischen Universitäten.

Prof. Volker Heins vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen erläuterte, unter welchen Umständen der Protest gegen eine öffentlich gezeigte Darstellung an einem multikulturell geprägten Campus gerechtfertigt sein kann. Anhand von Beispielen aus den USA und Großbritannien berichtete er, wie es gelingen kann, den Bedürfnissen der verschiedenen kulturellen Strömungen gerecht zu werden („Philosophie des Ausgleichs“).

Die Geisteswissenschaften setzen sich mit fremden Kulturen auseinander und können deshalb als Provokation begriffen werden. Sie ermöglichen aber auch das bedeutungserschließende Wissen. Anglistikprof. Dr. Christoph Heyl stellte das Konzept einer offenen interdisziplinären Ringvorlesung vor.

Gesellschaftliche Konflikte im Kontext der Freiheit der Kunst beleuchtete schließlich Prof. Lothar Zechlin in seinem Vortrag. Um Streitkultur ging es auch in der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion: Auf welchen Wegen kann man eine produktive Streitkultur entwickeln, um zu ermöglichen, dass alle voneinander lernen („Vielfalt ist Konflikt und Bereicherung“).

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