Qualifizierung für zuwanderndes medizinisches Personal und Multiplikatoren

Einleitung

Seit Januar 2015 ist die Fachsprachprüfung der Ärztekammern auf dem Niveau C1 Voraussetzung für die Approbation. Im klinischen Alltag stellen sprachliche Defizite und kulturelle Unterschiede oftmals große Herausforderungen an den Schnittstellen der Kommunikation zwischen Arzt und Patient, von Arzt zu Arzt und von Arzt zum Pflegeteam dar.

Ziele der Ausbildung durch die Abteilung EIMK sind die sichere verbale, nonverbale, schriftliche und fernmündliche Kommunikation im klinischen Alltag sowie ein erfolgreicher Nachweis des C1-Sprachniveaus.

Kommunikation im klinischen Alltag

NRW ist das Bundesland mit der höchsten Zuwanderungsrate – nicht nur in diesem Jahrhundert. Gerade in der medizinischen Versorgung der Wohnbevölkerung kommt dieser Aspekt auf vielfältige Art und Weise zum Tragen.

In 2019 sind rund 10.000 der nach Deutschland zugewanderten Ärztinnen und Ärzte in den verschiedenen Krankenhäusern und Kliniken in NRW tätig. Ihr Anteil liegt in einigen Krankenhäusern bei 10% und in anderen bei bis zu 90% des in der unmittelbaren Patientenversorgung tätigen ärztlichen Personals.

Zum Teil besteht individuell noch ein deutlicher Qualifizierungsbedarf in den Bereichen der Alltags- und Fachsprache Medizin.

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Im klinischen Alltag ist oftmals folgende Konstellation anzutreffen:
Der Arzt/die Ärztin stammt aus einem Land, der Gesundheitspfleger oder die Gesundheitspflegerin aus einem zweiten Land und der Patient oder die Patientin aus einem dritten Land. Bei dieser Begegnung treffen mitunter drei verschiedene Nationalitäten, drei verschiedene kulturelle und religiöse Prägungen sowie drei verschiedene Sprachen aufeinander. Selbst wenn alle drei Beteiligten über eine gemeinsame Basis mit Deutsch als Fremdsprache verfügen sind Missverständnisse häufig. Für deutsch muttersprachliche Patientinnen und Patienten stellt alleine schon eine ungewohnt klingende Intonation durch eine andere Betonung der Worte oftmals ein paraverbales Verständigungshindernis dar.

In der medizinischen Versorgung laufen 80% über Kommunikation. Von der Erstanamnese beim Aufnahmegespräch bis hin zur körperlichen Untersuchung findet die richtungsweisende Kommunikation statt. In zweiter Linie kommen die diagnostischen Methoden wie die Basisdiagnostik von Labor, EKG, Ultraschall und weitere Komponenten zum Einsatz, über welche informiert und aufgeklärt werden muss.

Jede direkte Kommunikation setzt sich aus verbalen, paraverbalen und nonverbalen Kommunikationsanteilen zusammen. Der größte Anteil des Informationsaustausches erfolgt nonverbal. Diese nonverbalen Komponenten wie Mimik, Körperhaltung und Ausstrahlung werden sofort, direkt und unbewusst mit dem eigenen immanenten Bezugsrahmen abgeglichen. Dabei wird stillschweigend angenommen, dass die verwendeten Zeichen der Mimik und der Gestik vom Gesprächspartner genauso verstanden werden, wie der Sprecher sie gemeint hat.

EntstehungEI-AP-K wird EIMK


Um die Verständigung zwischen Patientinnen/Patienten und Ärztinnen/Ärzten zu stärken, hat das Landesgesundheitsministerium

das Modellprojekt Empathische-Interkulturelle-Arzt-Patienten-Kommunikation (EI-AP-K) über fünf Jahre von 2015 bis 2019 gefördert.

Unmittelbar anschließend konnte eine Verstetigung und Überführung in die Abteilung EIMK (Empathische Interkulturelle Medizinische Kommunikation) an der Universitätsmedizin Essen erreicht werden.

„Essener Modell”Berufsbegleitende sprachliche Qualifizierung über 12 Monate von Ärztinnen und Ärzten mit Migrationsgeschichte

Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt in 2014 bilden die Grundlage für das EI-AP-K Konzept.

Das „Essener Modell” ist eine berufsbegleitende Qualifizierung im Bereich der Fach- und Alltagssprache Medizin.
Es ist auf eine Dauer von mindestens 12 Monaten angelegt.

„Essener Modell”

Das „Essener Modell” fußt auf drei stabilisierenden Säulen im Tandem-Teaching:

1. Wöchentliches Sprach- und Kommunikationstraining
2. Simulation von kliniknahen Szenarien mit Simulations-Patienten unter Supervision und Feedback
3. Persönliches Shadowing im klinischen Alltag

Tandem-Teaching

Die Besonderheit des Essener Modells liegt darin, dass in allen drei Säulen im Tandem unterrichtet wird.

Das Tandem besteht immer aus mindestens zwei Dozenten:

  • Eine/r Expertin/Experte für den Bereich der Sprachvermittlung
  • Eine/r Expertin/Experte für den fachsprachlichen Bereich

1. Sprach- und Kommunikationstraining

Das Sprach- und Kommunikationstraining umfasst wöchentlich 90 Minuten (2 Unterrichtseinheiten) in Kleingruppen mit didaktisch qualifizierten und versierten Sprachtrainern und Ärzten im Team.

2. Simulation mit Simulationspatienten / Simulationspersonen (SP)

Die klinisch-praktische Kommunikation wird unter realitätsnahen Bedingungen mit Unterstützung des Simulations-Patienten-Programms (SPP) ermöglicht. Bestandteile der simulierten alltagsnahen Szenarien mit Simulations-Patienten sind die fachliche Supervision, das konstruktive Feedback und ein gezieltes Debriefing.

In den Simulationen sind die wichtigsten alltagsnahen Szenarien von Erstaufnahme über die körperliche Untersuchung bis hin zur schriftlichen Dokumentation im Rahmen der Arztbriefschreibung und der fernmündlichen Kommunikation am Telefon oder per Telemedizin abgebildet. Diese Szenarien finden mit Simulationspatienten unter Supervision und direktem Feedback im geschützten Rahmen statt.

3. Shadowing im klinischen Alltag

Das persönliche Shadowing, die Beobachtung des klinischen Alltags im aktiven Berufsumfeld, rundet das Qualifizierungskonzept ab.

Ziele

Am Kursende wird das Erreichen des vorgeschriebenen C1-Sprachniveaus nach GER für die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte mit Migrationsgeschichte angestrebt.

Eine Ausnahme bilden die Fachbereiche Neurologie und Psychiatrie, dort ist zur sicheren Patientenversorgung Muttersprachlichkeit auf C2-Sprachniveau erforderlich.
Idealerweise legen die Teilnehmer am Ende eine externe C1-Sprachprüfung erfolgreich ab.

EIMK-PFLEGEBerufsbegleitende sprachliche Qualifizierung über 12 Monate von Pflegefachpersonen mit Migrationsgeschichte

Seit Januar 2021 werden zuwandernde Pflegefachpersonen berufsbegleitend qualifiziert.

Die Erkenntnisse aus dem "Essener Modell" bilden die Grundlage für das EIMK-PFLEGE Konzept.

EIMK-PFLEGE ist eine berufsbegleitende Qualifizierung im Bereich der Fach- und Alltagssprache Medizin.
Es ist auf eine Dauer von mindestens 12 Monaten angelegt.

EIMK-PFLEGE

EIMK-PFLEGE fußt auf drei stabilisierenden Säulen im Tandem-Teaching:

1. Wöchentliches Sprach- und Kommunikationstraining
2. Simulation von kliniknahen Szenarien mit Simulations-Patienten unter Supervision und Feedback
3. Persönliches Shadowing im klinischen Alltag

Tandem-Teaching

Die Besonderheit des ursprünglichen Essener Modells liegt darin, dass in allen drei Säulen im Tandem unterrichtet wird.

Das Tandem besteht immer aus mindestens zwei Dozenten:

  • Eine/r Expertin/Experte für den Bereich der Sprachvermittlung
  • Eine/r Expertin/Experte für den pflegefachlichen Bereich

1. Sprach- und Kommunikationstraining

Das Sprach- und Kommunikationstraining umfasst mindestens wöchentlich 90 Minuten (2 Unterrichtseinheiten) in Kleingruppen mit didaktisch qualifizierten und versierten Sprachtrainern und Pflegefachexperten im Team.

2. Simulation mit Simulationspatienten / Simulationspersonen (SP)

Die klinisch-praktische Kommunikation wird unter realitätsnahen Bedingungen mit Unterstützung des Simulations-Patienten-Programms (SPP) ermöglicht. Bestandteile der simulierten alltagsnahen Szenarien mit Simulations-Patienten sind die fachliche Supervision, das konstruktive Feedback und ein gezieltes Debriefing.

In den Simulationen sind die wichtigsten alltagsnahen Szenarien vom pflegerischen Aufnahmegespräch über die Grund- und Spezialpflege bis hin zur schriftlichen Dokumentation und der fernmündlichen Kommunikation am Telefon oder per Telemedizin abgebildet. Diese Szenarien finden mit Simulationspatienten unter Supervision und direktem Feedback im geschützten Rahmen statt.

3. Shadowing im klinischen Alltag

Das persönliche Shadowing, die Beobachtung des klinisch-pflegerischen Alltags im aktiven Berufsumfeld, rundet das Qualifizierungskonzept ab.

Ziele

Am Kursende wird das Sichern des vorgeschriebenen B2-Sprachniveaus nach GER für die teilnehmenden Pflegefachpersonen mit Migrationsgeschichte angestrebt.

Veröffentlichungen

Publikationen:

 
11.2020
Sind empathische Arzt-Patienten-Gespräche mittels Telemedizin möglich?
Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing
House; 2020. DocV-018    doi: 10.3205/20gma022
 
09.2018
Wie nachhaltig ist direktes Feedback in der OSCE-Prüfung?
GMA 2018, Wien
 
09.2018
Basistechniken der augenärztlichen Untersuchung strukturiert vermitteln und prüfen? 
GMA 2018, Wien
 
08.2018
Medical care of refugees - one-day vocational skill training for medical staff
Earli -  Migration, Social Transformation, and Education für Democratic Citizenship, INZentIm, Essen
 
08.2018
Model project empathic-intercultural physician-patient-communication
Earli - Migration, Social Transformation, and Education für Democratic Citizenship, InZentIm, Essen
 
09.2017
Evaluation eines Massenanfalls von Verletzten 
aus der Sicht von Simulations-Patienten (SP) 
mittels eines strukturierten Fragebogens am BER
GMA Jahrestagung, Münster
 
02.2017
Strukturierte exemplarische Entwicklung eines Implementierungsplans für medizinische Fakultäten mit Regelstudiengang im deutschsprachigen Raum
Carl Gustav Carus Universität, Heidelberg
 
02.2017
Ärztlicher Umgang mit häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch
Carl Gustav Carus Universität, Heidelberg
 
02.2017
Medicine
The Impact of Standardized Patients on the Training of Medical Students to manage Emergencies
 
11.2016
Medizinische Flüchtlingsversorgung. Praxisleitfaden.
iMANV - internistischer Massenanfall von Verletzten
Merse, Stefanie et al. (2016):: Lehmanns.
 

Bücher:

 
02.2020
Interkulturelle Kommunikation in der Medizin
Kapitel: Übersetzungsprozesse in der Arzt-Patienten-Kommunikation, Springer
 
11.2018
Praxisbuch Ärztliche Kommunikation Masterplan 2020
Kapitel: Kultursensible Kommunikation
Ärztliche Kommunikation mit nicht-professionellen und professionellen Dolmetscherinnen, Schattauer 
 
03.2018
Simulations-Patienten-Handbuch
Kapitel: Lehr-, Unterrichts- und Prüfungs-Szenarien mit Simulations-Patienten, Hogreve
 
04.2017
Praxisleitfaden Ärztlicher Bereitschaftsdienst 4. Aufl.
Kapitel: Gewalt, Sexueller Missbrauch, Elsevier
 
01.2017
Praxisleitfaden „Medizinische Flüchtlingsversorgung“
Lehmanns Media

Abteilungsleitung:

 

Dr. med. Stefanie Merse, MME

Fachärztin für Allgemeinmedizin und Homöopathie

Master of Medical Education

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In unserer Abteilung EIMK fließen meine Expertise als Medizindidaktin sowohl aus der praktischen Unterrichtserfahrung in verschiedenen Bildungsbereichen als auch aus der Curriculumsentwicklung ein.

Die Expertise aus dem Simulations-Patienten-Programm begünstigt die Entwicklung und Realisierung von realitätsnahen Simulationsszenarien.

Logo der Abteilung "Empathische Interkulturelle Medizinische Kommunikation"

Projektassistenz:

 

Diana Wieser, M.A.

Magister in Sozialpsychologie und Anglistik

Mehr

In unserer Abteilung EIMK fließt mein kulturwissenschaftliches Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge in den administrativen und koordinierenden Aufgabenbereich stetig ein.


Mit Freude am Umgang mit komplexen Zusammenhängen bringe ich mich aktiv in die Curriculumsentwicklung ein.

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Projektassistenz:

 

Marina Jabbarova, B.A., M.A.

Linguistik und Deutsch als Übersetzungsfach (B.A.)

Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (M.A.)

Mehr

In unserer Abteilung EIMK bin im sprachwissenschaftlichen Segment der Curriculumsentwicklung tätig. 

Mit meinen wissenschaftlichen Grundlagen und mit meiner praktischen Unterrichtserfahrung in BAMF-Integrationskursen bringe ich meine theoretischen und praktischen Erfahrungen in die Curriculumsentwicklung ein.

Logo der Abteilung "Empathische Interkulturelle Medizinische Kommunikation"

Projektassistenz:

 

Tanja Deilmann

Kauffrau für Büromanagement

Mehr

In unserer Abteilung EIMK bin ich im administrativ-koordinierenden Teil tätig.

Als Kauffrau für Büromanagement bringe ich zudem meine Vorerfahrungen als Bereichsleiterin für Einkauf- und Logistik aktiv in die Curriculumskoordination und die Kursplanung ein.

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Sekretariat:

 

Dipl.-Wirtsch.-Inf. Katrin Müller

Diplom-Wirtschaftsinformatikerin (FH)

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In unserer Abteilung EIMK bin ich Ihre erste Ansprechpartnerin.

Zudem bringe ich mich in der technischen Umsetzung von Lehrinhalten aktiv ein.

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Sprachtrainerin:

 

Dipl.-Päd. Jutta Meyer

Diplompädagogin

Mehr

In unserer Abteilung EIMK bin ich seit Januar 2021 als Sprachtrainerin im Tandemteaching und in der Curriculumsentwicklung tätig.

Als Sprachtrainerin bringe ich mehr als 10 Jahre praktische Unterrichtserfahrung „Deutsch als Fremdsprache" am Goethe Institut in Chicago (USA) aktiv ein. Zudem war ich als Prüfungsbeauftragte für die Sprachprüfungen zuständig.

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Pflegewissenschaftlerin der Stabsstelle EFP:

 

Johanna Schramm

Pflegewissenschaft (B.A.)

Mehr

In dem Projekt „EIMK-PFLEGE" bringe ich mich als Pflegewissenschaftlerin in der Curriculumsentwicklung ein.

Zudem bin ich im Rahmen des Tandem-Teachings als Dozentin tätig.