Forschungsspiegel

Auch die Forschung richtet ihr Augenmerk hauptsächlich auf Leberts Debüt. So setzt sich Matthias Luserke in seinem Buch Schule erzählt – Literarische Spiegelbilder im 19. und 20. Jahrhundert mit Crazy als Schulliteratur auseinander. Crazy ist das einzige Werk unter den Schultexten, welches von einem Autor verfasst wurde, der sich selbst im beschriebenen Alter befindet. Dies birgt einen hohen Grad an Authentizität. (Luserke, S. 137) Mit dem Untertitel „Roman“ gelingt Lebert ein Spiel zwischen dokumentarischer Wirklichkeit und der Ebene der Fiktionalität. Durch die Wahl des Ich-Erzählers verschwimmen diese Ebenen noch mehr, was dazu führt, dass der Roman zur Autobiografie wird und die Fiktion zu Realität. Hierdurch erhält der Roman seine Leichtigkeit. Es wirkt, als wenn jemand schreibt, wie er lebt. (Luserke, S. 138)
Die Gruppe von Jungs, der Benni sich anschließt, steht neben der Hauptfigur selbst im Vordergrund, wobei hier keine Machtkämpfe oder Ähnliches beschrieben werden, wie sie das Leben von Erwachsenen durchziehen. Das Augenmerk wird hingegen auf die freundschaftlichen Bande der Gruppenmitglieder gelegt. Luserke geht auch auf die bereits beschriebenen Themen im Roman ein und weist zusätzlich darauf hin, dass die ausschließliche Verwendung der Jugendsprache eine nachträgliche Distanzierung des Autors vom Werk ausschließt. Das einzige Kapitel, das einen deutlichen Bruch zeigt, ist das Kapitel welches den Ausbruch der Jugendlichen und die damit verbundenen Abenteuer in München umfasst. So werden die Sätze hier kunstvoll verknüpft.
Neben der Feststellung, dass Benni definitiv unter seiner Behinderung leidet, wird auf den Balanceakt zwischen Schul- bzw. Internatsroman auf der einen Seite und einem Pubertätsroman auf der anderen Seite eingegangen. Auf der ersten Ebene sind die schulischen Probleme und Auseinandersetzungen, wie aber auch die Jugendgruppe und ihre gemeinsamen Erfahrungen zu nennen, wohingegen auf der zweiten Ebene die sexuellen Bedürfnisse und Geschehnisse rund um Benni, sowie auch das Verhältnis zu seiner Familie, besonders zu seiner Mutter, anzuführen sind. Insgesamt geht Benni das Erwachsenwerden zu schnell. (Luserke, 138 ff.)
Abschließend kommt Luserke zu dem Ergebnis, dass Crazy weniger ein Dokument des Psychokrieges an der Schule ist, als viel mehr ein Zeugnis einer „ihren Weg suchenden“ Jugend (Luserke, S. 144).
Die Anthologie Neue Deutsche Popliteratur von Frank Degler und Ute Paulokat beleuchtet den Roman in Bezug zur literarischen Strömung der Popliteratur. Der Kinder- und Jugendliteraturforschung sieht allen voran die deutsche Popliteratur als Ausformung des Adoleszenzromans. Hierbei handelt es sich um einen recht jungen Gattungsbegriff aus den 1980er Jahren, dessen Hauptthema das Erwachsenwerden ist und eine Untergruppe der Jugendromane ausmacht. Die Hauptfiguren werden als unverwechselbare Individuen dargestellt, welche Krisen durchleben und auf der Suche nach dem Lebenssinn und der eigenen Identität sind. Es werden hierbei nicht nur erfolgreiche Ergebnisse aufgezeigt. (Vgl. Degler/Paulokat, S. 43f.). Crazy biete ein perfektes Beispiel dafür: so versammle der Roman alle spezifischen Themen wie die zeitliche und räumliche Beschränkung der Handlung auf Schulzeit und Schule. Es entstehen Freundschaften und familienähnliche Beziehungen usw. Demnach steht Crazy in Tradition zu früheren Adoleszensromanen wie etwa Goethes Die Leiden des jungen Werther (vgl. Degler/Paulokat, S. 48).
Werke wie Leberts Debütroman decken die Kehrseite einer liberalen Welt auf. Zwar verschwinden die Einmischungen und Kontrollen von Erwachsenen, wohingegen allerdings neue Konkurrenzkämpfe und Entscheidungszwänge in den Fokus gelangen, bei denen die inneren Monologe die Fläche zur Reflexion bilden. Ferner fehlt die Beschreibung eines Generationenkonflikts in Crazy vollkommen, was ebenfalls typisch für die neue deutsche Popliteratur ist (vgl. Degler/Paulokat, S. 50f.).  
Fritz Gesing befasst sich in seinem Aufsatz Blütenstaub im Crazy Faserland. Stimmen der Jugend am Ende des 20. Jahrhunderts mit der Frage nach den Emotionen und Gedanken der Jugend. Laut Gesing spricht in Crazy die Stimme der männlichen Pubertät. (Gesing, S. 342). Für Gesing stellen der Verlust der Jungfräulichkeit sowie der Besuch des Strip-Lokals die beiden zentralen Elemente der Handlung dar. Unter Bezugnahme auf einige Rezensionen unterscheidet Gesing zwischen den Ebenen der „Jugend als (Spät-) Adoleszenz“ und der „Jugend im Sinne von Pubertät“. (Gesing, S. 343). Ferner konstatiert Gesing, dass die verwendete Sprache gar nicht so modern ist, wie sie scheint. Viel eher handle es sich um eine Wortwahl und eine Stilistik, die aufgesetzt wirkt und an die literarischen Werke der älteren Generation erinnert. Nach besonderen Elementen der „heutigen“ Jugendkultur, wie etwa Techno- oder Rapmusik ist in Crazy vergeblich zu suchen (Gesing, S. 344).
Insgesamt problematisiert Gesing die scheinbare „Authentizität“ des Romans. Schlussendlich gelangt der Autor des Aufsatzes zu dem Ergebnis, dass es „kein wirklich konsistentes Bild der heutigen Jugend gibt“ (Gesing, S. 344 f.).
Ein Aufsatz, der sich mit dem Aspekt der Sexualität im Roman befasst, wurde von Ralf Wohlgemuth verfasst. In seinem Text Eroserleben als Macht- und Ohnmachtserleben. Robert Musils ‚Die Verwirrung des Zöglings Törleß‘ und Benjamin Leberts ‚Crazy‘ zieht er einen Vergleich beider Werke. Wohlgemuth stellt die Frage nach dem Umgang der Hauptfiguren mit ihren sexuellen Erlebnissen und deren literarischer Umsetzung.
Crazy betreffend zeigt der Autor zum einen die schamfreie Art der Jugendlichen, in der sie über Sex sprechen. Zum anderen stellt Benni aufgrund seiner Behinderung eine besondere Position zum Thema Sex dar, denn er ist in eigentümlicher Weise unsicher über sein Sexualleben. So fühlt er sich körperlich unzulänglich und hilflos, was der Ausprägung eines gesunden Selbstvertrauens und Körpergefühls im Wege steht. Benni ist entsprechend nie in der aktiven Rolle (vgl. Wohlgemuth, S. 159). Der Gang zum Mädchentrakt, der in der Handlung beschrieben wird, stellt für die Hauptfigur eine Hürde in doppelter Hinsicht dar: so muss er zum einen seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen, zum anderen muss er seine innere Angst überwinden. Bei seinem "ersten Mal" wird Benni von der betrunkenen Marie dominiert, denn selbst hier trifft er keine Entscheidung. Hierbei zeigt sich kein Problem mit seiner physischen Behinderung, sondern viel eher mit einer psychischen Unsicherheit und die Situation führt zu keiner Veränderung in Bennis Selbstwahrnehmung. Auch die zweite Konfrontation mit Sex, im Striplokal in München, bringt keine Veränderung für den Hauptcharakter. Zwar schafft er es, der Tänzerin das Geld in den Slip zu stecken, doch seine Ohnmacht daraufhin ist mehrdeutig und buchstäblich (vgl- Wohlgemuth, S. 160f.).
Wohlgemuth zieht letztendlich das Resümee, dass man Crazy nicht als Entwicklungsroman bezeichnen kann, da die Hauptfigur keine inneren Veränderungen im Charakter zeigt. Es gibt keinen Erkenntnisgewinn, sondern alles bleibt beim Alten. Benni steht dem Eroserleben ohne Macht gegenüber.
Jan Wittmann widmet sich ebenfalls Crazy und der Sexualität. Im Wechselspiel von Identität und Sexualität Die Mitte der Welt sehen, sich Crazy fühlen oder etwas Kleines gut versiegeln- Sexuelle Identitätsentwicklung bei Steinhöfel, Lebert und Kutschke, so der Titel des Aufsatzes, welcher einen Blick auf die Adoleszenzphase wirft. Nach Wittmann ist das Wechselspiel von Identität und Sexualität nicht frei von Einmischungen von Außen, was die Suche nach der eigenen Identität auch immer mit einer Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität erfordert. So bleibt der Gedanke des „anders Seins“ und des sexuellen Erlebens nur mit Einschränkung definitiv ein Teil von Benni (Wittmann, S. 27f.). Ferner zeigt Wittmann auf, dass der Ort der Handlung, das Internat, einen Schutzraum bietet, in dem der Hauptcharakter sich mit seiner Sexualität auseinander setzen und sich dem anderen Geschlecht behutsam nähern kann. Der offene Umgang mit dem Thema und das Aussprechen der Gedanken der Jungen zum Thema Sex ist jedoch nur gruppenhomogen möglich (vgl. Wittmann, S. 34). Benni findet aber trotz seiner Schwärmereien keinen Halt in seinen sexuellen Erlebnissen, auch wenn ihm sein Begehren Orientierungspunkte auf seinem Weg zum Erwachsenen bietet, denn offensiver Umgang mit Sex und Sexualität ist für die Hauptfigur mit großer Unsicherheit verknüpft (vgl. Wittmann, S. 38f.). Anders als Wohlgemuth erkennt Wittmann jedoch einen Entwicklungsprozess der Figur.

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