Pressespiegel

In nahezu sämtlichen Presseberichten zu Benjamin Lebert und seinem Werk erfolgt der Bezug auf Crazy. Es gibt kaum einen Artikel, der nicht an den Debütroman anknüpft, ihn noch mal beschreibt oder das jeweilige neue Werk mit Crazy vergleicht.
Niklas Maak bemerkt dazu 1999 in Der Spiegel, dass in Crazy normale junge Menschen mit ihren Problemen im Mittelpunkt stehen. Das Werk wurde stark umjubelt und nicht nur von Jugendlichen gekauft, sondern auch von Eltern, die durch das Lesen des Werkes versuchen ihre Kinder besser zu verstehen. Viele der deutschen Kritiker lobten Werk und Autor sehr, so auch Martin Wolf.
Bezogen auf die Verfilmung ist zu sagen, dass ein Film solcher Art nicht häufig in deutschen Kinos zu finden ist. So werden die Szenen nicht übermäßig dramatisch aufgebauscht, sondern haben, wie in der Romanvorlage, einen alltäglichen Charakter, so lobt Wolfgang Höbel im Jahr 2000. Es wird weder auf eine Typisierung der Charaktere gesetzt noch liegt das Hauptaugenmerk auf „schnellen Lachern“, sondern auf der Arbeit der am Film beteiligten Schauspieler. Alles wirkt unbekümmert, wobei die Fragen der jungen Erwachsenen im Vordergrund stehen.

Der Vogel ist ein Rabe ist Leberts lang erwartetes zweites Werk und die Resonanz in den Medien ist dementsprechend groß. Nach Meinung von Amélie Fidric beschreibt der Roman insgesamt das Streben Jugendlicher etwas zu sein, was sie nicht sein können und die damit verbundenen Konflikte. Sehnsucht ist ein starkes Motiv und unter anderem auf Grund einer klaren, die Spannung steigernden Erzählstruktur sehr gut erfasst, wenn auch an manchen Stellen ein wenig „küchenpsychologische Ansätze“ angeführt werden.
Unter anderem die TAZ konstatiert, dass Lebert sich hier vom Adoleszezroman löst und dass das betrachtete Werk definitiv keine Wiederholung von Crazy darstelle. So geht es nach Meinung Henning Kobers um die Themen Mädchen und Gewalt. Vom Aufbau der Erzählung her wechselt die Figur des Paul zwischen der Perspektive des Raben und der des Spatzens hin und her. Durch die Besonderheit des erschreckenden Endes wird das Buch als „mutiges“ Werk betrachtet.
Auf die Sprache im Roman eingehend berichtet die Berliner Literaturkritik, dass diese den eigentlichen Zustand der Melancholie noch mehr untermauert, so wird die Sprache Leberts in diesem Roman mit Adjektiven wie schnörkellos und hechelnd beschrieben.
Zusammengefasst ist die Resonanz der Medien auf das Zweitwerk Leberts größtenteils positiv.

Bezogen auf Leberts Roman Kannst du, berichtete Der Spiegel wie folgt: Die Handlung erzählt von Lebensangst, Hass, Verliebtheit und Sehnsucht, auch nach dem Tod. Der künstlerisch besonders hervorzuhebende Aspekt sei, dass hier keine Tragödie beschrieben wird, sondern eine teilweise sogar komische, nicht allzu schwer verdauliche Geschichte. Die Sprache Leberts wirke eckig und relativ simpel, besitze aber auch poetische Anteile.
Andreas Hummel untertitelt in der „Stuttgarter Zeitung“ seine Rezension von Kannst du mit „Roman über eine getriebene Generation“. So erzähle die Geschichte von einer Generation, die ihren rebellischen Drang verloren habe und von Hauptfiguren, die drauf und dran seien, seelisch zu zerbersten. Vor allem in der weiblichen Hauptfigur spiegeln sich die Nöte und Ängste der Generation. Besonders hervorzuheben sei, dass sich der Roman an manchen Stellen wie eine Satire auf den deutschen Literaturbetrieb lesen lasse und dass auch hier viele Parallelen zum Leben des Autors zu erkennen sind. Neben einem Hinweis auf die staccato-artigen Sätze und zahlreichen Slang-Ausdrücke wird besonders auf die Darstellung der Hintergrundgeschichte eingegangen. So beweise Lebert hier besondere emotionale Tiefe.
Das Interessante an Kannst du ist, dass die Hauptfigur nicht das bekommt, wonach sie eigentlich sucht. Beide Figuren wollen Unterschiedliches und sind darum nicht imstande sich wirklich gegenseitig zu helfen. Insgesamt betrachtet sei das Thema des Romans aber nicht neu, wohingegen in der Art des Erzählens Selbstironie und Romantik zu finden sind. Allerdings wird auch hier nicht auf die Beschreibung „anatomischer Deutlichkeiten“ verzichtet. Es wird ebenso Bezug auf die Art der Beschreibung des Beischlafes genommen. So könnte es möglich sein, dass Lebert ihn auf diese Weise beschreibt, damit er sich gegebenenfalls von dem Adjektiv „kitschig“ befreien kann. So Julia Bähr in der FAZ.

Matthias Wulff fällt in „Die Welt“ ein sehr positives Urteil über Leberts Flug der Pelikane. So sei dieses Werk durchdachter, und gelungener als alle vorherigen. Lebert gelingt es den Figuren mit wenigen Sätzen Charakter zu geben und ihr Ausbrechen wird als Lebensphilosophie betrachtet.
Viele andere Kritiken teilen diese Einschätzung allerdings gar nicht. So handele es sich zwar um eine gute Grundlage, die Lebert für diesen Roman verwendet, aber die Verbindung der einzelnen Elemente der Handlung sei nicht gelungen. Der Roman ende zu plötzlich und der Teil über Alcatraz wirkt stark „zusammen gegooglet“, so Jochen Jung in Die Zeit.
Wilfried Mommerts kritisiert in der Berliner Literaturkritik, dass Lebert Alcatraz zu sehr als einen „mythischen Ort“ hervorhebt und dass die Hauptfigur immer wieder die Lebensgefühle des Autors wiederzugeben scheint. Zusammengenommen ist der Roman, dessen Leitmotiv die Sehnsucht ist, sehr melancholisch geschrieben.

Zum neusten Werk Im Winter dein Herz sind ebenfalls viele Rezessionen und Interviews mit Benjamin Lebert in der Presse zu finden. Der eigene Verlag nennt als Thema des Werkes die Freundschaft und den Weg der Kälte zu trotzen. Der Roman wird als poetisch gewürdigt.
Auch viele Rezensionen geben dem Roman Attribute wie feinfühlig und tiefgründig.
Susanne Neumann vom Norddeutschen Rundfunk rezensiert zwar in erster Linie die Hörbuchfassung des Romans, lässt sich aber auch auf den Inhalt und die Handlung ein. Dem Autor gelinge es, mit wenigen Sätzen die Figuren zu formen, die Sprache sei insgesamt bildreich und poetisch gehalten.
Daniela Weiland bezeichnet den Roman im Bayerischen Rundfunk als eine Art „poetisches Roadmovie“ und verweist darauf, dass auch hier Autor und Werk eng verwoben sind und dass dies weit über die Parallele der Essstörung hinaus geht.
Die Kälte sei eine Metapher für die fehlende menschliche Wärme, so urteilt Maike Schiller im Hamburger Abendblatt . Ferner erkennt sie den „esoterischen Charakter“ des Romans.
Für den Hessischen Rundfunk fasst Marc Peschke den Roman zusammen als „melancholisches und utopisches“ Werk, das sich nicht mehr mit dem Erwachsenwerden, sondern eher mit den Schwierigkeiten des Erwachsenseins befasst. 

Interviews (in Auswahl)
In der Regel sind Interviews mit Benjamin Lebert mit mindestens einem seiner Werke verknüpft. Auch hier finden sich immer wieder Verweise auf seinen Debütroman Crazy.
Insgesamt ist zu bemerken, dass auch die Interviews einen, manchmal sehr einseitig wirkenden, „melancholischen“ Charakter haben, ähnlich wie die Handlungen seiner Romane.
So sagt er in einem Interview mit Maike Schiller vom Hamburger Abendblatt im März 2012 über sich selbst: „Ich bin ein kleiner Anachronismus“.
In einem Interview mit Matthias Kalle in der Zeit vom 25.02.2012 berichtet Lebert im Zuge der Veröffentlichung von Im Winter dein Herz über seine eigene Essstörung und seinen Aufenthalt in der Psychiatrie. So sei er nicht mehr in der Lage gewesen, seine Außenwelt aufzunehmen, was sich bei ihm in der Erkrankung und auch mit Schluckproblemen manifestierte. Sein Aufenthalt in der Psychiatrie dauerte 3 ½ Monate. Er geht ferner auch auf die Fähigkeiten von Humor und Fantasie ein und sagt klar, dass er immer „nah von sich“ schreibt.
Das „Unglück“ sei für seine Generation ein Teil der Identität, er setze hier den Humor entgegen, denn es ist besser gemeinsam Witze zu erzählen als gemeinsam zu leiden.
Benjamin Lebert beschreibt ebenso sein eigenes Schamgefühl, welches er viel stärker als ein Schuldgefühl verspürt, denn es ist ihm klar, dass es anderen Menschen schlimmer geht als ihm selbst.
Er versucht auch, eine Erklärung dafür zu geben, warum es viele junge Männer und auch Männer im Allgemeinen, in der heutigen Zeit schwer haben. Demnach sei die ihm nun gegebene Möglichkeit seinem eigenen Leiden Ausdruck zu geben ein Faktor, welcher die Tatsache des Leides noch verschlimmere. Besonders auch dadurch, dass das weibliche Geschlecht immer selbstbewusster wird, wird es für die Männer laut Lebert noch problematischer.
An dieser Stelle greift Lebert den Glauben auf und sieht ihn gemeinsam mit der Fantasie als Ausweg aus der Krise.
Zum Abschluss des Interviews sagt er weiter, dass die Romantik ein grundlegender Teil von ihm ist. 

„Meine Bücher sind ‚Icherzählungen’, weil ich die Dinge um mich herum festhalten wollte.“, so Benjamin Lebert in einem Interview vom 27.11.2006 mit Michael Zirnstein in der Süddeutschen Zeitung. Ein Interview, das in Verbindung mit der Veröffentlichung des Romans Kannst du gegeben wurde. Der Romanautor lehnt hier das Thema „junger Autor“ und „Jungautor“ komplett ab, ferner beschreibt er, dass er sich nun auf der Suche nach „neuen Ansätzen“ befinde. Interviewthema ist auch sein Erstling Crazy und der damit verbundene Hype.
Lebert führt aus, dass ihm Ortswechsel beim Schreiben helfen, ferner sei er nur dann wirklich Schriftsteller, wenn er selbst wirklich schreibt. Er sieht sich selbst als „außenstehenden Beobachter“ und gibt an, dass der Grund für seine Tätigkeit als Autor vor allem die Mädchen bzw. Frauen waren. Bezogen auf seine manchmal recht drastisch und detailgenaue literarische Umsetzung von Geschlechtsverkehr gibt Lebert an, dass er „wahrhaftig“ schreiben will, so seien seine Sätze, während er Sex habe, auch nicht vollständig und ausformuliert.

Bei einer tiefer gehenden Betrachtung des Gespräches mit der bereits erwähnten Maike Schiller vom Hamburger Abendblatt spricht Lebert über seine emotionale Beziehung zu dem 1947 mit nur 26 Jahren verstorbenen Autor Wolfgang Borchert. Auch geht er darauf ein, dass er die Stille dem (städtischen) Lärm vorzieht. So verbringt er beispielsweise lieber seine Zeit damit Gedichte zu rezipieren als sich mit Online-Foren, wie etwa Facebook, zu befassen. Das Schreiben, das Lebert selbst als seine „Rettung“ bezeichnet, wird ebenfalls thematisiert. So ist es für ihn eine Form der Kontaktaufnahme. Auch hier wird Crazy aufgegriffen und die Tatsache, dass Lebert in der Öffentlichkeit zum „Literatur-Mozart“ erhoben und stilisiert wurde. Ferner wird im Interview angesprochen, dass Benjamin Lebert selbst Versuche unternimmt, aus seiner „eigenen Melancholie“ auszubrechen, was sich an den Auswahlmöglichkeiten, die Orte des Interviews betreffend, zeigt. Zum Abschluss des Gesprächs wird hier noch der Begriff „Kitsch“ von Benjamin Lebert selbst angesprochen.

In einem Interview mit Christine Eichel von der politischen Zeitschrift Cicero vom 25.04.07 spricht Lebert über seine Sicht auf die politischen und intellektuellen Themen der Zeit. Er beschreibt sich selbst als relativ altmodischen Menschen, was hier vor allem den Bereich der Medien betrifft. Er spricht davon, dass seiner Generation trotz des Zusammenrückens durch das Internet eine Leitfigur fehle, schließt jedoch aus, dass sich seine Generation noch solchen Leitfiguren unterordnen würde. Darüber hinaus geht er auch auf seine Tätigkeit als Autor in der MTV-Generation ein. Lebert zufolge versuchen sich die einzelnen mit ihren Bildern mehr und mehr an Glanz und Glimmer zu überbieten, während er sich mit seinen Werken auf die „schmerzhafte Suche nach Realität“ macht. In diesem Interview geht Lebert auch auf seine Platzierung in der von der Zeitschrift aufgesetzten Liste der 500 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen ein. Hier hat er als Neueinsteiger Platz 182 inne.

 

 

Auch der Roman Mitternachtsweg, der 2014 erscheint, wird von der Presse zahlreich besprochen. Die Rezensenten urteilen dabei überwiegend positiv über Leberts sechstes Werk. Liliane Jolitz lobt den „Schauerroman“ in den Lübecker Nachrichten (13.08.2014) als „kunstvoll und spannend“ erzählt. Die Redakteurin der Lübecker Nachrichten merkt vor allem positiv an, dass Lebert von Orten erzählt, „mit denen er zumindest teilweise vertraut ist“. So ist es für den Leser leicht, sich in der Geschichte „zu verlieren“. Sie findet allerdings, dass man sich als LeserIn auf die Geschichte, die sehr „verschachtelt erzählt“ ist und zwischen „Zeiten, Orten und Perspektiven“ wechselt, einlassen müsse. Dann erst könne man als LeserIn mit „detektivischen Ambitionen“ die vielen Fährten erkennen, die „zur Lösung der rätselhaften Geschichte führen“.

Der Kulturspiegel (25.08.2014) hingegen findet die „Orts- und Zeitsprünge zu wenig überraschend“, das Ende sei „zu forciert“. Obwohl Lebert eine „poetische“ Sprache zugeschrieben wird, könne er mit Mitternachtsweg nicht „in die Riege der ganz großen Romanschreiber“ aufsteigen. Sein sechstes Werk sei so lediglich „ein nettes Buch für einen Tag am Strand“.

Diese Meinung des Kulturspiegels findet sich in den darauffolgenden Kritiken jedoch nicht wieder. So bewertet der Hessische Rundfunk (04.09.2014) das Werk als „stockfinster, unheimlich [und] spannend“. Die Stärke des Buchs liege in der „Unsicherheit, was Wahrheit und was Legende ist“, die dadurch entsteht, dass der „Autor […] uns bei der Frage, was und wem wir hier glauben sollen, nicht bei der Hand“ nimmt. Leberts Sprache sei dabei „unprätentiös“, der Kulturspiegel nennt sie „schnörkellos“. Für Neues Deutschland (02.10.2014) schließt sich Irmtraud Gutschke an, indem sie Lebert bescheinigt, dass er „genau“ formuliert, jedoch „nie ausufernd“. Sein Roman sei „untergründig eine Feier von Sensibilität, aber an der Oberfläche gekonnt inszeniert“. Den eigentlichen Mitternachtsweg sieht sie als „Sinnbild für das Leben“, als einen Pfad, „auf dem wir uns ängstigen, auf dem wir bestehen oder versagen“. Bei der Lektüre würde man sich nicht wirklich gruseln, obwohl auch Gutschke den Roman als „Gespenstergeschichte“ bezeichnet. Dennoch sei die Geschichte „auf anziehende Weise verwirrend, auf altmodische Weise abgefahren“. So ist sich ein Großteil der Rezensenten einig, dass die Geschichte „spannend gebaut“ ist. Für die  Zeit (02.11.2014) schließt Ulrich Greiner seine Kritik mit dem Fazit, dass man sich als LeserIn in die Geschichte fallen lässt und schließlich „an einem Uferstück von Sylt wieder aus dem Wasser“ auftaucht. Damit fasst Greiner die Meinung der meisten Rezensenten, dass Lebert die Leser gekonnt in seine Geschichte zieht, bildlich treffend zusammen.

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