Educational Governance – Qualitätsprogramme und Governance-Strukturen im Bildungs- und Erziehungssystem

 Projektbeschreibung:

In den letzten Jahren wurde in Deutschland ein breites und differenziertes Spektrum an Programmen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Bildungsqualität für Kinder und Jugendliche (im Folgenden kurz als Qualitätsprogramme bezeichnet) entwickelt und umgesetzt. Die politischen und wissenschaftlichen Debatten ebenso wie die Programmentwicklung betreffen sowohl die frühkindliche Bildung im Elementarbereich als auch die schulische Bildung. Der Begriff „Educational Governance" liefert einen Rahmen, um unter Rückgriff auf Kategorien der politikwissenschaftlichen Governance-Debatte Strukturen im Mehrebenensystem, Akteurskonstellationen und Mechanismen der Handlungskoordination zu analysieren, die die Entwicklung und Umsetzung von Qualitätsprogrammen sowohl beeinflussen als auch durch diese Programme verändert werden.

Da die Diskussion um die Verbesserung der Bildungsqualität, die nach dem „PISA-Schock" eingesetzt hat, sowohl die elementare als auch die schulische Bildung umfasst, ist es naheliegend, ein umfassendes Verständnis von „Educational Governance" zugrunde zu legen, wie es der Begriff „Education" eigentlich auch beinhaltet: Der englische Begriff unterscheidet nicht zwischen „Bildung" und „Erziehung". Die scharfe Trennlinie zwischen dem Elementarbereich als Teil der Jugendhilfe einerseits und dem Schulsystem als Gegenstand der Bildungspolitik andererseits ist spezifisch für das deutsche System und löst immer wieder Forderungen nach einer stärkeren Integration aus (deren Einlösung aber nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Governance-Strukturen in beiden Systemen behindert wird). Die Forschungsabteilung BEST am IAQ plant deshalb eine Studie, die bei der Analyse von Governance-Strukturen und Qualitätsprogrammen den Elementarbereich und die Schule integriert und dabei auch nach möglichen Konvergenzen fragt. Eine integrierende Analyse von „Educational Governance" verspricht zum einen Ergebnisse, die für die Ausgestaltung der Steuerung von Bildungsqualität über die institutionellen Grenzen hinweg fruchtbar sein können, zum anderen ermöglicht sie durch den Vergleich ein besseres Verständnis für die Bedeutung bestimmter Governance-Strukturen.

Die Programme sollen im Rahmen von qualitativen Fallstudien untersucht werden. Die Leitfragen für eine zusammenfassende und vergleichende Auswertung der Fallstudien - und damit das erkenntnisleitende Interesse der Studie - lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Wie beeinflussen vorhandene Governance-Strukturen zum einen die Entwicklung und Gestaltung, zum anderen die Umsetzung von Qualitätsprogrammen?
  • Welche Veränderungen in den Governance-Strukturen werden durch die Programme ausgelöst?
  • Inwieweit lassen sich Konvergenzen in den Governance-Strukturen elementarer und schulischer Bildung feststellen, und sind diese ggf. für eine stärkere Integration nutzbar?

Vor allem zum Elementarbereich liegen in der Abteilung BEST Kenntnisse und Feldzugänge vor, die für weiterführende Analysen im Kontext des Themenfeldes „Government und Governance: Formen politischer Steuerung im Wandel" im Rahmen des Profilschwerpunktes genutzt werden können. Um bis zum Ende des Jahres 2009 einen DFG-Antrag einreichen zu können, sind zum einen ergänzende Auswertungen des Forschungsstandes zum Schulbereich und zur internationalen Debatte um das Konzept „Educational Governance" erforderlich, zum anderen die Durchführung eines Experten-Workshops, um die Fragestellungen vor dem Hintergrund der Diskussion um „Educational Governance" in Deutschland zu präzisieren.

 

Projektleitung:

Dr. Sybille Stöbe-Blossey