Pressespiegel

Vienna (2005)
Menasses erster Roman Vienna wird überwiegend positiv in der deutschsprachigen Presselandschaft aufgenommen und häufig als „ein herausragendes literarisches Debüt“ bezeichnet, so zum Beispiel Ulrich Steinmetzger (NRZ, 8.3.2005). Jedoch gibt es auch eine Reihe zu bemängelnder Aspekte, wie später zu sehen sein wird. Die thematische Wahl betreffend, finden es die meisten Rezensenten bemerkenswert, dass Eva Menasse es schafft, die gewaltigen Umbrüche des 20. Jahrhunderts anhand einer Familie unterschiedlichster Figuren darzustellen. Dabei wird insbesondere ihre Erzählweise hervorgehoben, die als „gewandt und mit schöner Leichtigkeit“, unter anderem von Wolfgang Paterno (Profil, 14.2.2005), beschrieben wird. In der Süddeutschen Zeitung lobt Kristina Maidt-Zinke ebenfalls „ihre solide, durch den gehobenen Journalismus geprägte Erzähltechnik“, mit der sie „sich von einem Großteil der weiblichen deutschsprachigen Gegenwartsliteratur wohltuend“ (2.3.2005) abhebt. Zur Besonderheit des Erzählens gehört, dass Vienna schier platze „vor Schmäh und Pointen, vor Jargons und Redensarten“ (März, Die Zeit, 3.3.2005) und es genau genommen aus nichts anderem bestehe als Anekdoten. Gerade deswegen hebe sich das Tragische besonders durch die Kürze seiner Darstellung ab, was auch Volker Weidermann in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung als eine herausragende Stärke des Romans beschreibt: „Das ist die Kunst der Erzählerin Eva Menasse. Das Schweigen im rechten Moment. Plötzlich ist eben einfach Schluß mit Anekdotenreigen“ (20.2.2005). Schlussendlich sieht er jedoch in der Aneinanderreihung der Anekdoten die Gefahr der Zusammenhangslosigkeit: „Sie wirft Anekdote an Anekdote in die Luft und läßt sie selig flattern. Das ist manchmal etwas zu viel. Und man fragt sich, was sie umkreisen, die Geschichten“, was auch einige andere Rezensenten bemängeln. Auch Wolfgang Paterno merkt im oben genannten Artikel im Profil an, dass die Ereignisse „sich nicht zum großen Ganzen“ (Profil, 14.2.2005) verdichten und kritisiert darüber hinaus das zu statische und gleichförmige Erzählen, denn die Erzählungen der Figuren folgen in immer wiederkehrender Reihenfolge. Wie auch die meisten anderen Rezensenten stellt Paterno ebenfalls die Frage nach den autobiografischen Zügen der Geschichte und beschreibt, ausgehend vom Entstehungsprozess, die Parallelen der Familie Menasse zu der des Romans.
Einen durchweg negativ kritisierenden Artikel verfasst Christoph Kletzer in Der Standard, in dem er ebenfalls die Zusammenhangslosigkeit des Geschehens anmerkt und die Figur des Bruder als „die einzige Figur, die wirklich am Leben zu sein scheint und nicht bloß hinerzählt“ (26.2.2005) beschreibt. Im Gegensatz zu den anderen Rezensenten empfindet er die Erzählposition als eine „[unaufmerksame] Übereiltheit“ und vermisst Menasses „kantigen, scharfsinnigen, bisweilen literarischen Stil“ ihres Feuilletons. Er schreibt dem Roman sogar sein großes Anliegen des Erinnerns durch Erzählen ab, wenn er sagt: „Es wird Vergangenes für Vergangene erzählt und über weite Strecken Erinnerung mit Sentimentalität verwechselt“.

Lässliche Todsünden (2009)
Die Pressestimmen zu Eva Menasses zweiter Veröffentlichung als Autorin sind durchweg einheitlich und kritiklos. Dabei äußern sich die Rezensenten weder übermäßig lobend noch abwertend gegenüber dem Erzählband und gehen in ihren Artikeln über eine Zusammenfassung der Kurzgeschichten kaum hinaus. Diese werden als „Momentaufnahmen“, die zu einem „Netz aus Querverbindungen“ (Delius, FAS, 16.8.2009) zusammengefügt sind, beschrieben, die vor allem für ihre „feine, scharfe, gefeilte“ Wortwahl gelobt werden. An andere Stelle hebt Martin Halter in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Menasses „unterkühlten, fast hochmütigen Ton“ (14.11.2009) und sarkastischen Erzählstil hervor. Zur Besonderheit gehören, so Jörg Plath, ihre harten Schnitte, Auslassungen und das Rätselhafte (vgl. Frankfurter Rundschau, 4.1.2010), was an anderer Stelle als ein Bruch der Erwartungshaltung beschrieben wird: „Dann aber, einen Moment und eine halbe Seite später, stolpert man über etwas, das alle Achjas in den Gedankengängen zurückschleudert […] ein Wort, wie eine Wurzel im Weg, zack, und alles ist anders“ (Delius, FAS, 16.8.2009). Auch Elmar Krekeler reiht sich mit seiner Beschreibung Menasses Geschichten seien konzentrierte „Charakter- und Fallstudien“ (Die Welt, 10.10.2009) in die Beschreibung der anderen Rezensionen ein und bleibt ebenfalls unspezifisch, wenn er ihren Stil umschreibt: „Es weht ein ausgesprochen feiner, angenehmer Hauch austriakische Nostalgie durch die Seiten. Es ist ein schöner Ton, man kann es fast nicht anders sagen“.

Quasikristalle (2013)
Für ihren zweiten Roman Quasikristalle, für den Eva Menasse drei Literaturpreise erhält, finden die RezensentInnen überwiegend positive Worte. Ausgehend von einer Erklärung und Deutung des Titels wird ihre außergewöhnliche vielperspektivische Erzähltechnik gelobt, deren Konsequenzen jedoch kontrovers betrachtet werden. Einerseits entwirft Eva Menasse dadurch „eine vielschichtige Heldin“, wie Claudia Voigt im Spiegel (8.4.2013) schreibt, die jedoch auch zum Ende „weiterhin ein Rätsel bleibt“ (Obermüller, Die Welt, 23.3.2013). Auch Elke Schröder meint, dass diese Herangehensweise den Roman teilweise überfrachte (Neue Osnabrücker Zeitung, 15.2.2013), wohingegen Sandra Kegel in ihrer Rezension in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung festhält, dass die unscharfen und teilweise sich widersprechenden Perspektiven gerade den Reiz des Romans ausmachen (9.2.2013). Auch sind die Aussagen hinsichtlich der Gestaltung der Nebenfiguren kontrovers, denn zum einen, so Karen Krüger, „treten die Konturen ihres Tun und Denkens dabei so scharf hervor, dass man versteht, warum jeder von ihnen etwas anderen in ihr zu erkennen glaubt“ (FAS, 10.2.2013), wohingegen andere Rezensenten anmerken, dass vieles im Dunkeln bleibe (Obermüller, Die Welt, 23.3.2013) und „eine Vielzahl von Schauplätzen und Nebenfiguren […] in dem Roman oft seltsam leblos“ (Voigt, Spiegel, 8.4.2013) erscheinen. Diese Kritik bildet jedoch in der Mehrzahl der durchweg positiven Artikel eine Ausnahme. Neben ihrer methodischen Entscheidung wird Eva Menasse gleichsam für ihren Stil und ihre Sprache gelobt, da sie „virtuos, unverbraucht und von zeitgemäßer Schönheit, heiter und ernst, introspektiv und losgehend, lapidar, bissig und von Bonmots durchzogen“ ist, schreibt Ulrich Steinmetzger in der Berliner Zeitung (28.2.2013). Zwei Rezensentinnen bezeichnen Menasses Werk als einen Frauenroman: „Was am Ende herauskommt, ist ein geschliffener Frauenroman“, so Catharina Koller (Literaturen, Frühjahr 2013), und: „Auf das größte Interesse dürfte dieser Roman bei Leserinnen treffen, die heute um die vierzig sind, denn er spiegelt die Themen ihres Lebens“ (Voigt, Spiegel, 8.4.2013). Dahingegen wird in den meisten Artikeln das Themenspektrum nicht geschlechterspezifisch eingeschränkt, denn „Eva Menasse stellt große Fragen in diesem Buch: Was bedeutet man anderen Menschen? […] Welche Begegnungen bleiben haften und verändern uns?“ (Krüger, FAS, 120.2.2013) oder: „Wer sind wir, und was macht unser Leben aus? Sind wir die, die wir zu behaupten sein?“ (Obermüller, Die Welt, 23.3.2013).

Lieber aufgeregt als abgeklärt (2015)
Zu ihrem 2015 erschienenen Essayband Lieber aufgeregt als abgeklärt gibt es bisher kaum Rezensionen, jedoch schon einige Radiointerviews, deren Verlinkungen unter diesem Abschnitt zu finden sind. Besonderes Interesse gilt ihren politischen Essays, die sich vor allem für einen politisch engagierten Schriftsteller und gegen eine politikverdrossene Haltung aussprechen. Im ORF Interview mit Peter Zimmermann (8.2.2015) hebt Eva Menasse die offeneren Haltung Österreichs hervor, da es dort viel selbstverständlicher sei, dass sich Schriftsteller ins tagespolitische Geschehen einmischen als in Deutschland, in dem es hinsichtlich der Schriftstellerei „ein komisches Elfenbeinturm-Getue“, so Menasse, gebe. Jedoch gehen die Interviews und die wenigen erschienenen online Rezensionen kaum über den Inhalt hinaus.  In einer Rezension des Radiosenders Deutschlandradio Kultur (12.2.2015) beginnt Helmut Böttinger damit, den Band in „die gute alte Gesellschaftskritik, wie wir sie von Heinrich Böll oder Grass aus den 60er, 70er Jahren“ her kennen, einzusortieren. Er geht über eine Wiedergabe des Inhaltes hinaus, wenn er in der gegensätzlichen Typisierung des Schriftstellers und Journalisten zu erkennen glaubt, dass Eva Menasse zu Pauschalisierungen neige. Ebenso in ihren oft amüsanten Gegenüberstellungen zwischen Österreichern und Deutschen beschreibt sie ein Bild, das eher dem „preußisch geprägten Norddeutschen und vor allem den Berlinern“ entspreche und lässt z. B. die Nähe der süddeutschen Mentalität zu Österreich außer Acht. Abschließend merkt er an, dass „wie immer […] auch einige Fragen offen“ bleiben, wie z. B. eine Untersuchung der möglichen Gründe des gegenwärtigen Verständnisses des Journalisten und des Schriftstellers. 

Rezension und Lesung bei BR Bayern 2.
Peter Zimmer Interview mit Eva Menasse (ORF am 8.2.2015).
Annet Mautner Interview mit Eva Menasse auf der Leipziger Buchmesse (mdr Figaro am 13.3.2015).
Helmut Böttiger Rezension (Deutschlandradio Kultur am 12.2.2015).

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